Gesellschaft0

Ein Besuch beim Corona-Schnelltestzentrum in AlsfeldKurzes Warten für ein bisschen Sicherheit

ALSFELD (akr). Seit knapp einer Woche hat das Corona-Schnelltestzentrum des DRK Kreisverbands Alsfeld vor der Alsfelder Stadthalle nun schon geöffnet. Mit einem Drive-In-Konzept können sich hier die Bürger ganz einfach, schnell und unkompliziert auf das Coronavirus testen lassen. Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Und wie viele Menschen haben das bereits in Anspruch genommen? Ein Besuch.

15 Minuten sind um. Wieder piept einer der acht weißen Timer in einem schrillen Ton. Das Testergebnis ist da: Es ist negativ. Der 66-jährige Earl Tillich legt den Testträger zur Seite und nur kurze Zeit später gibt ein anderer Timer das Signal: 15 Minuten sind vorbei. „Ich hab mich daran gewöhnt“, lacht der Rentner. Tillich kümmert sich an diesem Freitag um das Labor. Das ständige Piepen stört ihn nicht. Eine Frau in Schutzkleidung kommt die Tür herein und gibt Earl ein Teststäbchen. Es ist Renate Decker-Schmidt, ausgestattet mit Schutzkittel, Schutzbrille, FFP2-Maske, OP-Haube und Handschuhen. Sie ist verantwortlich für die Abstriche.

Draußen vor der Alsfelder Stadthalle wartet bereits Josef Buchmann aus Storndorf in seinem Auto. Es wird sein erster Corona-Test sein. „Ich wollte einfach mal auf Nummer sicher gehen, ich bin nämlich auch noch nicht geimpft“, erzählt er. Das Fenster hat er bereits nach unten gefahren. Decker-Schmidt kommt auf ihn zu und scannt den übermittelten QR-Code der Online-Anmeldung für das PC-System.

Mit Buchmanns Ausweis im Gepäck geht sie wieder in die Stadthalle hinein, wo Ulrike Greb die Daten vergleicht. Sie ist die dritte im Bunde des geschulten Schnelltest-Teams, das an diesem Tag im Drive-In-Zentrum sich um die Corona-Testungen kümmert. Während sie die Daten abgleicht und die Etiketten für die Tests erstellt, ist ihre Kollegin bereits wieder draußen verschwunden.

Ulrike Greb ist für die Verwaltung zuständig.

Die richtige Stelle ist mit Tränen verbunden

Buchmann hat mittlerweile seine Maske heruntergezogen, damit Decker-Schmidt das Teststäbchen in seine Nase einführen kann. „Das wird etwas unangenehm“, warnt sie den älteren Herrn. Sie führt das Stäbchen ein, immer weiter, bis fast die Hälfte in seinem Nasenloch verschwunden ist. „Wenn Tränen kommen, dann weiß man, dass man an der richtigen Stelle war“, lacht sie. Es gibt aber auch eine Markierung auf dem Stäbchen. Und in der Tat: Buchmanns Augen werden glasig. Nach nur wenigen Sekunden ist das Prozedere auch schon vorbei und Buchmann darf wieder die Heimreise antreten.

Und da war der erste Test auch schon ganz schnell vorbei.

Etwa 50 dieser Corona-Schnelltests stehen täglich auf dem Programm des Schnelltestzentrums, dass seit einer Woche nun schon auf dem Vorplatz der Stadthalle geöffnet hat. „331 Testungen haben wir bereits durchgeführt“, erklärt der Geschäftsführer des DRK Kreisverband Alsfeld, Thorsten Ellrich. Drei Ergebnisse seien positiv auf das Coronavirus gewesen. „Wir hätten auch mehr erwartet“, erzählt er und ist natürlich gleichzeitig froh, dass die Anzahl so gering ist.

Auf dem Vorplatz der Stadthalle stehen Bauzäune und Verkehrsschilder. Von der Jahnstraße aus kommend führt quasi eine Einbahnstraße bis hin zum Carport vor dem Eingang der Stadthalle, in deren Foyer das Labor aufgebaut ist. „Das Testzentrum ist so angelegt, dass es zu möglichst wenig Kontakt zwischen unseren Mitarbeitern und den Getesteten kommt“, erklärt Ellrich. Durch das Drive-In-Konzept müssen die Probanden das Auto nicht verlassen. Sie müssen auch nicht zwingend mit dem Auto kommen. „Mit dem Fahrrad oder Skateboard geht natürlich auch“, lacht Ellrich. Selbstverständlich kann man auch zu Fuß vorbei kommen. Damit sich Fußgänger und Autofahrer nicht gegenseitig kreuzen – das könnte schließlich ziemlich gefährlich werden – gibt es auch extra einen Weg  für die, die ohne Auto kommen.

Ob zu Fuß, mit dem Auto oder Fahrrad, wichtig sei, dass zuvor ein Termin ausgemacht wurde. Sonst müssten die Mitarbeiter vor Ort erst die ganzen Daten aufnehmen, woraus sich lange Wartezeiten ergeben könnten. Die Termine können über ein eigens eingerichtetes Online-Portal über die Homepages des DRK-Kreisverbandes vereinbart werden.

Testen im fünf-Minuten-Takt

Getestet wird im fünf-Minuten-Takt, erklärt Ellrich. Durch die Terminvergabe und das Drive-in-Konzept komme es auch nicht zu langen Warteschlagen. „Man sollte schon drei Tage bevor man sich testen lassen will einen Termin ausmachen“, sagt der DRK-Geschäftsführer. Der Andrang sei groß. Aus diesem Grund wolle man nun auch anfangen, zwei Tests pro fünf Minuten zu machen, um so auf rund 72 Testungen am Tag zu kommen. Bislang hat das Schnelltestzentrum täglich von jeweils 11 bis 14 Uhr geöffnet.

„Am Samstag öffnet auch das Schnelltestzentrum in Nieder-Ohmen beim Alten Rathaus und am Sonntag in Homberg (Ohm) das in der Friedrichstraße 3“, erklärt Ellrich. Somit kommt der Kreisverband Alsfeld auf vier Testzentren. Der Kreisverband Lauterbach habe eines in Lauterbach und am Sonntag gehe an der Großsporthalle Grebenhain ein weiteres Corona-Schnelltestcenter in Betrieb. „Wir versuchen natürlich den Bedarf an Testzentren zu decken, doch derzeit konzentrieren wir uns darauf, wo es schwerpunktmäßig viele Einwohner gibt“, sagt der Geschäftsführer.

Zu sicher darf man sich aber nicht mit dem Schnelltest fühlen. Er hat – wie jeder Test – eine gewisse Fehlertoleranz. Ist die Infektion noch sehr frisch, schlägt er nicht an. Und es gibt natürlich keine Garantie, dass man sich kurz nach einem negativen Test nicht doch noch irgendwo infiziert. Er sei eben nur eine Momentaufnahme, sagt Ellrich.

Wieder klingelt der Timer. Tillich ruft Greb die Anfangsbuchstaben und das Geburtsjahr durch, das auf dem QR-Code steht. „Negativ“, betont er, während er den QR-Code einscannt. DRK-Mitarbeiterin Greb gibt das Ergebnis in den Computer ein, der nun eine automatische E-Mail mit dem Ergebnis an den Getesteten rausschickt. Durch das ganze Online-System gibt es keinen großen Zettelkram. Zwischen Abstrich und Ergebnis liegen knapp 20 Minuten. „Wer kein Handy oder PC hat, der kann natürlich auch vor der Stadthalle auf das ausgedruckte Ergebnis warten“, erklärt Ellrich. Zwei mal sei es vorgekommen, dass ein Test ungültig war. „Das können wir aber zum Glück durch den Kontrollstreifen schnell sehen.“ Dann kontaktiere man natürlich den Getesteten, der dann einfach nochmal vorbei kommen muss.

Earl Tillich scannt die bereits ausgewerteten Tests ein.

Und was passiert, wenn jemand positiv getestet wurde? „Der wird dann zusätzlich von uns angerufen und erhält die Information, sich sofort in Quarantäne zu begeben und sich mit dem Hausarzt in Verbindung zu setzen“, betont er. Das DRK sei zudem verpflichtet, dass Ergebnis dem Gesundheitsamt zu melden. „Durch den Anruf gehen wir nochmal auf Nummer sicher, dass er die Nachricht auch wirklich erhält. E-Mails können ja auch oft erst zu spät gesehen werden.“

Ein eingespieltes Team

Tillich, Decker-Schmidt und Greb sind ein eingespieltes Team. Sie wurden, so wie alle anderen DRK-Mitglieder, die im Schnelltestzentrum arbeiten, zuvor geschult. Die Arbeitsschritte verlaufen reibungslos. Immer wieder macht Decker-Schmidt Abstriche, übergibt Tillich das benutzte oder auch „kontaminierte“ Teststäbchen und wechselt nach jedem Abstrich die Handschuhe. Von denen trägt sie übrigens zwei übereinander. Das macht das Wechseln einfacher und schneller, da die Hände ja auch mit der Zeit anfangen zu schwitzen. So kann sie den oberen ganz einfach entsorgen und sich einen neuen überziehen. Schnelltests, so wie sie hier zum Einsatz kommen, gehören zu den Antigentests. Sie weisen Eiweißstrukturen des Coronavirus nach.

Geschäftsführer Thorsten Ellrich, Ulrike Greb, Earl Tillich und Renate Decker-Schmidt

Tillich fügt das Teststäbchen in das sogenannte Extensionsröhrchen ein, wartet kurz und tropft dann die Flüssigkeit auf den Träger mit dem passenden QR-Code, den er dann vor den jeweiligen Timer legt. Die gebrauchten Teststäbchen und auch die Testträger, deren Ergebnisse schon eingetragen sind, entsorgt er. Aber nicht einfach in gewöhnliche Mülleimer, sondern in Kontamed-Behälter. Diese sehen auch wie kleinere gelb-rote Mülleimer, sind aber Sicherheitsbehälter für medizinischen Abfall, die verschlossen entsorgt werden. Wieder piept es. Es wird nicht das letzte Mal an diesem Tag sein. Doch spätestens um kurz nach 14 Uhr ist Ruhe angesagt. Zumindest im Schnelltestzentrum, dann nämlich haben die freiwilligen Helfer Feierabend, ehe es das Testen am nächsten Tag um 11 Uhr weiter geht.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren