Gesellschaft0

Der große OL-JahresrückblickWas 2021 im Vogelsberg alles passiert ist

VOGELSBERG (akr/ls/jal). Wieder ist ein Jahr vergangen, wieder ein Jahr, das von der Corona-Pandemie bestimmt wurde. Doch es waren längst nicht nur Corona-Themen, die die Menschen im Vogelsbergkreis bewegten. Was 2021 so alles passiert ist? Die OL-Redaktion blickt zurück.

Januar

„Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus“ – dieses Kinderlied wurde im Januar, mitten im Lockdown, zur Realität, denn die Vogelsberger Wintergebiete, beispielsweise die Herchenhainer Höhe oder der Hoherodskopf, waren mehr als nur überfüllt, sodass die Zufahren sogar gesperrt werden mussten. „Das waren wahre Menschentrauben, die da liefen“, erzählte Jörg Mewes im Interview mit OL. Seit über 30 Jahren ist er als Förster für den Hoherodskopf zuständig. Einen solchen Ansturm wie im Lockdown habe er noch nie erlebt. „Bitte bleiben Sie zuhause“, appellierte sogar Grebenhains Bürgermeister Sebastian Stang.

Die Menschen kamen aber nicht nur aus dem Vogelsberg, sondern auch aus Gelnhausen, Frankfurt, Schlüchtern, Gießen oder Offenbach, um nur einige Beispiele zu nennen. Foto: privat

Viel Schnee, viele Menschen, wenig Abstand: Es waren genau diese Bilder von ziemlich gut besuchten Winterregionen in Deutschland, welche Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs dazu bewegten, eine Vorschrift im Kampf gegen das Virus zu erlassen: Die 15-Kilometer-Regel. In Gebieten mit einer Inzidenz über 200 sollten sich Menschen nur noch 15 Kilometer im Umkreis um die Grenzen ihrer Gemeinden bewegen können. Doch ausgerechnet für Wintersport und damit den Hoherodskopf galt die Regelung nicht. Diese Ausnahme für den Wintersport war absurd, kommentierte OL-Redakteurin Luisa Stock.

Im Juli 2020 wurde es bekannt: Die Frauenarztpraxis Vogel, Schindler und Winsel muss ihre Räumlichkeiten am Kreiskrankenhaus in Alsfeld räumen. Das Krankenhaus hatte nämlich „dringenden Eigenbedarf“ angemeldet. Ein halbes Jahr später berichtete OL wieder exklusiv, wo die Reise des Frauenarzt-Trios hingehen sollte: Die neue Heimat sollte im Drogerie-Müller-Gebäude entstehen, der Umzug erfolgte im März, sodass ab April die Praxis in der Schellengasse 41 eröffnet werden konnte.

Alsfelder Frauenarzttrio ab 1. April mit neuer Adresse

Mit einem exklusiven Bericht ging es im Januar dann auch zugleich weiter: Die Gebäude rund um die „Alte Molkerei“ in Alsfeld hatten neue Eigentümer. Der Alsfelder Architekt Lars Wilhelm hatte gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern das Areal der abgewickelten Neuen Arbeit gekauft. Im Gespräch mit Oberhessen-live berichteten die Eigentümer über ihre Pläne für die Zukunft.

Bereits im Dezember 2020 bekam der Vogelsbergkreis vom Land den Einsatzbefehl, ein Impfzentrum zu errichten. Sofort wurde diese Anweisung umgesetzt, sodass sich innerhalb weniger Tage die Hessenhalle in ein Impfzentrum verwandelte – und zwar mit allem drum und dran. Während das Impfzentrum mit seinem ganzen Team im Januar schon längst bereit war, wartete man allerdings noch immer auf den Einsatzbefehl des Landes.

Das Impfzentrum in Alsfeld ist bereit

Ende Januar ist die endgültige Entscheidung gefallen: Das Alsfelder Kreiskrankenhaus soll nicht grundlegend saniert, sondern neu gebaut werden. Mit 50 Ja-Stimmen und drei Nein-Stimmen wurde der Neubau im Kreistag mehrheitlich beschlossen, „ein historischer Tag, was die Gesundheitsversorgung im Vogelsberg angeht“, sagte Landrat Manfred Görig. Dass dem Neubau-Plan dann aber wenige Monate später ziemlich große Steine in den Weg gelegt würden, das ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand.

Ein weiteres Thema sorgte im Januar für viel Diskussionsbedarf. Nachdem in einer privaten Vogelhaltung in Freiensteinau 16 Pfauen an der Geflügelpest verendet waren, sollten die über 100 anderen Vögel – mit Ausnahme der Tauben – ebenfalls getötet werden, so jedenfalls wollte es die Geflügelpestverordnung. Gegen die Tötungsanordnung kämpfte die Familie vor dem Gießener Verwaltungsgericht und verlor. Auch eine Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof blieb erfolglos, sodass schließlich 126 Vögel – darunter unter anderem 18 Gänse,14 Hühner, drei Nandus und 42 Eulen – eingeschläfert wurden.

Februar

Diese Wettersituation im Februar wird man sicherlich noch lange in Erinnerung behalten: Auf den Straßen war es spiegelglatt, die Autos zentimeterdick in Eis gehüllt. In Schulen wurde der Präsenzunterricht ausgesetzt, auf dem Aldi-Parkplatz wurden die Kufen geschwungen und Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei hatten alle Hände voll zu tun. Alle wichtigen Infos zum Eis- und Kältechaos in der Region hatten wir im OL-Liveticker parat.

Eine dicke Eisschicht überzog die Autos. Foto: sd

Die Corona-Pandemie hatte Deutschland voll im Griff, gerade in den Alten- und Pflegeheimen stieß das Personal an seine Grenzen. Unterstützung musste her – und die gab es von Bundeswehrsoldaten, genauer gesagt vom Jägerbataillon 1, das in der Knüllkaserne in Schwarzenborn stationiert ist. Wie eine Corona-Amtshilfe genau aussieht, dass schaute sich OL-Redakteurin Luisa Stock im Seniorenzentrum Schlitzerland an. Die ausführliche und lebendige Reportage gibt es hier zu lesen.

Täglich testeten auch die Bundeswehrsoldaten sich selbst.

Diese Nachricht schlug hohe Wellen: Ein Mitarbeiter der Vogelsberger Kreisverwaltung und dessen Ehefrau wurden sehr früh gegen Corona geimpft, obwohl sie noch nicht an der Reihe gewesen wären. Das Landratsamt bestätigte entsprechende Recherchen von Oberhessen-live und verwies auf den Impfstoff, der zu verfallen drohte und daher schnell habe verimpft werden müssen. Der Kreis versprach zunächst „öffentliche“ Aufklärung, bezog sich dann aber auf den Datenschutz, die Aufklärung fiel daher mager aus. Im Interview mit Landrat Manfred Görig, Erstem Kreisbeigeordneten Dr. Jens Mischak und dem Leiter des Impfzentrums Dr. Erich Wranze-Bielefeld erklärte die Kreisspitze, was aus ihrer Sicht passiert ist.

Impffall-Aufklärung: „Aus diesem Grund haben wir dann eine Vollbremsung eingelegt“

Kurz vor Weihnachten ging Deutschland in einen zweiten, harten Lockdown. Restaurants, Dienstleister, Einzelhandel und viele weiter Geschäfte mussten schließen. Zunächst war dieser Lockdown bis Ende Januar befristet, wurde aber dann schon früher bis Mitte Februar verlängert. Die Alsfelder Unternehmer Julia Jungk, Peter Kellendonk, Jörg Hofmann und Daniel Vitt sprachen mit OL über die finanziellen Auswirkungen.

Am 9. Februar war es endlich so weit: Die Türen des Vogelsberger Impfzentrums in der Alsfelder Hessenhalle wurden geöffnet und die Impfungen gegen das Coronavirus konnten starten. Den ersten Piks an diesem Tag sicherte sich dabei die 91-Jährige Katharina Schneider aus Ohmes. Ihr folgten am Vormittag noch 23 weitere ü80-Senioren, die einen Termin ergattern konnten. 

Die 91-jährige Katharina Schneider aus Ohmes bekam den ersten Piks. Foto: Christian Lips/Vogelsbergkreis

Der Netzanbieter TNG baut in Grebenau und anderen Kommunen im Vogelsberg das Glasfasernetz aus. Für die Kunden der ersten Stunde sollte die Leitung bis ins Haus kostenlos sein. Aber im Gründchen gab es mehrere Fälle, in denen die Anschlüsse dann zunächst doch kosten sollten – weil sie sonst für das Unternehmen unwirtschaftlich seien. So zum Beispiel im Fall von Dieter Renger.

Auch wenn die großflächigen Fällungen für den Bau der A49 abgeschlossen waren, war für die Homberger das Thema A49 noch lange nicht gegessen, denn die weiteren Baumaßnahmen für die Autobahn sollten schon bald starten. Um die Folgen des Autobahnausbaus für die Bürger und die Stadt Homberg Ohm möglichst gering zu halten, hat die Stadtverordnetenversammlung entschieden, einen Anwalt einzuschalten – und zwar den Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Matthias Möller-Meinecke.

Wie Homberg Ohm die Folgen des A49-Baus möglichst gering halten will

März

Ein großes Thema im März war die Kommunalwahl. Hier durfte natürlich auch wieder ein Live-Ticker nicht fehlen, in dem die Leserinnen und Leser alle Infos im Überblick hatten, wer in welcher Gemeinde vorne liegt und wann welche Ergebnisse feststanden. Doch bis die endgültigen Ergebnisse vorlagen, dauerte es etwas. Mit 33,29 Prozent waren die Christdemokraten kreisweit weiterhin die stärkste Kraft, wenn sie auch im Vergleich zu 2016 etwa 2,29 Prozent verloren haben. Alle Artikel zur diesjährigen Kommunalwahl gibt es noch immer hier auf unserer Sonderseite. Man kann natürlich auch noch alle Live-Sendungen zur Kommunalwahl anschauen.

Viel diskutiert wurde im März auch über den Impfstoff von AstraZeneca, denn nach der Impfung mit AstraZeneca waren in einigen Fällen in Deutschland und anderen EU-Ländern seltene Hirnvenenthrombosen oder aber Lungenembolien in Folge einer Thrombose aufgetreten, bei denen ein Zusammenhang zur Impfung vermutet wurde. Die Impfung wurde zwischenzeitlich sogar ausgesetzt. Auch im Vogelsberg wurde ein Fall bekannt, wo in Folge der Impfung eine Lungenembolie entstanden ist.

Lungenembolie in Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfung im Vogelsberg

Während die Politik die Notbremse gezogen hatte, um die steigenden Corona-Infektionen zu durchbrechen, war die dritte Welle auch im Vogelsberg zur Realität geworden. Nachdem sich die Zahlen konstant hielten, stiegen sie seit Mitte März immer weiter an. Das lag vor allem an privaten, familiären Treffen. Die Lage im Eichhof Krankenhaus in Lauterbach war derweil aber noch entspannt, also im Vergleich zur angespannten Lage um den Jahreswechsel.

Chronologie: Wie sich die Corona-Pandemie im Vogelsberg entwickelt hat

Auch im März war das Alsfelder Krankenhaus wieder ein Thema, wenn auch nur indirekt. Nicht aber wegen des geplanten Neubaus. Nach einem „Vorfall“ auf dem Parkplatz des Medizinischen Versorgungszentrum am Kreiskrankenhaus, bei dem ein Mann seine Frau mit seinem Auto anfuhr und verletzte, wurde nämlich der Geschäftsführer Ingo Breitmeier mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden und freigestellt. Etwa vier Monate später gab der Kreis schließlich bekannt, dass Volker Röhrig der Nachfolger von Breitmeier ist.

Es war übrigens auch im März, als in Alsfeld das erste Corona-Schnelltestzentrum errichtet wurde – und zwar bei der Alsfelder Stadthalle. Mit einem Drive-In-Konzept konnten sich hier die Bürger ganz einfach, schnell und unkompliziert auf das Coronavirus testen lassen. Wie das genau funktioniert hat, das hat sich OL-Redakteurin Alina Roth bei einem Besuch im Schnelltestzentrum des DRK Kreisverbands Alsfeld genauer angeschaut.

Und da war der erste Test auch schon ganz schnell vorbei.

April

Für die Stadt Alsfeld war es ein ganz besonderer Moment, als sie von der hessischen Landesregierung als eine der drei Corona-Modellkommunen ausgewählt wurde. Raus aus dem Lockdown und hin zu ein bisschen Normalität – das erhofften sich die Gemeinden, Städte oder aber Landkreise, die sich als Modellkommunen in der Corona-Pandemie beworben hatten. Mit einer Teststrategie, einem zusätzlichen Testcenter in der Innenstadt, allen bekannten Corona-Beschränkungen und Hygieneauflagen hatten fast 30 Einzelhändler in der Stadt Anfang April wieder geöffnet. Da die Inzidenz an drei Tagen in Folge aber bei über 200 lag, musste das Projekt nur eine Woche nach Start wieder frühzeitig abgebrochen werden.

Alsfelder Corona-Modellprojekt wird frühzeitig abgebrochen

Mittlerweile gibt es sie nicht mehr, die Impfpriorisierung. Im April diesen Jahres war das aber noch der Fall. Während die über 80-Jährigen oder auch Pflegekräfte die ersten Impfungen bereits erhielten, war bei Hessens Feuerwehren Warten angesagt – und das sorgte für Enttäuschung. In einem Kommentar machte dann auch Alsfelds Wehrführer Carsten Schmidt auf den mangelnden Impfschutz der Vogelsberger Feuerwehren aufmerksam. „Die Feuerwehren warten. Immer noch“, kommentierte er kritisch – in anderen Landkreisen sei das anders gewesen. Anfang Mai war es dann aber endlich so weit: Rund 500 Feuerwehrleute aus dem gesamten Vogelsberg bekamen endlich den lang ersehnten Piks gegen das Coronavirus.

„Geschafft“, lachte der Alsfelder Martin Zulauf, der als erster Feuerwehrmann im Rahmen einer Gruppenimpfung im Impfzentrum seine Corona-Schutzimpfung bekam.

Neben den bundesweit insgesamt 430 Impfzentren durften nach den Osterferien auch die Hausärzte gegen das Coronavirus impfen, damit die Impfkampagne schneller voranschreitet. Zuvor hatten Hausärzte immer wieder gebeten, sie doch endlich bei den Impfungen einzubeziehen. Im Gespräch mit Oberhessen-live erzählten die Vogelsberger Ärzte Bianka Ehrhardt-Gerst, Susanne Sommer und Michael Buff wie der Impfstart in ihren Praxen verlief, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen hatten und welche Rolle dabei der Impfstoff von AstraZeneca spielte.

„Jede Impfung zählt, egal mit welchem Impfstoff“

Im April hatte die hessische Landesregierung beschlossen, dass es an den Schulen eine Testpflicht geben wird. Um am Präsenzunterricht teilnehmen zu dürfen, mussten die Schüler einen negativen Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden sein durfte. Noch bevor die Vogelsberger Schulen durch eine hohe Inzidenz im Kreis geschlossen wurden, hatte OL mit einigen Schulleitern gesprochen: Was halten sie von der Einführung der Testpflicht, wie stehen sie zu der ganzen Kritik und wie soll das an den Schulen umgesetzt werden?

Mai

Ein Thema sorgte gleich zum Start des Wonnemonats für Aufsehen in Alsfeld: der Radverkehr. Die Alsfelderin Anne Schweisgut wandte sich dabei in einem offenen Brief an die Fraktionen des Stadtparlaments und hatte zwei konkrete Wünsche: Tempo 30 auf der Schellengasse, Grünberger Straße und Alice Straße und die Aufwertung der Jahnstraße zur Fahrradstraße. Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Bevölkerung sorgte das für Diskussionen. OL-Redakteurin Luisa Stock suchte kurz darauf das Gespräch und schaute sich den Zustand der Radwege durch die Stadt genauer an. Aber immerhin: Bei der Verkehrsschau im Oktober wurde der Wunsch genauer geprüft, die Ergebnisse stehen allerdings noch immer aus.

Die wohl größte Nachricht des Monats folgte nur vier Tage später. Das Unternehmen Nordwest Handel gab bekannt, dass es ein neues Zentrallager plant – uns zwar im geplanten Industriegebiet „Am weißen Weg“ am Alsfelder Homberg. In einer Anfangszeit soll dort eine etwa 50.000 Quadratmeter große Halle gebaut werden, die das Aushängeschild des Großhandelverbands werden soll und bereits 2024 fertig sein soll. Später im Jahr stimmten die Stadtverordneten den Plänen zu und Nordwest wurde das erste Unternehmen im neuen Industriegebiet.

Nordwest Handel plant neues Zentrallager im Industriegebiet „Weißer Weg“

Ganz ohne Corona ging es aber auch in diesem Monat nicht: Nachdem das Impfzentrum Anfang des Jahres seine Arbeit aufgenommen hat, eröffneten in den Städten und Gemeinden des Vogelsbergs immer mehr Testzentren. Währenddessen waren es vor allem Gastronomie und Einzelhandel, die unter dem Lockdown litten. Ein Besuch bei Izmet Kelmendi, dem neuen Betreiber des Kartoffelsacks in Alsfeld machte das deutlich: Im November 2020 pachtete er das Restaurant hinter dem Rathaus, plante im Dezember die Eröffnung, doch bis Mai 2021 wartete Kelmendi noch immer sehnsüchtig darauf, endlich zu öffnen. Je näher der Sommer dann aber rückte, umso lockerer wurden die Regeln und so durften die Gastronomen schon Ende Mai wieder öffnen, die Reaktionen darauf blieben allerdings verhalten.

Gastronomie: Die einen öffnen, die anderen nicht

Verhalten zeigten sich auch Freizeiteinrichtungen wie Kinos und Schwimmbäder über die Nachricht, dass man wieder öffnen könne und blieben erst einmal weiter geschlossen. Aber der Einzelhandel hatte zu diesem Zeitpunkt mit den Folgen des Lockdowns zu kämpfen. Das zeigte sich vor allem im Gespräch mit dem damaligen Kanzleramtsminister Helge Braun, der zu digitalen Treffen eingeladen hatte. Über fünf Monate war der Einzelhandel durch den Lockdown im Kampf gegen die Corona-Pandemie geschlossen, die Folgen: „eklatant und existenzbedrohend“. So jedenfalls beschrieben es die Einzelhändler.

Auch ein Wiedersehen mit zwei altbekannten Themen gab es: Während zum zweiten Mal in Folge ein digitaler Pfingstmarkt mit Fassbieranstich und Musik direkt vom Marktplatz stattfand, gab es Neuigkeiten rund um den Dannenröder Wald, den Aktivisten im Jahr zuvor besetzt hatten. Der Wald musste durch die Polizei geräumt werden. Dass der Einsatz kostspielig sein wird, das stand von Beginn an fest. Ende Mai gab es aber erstmals greifbare Zahlen, auch wenn es nur Schätzungen waren: Insgesamt knapp 31 Millionen Euro soll der Einsatz kosten – jedenfalls mit Blick auf die Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern und deren Unterbringung und Verpflegung.

Wieder einmal online: Statt einem Volksfest gab es auch in diesem Jahr einen Online-Pfingstmarkt – jedenfalls den Fassbieranstich und Musik.

Außerdem startete der Prozess gegen eine A49-Aktivisten – ihre Identität ist noch immer unbekannt, sie selbst nannte sich vor Gericht „Ella“ – vor dem Alsfelder Amtsgericht, der seinen Höhepunkt im Juni finden sollte.

Juni

Nachdem der Prozess im Monat zuvor startete, standen im Juni die Zeugenaussagen auf dem Programm wobei die beiden Polizeibeamten, die durch die Tritte der Angeklagten in rund 15 Metern Höhe verletzt wurden, ihre Sicht auf die Vorkommnisse bei der Räumung erzählten. Am Ende wurde die unbekannte Aktivistin „Ella“ zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt – die knapp sieben Monate, die sie zu diesem Zeitpunkt schon in U-Haft saß, wurden auf die Freiheitsstrafe angerechnet. Im Gerichtssaal sorgte das Urteil für so große Empörung, dass die Urteilsverkündung wegen der Unruhe unterbrochen werden musste.

Zwei Jahre und drei Monate Haft für A49-Aktivistin

Der einzige Prozess war das aber nicht, denn auch ein ehemaliger Kirtorfer Polizist musste sich wegen mutmaßlicher Volksverhetzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole sowie Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor dem Amtsgericht im Juni verantworten. Vor dem Schöffengericht wurde er zu einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt, in fast allen Anklagepunkten wurde er freigesprochen. Später im Jahr stand noch ein weiterer ehemaliger Polizist vor Gericht, der zwar ebenfalls verurteilt wurde, bei dem das Gericht im Prozess aber unterstrich, dass er so wie der andere Polizist mit den „NSU 2.0“-Drohschreiben an Prominente nichts zu tun habe.

Und apropos Polizei: Im gleichen Monat wurde auch bekannt, dass die Alsfelder Polizei wohl doch keine neue Wache bekommen wird, stattdessen soll die alte Polizeiwache modernisiert werden. Das ging auf einen Artikel von OL aus dem Oktober 2019 zurück. Damals lagen Informationen vor, wonach sich Vertreter der Polizei das Bücking-Gelände angeschaut und als einen möglichen Kandidaten für den neuen Standort ins Auge gefasst hatten. Dort soll nun allerdings die neue Lehrkräfteakademie entstehen – mehr dazu aber später.

Das brachliegende Gelände. Foto: ls

Nichtsdestotrotz dürfte der Juni im Zeichen des Gerichts gestanden sein, denn auch der Bundesgerichtshof sorgte mit einem Urteil für einen der am meisten gelesenen Texte auf OL: Der Bundesgerichtshof hatte entschieden, dass es nicht rechtens ist, wenn Banken Gebühren erhöhen, ohne die ausdrückliche Zustimmung ihrer Kunden. Das gilt auch für die heimischen Kreditinstitute im Vogelsberg. Was die VR Bank Hessenland dazu sagt, fasste Redakteurin Alina Roth zusammen – und erklärte, wie man Geld zurückfordern kann.

In Sachen Corona entspannte sich im Juni die Lage, sogar so weit, dass der Vogelsbergkreis am 24. Juni endlich wieder „coronafrei“ war. Kein Wunder, dass die Landesregierung im gleichen Monat angekündigte, dass die Impfzentren in Hessen im September wieder abgebaut werden sollten – um später durch steigende Infektionszahlen wieder neu zu öffnen, doch das lesen Sie im weiteren Verlauf. Mit dem Start der sonnigen Monate sorgte in Alsfeld das neue Wasserspiel auf dem Marktplatz für Erfrischung und auf den Feldern waren die Kitzretter wieder unterwegs. OL-Redakteurin Alina Roth begleitete die Drohnenpiloten Thorsten Kurz und Lukas Michelis auf ihrer Rettungsmission in den frühen Morgenstunden.

Juli

Gleich zwei Meldungen sorgten Anfang Juli für Diskussionen in vielerlei Hinsicht: Ein Schnelltestzentrum in Alsfeld, was wegen Mängel durch das Gesundheitsamt geschlossen wurde und eine Wolfssichtung direkt vor den Toren von Alsfeld – oder genauer: Zwischen Alsfeld und Leusel. Es war nicht die erste Meldung über einen Wolf, der im Vogelsberg unterwegs ist – entsprechend könnte das Tier, das einige Autofahrer gesehen haben, durchaus ein Wolf gewesen sein. Eine offizielle Bestätigung blieb aber aus.

Das alles dominierende Thema in diesem Monat dürfte aber ein anderes gewesen sein: Das neue Alsfelder Industriegebiet und zwei Interessenten – DHL Express und Amazon. Mit den beiden weltweit agierende Unternehmen interessierten sich nämlich zwei Logistiker für einen neuen Standort in Alsfeld – die Stadtpolitik, die das allerdings zu entscheiden hatte, interessierte sich lediglich für einen von beiden: DHL. Das zeigte sich nicht nur im OL-Talk zum Thema, sondern auch schon kurz nach der ersten Vorstellung. Achtung Spoiler: Im Oktober hat sich die Stadt endgültig für einen Verkauf an DHL entschieden.

Auch die Bürger sprachen sich eher für DHL aus, wie eine nicht repräsentative Umfrage von OL zeigte, die Chefredakteur Juri Auel in einen Kommentar eingebaut hatte. Dort forderte er die Stadt auf, den Wunsch der Bürger zu berücksichtigen. Ein Interview mit Vertretern von Verdi zeigte, dass auch die Gewerkschaft eher zu DHL tendierte.

Im Juli stand aber auch eine Premiere auf dem Programm: Der Auftakt zum neuen Feierabendmarkt in Alsfeld, der streng genommen eigentlich gar nicht so neu war und trotzdem zum ersten Mal auf dem neuen Marktplatz stattfand, wo er sich großer Resonanz erfreute. Und wo man schon beim Marktplatz ist, der BUND entflammte in diesem Zusammenhang eine alte Diskussion, die eigentlich schon abgeschlossen war – die über einen autofreien Marktplatz. Einen Monat später sollte sich Alsfeld dann endlich über die erste Begrünung freuen.

Auch auf dem ersten Feierabendmarkt dürfte das neue Wasserspiel das Highlight gewesen sein, jedenfalls bei den kleinen Besuchern.

In Heidelbach und Münch-Leusel war es ein altbekanntes Thema, was zu neuen Handlungen veranlasste: Seit über zehn Jahren sorgt der Schwerlastverkehr in den beiden Orten nicht nur für Unmut, sondern bereitet den Bürgern große Sorgen. Dagegen muss etwas unternommen werden, fanden die Anwohner und starteten eine Unterschriften-Aktion.

Ein Dorf, zahlreiche Straßenschäden und gefährliche Situationen

Im gleichen Zeitraum ging es für den Vogelsberger Notfallseelsorger Hasso Hofmann ins Ahrtal, wo die Flut für viel Zerstörung gesorgt hatte. Er war einer der Vogelsberger Hilfskräfte, die im Überschwemmungsgebiet im Einsatz waren. Im Gespräch mit Jens Mischak und Sven Holland schildern DRK und Notfallseelsorger ihre Erlebnisse.

Zum Abschluss des Monats gab es dann noch einen größeren Feuerwehreinsatz im Alsfeld Erlenbad: Im Freibad sollte Chlorgas ausgetreten sein, das bestätigte sich am Ende allerdings glücklicherweise nicht. Das Schwimmbad wurde dennoch evakuiert, der Bereich weiträumig abgesperrt – und zu allem Überfluss kam dann auch noch ein Wasserrohrbruch hinzu. Im gleichen Monat wurde übrigens bekannt, dass in der Lauterbacher Jugendherberge geflüchtete Familien und alleinreisende Frauen untergebracht werden sollen. Kurzfristig und überraschend kam die Nachricht für Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, der davon erst wenige Tage zuvor erfahren hatte.

Weitreichend war das Gelände vor dem Alsfelder Erlenbad abgesperrt.

August

Auch der August startete mit einer Unterschriftenaktion – dieses Mal allerdings gegen eine Photovoltaikanlage im Wochenendgebiet in Hainbach. Und auch in Homberg gab es Unmut, jedenfalls von Seiten des Demokratischen Bürgerforums und den Grünen. Die nämlich waren irritiert: Die Verhandlungen in Sachen Sicht- und Lärmschutz durch die A49 waren noch im vollem Gange, und dennoch sollen Ergebnisse für den Ortsteil Appenrod bereits veröffentlicht sein.

Kritik hagelte es auch wieder in Alsfeld – von der ALA und mit Blick auf das geplante Industriegebiet am Hausberg. Bürgermeister Stephan Paule reagierte darauf in einem Sommerinterview mit OL und betonte, dass sich die Stadt nicht drängen lasse – egal ob es um die Entscheidung für DHL oder Amazon gehe, um die damit einhergehende Sorge vor dem Verkehr, die Marktplatzsanierung oder aber um das Radfahren in Alsfeld.

„Wir lassen uns da nicht drängen“

Unterdessen wurde außerdem bekannt, dass der Roller-Markt in der Stadt verkauft wurde. Die einzige Meldung aus der Stadt war das allerdings nicht, denn auch der Ärztliche Bereitschaftsdienst im Kreiskrankenhaus meldete eine Neuigkeit: Bis spätestens Ende des Jahres sollte der Bereitschaftsdienst die Räumlichkeiten verlassen, der Kooperationsvertrag wurde zum 31. Dezember gekündigt.

In Kirtorf gab hingegen ziemlich gute Nachrichten: Der Bau der neuen Stadtmitte hat endlich begonnen. Gemeint sind die Kirtorfer Höfe. Genau dieses Projekt konnte im August einen weiteren Meilenstein feiern – den Spatenstich, bei dem unter anderem Kanzleramtschef Dr. Helge Braun und Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, zum Spaten griffen.

In einer anderen Vogelsberger Kleinstadt sorgte eine andere Nachricht für Aufsehen: In Romrod kündigte sich ein Wechsel im Bürgermeisteramt an, als die amtierende Bürgermeisterin Birgit Richtberg überraschend bekannt gab, nicht erneut für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Dabei verwies sie auf ihre Gesundheit – und betonte, Romrod weiter verbunden zu bleiben. Ein möglicher Nachfolger trat mit Hauke Schmehl schnell in Erscheinung.

Der Tod des Queengemahls Prinz Philip rührte die Alsfelderin Viktoria Wahl so sehr, dass sie der britischen Königin ihr Beileid ausdrückte. Im August berichtete OL schließlich über den Dankesbrief, der samt Poststempel des Buckingham Palace in Alsfeld eintraf.

Es war auch der August, als die Taliban in rasender Geschwindigkeit die Macht in Afghanistan übernommen haben. Baris Attiqi aus Alsfeld kann kaum noch richtig schlafen. Er hat Albträume, denn seine Tante und Cousinen sind noch in der Hauptstadt Kabul und haben keine Möglichkeit, das Land zu verlassen. Mit seinen Ängsten ist er in Alsfeld nicht allein. Das erzählte er gemeinsam mit zwei weiteren afghanischen Mitbürgern in einem beeindruckenden Interview von OL-Redakteurin Alina Roth.

„Mein Kopf und mein Herz sind bei meiner Familie in Kabul“

September

Ein neues Pflaster, ein Wasserspiel als Highlight, spannende historische Funde und viel moderne Technik, versteckt in historischem Ambiente: Der Alsfelder Marktplatz war lange Zeit eine Baustelle. Doch das Warten und Werkeln hat sich gelohnt: In einem Videorundgang im September erklärte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, was alles neu ist, am Herzen der Stadt.

Aber was ist schon ein neuer Marktplatz mit Wasserspiel und schickem Pflaster, wenn er nicht mit Leben gefüllt wird? Kurz vor der Bundestagswahl kam dieses Leben definitiv auf den Marktplatz. Etwa 200 Menschen demonstrierten gemeinsam für den Klimaschutz.

Apropos Bundestagswahl: Während sich die SPD über einen Zuwachs von 4,39 Prozent freuen darf, muss die CDU 7,48 Prozent einbüßen. Die AfD verlor den ersten Zahlen nach 1,47 Prozent, die Linke 3,03, die FDP legte 1,57 Prozent zu, die Grünen 2,50. Alle Ergebnisse können Sie hier nochmal nachlesen. In Gemünden wählte man an diesem Tag auch einen neuen Bürgermeister. Daniel Müller setzte sich mit 75,79 Prozent gegen seine Konkurrenten Gerhard Kaminski und Olaf Pior durch.

Der Wahlrückblick wäre aus VB-Sicht nicht vollständig ohne einen Abstecher nach Mecklenburg-Vorpommern: Denn dort holte sich die ehemalige Alsfelderin Anna Kassautzki als 27-jährige SPD-Kandidatin den angestammten Wahlkreis von Kanzlerin Merkel, die bei dieser Wahl nicht mehr antrat.

Im September warf OL außerdem noch einen Blick in die Zukunft. Ein Hauptstreitpunkt, wenn es um das Alsfelder Industriegebiet am Weißen Weg geht, ist der Verkehr. Wir haben mit den Verantwortlichen gesprochen und „den Wunsch nach einem Kreisel auf der B62“ beschrieben, der am so vermutlich nicht erfüllt werden wird. In Homberg (Ohm) gab Bürgermeisterin Claudia Blum zudem bekannt, dass sie keine weitere Amtszeit anstrebt – auch wegen der zerklüfteten politischen Landschaft in ihrer Stadt.

Eine gute Nachricht im September gab es schließlich noch in der Notfallversorgung. OL stellte einen Überblick zusammen, wonach in In Freiensteinau, Schotten und Grebenau neue Rettungswachen entstehen sollen.

Oktober

Im Oktober drehte sich vieles um Bauvorhaben. Zum einen entschieden sich die Alsfelder Stadtverordneten für DHL als Käufer eines Teil-Areals im neuen Industriegebiet und damit gegen den Versand-Riesen Amazon, zum anderen wurde kurz darauf der Spatenstich für ein kleines Projekt in Alsfeld gesetzt, den Skatepark in den Erlen.

DHL Express kommt nach Alsfeld

Die einzigen Bauprojekte waren das aber nicht, denn nach eineinhalb Jahren Bauzeit wurde im Oktober endlich Alsfelds Hauptverkehrsader wieder frei – die Schellengasse wurde fertiggestellt und ist seither wieder befahrbar. Mit der Sanierung wurde ein neuartiger Belag aufgebracht, der hohe Stickoxidwerte, damit hatte die Stadt zuletzt zu kämpfen, reduzieren soll. Mit freudigen Nachrichten ging es dann im gleichen Monat weiter – und wieder hatten die etwas mit einem Bauprojekt zu tun. Fast zwei Jahre nachdem das Postverteilzentrum in Flammen stand, eröffnete der neue Zustellstützpunkt.

Bei der Eröffnung es neuen Post-Zustellzentrums im Oktober. Foto: archiv/akr

Und dann gab es da ja auch noch die alte Feuerwache, für die die Stadt Alsfeld fast schon konkrete Pläne vorzuweisen hat. Während Hallen, Gebäude und Schlauchturm abgerissen wurden, ist der ehemalige Werkstattbereich und ein weiteres Gebäude stehengeblieben, darin befindet sich zu diesem Zeitpunkt das DRK-Schnelltestzentrum. Für das Gebäude wurden im Oktober Pläne bekannt: Sie könnten von der Stadtverwaltung genutzt werden, vorher müssten sie allerdings vollständig saniert werden – für schätzungsweise zwei Millionen Euro.

Apropos Feuerwache: Im gleichen Monat gab es feuerwehrtechnisch für die beiden Stadtteilwehren aus Elbenrod und Hattendorf gute Nachrichten. Nachdem sich die beiden Wehren zusammengetan hatten und nun eine gemeinsame Einsatzabteilung stellen, hatte nun mit der Grundsteinlegung der Bau des neuen Feuerwehrhauses begonnen. Ein wegweisendes Projekt, nicht nur für die ehrenamtlichen Feuerwehren, auch für die Stadtteile und die Zukunft der Stadt.

Der Grundstein für eine zukunftsfähige Feuerwehr

Auch das Kreiskrankenhaus ist ein wegweisendes Projekt – und eines, was scheinbar deutlich teurer werden wird, als zunächst geplant. Mehr als 30 Millionen Euro mehr als einkalkuliert soll der Bau kosten. Das kann der Vogelsbergkreis finanziell nicht stemmen, weshalb er das Gespräch mit dem Land suchte. Die Kreistags-Fraktionen reagierten unterdessen mit unterschiedlichen Meinungen: Während sich die FDP in ihrem Anfangsverdacht einer schlechten Planung bestätigt sah, wünschten sich CDU und SPD eine andere Finanzierung vom Land und die AfD sprach von einem „politischen Offenbarungseid“.

Als besonderen Monats-Tipp aus der Redaktion gibt es im Oktober ein Interview von OL-Chef Juri Auel. Der nämlich sprach mit dem Alsfelder Dr. David Bender, der direkt nach dem Abitur der Bundeswehr beigetreten ist und sich zu diesem Zeitpunkt in Pakistan befand. Im Interview mit OL erzählte er, was er über die Lage im Nachbarland Afghanistan denkt, wieso er die Altenburger Straße vermisst – und warum ein deutscher Soldat wie er die pakistanische Generalstabsausbildung absolviert.

„Hier wird streng von oben geführt und von unten gedient“

November

In der ersten Novemberwoche gab es ziemliche Aufregung in Romrod. Mehrere Haustiere zeigten nach dem Gassigehen plötzlich Vergiftungserscheinungen, mindestens ein Hund und eine Katze starben wenig später. „Mir ist noch nie etwas Schlimmeres passiert“, sagte der Besitzer des verstorbenen Hundes im Gespräch mit OL. Mit der Zeit stellte die Polizei fest: Die Tiere hatten ein hochdosiertes Pflanzengift zu sich genommen. Die Frage nach dem „Wie“ und damit auch danach, ob die Tiere absichtlich vergiftet worden, blieb zunächst ein Rätsel.

Corona-technisch war einiges los im November. Zum einen wurde der Betrieb des im Herbst zunächst geschlossenen Impfzentrums in der Hessenhalle wieder aufgenommen. Außerdem zog das DRK mit seinem Testzentrum von der Stadthalle in die alte Feuerwache – und wurde, weil Tests wieder kostenlos wurden und durch neue Regeln die Nachfrage stieg, förmlich überrannt. Die Booster-Kampagne sorgte zudem für einen riesigen Ansturm auf die Arztpraxen. Die Hausärzte beklagten einen rauen Ton einiger ungeduldiger Patienten und den hohen Aufklärungsbedarf, den es gebe. OL holte zwei von ihnen deswegen in sein TV-Studio, und sprach über die wichtigsten Dinge, die es über die Booster-Impfung zu wissen gibt. Außerdem hörten wir uns um, was die Alsfelder von einer Impfpflicht halten.

Alsfelder Weihnachtsmarkt de facto abgesagt

Das Virus verdarb auch in diesem Jahr den Weihnachtsmarkt-Fans die Laune. Nach und nach sagten alle Alsfelder Kommunen, die ein solchen Markt geplant hatten, das Vorhaben ab. Nur Alsfeld wollte mit einem Sicherheitskonzept seinen Markt veranstalten. Doch es gab Kritik, und als dann auch noch die neue, wohl ansteckendere Omikron-Variante des Virus aufkam, sagten auch die Alsfelder ihren Markt ab. Die OL-Redaktion nannte den Schritt „vernünftig“. Weihnachtlich geschmückt wurde die Alsfelder Innenstadt aber auch ohne Weihnachtsmarkt – mit 400 leuchtenden Weihnachtsbäumchen.

Was gab’s sonst noch im November? Auf den Schulhöfen des Kreises wurde es südkoreanisch. Einige Schulen warnten die Eltern, dass Kinder dort die Spiele der erfolgreichen Netflix-Serie „Squid Game“ parodieren und nachstellen. Das Problem dabei in den Augen der Pädagogen: Wer die Kinderspiele in der Serie verliert, wird hingerichtet. Ebenfalls im November wurde in Romrod ein neuer Bürgermeister gewählt. Hauke Schmehl von der CDU setzte sich schon im ersten Wahlgang gegen Ingo Schwalm und Holger Feick durch.

Dezember

Der Dezember startete auch zugleich wieder mit einer exklusiven Meldung – und zwar darüber, dass die Bäckerei „Pappert“ plant, eine Filiale in Alsfeld zu eröffnen, genauer gesagt in der Grünberger Straße auf dem Gelände, wo derzeit das TÜV Service-Center neu gebaut wird. Schon 2023 könnte die Eröffnung der 200 Quadratmeter großen Bäckerei mit Café sein.

Die Bäckerei ist aber nicht der einzig geplante Neubau in Alsfeld. 2024 soll nämlich auch die Lehrkräfteakademie einen Standort in Alsfeld eröffnen. Im Dezember wurde nun auch offiziell bekannt gegeben, wo dieser entstehen soll. Nachdem OL exklusiv berichtete, dass das Welle-Gelände aus dem Rennen war, blieb eigentlich nur noch das Bücking-Gelände übrig. Noch bevor der Standort offiziell in einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, hat OL aus gut informierten Kreisen erfahren, dass die hessische Lehrkräfteakademie dort tatsächlich errichtet werden soll. Bis 2024 soll dort auf etwa 6.000 Quadratmetern ein vierstöckiger Neubau samt Parkflächen entstehen, in dem die Lehrkräfteakademie einzieht.

„Wir bauen Zukunft in vielerlei Hinsicht“

Im Dezember blieben auch Demonstrationen in Alsfeld nicht aus. So demonstrierten unter anderem rund 50 Menschen am Alsfelder Homberg gegen das geplante Gewerbegebiet „Am Weißen Weg“, mit von der Partie waren auch A49-Gegner. „Heute ist ein Anfang, wir werden uns noch öfter treffen“, kündigte Christian Hendrichs von der Verkehrswende-Initiative, der auch Chef der Vogelsberger Linkspartei ist, an.

Ein Blick auf die Demo. Foto: nah

Demonstriert wurde auch in der Alsfelder Innenstadt. Duzende Menschen mit roten Kerzen sind durch die Innenstadt gezogen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Die Polizei meldete ähnliche Zusammenkünfte unter anderem auch aus Bad Hersfeld, Fulda, Schlitz und Lauterbach.

Für viel Diskussionsbedarf sorgte auch eine Aktion des Verkehrsverein Alsfeld, genauer gesagt die bunten Einlass-Bändchen als 2G-Nachweis. Diese Bändchen-Regelung, die es übrigens auch in anderen Städten gibt, sollte nicht nur für die Geschäfte, sondern auch für die Kunden eine Erleichterung sein. Das Gesundheitsamt sah diese Regelung mit den Bändchen als nicht ausreichend an. Wenn sich Geschäfte auf ein Bändchen verlassen, dann geschehe das auf eigenes Risiko, hieß es.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren