VideoPolitik0

"Jahresausblick 2022" Interview mit Feldatals Bürgermeister Leopold BachBach: „Die Pandemie wird definitiv eine der größten Herausforderungen bleiben“

FELDATAL (akr). Im vergangenen Jahr konnte Feldatal einen großen Erfolg erzielen: Die kleine Gemeinde wurde endlich ins Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen. In den Augen von Bürgermeister Leopold Bach ist der Gemeinde damit ein sehr großer Schritt gelungen, der in diesem Jahr fortgeführt werden soll. Mögliche Projekte hat der Rathauschef auch schon im Kopf, wie er im Jahresausblick-Interview mit OL verrät.

Ereignisreich, erfolgreich und besorgniserregend – mit diesen drei Worten beschreibt Feldatals Bürgermeister Leopold Bach das Jahr 2021. Ereignisreich, weil im vergangenen Jahr trotz Pandemie doch vieles passiert sei. Unter anderem hatte er sein Debüt in der Bürgermeister-Nationalmannschaft. „Das war für mich persönlich eine tolle Sache“, erzählt er mit Stolz. Hier konnten die Bürgermeister bei einem Benefizspiel hohe Spendengelder für die Flutopfer in Westdeutschland sammeln.

Freuen durfte sich der Rathauschef auch über seinen Einzug in den Vogelsberger Kreistag – was das Jahr 2021 für ihn also auch erfolgreich macht. Hier ist es der FDP-Fraktion, der Bach angehört, gelungen, einen zusätzlichen Platz zu gewinnen. Veränderungen gab es unterdessen in der Gemeindepolitik: Aus vier Fraktionen wurden noch zwei. „Das sind alles Leute, die zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger im Feldatal gemeinsam etwas anpacken wollen, mit denen man konstruktiv zusammenarbeiten kann“, lobt der Rathauschef. Von daher bringe das auch Feldatal in Sachen Kommunalpolitik deutlich nach vorne.

So hat Feldatal gewählt

Für ihn war das Jahr aber nicht nur ereignisreich und erfolgreich, sondern auch besorgniserregend. „Wenn man die ganze Entwicklung betrachtet, wie viele Leute Schaden genommen haben, wie viele Leute Langzeitfolgen erlitten haben, wie viele Leute auch am Ende gestorben sind“, sagt er mit dem Blick auf die Beschreibung. Auch in seinem engeren Bekanntenkreis gibt es Menschen, teilweise in seinem Alter, die mit Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung zu kämpfen haben.

Das sei schon wirklich erschreckend. „Deswegen verärgert es einen umso mehr, wenn es wirklich Leute gibt, die, sage ich mal, durch die Straßen ziehen und der Meinung sind, Corona gebe es gar nicht oder Corona sei medial gemacht oder die Politik hätte sich das ausgedacht, um im Hintergrund irgendwelche skurrilen Geschichten auf die Beine zu stellen.“ Bach findet es einfach nur beschämend, wenn jemand solche Gedanken hat.

Die Zukunft Feldatals aktiv gestalten

Hoffnungsvoll sieht der Rathauschef dem Rest des noch jungen Jahres 2022 entgegen, nicht nur weil er hofft, dass die Pandemie so langsam mal ihr Ende findet. In diesem Jahr stehen nämlich einige Projekte in der kleinen Gemeinde auf dem Programm. So zum Beispiel das IKEK. „Das war natürlich mit einer der großen Erfolge im vergangenen Jahr“, erzählt Bach. In seinen Augen ist Feldatal damit ein sehr großer Schritt gelungen, denn vor seiner Zeit als Bürgermeister habe es bereits einige Versuche gegeben, in das Programm aufgenommen zu werden – jedoch leider ohne Erfolg.

Nun aber hat es endlich geklappt. Vor etwa einem Jahr, vor der Kommunalwahl, hat er die „tote Zeit“ genutzt und ein Bewerbungsschreiben aufgesetzt, denn der Kommune und den Ortsteilen wieder ein bisschen mehr Leben einzuhauchen, die Leerstände zu bekämpfen und die Entwicklung innerorts voranzubringen, das sei etwas, das Feldatal in seinen Augen sehr gut tun würde. „Und ich freue mich im Endeffekt darauf, dass sich die Bürgerinnen und Bürger vor Ort auch mit einbringen und die Zukunft ihrer Kommune aktiv mitgestalten.“ Je nach Pandemieverlauf dann entweder online oder in Präsenz.

Die Übergabe des Bescheids. Foto: Archiv/Sabine Galle-Schäfer/Vogelsbergkreis

In diesem Jahr wird sich die Gemeinde überwiegend mit der Erstellung des IKEK, also des Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzeptes, beschäftigen, was man sozusagen als Drehbuch für die Gemeinde bezeichnen kann. Ein Projekt, das im Rahmen des IKEK umgesetzt werden könnte, wäre ein Wohnmobilstellplatz. „In meinen Augen kann Feldatal definitiv im Bereich Tourismus punkten.“ Doch gerade was den Bereich Übernachtungsmöglichkeiten betrifft, sieht Bach Ausbaupotenzial. Die Pensionen und auch die Ferienwohnungen seien das ganze Jahr nämlich überwiegend mit Monteuren belegt.

Auch die Idee einer Pumptrack-Strecke, eine moderne Sportanlage mit Wellen, Steilkurven und Sprüngen für beispielsweise Mountainbikes oder Skateboards, kann Bach sich vorstellen, um etwas für die Jugendlichen in der Gemeinde zu machen. „Wir werden unser Radwegenetz auch in dem Zuge betrachten und dann hoffentlich auch optimieren können“, sagt er optimistisch.

In Sachen Baustellen denkt Bach auch an den Friedhof in Groß-Felda, hier ist die Friedhofsmauer schon seit längerem ein Thema. Anpacken könne man auch den Rathausvorplatz, um dann auch ein schöneres Umfeld für den Bauern- und Spezialitätenmarkt zu schaffen. „Das sind alles Dinge, die ich oder die Politik auch schon ein Stück weit im Kopf hat“, erzählt er. Und dann würden natürlich auch noch die Projektideen der Bürger dazukommen.

Klimaschutz und neue Bauplätze

Neben dem IKEK gibt es aber noch weitere Projekte und Herausforderungen, die Feldatal in diesem Jahr beschäftigen werden. Dazu zählt zum Beispiel die Installation der Photovoltaikanlage auf der Feldahalle und die Umstellung der Hallenbeleuchtung auf LED. „Da haben wir die Fördergelder auch schon erhalten“, erzählt der Bürgermeister, Feldatal ist nämlich eine sogenannte „Klima-Kommune“. Über die Photovoltaikanlage könne dann aber nicht nur die Feldahalle versorgt werden, sondern auch das Rathaus und die Gefriergemeinschaft.

Auf der Feldahalle soll eine Photovoltaikanlage installiert werden. Foto: archiv

Im Gemeindeverwaltungsverband beschäftig man sich momentan auch mit der Frage, für die Kommunen Romrod, Schwalmtal, Grebenau und Feldatal gegebenenfalls einen Klimaschutzmanager einzustellen. Aber da sei man derzeit noch in der Klärung und Abstimmung mit den Behörden, wie die Fördermodalitäten aussehen und welche Qualifikationen dann die Bewerber mitzubringen haben. Bach zufolge würde es den vier Kommunen mit einem Klimaschutzmanager deutlich einfacher fallen, Klimaschutzprojekte voranzutreiben. Bislang würden das die Bürgermeister mehr oder weniger selber machen, aufgrund der Größe der Kommunen und den wenigen Mitarbeitern.

Auf der Projekte-Agenda steht auch, den Zugang zum Rathaus barrierefrei zu gestalten, hier gebe es auch eine 90-prozentige Förderung. Die Gemeinde werde also künftig dafür sorgen, dass auch Senioren oder Menschen mit Handicap sicher ins Rathaus gelangen können. Beschäftigen wird Feldatal auch das Feuerwehrgerätehaus in Windhausen. Hier wird ein neues Fahrzeug angeschafft, das dann allerdings nicht mehr in das alte Gerätehaus passt.

In Stumpertenrod sollen weitere Bauplätze entstehen, denn das Baugebiet „Hauswiesen“ soll erweitert werden. „Da besteht ein alter Bebauungsplan aus dem Jahr 1968 und der ermöglicht uns, noch 19 Bauplätze auszuweisen. Und wir wollen jetzt im ersten Schritt acht Bauplätze zur Verfügung stellen, um im Endeffekt für die nächsten Jahre erst mal wieder gut aufgestellt zu sein“, berichtet der Rathauschef. Im Zuge des IKEK hat sich die Gemeinde dazu verpflichtet, keine neuen Baugebiete auszuweisen, die in Konkurrenz zur Innenentwicklung stehen. Das bedeute im Endeffekt, dass Feldatal bis 2028 nur sehr schwer die Möglichkeit hat, Bauplätze zu schaffen, wo noch kein Satzungsrecht besteht.

Finanziell verschont geblieben

Die kleine Gemeinde muss also im Endeffekt mit dem arbeiten, was ihr zur Verfügung steht. Doch Bach blickt positiv in die Zukunft. „Wenn wir die acht schaffen, dann sind wir erst mal wieder gut aufgestellt, denn wir verkaufen im Schnitt zwei bis drei Bauplätze im Jahr.“ Und daran habe sich auch in der Corona-Pandemie nichts geändert. In Feldatal gab es keinen Run aufs Land. Es habe zwar vermehrte Anfragen gegeben, das könne man schon sagen, aber einen vermehrten Verkauf habe die Gemeinde nicht zu verzeichnen.

„Wirtschaftliche Auswirkungen hatten wir jetzt eigentlich seitens der Gemeinde weniger zu spüren, im Gegenteil“, erzählt der Feldataler Rathauschef. Bei der Gewerbesteuer habe man im vergangenen Jahr 150.000 Euro mehr Einnahmen zu verzeichnen gehabt, als geplant. Seitdem Bach im Amt ist, hatte die Gemeinde immer so einen leichten Überschuss von etwas über 25.000 Euro zu verzeichnen. In all den Jahren habe man am Ende immer besser da gestanden, als geplant, neue Kredite habe Feldatal nicht aufnehmen müssen.

Feldatal habe sich nicht übernommen, keine Luftsprünge gemacht, sondern dafür gesorgt, das Vorhandene zu erhalten und hier und da etwas gestaltet zu haben. Bislang sei die kleine Gemeinde also in Sachen Finanzpolitik nicht von der Pandemie betroffen. Das könne sich, so Bach, aber natürlich schnell ändern, „von daher wird die Pandemie definitiv weiterhin eine der größten Herausforderungen bleiben“, betont er.

Dass seine Familie, sein nahes Umfeld, gesund bleibt und unbeschadet durch die Pandemie kommt, und auch abgesehen von der Pandemie gesund bleibt, das ist Bachs persönlicher Wunsch für 2022. „Die Gesundheit steht am Ende über allem und ist wichtiger als Erfolg, Geld oder andere Dinge.“

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren