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Sabrina Jäger und Sonja Hotz haben am Samstag ihr "Nagel Spektakel" feierlich eröffnetPodologische Praxis verlangt viel Hygiene

LAUTERBACH (cdl). Beim Betreten des „Nagel Spektakel“ fühlt es sich an, als ob man eine Arztpraxis betritt. Trotz der liebevollen Einrichtung hat die podologische Praxis von Sabrina Jäger und Sonja Hotz das Ambiente einer Arztpraxis. Aber das hat einen guten Grund: Hygiene.

Nach vier äußerst anstrengenden Wochen, in denen viel zu erledigen war, haben Hotz und Jäger gestern in Lauterbach ihre podologische Praxis eröffnet. Nicht nur Freunde und Bekannte waren zur Eröffnung gekommen, sondern auch einige Kolleginnen ließen es sich nicht nehmen vorbeizukommen, um Glückwünsche und Präsente zu überreichen. Hinzu gesellten sich die unterschiedlichsten Passanten, die in Erfahrung bringen wollten, was überhaupt eine podologische Praxis ist.

Die beiden Podologinnen nahmen sich für jeden einzelnen Besucher Zeit und führten sie durch die Räume. Dabei boten sie einen Blick hinter die Kulissen und zeigten auch die Räumlichkeiten, zu denen Patienten normalerweise keinen Zutritt haben. Das wollen beide in Zukunft auch weiterhin machen, um ihre Arbeit transparent darzustellen. Im hintersten Raum werden die Nagelpflegeinstrumente aufbewahrt, in verschiedenen Geräten gereinigt, sterilisiert, getrocknet und im Anschluss verpackt. Der Hygieneaufwand, der im Hintergrund betrieben werden muss, soll den Patienten bewusst gemacht werden. Laut Hotz nimmt die Arbeit rund die Hälfte der Zeit der Podologinnen in Anspruch.

Hygiene ist in einer podologischen Praxis oberstes Gebot.Sabrina Jäger
podologische Praxis

Bis das Nagelbesteck eingeschweißt ist, muss es zunächst gereinigt und sterilisiert werden.

Darüber hinaus stehen dort eine Waschmaschine und ein Wäschetrockner. Was es damit auf sich hat, erklärt Jäger: „Hier werden die benutzten Handtücher und die Arbeitskleidung gewaschen. Mittlerweile ist es verboten die Wäsche zum Trocknen aufzuhängen, daher der Trockner.“ Die Arbeitskleidung dürfe laut Vorschriften nicht mit nach Hause genommen werden. Was für den Laien zunächst etwas übertrieben klingen mag, finden die beiden Podologinnen gut. „Hygiene ist in einer podologischen Praxis oberstes Gebot, daher machen wir ungern Hausbesuche. Das empfehlen wir auch allen unseren Kunden. Solange es irgendwie möglich ist, sollten sie in die Praxis kommen“, so Jäger.

Mit vielen Jahren Praxiserfahrung geht es in Lauterbach los

„Ich habe vor 17 Jahren mit einer Praxis für Fußpflege in Ulrichstein angefangen. In 2008 habe ich meine Ausbildung als Podologin beendet. Seit 2009 habe ich eine kassenärztliche Zulassung“, so Hotz über ihren Werdegang. Darüber hinaus ist sie stundenweise im Krankenhaus Eichhof tätig und behandelt auf Bestellung der Ärzte. Des Weiteren ist sie im Krankenhaus wegen des Diabetes Programms bei der einmal im Monat stattfindenden Schulung dabei und unterstützt als Podologin die Ärzte.

„Diabetes sorgt für Gefäß- und Nervenschäden im ganzen Körper. Das betrifft auch die Füße, weil sie am weitesten Weg vom Herzen sind. Es entstehen durch die Gefäßschäden Wunden, die bei Diabetikern ganz schlecht heilen. Deswegen brauchen Diabetiker ganz viel Hilfe bei ihren Füßen“, erklärt die Expertin. Wenn Nerven betroffen seien, komme es vor, dass Fußnägel durch Socken und sogar Schuhe drücken und die Betroffenen es gar nicht merken. Das habe oft Entzündungen zu Folge.

podologische Praxis

Immer wieder kamen im Laufe des Samstagvormittags Besucher vorbei und wurden durch die Räume geführt.

Jäger hat in den Jahren 2003 bis 2006 zunächst eine Ausbildung als Arzt Helferin absolviert und im Anschluss mit der „normalen“ Fußpflege angefangen. „Von 2009 bis 2012 habe ich die Ausbildung zur Podologin gemacht“, erzählt die 32-Jährige aus Altenburg. Im Gegensatz zu „normalen“ Fußpflegern, die nach einem Wochenendkurs direkt mit der Arbeit loslegen können, dürfen die Podologinnen Menschen mit Krankheiten, wie Diabetes, Multiple Sklerose, Hämophilie oder Schuppenflechte behandeln.

Eine Kollegin, die gerade zu Gast ist, erklärt, dass Fußpfleger einen Wochenendkurs Diabetes belegen können und sich dann medizinischer Fußpfleger nennen dürfen. Für den Laien sei das verwirrend und irreführend. Die Ausbildung zur Podologin dauere dagegen drei Jahre und sei in keinster Weise vergleichbar.

Die podologische Praxis hat Ambiente einer Arztpraxis

Während eines Praktikums im Rahmen Podologenausbildung war Jäger Praktikantin bei Hotz in Ulrichstein. Damals ist eine feste Freundschaft entstanden. Irgendwann hatten die beiden Freundinnen die Idee, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Das wurde dann immer „spruchreifer“ und man hat sich gemeinsam nach passenden Räumen umgesehen. „Durch die Kassenzulassung mussten wir bei der Suche hohen Ansprüchen gerecht werden“, so Hotz.

„Wenn Sie sich auf den Stuhl setzen, dann möchten Sie nicht den Nagelpilz des Vorgängers.“Sonja Hotz
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Der Behandlungsstuhl und die Instrumente erinnern an eine Zahnarztpraxis.

„Wenn Sie sich auf den Stuhl setzen, dann möchten Sie nicht den Nagelpilz des Vorgängers.“ Ein Diabetiker mit nicht vorhandener Heilung solle sich ebenfalls keine Keime oder andere Sachen einfangen. „Deswegen sieht es hier auch aus wie in einer Arztpraxis. Das ist nicht mit der kosmetischen Fußpflege vergleichbar. Sie werden hier kein Fläschchen Nagellack oder Sonstiges finden“, ergänzte Hotz. Dafür müssten zunächst einmal die Räumlichkeiten geeignet sein.

Hotz selber wird freitags und samstags in Lauterbach sein. Von Montag bis Donnerstag ist sie weiterhin in Ulrichstein zu finden. Unter der Woche empfängt Jäger die Patienten in Lauterbach. Für die Zukunft sei geplant, dass die Tochter von Sonja Hotz, sobald sie ihre Ausbildung zur Podologin abgeschlossen hat, einige Aufgaben in Ulrichstein übernimmt und Hotz etwas mehr Zeit in Lauterbach verbringt.

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