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Kreisstadt-Bürgermeister Vollmöller von Entscheidung überraschtIn Lauterbacher Jugendherberge sollen Geflüchtete untergebracht werden

LAUTERBACH (ol/ls). In der Lauterbacher Jugendherberge sollen kurzfristig geflüchtete Familien und alleinreisende Frauen untergebracht werden – und das schon ab der kommenden Woche. Kurzfristig und überraschend kam die Nachricht für Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, der davon erst vor wenigen Tagen erfahren hat.

Dass das Land Hessen als zusätzliche Unterstützung für die Erstaufnahmeeinrichtung Geflüchtete in der Lauterbacher Jugendherberge unterbringen will, habe er nicht gewusst, sagt Vollmöller. Bis zu 170 geflüchtete Menschen, vor allem Familien und alleinreisende Frauen, sollen dort untergebracht werden – bereits ab dem kommenden Montag.

„Ich habe am Mittwochmorgen einen Hinweis aus der Bevölkerung erhalten und habe parallel Kontakt zum Regierungspräsidenten aufgenommen“, sagt Vollmöller. Das Regierungspräsidium (RP) habe den Hinweis bestätigt, am Abend ging dazu eine kurze Pressemitteilung raus.

Bis zu 170 Geflüchtete sollen Platz finden können

Das Land Hessen kooperiert mit der Jugendherberge Lauterbach, heißt es darin. Mit der Anmietung werde den aktuellen Anforderungen der Corona-Pandemie Rechnung getragen – sprich es werden Menschen auf mehr Fläche verteilt, damit das Virus weniger Chance hat, sich auf einen Schlag unter vielen Personen zu verbreiten. Deswegen sollen Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH) in Gießen umziehen. Dort kam es im Frühjahr immer wieder zu hohen Infektionszahlen und Ausbruchs-Szenarien, im April waren 185 bestätigte Infektionen bekannt geworden.

Ende des Vorjahres seien bereits die Jugendherbergen in Büdingen und Grävenwiesbach sowie ab April die Jugendherberge Kassel als Ausweichstandorte der EAEH angemietet worden. Im Februar wurde zusätzlich die Erstaufnahmeeinrichtung in Darmstadt im Rahmen der Corona-Maßnahmen, also um mehr Platz und Kapazitäten zu haben, reaktiviert

Bis zu 170 Personen sollen ab Montag in Lauterbach Platz finden, wie viele Personen wirklich untergebracht werden, ist derzeit noch nicht bekannt. Vor allem sollen es, so kündigt es das RP an, Familien und alleinreisende Frauen sein, die eine 14-tägige Quarantäne absolviert haben und frei von Symptomen sind.

Die Jugendherberge in Lauterbach. Foto: Niklas Brummund

Die Einrichtung wird vom Regierungspräsidium Gießen betrieben, die Behörde erhalte allerdings Unterstützung von Dienstleistern, die sich beispielsweise um die medizinische Versorgung oder den Sozialdienst kümmern. Die Verpflegung werde nach den allgemeinen Vorgaben für Erstaufnahmeeinrichtungen von der Jugendherberge selbst sichergestellt. Zunächst bis zum 31. Oktober sollen die geflüchteten Menschen dort untergebracht werden.

Vollmöller sieht Entscheidung über Unterbringung kritisch

„Ich sehe die Entscheidung eher kritisch an“, erklärte Vollmöller. Das liege mitunter am Standort der Jugendherberge, die sich nicht weit entfernt von dem Mutter-Kind-Haus „Haus am Kirschberg“ liege. „Ich sehe das also als einen sensiblen Bereich.“ Bei dem Versuch mit der Herbergs-Leitung Nicole Reichert Kontakt aufzunehmen, sei er bezüglich weiterer Auskünfte an den Sprecher des Jugendherbergsverbandes Hessen verwiesen worden. Bis heute habe er keine Rückmeldung erhalten. Die Jugendherberge sei für die Stadt und deren Touristen ein wichtiges Angebot und sei auch finanziell durch die Stadt unterstützt worden.

Schon jetzt sind etwa 170 Geflüchtete in Lauterbach untergebracht, erklärt der Kreisstadt-Bürgermeister. Allerdings seien sie dezentral und kleinteiliger in der Stadt verteilt und nicht geballt in einem Bereich. „Ich habe die Entscheidung des RPs nur zu Kenntnis zu nehmen“, erklärte er – ändern könne er sie nicht. Man soll das nicht falsch verstehen, sagte Vollmöller, er habe nichts gegen Geflüchtete, sondern sehe die Unterbringung auf dem engen, begrenzten Raum in Zeiten von Corona kritisch.

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