Politik3

Kreistagssitzung: Wassergutachten, Sportkommission und gemeinsame ResolutionStudie soll Wasserknappheit im Vogelsberg erforschen

VOGELSBERG (akr). Seit Jahren ist die Wasserknappheit im Vogelsberg ein heikles Thema. Eine Studie soll die Ursachen und Folgen aufdecken – auch unter Berücksichtigung der Fernwasserentnahme, denn der Vogelsberg versorgt jedes Jahr das Rhein-Main-Gebiet mit Millionen Kubikmetern Trinkwasser. Der Kreistag hat am Donnerstag einstimmig die Vorbereitung einer solchen Studie beschlossen.

Über die zunehmende Wasserknappheit im Vogelsberg wird nicht erst seit gestern diskutiert. Spätestens wenn der Landkreis im Sommer unter Verweis auf die sinkenden Pegelstände die Menschen im Vogelsberg aufruft, sparsam mit ihrem Wasser umzugehen, kocht das Thema wieder hoch – besonders, wenn sich die Vogelsberger dann auch noch daran erinnern, dass der Vogelsberg das Rhein-Main-Gebiet jedes Jahr mit Millionen Kubikmetern Trinkwasser versorgt.

Trockene Wälder, trockene Bäche – „der Klimawandel ist auch im Vogelsberg angekommen“, betonte Susanne Schaab, als sie den gemeinsamen Antrag der SPD, CDU und Grünen zur Vorbereitung einer Studie zu den Ursachen der Wasserknappheit im Hohen Vogelsberg und deren Folgen am Donnerstag im Kreistag begründete. Das sei eine Folge des Klimawandels, die wir nicht ändern könnten, „aber wir haben die Sorge, dass das, was bei uns hier passiert, noch verstärkt wird durch die Grundwasserentnahme“.

Maßnahmen zur Förderung der Grundwasserneubildung

Seit 2009 gebe es im Vogelsberg extreme Trockenjahre, die es vorher nicht gegeben habe. Schaab betonte, dass alle auf hohe Grundwasserstände angewiesen seien, „wir brauchen sie in den langen Sommermonaten für unsere eigene Versorgung, sonst reichen unsere eigenen Brunnen nicht mehr aus“. Es müssten Maßnahmen gefunden werden, wie man unabhängig von einer Wasserentnahme die Grundwasserneubildung fördern könne. Eine Studie eines unabhängigen Fachbüros soll dabei helfen.

Deshalb haben CDU, SPD und Grüne den Kreisausschuss beauftragt, die Erstellung einer Studie zu den Ursachen und Folgen der Wasserknappheit bei Grund- und Oberflächenwasser im Hohen Vogelsberg in Auftrag zu geben. Der gemeinsame Antrag wurde am Donnerstag einstimmig angenommen. Schon vor der letzten Wahl hatten sich in einer OL-Umfrage alle antretenden Kreislisten mit Blick auf den Wasserexport für eine neue Untersuchung der Umstände der Wasserknappheit ausgesprochen.

Gegenstand der Studie soll sein, welche konkreten Auswirkungen die seit vielen Jahren im Vogelsberg zurückgehende Grundwasserneubildung auf den Grundwasserspeicher hat und ob sich die Fernwasserversorgung nachteilig auf höher gelegene Naturräume, Grundwasserkörper und Brunnen auswirkt. Sie soll eine Faktengrundlage liefern, zeigen, welche Maßnahmen für den Grundwasserschutz – auch durch die Städte und Gemeinden, den Landkreis sowie die Ovag – gegebenenfalls ergriffen werden können.

Alle Kreislisten befürworten Gutachten über Wasserexport nach Frankfurt

Zudem soll der Kreisausschuss vor Beauftragung der Studie in einer Sitzung des Ausschusses für Bauen, Klima, Umwelt und ländlicher Raum über die konkrete Ausgestaltung der Studie, die wissenschaftlichen Anforderungen an diese und über die voraussichtliche Dauer und Kosten sowie mögliche Fördermöglichkeiten – beispielsweise durch das Land Hessen – berichten. Ein Finanzierungsplan solle ebenfalls dargestellt werden.

Land müsse ins Boot geholt werden

Dr. Udo Ornik, Fraktionsvorsitzender der Grünen, freute sich über diesen gemeinsamen Antrag. Die Wasserlieferungen nach Frankfurt seien beträchtlich. Ornik sprach von rund 36 Millionen Kubikmeter aus dem Ovag-Gebiet. Es gehe aber nicht nur um das Fernwasser, sondern auch um „Eigenverschulden“ – beispielsweise Landwirtschaft, Flächenverbrauch, Bodenversiegelung, auch diese Dinge müsste man betrachten. „Wenn wir wissen wollen, was wir dagegen tun, müssen wir wissen, was das gesamte Bild ist“, so Ornik. Er hofft, dass der Kreis von der Studie entsprechende Antworten bekommt und merkte an, dass sich bei der Frage der Finanzierung das Land Hessen beteiligen müsse.

Dr. Jens Mischak erklärte, dass es bereits im Jahr 2001 ein vom Umweltministerium in Auftrag gegebenes Gutachten zu genau dieser Frage der Grundwassergewinnung im Vogelsberg gibt. „Jetzt wird es natürlich etwas umfassender, weil es ja auch um die Oberflächengewässer geht“, erklärte er. Wenn es um die Frage der Finanzierung geht, versuche man zu schauen, inwieweit das Gutachten von 2001 fortgeschrieben werden könne. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, so Mischak, der auch das Land in der Pflicht sieht, weil das Thema über die Region hinausgehe.

„Grundsätzlich ist die AfD daran interessiert, dass der Wasserknappheit im Vogelsberg der Kampf angesagt wird“, erklärte Holger Doktorowski. Dieser forderte, die Lieferverträge mit dem Rhein-Main-Gebiet offenzulegen. „Es kann nicht sein, dass das Wasser im Rhein-Main-Gebiet günstiger ist, als im Vogelsberg“, betonte er und ergänzte, dass das Gebiet zur Kasse gebeten werden müsse.

Landrat Manfred Görig meldete sich ebenfalls zu Wort. Auch er betonte, dass die hessische Landesregierung mit ins Boot geholt werden müsse, denn letztendlich gehe es um die Wasserversorgung in Hessen. Es mache wenig Sinn, wenn diskutiert werde und man zu dem Entschluss käme, dass die Ovag weniger fördern soll. „Es muss am Ende klar sein, dass es eigentlich ein Ausgleich für die Wassergewinnungsgebiete geben muss“, so Görig.

Wasserschützer Wack begrüßt Entscheidung

Hans-Otto Wack vom Umweltbüro Schotten, der seit Langem den Wasserexport nach Frankfurt kritisiert und sich mit dem Vogelsberger Wasser beschäftigt, begrüßt die Entscheidung des Kreistags. „Es ist absolut richtig, dass ein unabhängiges Gutachten zur Wassersituation im Vogelsberg und zu notwendigen Maßnahmen auf dem aktuellen und künftigen Stand der Wissenschaft beauftragt und möglichst schnell begonnen wird – die Wetterextreme des Klimawandels warten nicht auf uns“, sagte Wack gegenüber OL. „Es ist auch richtig, dass dies der Kreis tut, und nicht zum Beispiel die OVAG mit ihren starken Wasserverkaufsinteressen. Der einstimmige Beschluss des Kreistages ist sehr erfreulich, da dieses Thema eben ein fraktionsübergreifendes ist“, sagte er weiter.

Der Naturschützer kritisiert jedoch die Idee, das Gutachten aus dem Jahr 2001 wiederzuverwenden. „Die bisher vorliegenden Gutachten basieren auf langjährigen Messungen der vergangen Jahrzehnte, sind älter als 20 Jahre und deshalb als veraltet anzusehen. Das neue Gutachten muss sich davon lösen und die Perspektiven des Klimawandels (abnehmende Grundwasserneubildung zum Beispiel), sowie Maßnahmen für eine vorausschauende Wasserbewirtschaftung (Grundwasser, Hochwasserschutz und weiteres) in den Vordergrund stellen. Eine Fortschreibung des Gutachtens von 2001 macht deshalb keinen Sinn, obwohl es neben anderen Gutachten selbstverständlich zu den fachlichen Grundlagen eines neuen Gutachtens zählen muss.“

Und auch was die Wissenschaftler angeht, die das Gutachten erstellen sollen, hat Wack eine Anmerkung: „Das 2001er Gutachten wurde von der AHU (Aachen) erstellt, dem Hausgutachter der OVAG. Wegen Interessenkollision sollten solche Büros unabhängig von ihrer fachlichen Reputation von einer Auftragsvergabe ausgeschlossen werden.“

Vogelsbergkreis bekommt Sportkommission

Beschlossen wurde am Donnerstag auch, dass der Vogelsberg wieder eine Sportkommission erhält – und das, obwohl Landrat Manfred Görig betonte, „kein Freund“ von dieser Sportkommission zu sein. „Wer was möchte, der kriegt das dann auch meistens bei mir“, so Görig. CDU und SPD sprachen sich in ihrem gemeinsamen Antrag dafür aus, dass diese Kommission aus zehn Kreistagsabgeordneten und zehn sachkundigen Bürgern besteht. Sie soll eine Art Brücke zwischen Sportvereinen und Politik bilden.

Lars Wicke von den Freien Wählern war da anderer Meinung. 14 Mitglieder würden ausreichen, sprich: sieben Kreistagsabgeordnete (aus jeder Fraktion einer) sowie sieben Bürger. Zudem solle die Sportkommission auch halbjährlich hier im Kreistag berichten. Görig fand diese Reduzierung der Mitgliederanzahl falsch. „Lasst die Kommission so groß und mit allen, die auch da rein gehören“, betonte er, denn es brauche genug Menschen, um dem Sportentwicklungsplan nachkommen zu können.

Einstimmig angenommen wurde zudem auch der Antrag der GroKo zur Bestandsaufnahme des ÖPNV-Angebotes im Vogelsberg, ebenso wie ein Antrag der Linken, dass der Ausschuss über den Stand der umgesetzten Maßnahmen und erreichten Ziele im Rahmen des Integrierten Klimaschutzkonzeptes berichtet.

3 Gedanken zu “Studie soll Wasserknappheit im Vogelsberg erforschen

  1. Die Wasserknappheit ist längst jeden bekannt,
    Im Prinzip wissen wir auch warum ( zu viel Entnahme,
    immer mehr Versieglung, Klimawandel usw. ).
    Meiner Meinung nach dienen Gutachten nur der Zeitgewinnung u a der OVAG, da sind schnell wieder 5 Jahre ins Land gegangen bis wirklich mal eine Entscheidung getroffen wird.
    Jetzt müsste in Frankfurt bei Neubau von Hochhäuser ein Brauchwasser System mit aufgebaut werden, Regenwasser bei so viel versiegelten Flächen genutzt werden.

    38
    1
  2. Die Wasserknappheit im Vogelsberg ist für alle sichtbar die sich in der Natur bewegen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft der Menschen hier.

    39
    1
  3. Guten Morgen ausgeschlafen , jetzt müssen Gutachten,Bestandsaufnahme und alles mögliche gemachr werden und es muss Geld kosten .Jahrelang wird von der Wasser Knappheit gesprochen aber bei dem Wort ovag sind die Herren Taub und Stumm.

    71
    8

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren