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GLOSSE über die Möglichkeit, in Antrifttal Behördendinge mit EC bezahlen zu könnenBargeldlos am Amt zahlen? Das ist zu viel Druck!

GLOSSE | ANTRIFTTAL. In der Antrifttaler Verwaltung kann man ab sofort mit der EC-Karte zahlen, stand neulich bei OL. Die Gemeinde gehe „mit der Zeit“. Einige Leser amüsierten sich darüber. EC? Ist das nicht schon fast Technik von gestern? Das ist natürlich äußerst herzlos den armen Beamten gegenüber, findet OL-Chef Juri Auel. Eine Glosse über den stressigen Behördenbetrieb.

In deutschen Amtsstuben hat man es nicht leicht. Dieser Druck. Ständig dieser Druck nach Veränderung. Man hat sich gerade dran gewöhnt, dass die Depeschen der Mächtigen nicht mehr per Telegramm und Kurier eintrudeln, sondern mit diesem ominösen Firlefanz namens Faxgerät was niemand versteht, da sprechen alle plötzlich nur noch von diesem „Internetz“ und E-Mails, die sie einem schreiben möchten. „Was juckt’s mich?“, wird sich der Amtsschimmel denken. „Der Dreck wird sich eh nicht durchsetzen“.

Dieser ständige Druck macht auch vor dem Geld nicht halt. Erst kürzlich, so sagte neulich ein Beamter, hätten sich die Menschen doch noch über dieses neue Geld gefreut. Den Euro. Und heute – zack – von einem Tag auf den anderen, wolle niemand mehr mit diesen schönen, bunten Scheinen zahlen. Elektronisch soll das jetzt gehen. Bargeldlos, wie man so schön sagt. Es sind verwirrende Zeiten, in denen wir leben.

Im Rathaus von Antrifttal kapituliert man allerdings nicht so schnell. Man entschloss sich, „mit der Zeit zu gehen“, wie es in einer Mitteilung vor wenigen Tagen hieß – und schaffte sich, man verzeihe die obszöne Ausdrucksweise – den neuesten heißen Scheiß in der Bezahlszene an: Ein „EC-Kartenterminal“ steht ab sofort für die Bürgerinnen und Bürger bereit.

Erst die Supermärkte und jetzt auch noch die Verwaltung

Gut, dass die EC-Karte seit 2007 Girocard heißt, ist ein Detail, das wissen selbst manche Sparkassendirektoren bestimmt noch nicht so richtig. Es ist ja auch völlig wurscht. Bürgermeister Dietmar Krist jedenfalls ist echt stolz. „In Supermärkten braucht man schon lange kein Bargeld mehr“, schlussfolgert er scharfsinnig.

Dass für einige Geschäfte „mit der Zeit gehen“ im Bezahlen heißt, man kann seine Rechnung per Smartphone, Gesichtserkennung oder Fingerabdruck begleichen, muss man den deutschen Beamten ja nicht unbedingt sagen. Die neuen „EC-Karten“, so hoffen sie inständig, mildern erst einmal diesen unsäglichen, diesen ständigen und nichtaufhörenwollenden Druck nach Veränderung.

Anmerkung der Redaktion: Eine Glosse ist ein etwas aus der Mode gekommenes, journalistisches Stilmittel. Es zeichnet sich durch satirischen, zugespitzten Charakter mit teils polemischen Zügen aus, hat aber zumeist eine wahre Nachricht als Kern – so wie hier der Fall.

Ein Gedanke zu “Bargeldlos am Amt zahlen? Das ist zu viel Druck!

  1. Glossen sind leider tatsächlich „etwas aus der Mode gekommen“, bieten aber nichts desto trotz die Möglichkeit, den Menschen die Notwendigkeit der „4. Gewalt im Staate“ wieder zu verdeutlichen. Glossen führen letztendlich die Aufgaben der früheren Hofnarren fort.
    Bitte mehr davon, OL-Live kann dadurch nur „aufgepeppt“ werden!
    Ansonsten versinkt OL-Live wegen der „Hofberichterstattung“ über lokalste Politik-, Sport- und Geschäftsereignisse zunehmend im „Sumpf“ des „Grundrauschens“ der „Käseblättchen“, für die sich immer weniger Leute interessieren. In mir selbst kam nämlich zwztl mehrfach der Gedanke/Verdacht hoch, ob diese Plattform mittlerweile überwiegend (nur noch) zum „Abgreifen“ der Anzeigenkosten dienen sollte, allein aufgrund der Zeitspanne, die öfters zwischen Absenden bis zur Veröffentlichung eines Leserbeitrages vergeht.

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