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Zwischen Krisen, zurückgewonnener Normalität und FeierlichkeitenTschüss 2022! Der große OL-Jahresrückblick

VOGELSBERG (ls/jal/akr). Schon wieder ist ein Jahr vorbei – und zwar ein ziemlich ereignisreiches. Während in Sachen Corona so langsam wieder Normalität einkehrte, ließ die nächste Krise nicht lange auf sich warten – und das in einem Jahr, in dem es auch noch zahlreiche Jubiläen zu feiern galt. Alles wichtige aus 2022 gibt es hier im Überblick.

Januar

Der Januar startete zugleich mit einer ziemlich überraschenden und auch ungewöhnlichen Nachricht: In Homberg (Ohm) gab es plötzlich drei weitere Kandidaten für das Amt des Rathauschefs. Zuvor hatte nur Christdemokratin Simke Ried ihren Hut in den Ring geworfen. Die Homberger Kommunalpolitiker Jutta Stumpf, Barbara Schlemmer und Thorsten Müller kündigten schließlich ebenfalls an, für den Chefsessel im Rathaus zu kandidieren – und zwar gegeneinander und doch irgendwie zusammen.

TNG, goetel, Telekom oder die Stadtwerke Lauterbach: Sie alle haben das Ziel, schnelles Internet in den Vogelsberg zu bringen. Aber wie steht es eigentlich um den Glasfaserausbau im Vogelsberg? Dieser Frage ist der Romröder Thomas Liebau auf den Grund gegangen. Doch wie bewerten eigentlich die Kommunen den Glasfaserausbau vor Ort? OL-Chefredakteur Juri Auel fragte bei den 19 Rathäusern im Kreis nach.

So bewerten die VB-Kommunen den Glasfaserausbau vor Ort

Dass auf dem Bücking-Gelände ein Neubau der Hessischen Lehrkräfteakademie entstehen soll, war im Januar schon längst bekannt. Nicht aber, was auf dem knapp 11.000 Quadratmeter großen, freien Areal noch entstehen könnte. OL-Redakteurin Luisa Stock sprach mit Helmut Euler und Mirco Otto von der VR Bank Hessenland über die Entwicklung des Areals.

© Visualisierung des Lehrkräfteakademie Alsfeld/VR-Bank Hessenland/LBIH/Schmidt&Strack Architekten

Seit einigen Wochen wurde montags überall in Deutschland demonstriert – auch in Alsfeld. Die Gegner der Corona-Maßnahmen nannten es meist „Montagsspaziergang“. In Alsfeld formierte sich dagegen Widerstand. „Alsfeld zeigt Haltung – mit Wissenschaft und Solidarität“ nannte sich dieses gesellschaftliche Aktionsbündnis.

Ebenfalls bekannt wurde im Januar, dass das ehemalige Café der Alten Molkerei einen neuen Mieter gefunden hat – und zwar Taher Mir Ahmed, der sich dort den Traum vom eigenen indischen Restaurant erfüllen wollte – und das auch getan hat. Mitten in der Pandemie eröffnete er seine Gastronomie „In der Molkerei“.

Taher Mir Ahmed, Inhaber der Gastronomie „In der Molkerei“

Das geplante Industriegebiet „Am weißen Weg“ in Alsfeld erhitzte die Gemüter. Die Richterin Sina Dörr wurde zu einer zentralen Figur des Widerstandes gegen das Projekt. OL hat sie zum Interview besucht.

Stellen Sie sich vor: Sie vermissen Ihre Katze und plötzlich finden sie ihre Samtpfote in einer Zu-Verkaufen-Anzeige auf Ebay Kleinanzeigen wieder. Genau das ist Christiane Schlitt aus Romrod passiert. Die Geschichte zur vermissten Katze „Pepsi“ aus Romrod verpasst? Hier können Sie die außergewöhnliche Geschichte nachlesen.

Wenn die eigene Katze plötzlich auf Ebay Kleinanzeigen zum Verkauf steht

Februar

Auf dem ehemaligen BGS-Gelände, der sogenannten Goldschmiedswiese, könnten irgendwann bis zu 100 neue Wohnungen und ein Seniorenpflegeheim mit Wohnungen entstehen – die Idee dazu stellte Projektentwickler David Hinkel, Geschäftsführer vom Unternehmen SteinbergHinkel Projektentwicklung, gemeinsam mit Martin Schultheis vom städtischen Bauamt im Februar den Ausschussmitgliedern vor.

Ebenfalls im Februar: Schlitz hat einen neuen Bürgermeister gewählt: Christdemokrat Heiko Siemon konnte sich mit 50,38 Prozent gegen seine Mitbewerber Zeynel Can, Jürgen Laurinat und Thomas Leonhard Dostal durchsetzen. Insgesamt 2.457 Schlitzer stimmen für den CDU-Kandidaten, der somit die Nachfolge von Alexander Altstadt antrat.

Heiko Siemon konnte sich bei der BGM-Wahl gegen seine Mitbewerber durchsetzen.

100 Kilogramm Körpergewicht abnehmen – das mag für viele unvorstellbar klingen, doch genau das hat Maximilian Berhorst getan. Mithilfe eines sogenannten Schlauchmagens hat sich der Alsfelder mehr in Sachen Körpergewicht als halbiert.

Umgestürzte Bäume, herunterfallende Äste und Hochwasser: Sturmtief „Ylenia“ wehte Mitte Februar über den Vogelsberg und sorgte hier für den ein oder anderen Feuerwehreinsatz.

Es war zwar nur eine kurze Meldung, dennoch gehörte sie zu den Top-Meldungen im Februar: Die niederländische Discounter-Kette „Action“ eröffnet eine Filiale in Alsfeld – und zwar im AEZ in der Löbergasse. Nur wenige Monate später fand dann auch die Eröffnung statt.

Es war eine Nachricht, die die gesamte Welt erschütterte: Am 24. Februar sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Seitdem führt Russland einen groß angelegten Angriffskrieg gegen die Ukraine. Um Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zu zeigen, sich für den Frieden starkzumachen und den sofortigen Rückzug der russischen Truppen zu fordern, zog es Menschen weltweit auf die Straßen – so auch in Lauterbach und Alsfeld. Der Vogelsbergkreis bereitete sich unterdessen auf die Aufnahme von geflüchteten Menschen aus der Ukraine vor.

März

Das geplante Industriegebiet in Alsfeld sorgte in den letzten Wochen für Diskussionen und vermehrte Kritik. Im Netz kursieren vielerlei Argumente gegen das Projekt – teils mit richtigen, teils mit belegbar falschen Behauptungen. Doch was genau stimmt denn jetzt eigentlich und was nicht? Antworten gab es im großen OL-Faktencheck: Teil 1 und Teil 2.

Im Vogelsbergkreis liefen die Vorbereitungen für die Aufnahme von Ukraine-Flüchtlingen auf Hochtouren. Denn vom Land bekam der Kreis den Einsatzbefehl, eine Notunterkunft für bis zu 1.000 Geflüchtete zu errichten – und das geschah in der Alsfelder Hessenhalle, die vor Kurzem noch als Impfzentrum diente. Wann die ersten Menschen kommen sollten, war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch ungewiss. Nur wenig später war es dann aber so weit: Die Busse mit Geflüchteten aus der Ukraine kamen an der Hessenhalle an.

Später im März wurden die Zahlen dann konkret: 60 Flüchtlinge pro Woche sollten dem Kreis zugewiesen werden. Um alle adäquat unterbringen zu können, waren die Städte und Gemeinden aufgefordert, Notunterkünfte einzurichten. So wurde beispielsweise in Eifa die Sporthalle zu einem vorübergehenden Zuhause für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine. Zeitgleich entstand auch auf dem Reitplatz oberhalb der Hessenhalle das Container-Dorf, denn die Halle selbst sollte nur vorübergehend als Notunterkunft dienen.

Eigentlich sollte es nur ein Bürgerdialog zum Industriegebiet werden, doch daraus wurde dann ein Protest, bei dem sich tumultartige Szenen abspielten: Unter anderem wurde hier auch der Wunsch nach einem Bürgerentscheid laut.

Der Bürgerdialog zum Industriegebiet mündete in Chaos und Protest.

Im März stand auch ein letzter Amtsbesuch bei Birgit Richtberg auf dem Programm. Nach 18 Jahren als Romrods Bürgermeisterin sollte nämlich ein neues Stadtoberhaupt auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nehmen – und zwar Hauke Schmehl. Wie Richtberg ihre Zeit als Bürgermeisterin erlebt hat und wie es nun in Zukunft für sie weiter gehen sollte? Den ganzen Artikel gibt es hier.

Bürgermeisterin Birgit Richtberg hatte nur noch wenige Tage im Amt vor sich.

Exklusive News blieben im März ebenfalls nicht aus: Das Areal der alten Alsfelder Brauerei wurde verkauft. Bei den zwei Käufern handelt es sich zum einen um Familie Deisenroth, Inhaber des gleichnahmen Autohauses und zum anderen um den lokalen Landwirt Harald Schlitt, bekannt durch das „Alsfelder Landei“. Im Gespräch mit OL verriet Schlitt, was er sich für das Gelände so vorstellen könnte.

April

Nur einen Tag nachdem die russischen Truppen in der Ukraine einmarschiert sind haben sich Aleksey Varfolomeyev und seine Frau dazu entschieden, ihre Sachen zu packen und ihre Heimat hinter sich zu lassen. Die Geschichte eines russischen Mathematik-Professors, der seine Studenten im Kriegsgebiet dennoch nicht im Stich gelassen hat, gibt es hier nochmal zum Nachlesen.

Nach zwei Jahren Pandemie sollte er in diesem Jahr endlich wieder stattfinden: Der beliebte Alsfelder Pfingstmarkt. „Es ist Zeit, mal wieder ein Fest feiern zu können – vielleicht auch ohne Einschränkungen“, brachte es Erster Stadtrat Berthold Rinner auf der traditionellen Pfingstmarkt-Pressekonferenz kurz und knapp auf den Punkt.

Die Freude war groß: Endlich wieder Volksfestvergnügen!

Im April gab der Rechtsanwalt Matthias Möller-Meinecke bekannt, sein Mandat niederzulegen. Der Jurist hatte die Stadt Homberg (Ohm) unter anderem in Sachen Lärmschutz gegen die A49 vertreten.

Seit mehreren Monaten war er schon fertig, doch die offizielle Eröffnung des Alsfelder Skateparks musste warten. Im April war es aber dann endlich so weit. Der neue Treffpunkt für Alsfelds Jugend wurde eingeweiht.

Neuer Treffpunkt für Alsfelds Jugend

Nicht nur für Birgit Richtberg war nach 18 Jahren im Amt Schluss, sondern auch für Lothar Bott. Im Interview vor der OL-Kamera blickte Bott zurück auf das, was er als Rathauschef von Gemünden erreicht hat – und auch auf das, was in dieser Zeit eher nicht so gut lief.

Mai

Der Mai stand in diesem Jahr vollkommen im Zeichen des Alsfelder Stadtjubiläums. 800 Jahre alt wurde die Stadt nämlich – oder jedenfalls wurde sie vor 800 Jahre erstmals urkundlich erwähnt. Ende des Monats gab es dann das große Jubiläumswochenende, an dem die ganze Stadt gemeinsam feierte. Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz war klar: Es wird feucht-fröhlich.

In der Nachbarstadt Romrod schlugen derweil ganz andere Nachrichten höhere Wellen, denn dort gab es einen Interessenten für das brachliegende Landhotel. Außer einem Gespräch und einem Vor-Ort-Termin sei allerdings nichts rausgekommen. Bleibt zu hoffen, dass 2023 hier möglicherweise eine Lösung parat hat. Apropos Romrod: Im gleichen Monat durfte in der Schlossstadt der neue Kardiologe endlich wieder seine Arbeit aufnehmen, nachdem er nach einem Widerspruch fast drei Monate lang nicht behandeln durfte. Wie er die Zeit erlebt hat, das erzählte er im Gespräch mit OL.

Kardiologe in Romrod darf wieder richtig arbeiten

Auch die lokalen Nachrichten rund um den Ukraine-Krieg und die Situation der aus der Ukraine geflüchteten Menschen hier im Kreis beschäftigte die Medienlandschaft weiterhin. So beispielsweise das Schicksal der 22-jährigen Khrystyna Nardid, die in der Ukraine studierte Apothekerin war, bis der Krieg begann, Bomben in ihre Heimatstadt Charkiw einschlugen und Tod und Zerstörung hinterließen. Nach einer schwierigen Flucht hat sie in Alsfeld etwas Ruhe gefunden, suchte einen Weg zurück in ihren Beruf. Einfach war das nicht.

Mit einer Spendenaktion versuchte die Bahnhofs-Apotheke Gelder zu sammeln, mit denen die damals 22-Jährige Deutschkurse hätte finanzieren können und auch die entsprechenden Weiterbildungen, dass ihr ukrainisches Apotheker-Studium auch in Deutschland anerkannt wird.

Auch der Danni-Protest erschien für eine kurze Zeit wieder auf der Bildfläche – jedenfalls fast. Die in dem Zusammenhang inhaftierte unbekannte Aktivistin, die alle nur „Ella“ nannten, wurde aus der Haft entlassen. Im Mai gab sie ihre Identität preis.

In Grebenau war es unterdessen eine Zahnarztpraxis, die für Aufregung sorgte. Die Praxis nämlich wurde durch das Gesundheitsamt bei einer Kontrolle wegen Mängel geschlossen. Der Arzt, der die Praxis betreibt, stellte den Betrieb vorübergehend ein – und sagte gegenüber OL: Die Mängel würden beseitigt, die Praxis solle bald wieder öffnen.

Juni

Der Juni startete wieder mit großen Feierlichkeiten in Alsfeld, dem Pfingstmarkt. Nach zwei Jahren Corona-Pause war der wieder in voller Volksfest-Pracht zurück. Die Vorfreude darüber war bei den Schaustellern groß – und auch die Alsfelder genossen die Rückkehr zur Normalität: Noch nie gab es so viele Besucher auf dem Pfingstmarkt.

Und auch in Heimertshausen gab es Grund zum Feiern, denn auch dort standen in diesem Jahr die großen Jubiläums-Feierlichkeiten auf dem Programm. Bei sommerlichen Temperaturen verwandelte sich das ganze Dorf in eine Festmeile.

Gegen Ende des Monats kam in Alsfeld dann aber Unmut auf, wieder über das neue Industriegebiet „Am weißen Weg“ auf dem Homberg. Eigentlich sollten nur rund 2.000 Unterschriften gegen das Projekt von der Bürgerinitiative „Alsfeld – Region mit Zukunft“ an Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule übergeben werden, doch schnell kippte die Stimmung und scharfe Worte schallten durch den Raum. Wie es dazu kam und was gesagt wurde, können Sie hier nochmal lesen.

2.000 Unterschriften und scharfe Worte

In Homberg (Ohm) war unterdessen die Zeit für einen Abschied gekommen. Nach sechs Jahren als Bürgermeisterin der Stadt übergab Claudia Blum ihr Amt an die Nachfolgerin. Trotz aller politischer Widrigkeiten blickte Blum nicht ärgerlich zurück, wie sie bei einem letzten Besuch erzählte.

Juli

Pünktlich zum Monatsstart stand mit der Eröffnung der neuen Kita Wichtelland in der Feldstraße in Alsfeld wohl eines der Highlights auf dem Plan. Nach zwei Jahren Bauzeit und noch viel mehr Jahren der Planung und Diskussion wurde das Millionen-Projekt mit Leben gefüllt. Kita-Leiterin Simone Smakal führte OL-Redakteurin Alina Roth durch das neue Objekt.

Ein Blick auf den Außenbereich der neuen Kita in der Alsfelder Feldstraße.

Nach einem ohnehin schon heißen Juni war der Sommer im Juli endgültig angekommen – und mit ihm die Dürre. Die Pegelstände sanken, Felder und Wälder bleiben trocken und gleichzeitig stieg die Gefahr für Wald- und Flächenbrände enorm an.

Gleichzeitig waren die Temperaturen aber auch die optimalen Bedingungen für Urlaub, wie sich auf dem vollen Wohnmobilstellplatz vor Alsfelds Toren zeigte. Wer sind die Camper dort und wohin geht ihre Reise? OL-Praktikant Marlon nahm das zum Anlass, mit den Menschen auf dem Platz zu sprechen.

Und wenn wir schon bei Wohnmobilen und Verkehr sind: Wie die Bürger der Stadt vor Verkehrslärm geschützt werden sollen und welche Maßnahmen künftig angedacht sind, darum ging es unter anderem in der Lokalpolitik. Fehlen durften übrigens auch im Juli die Feste und Feierlichkeiten nicht: Diesmal gab es die zum Jubiläumswochenende in der Schlossstadt Romrod oder aber auf dem Herzberg, wo die Hippies endlich wieder feiern durften.

August

Während in Alsfeld zum Start in den August wieder einmal ausgelassen gefeiert wurde – dieses Mal mit dem Stadtfest an drei Locations in der historischen Altstadt – sorgte in Homberg die frühzeitige Schließung des Schwimmbads für Streit und Verärgerung. Angedacht war der Schritt als erste Sparmaßnahme der Stadt wegen der schwelenden Energiekrise.

Ried verteidigt sich gegen Kritik an Schwimmbad-Schließung

Elf Tage vor dem Saisonende sollte das Schwimmbad deshalb schließen, was bei einigen Bürgern auf Unverständnis stieß. Kritik gab es für diese Entscheidung auch von den Homberger Grünen und dem Bürgerforum, die diese Maßnahmen zeitgleich zum Anlass für Kritik an der neuen Bürgermeisterin Simke Ried nutzen. Die Bürgermeisterin wiederrum verteidigte ihre Entscheidung als „angemessen, zielführend und geeignet“.

Mitunter dürfte das der Startpunkt für viele lokale Themen rund um die Energiekrise gewesen sein, denn während die Ovag als regionaler Stromversorger eine Erhöhung der Stromrechnung von bis zu 60 Prozent ankündigte, zeigte sich die Gastronomie angesichts der Energiekosten und der Inflation zunächst noch positiv.

Zum Abschluss des Monats hier noch ein besonderer Tipp aus der OL-Redaktion – und damit der Hinweis auf einen der bestgelesensten Texte in diesem Jahr: Ein Besuch bei dem Altenburger Uwe Thöt, der mit der Diagnose Multiple Sklerose lebt – einem Leiden, das auch die „Krankheit der 1.000 Gesichter“ genannt wird. Wie er den Mut behält und sogar noch anderen Betroffenen hilft, das erzählte er OL-Redakteurin Alina Roth.

Seine Krankheit hat 1.000 Gesichter

September

Der September startete mit weniger guten Nachrichten: Anders als angekündigt sollte es nämlich doch keine Eisbahn mehr zum Weihnachtsmarkt in Alsfeld geben. Das war mit eine der ersten Maßnahmen zum Energiesparen, die die Stadt im Zuge der Krise durchsetze – die einzige sollte es allerdings nicht bleiben, wie sich später herausstellen sollte. Die Städte im Kreis haben nämlich unterschiedliche Vorbereitungen getroffen, um sich vor möglichen Blackouts zu schützen. Nach der Sommerpause war auch die Stadtpolitik wieder zurück und sorgte mit drei Themen für Gesprächsbedarf bei den Bürgern. Welche das waren? Ein Blick in den Artikel lohnt.

Sportlich ging es weiter mit dem Charity-Lauf „Alsfeld bewegt“, der pünktlich zum Jubiläumjahr endlich wieder stattfand – zwar mit weniger Teilnehmern als noch in 2019, aber trotzdem mit viel Spaß am Lauf und wie immer für eine gute Sache. Natürlich durfte auch zum Start in den Herbst eine größere Feierlichkeit nicht fehlen: die Zauberhafte Nacht begeisterte wieder viele Menschen und lockte zum Bummeln in die abendlichen Einkaufsgassen.

Nachdem die neue Kita in der Feldstraße schon einige Wochen mit Leben gefüllt war, stand im September dann mit der offiziellen Eröffnung der nächste Meilenstein auf dem Plan. Neben einigen Wortbeiträgen und einem Rundgang gab es da allerhand zu entdecken. Unterdessen gab es auch in Angenrod ein berichtenswertes Ereignis: 15 Stolpersteine wurden dort verlegt und erinnern nun endlich an die jüdische Geschichte, die der kleine Ort hat.

„Heute erinnern wir uns mit vollem Bewusstsein“

Der Monate endete dann wie er begonnen hatte: Mit einer weniger guten Nachricht, diesmal aus dem Kreiskrankenhaus. Dort wurde die Kurzzeitpflege sukzessive eingestellt, weil die Auslastung merklich zurückgegangen sei. Die einzige geschlossene Station in den letzten Jahren war das nicht: Schon 2016 schloss die Geburtenstation, 2018 schloss das ambulante Zentrum.

Oktober

Im Oktober hat die Stadt Alsfeld einen ziemlichen Verlust hinnehmen müssen, denn nach fast 50 Jahren haben sich die Türen von Alsfelds Traditions-Fotograf „Zabel“ für immer geschlossen. Mit Belastungen durch Inflation oder hohen Energiekosten hatte das aber nichts zu tun, wie Geschäftsführer Holger Gröb OL erzählte.

Zabel knipst in Alsfeld das Licht aus

Während in der Innenstadt ein weiterer Leerstand verzeichnet werden musste, soll sich ein anderer wieder mit Leben füllen: Das ehemalige „Zabou“ in der Nähe der alten Alsfelder Brauerei hat die Besitzer gewechselt. Eine islamische Gemeinde möchte aus der leerstehenden Discothek eine Moschee machen.

Traurige Nachrichten gab es unterdessen aus Lauterbach: Dort wurde ein Wohnhaus durch eine Explosion schwer beschädigt und eine Person in den Trümmern vermisst, ehe später dann auch eine Leiche geborgen wurde. Schon damals lag die Vermutung nahe, dass es sich dabei um den vermissten 57-jährigen Hausbewohner handelte.

Nach der Explosion einer Doppelhaushälfte in Lauterbach war in den Trümmern eine tote Person entdeckt worden. Foto: GBS News-Online

Aus Protest gegen die Sparpläne der Bundesregierung im Gesundheitswesen blieben zahlreiche Hausarzt- sowie Kinder- und Jugendarztpraxen in Hessen an einem Mittwoch im Oktober geschlossen. Auch die beiden Vogelsberger Hausärzte Susanne Sommer und Jochen Müller hatten sich an der Protestaktion beteiligt.

Virtuelle Welten erleben mit der modernsten Virtual-Reality-Technik Europas – das geht seit Oktober in Alsfeld. Hier hat nämlich unter Leitung des Alsfelder Unternehmers Torsten Schneider und seinem Kooperationspartner Florian Schouler der erste SandboxVR Standort Deutschlands eröffnet.

Virtuelle Realität auf einem neuen Level.

Unterdessen wurden die Warnungen vor langanhaltenden Stromausfällen und Gasmangellagen in diesem Winter lauter und immer mehr Städte, Gemeinden und Landkreise bereiteten sich deshalb auch auf den Ernstfall vor. Wie das genau im Vogelsberg aussah? OL-Redakteurin Luisa Stock hat nachgefragt.

„Wir sind bald am Ende unserer Möglichkeiten“: Es waren klare Worte, die Landrat Manfred Görig Ende Oktober fand, als er eine Aufnahme-Begrenzung von Flüchtlingen forderte. Bei den Kreistagsfraktionen sorgte die Forderung für Zustimmung und Ablehnung, kritisiert wurde insbesondere die Wortwahl. Die Reaktionen der einzelnen Fraktionen gibt es hier nochmal zum Nachlesen.

Wenn es in dem Alsfelder Stadtteil Fischbach brennen sollte, müssen die Antrifttaler Brandschützer künftig ausrücken, denn eine eigene Feuerwehr gibt es in dem kleinen Ort nicht mehr, wie OL ebenfalls im Oktober berichtete. Aufgrund der Personalknappheit habe man sich nach vielen Gesprächen im Einvernehmen aller Beteiligten dazu entschieden, die Einsatzabteilung aufzulösen.

Im Alsfelder Ortsteil Fischbach gibt es keine eigene Feuerwehr-Einsatzabteilung mehr. Foto: pw

November

Im November nahm dann die Energiekrise so richtig ihren Lauf: Städte und Gemeinden bereiteten sich auf Gasmangellagen und Blackouts vor, und auch vor Supermärkten im Vogelsberg machten Sparmaßnahmen keinen Halt. Das verriet Timo Scharmann, der Inhaber des Rewe-Marktes in Romrod. Wie er mit der Krise umging, lesen Sie hier.

Unterdessen hatte der Kreis sein geplantes Container-Dorf für geflüchtete Menschen aufgestellt und Anfang November in Betrieb genommen. Das Thema sollte damit allerdings nicht abgeschlossen sein und noch bis zum Ende des Jahres die Menschen und Politik der Region bewegen.

Ein Blick auf die Aufbauarbeiten des Container-Dorfes, das unterhalb der Hessenhalle durch den Kreis errichtet wurde.

Auch das Glasfaser-Thema kam erneut auf den Tisch, insbesondere durch ein erneutes Aufflammen des Streits zwischen der Stadt Alsfeld und dem Anbieter TNG. Der warf der Stadt vor, dort benachteiligt zu werden, wo nun auch die Telekom Glasfaser ausbaue. Bürgermeister Paule wies diese Vorwürfe mit scharfen Worten zurück. Was vorgefallen ist, können Sie hier nochmal lesen.

Neben Nachrichten über Streits und Krisen gab es aber durchaus auch positive Schlagzeilen – beispielsweise die über den Jungunternehmer und Friseur Kim Brassel, der sich mitten im ersten Corona-Lockdown selbstständig machte, und innerhalb kurzer Zeit so wuchs, dass er in diesem Jahr neue Räume bezog. Inspirierend dürfte auch die Geschichte von zwei Pflegemüttern aus dem Vogelsberg gewesen sein, die von jetzt auf gleich ein fremdes Kind aufnehmen – und das schon über viele Jahre.

Bei Anruf plötzlich Familie

Dezember

Gewohnt weihnachtlich startete der Dezember mit einer verschneiten Weihnachtsmarkt-Eröffnung in Alsfeld – und das auch endlich wieder auf dem Alsfelder Marktplatz. Vier Jahre war es her, seit der Weihnachtsmarkt dort in gewohntem Ambiente stattfinden konnte, durch Pandemie-Pause und Marktplatz-Baustelle. Kein Wunder also, dass sich der Markt in diesem Jahr besonders hoher Beliebtheit erfreute, wie am Glühweinabend deutlich wurde.

Wenig später war es dann der Windpark bei Vockenrod, der für Aufsehen sorgte. Das Crowdfunding-Ziel wurde nicht erreicht, gebaut werden soll er aber trotzdem. Um ein Bauprojekt ging es auch in der Alsfelder Stadtverordnetenversammlung, genauer gesagt: um zwei. Schon bevor im Stadtparlament diskutiert wurde, wandte sich die ALA gegen die Pläne der Stadt: Statt einer Sanierung des Parkdecks am Schnepfenhain wollte die lieber neue Wohnungen. Angestoßen wurde außerdem das zweite Millionen schwere Kita-Projekt für die Stadt, die Sanierung der Kita in Berfa.

Stadt verhindert Logistik-Hallen auf Kamax-Gelände

Unterdessen verhinderte die Stadt außerdem noch eine größere Veränderung auf dem Kamax-Gelände. Der Schraubenhersteller wollte einen Investor seine verlassene Fabrik in Alsfeld abreißen und durch drei Hallen für Logistikunternehmen ersetzten lassen. Die Stadt hatte unter anderem Bedenken wegen des Verkehrsaufkommens und verweigerte ihr Einvernehmen.

Auch ein weiteres Bauprojekt der Stadt fand im Dezember seinen Abschluss: Das Erlenbad wurde nach über zwei Jahren Bauzeit endlich offiziell eröffnet – wenn auch die Eröffnung für die Bürger noch bis ins nächste Jahr auf sich warten lassen muss, da es zu kleineren Mängeln gekommen war.

Endlich wieder Badespaß im Alsfelder Erlenbad

Bis zum Ende des Jahres zog sich auch das Flüchtlings-Thema weiter, denn kurz nach Weihnachten wurde bekannt, dass Bund und Land den Vogelsberg mit knapp 3,1 Millionen Euro finanziell unterstützen. Zuvor sorgte eine Resolution, die der Kreistag an das Land richten wollte, für heftige Auseinandersetzungen in der letzten Kreistags-Sitzung des Jahres. Während die AfD nämlich einen Aufnahmestopp für Flüchtlinge forderte, waren es die Freien Wähler und Fraktionschef Lars Wicke, die das mittragen wollten, wenn die Formulierung nicht so scharf gewesen wäre.

Nachdem noch ein Großbrand in Eudorf für helle Aufregung sorgte – so viel vorab: verletzt wurde glücklicherweise niemand – gab es auch im Dezember kurz vor Weihnachten noch gute Nachrichten: Mit Andreas Kraus wurde ein neuer Geschäftsführer für die Hessenhalle gefunden, sein Vorgänger Christian Schmidt selbst hat einen neuen Job in Kassel.

Und wie könnte das Jubiläumsjahr in Alsfeld besser enden als mit einem Video, das sich damit beschäftigt, wer hinter den tollen Fassaden der Stadt eigentlich so alles wohnt und werkelt. Den einfühlsamen Film des OL-Mitarbeiters Peter Gabriel sehen sie hier.

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