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Ein Besuch auf dem Alsfelder WohnmobilstellplatzVor den Toren der Altstadt

ALSFELD. Sie kommen aus unterschiedlichen Regionen des Landes, manche aus den Niederlanden, Italien und Frankreich. Die einen kommen gezielt in die Fachwerkstadt, andere sind auf der Durchreise in Richtung Urlaub – und alle machen Halt auf dem Alsfelder Wohnmobilstellplatz. Wer dort steht, wohin die Reise geht und was den Platz auszeichnet: Ein Besuch vor den Toren der Altstadt.

In 2010 wurde der Wohnmobilstellplatz in Alsfeld gebaut, in 2017 wurde er schon das erste Mal vergrößert – und ein Blick auf den Platz zeigt: Diese Entscheidung hat sich gelohnt. Waren es etwa ein Jahr nach der Eröffnung noch knapp 7.500 Übernachtungen, kam man in 2016 bereits auf über 12.000 Übernachtungen von Reisemobilisten und dieser Trend setzte sich auch in den nächsten Jahren weiter fort, stieg sogar auf über 17.000 Übernachtungen.

Kein Wunder, dass die rund 25 Stellplätze aus 2010 nur knapp sieben Jahre später nochmal um 20 weitere Stellplätze erweitert wurden. Gefördert wurde die Erweiterung durch das Leader-Programm mit 112.000 Euro. Seither stehen 45 Stellplätze zur Verfügung – und selbst die sind meist voll ausgebucht.

Foto: mwn

Einen großen Einschnitt gab es dann durch den Corona-Lockdown und dem damit einhergehenden Übernachtungsverbot, da nämlich mussten auch die Wohnmobilstellplätze schließen. Nach etwas über einem Jahr Schließung startete der Camper-Betrieb wieder und schnell war der Platz an den Erlen wieder voll belegt – und der Trend zum Individual-Tourismus hat auch seitdem nicht nachgelassen.

Wer sind die Camper auf dem Wohnmobilstellplatz in Alsfeld und wohin geht ihre Reise? OL bei einem Besuch vor Ort nachgefragt.

2 Gedanken zu “Vor den Toren der Altstadt

  1. In Autobahn- und Innenstadtnähe ist der Alsfelder Wohnmobil-Stellplatz sicherlich der richtige Ort für den berühmten Zwischenstop. Viele Besitzer luxuriöser ausgestatteter Fahrzeuge schätzen zudem die gegenüber Campingplätzen wesentlich niedrigeren Standgebühren solcher „Parkplätze“. Schließlich hat man für eine eigene Sanitärabteilung viel Geld bezahlt und kann diese – trotz einer gewissen Enge – in der Regel gut nutzen.
    Wenn aber ein idyllischer Standplatz für einen längeren Urlaubsstop gesucht wird, gelten oft ganz andere Maßstäbe. Wer mit einem älteren Wohnmobil unterwegs ist, weiß dann eben doch den Komfort gepflegter Sanitäranlagen mit Duschen, Toiletten und Waschmaschinen zu schätzen sowie die Annehmlichkeiten einer gepflegten Gastronomie vor Ort. Auch touristische Gesichtspunkte im engeren Sinne (landschaftliche Schönheiten, Ruhe, sportliche Betätigung, kulturelle Angebote) werden in Betracht gezogen. Mit der wachsenden Beliebtheit des Wohnmobil-Urlaubs haben sich auch die Informationsmöglichkeiten über Apps oder spezielle Portale erheblich erweitert. Selbst diejenigen, die nach kostenlosen Plätzen Aisschau halten oder jeglichem Massenbetrieb entfliehen wollen, indem sie sich einen privaten Einzelplatz z.B. auf einem Bauernhof oder auf dem versteckten Gartengrundstück eines privaten Gastgebers suchen, finden inzwischen Auswahlhilfen in beeindruckender Zahl. Einige Beispiele:
    (1) https://camping-app.eu/index.html
    (2) https://www.promobil.de/vorstellung/top-10-klein-stellplatz-exklusiv-familiaer/
    (3) https://www.promobil.de/vorstellung/top-reisemobil-stellplaetze-umsonst-kostenfrei-deutschland/
    (4) https://www.reisereporter.de/artikel/13732-camping-highlights-2022-schoene-stellplaetze-direkt-am-wasser
    Zunehmend interessant scheint die Errichtung von privaten WoMo-Stellplätzen für Kleinunternehmer zu sein, die Grundstücke in Touristik-Regionen gewinnbringend nutzen wollen. Auch sie finden im Internet professionelle Beratung bis hin zu Franchise-Angeboten. Beispiele:
    (1) https://www.hinterland.camp/regions/2/camping-in-bayern?
    (2) https://camperland.de/gastgeber-werden/

  2. Keine Toiletten, aber ansonsten fünf Sterne. Und eine münzenschluckende Ver- und Entsorgungstechnik. Schlupp, schlupp, schlupp… und der Inhalt der Chemietoilette versickert in der Abfluss-Rinne. Plumpsklo 2022. Wo die Fördergelder rieseln, fehlt die Gelegenheit zum Pieseln. Und willst am Ende du noch duschen, musst du auf einen Zeltplatz huschen.
    Dafür ist WoMo-Parken billiger als Campen. Das bestätigte im Frühjahr auch ein Bericht der Hessenschau (https://www.hessenschau.de/freizeit/hessische-stellplaetze-fuer-wohnmobil-urlauber,wohnmobil-stellplaetze-in-hessen-100.html).
    Noch immer erfreuen sich Wohnmobile wachsender Beliebtheit. Wohnmobil-„Häfen“ (beliebtes Synonym!) liegen also voll im aktuellen Touristik-Trend und sorgen für wachsende Übernachtungszahlen, von denen aber die amtliche Statistik keine Notiz nimmt, weil zwar Beherberungsbetriebe ab 10 Betten berichtspflichtig, aber „Stellplätze“ eben keine „Betten“ sind. So entgehen auch diese Quellen florierender Übernachtungszahlen bürokratischer Neugier wie auch früher schon alle Anbieter von Ferienwohnungen unter 10 Belegplätzen, deren Zahl erheblich ist, wie einschlägige FeWo-Vermittlungs-Portale verraten. Die Übernachtungsstatistik ist somit kaum valide, denn auf diese Weise fallen 100tausende Übernachtungen unter den Tisch und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor wird klein gerechnet.
    Mittlerweile wird immer häufiger beklagt, dass das Stellplatz-Angebot der Nachfrage hinterher hinke. Für aufstrebende Kommunen ergibt sich hier eine günstige Gelegenheit, den Gemeinde- bzw. Stadtsäckel mit neuen Einnahmen zu versorgen. Auch einfacher ausgestattete Stellplatz-Anlagen, die nur geringe Investitionen erfordern, haben also durchaus noch eine Chance, denn zumindest ein Teil der Wohnmobilisten-Kommunity schätzt eben vor allem die niedrigen Standgebühren. Außerdem wird bemängelt, dass Sanitäreinrichtungen reiner Wohnmobilparkplätze, so denn überhaupt vorhanden, in der kühlen Nebensaison und im Winter zumeist unbeheizt und schlecht betreut sind (siehe https://www.promobil.de/tipps/ihre-meinung-thema-bad-und-sanitaer-einrichtungen/).
    Auf der anderen Seite wachsen die Ansprüche (siehe „Glamping“-Bewegung). Viele Campingplätze werden um Siedlungen mit ganzjährig aufgebauten Luxuszelten, sog. Pods oder Mobilhomes und Kleinsthäusern (Mini- und Tinyhäusern) erweitert, die an Besucher vermietet werden, die das freie Camper-Leben zu einem Preis unterhalb von Ferienwohnungen, Hotelappartements und Ferien-Chalets, aber dennoch nicht ohne einen gewissen Ausstattungskomfort genießen möchten. Lange Lieferzeiten und gesalzene Preise für ein eigenes Wohnmobil samt hoher Unterhalts-/ Spritkosten lassen diese Varianten zunehmend attraktiv erscheinen. Denn mancher überlegt sich, ob sich der hohe Aufwand und die – zumeist auf die Urlaubswochen beschränkten – relativ geringen Nutzungszeiten überhaupt lohnt.

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