0

Dragoslalv Stepanović unterhielt gemeinsam mit Radiomoderator Thomas Tonka die Besucher auf dem Alsfelder Marktplatz„Lebbe geht weider“ beim Alsfelder Salzekuchenfest

ALSFELD (cdl). Seine Lebensweisheiten „Lebbe geht weider“ gab Dragoslalv Stepanović gemeinsam mit Radiomoderator Thomas Tonka auf einer kleinen Bühne vor dem Alsfelder Rathaus knapp zwei Stunden lang zum Besten. Über das Wochenende ist das Vogelsbergradio auf Sendung und berichtete am Samstag live vom Salzekuchenfest auf dem Marktplatz.

Der Kontakt zu Stepanović hatte Christopher Din vom Vogelsbergradio über seinen langjährigen Bekannten Tonka vom Radio Darmstadt hergestellt. Bevor es auf dem Marktplatz mit dem Unterhaltungsprogramm losging, hatten die ehrenamtlichen Radiomacher zu einem halbstündigen Pressegespräch mit Stepanović ins Rathaus eingeladen.

Stepanović selbst hatte keine große Lust über das Drama aus dem Mai 1992 in Rostock zu reden. Er gab lediglich zu Protokoll, dass es die beste Eintracht Mannschaft aller Zeiten gewesen sei. Am Ende habe es leider nicht zur Meisterschaft gereicht. Einige Anekdoten aus anderen Zeiten und seine Sicht auf den heutigen Profifußball hatte er im späteren Verlauf des Gesprächs noch auf Lager.

Im Vordergrund stand seine ehrenamtliche Tätigkeit als Trainer der HRBS-Auswahl (Hessischer Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband). Dort unterstützt er geistig behinderte Fußballer von jung bis alt. Vor Kurzem hat ihn der Hessische Innen- und Sportminister Peter Beuth zum Botschafter des Förderprogramms „Sport und Flüchtlinge“ ernannt. Daher nimmt der 68-jährige gebürtige Serbe verschiedene Termine im Rahmen des Förderprogramms wahr. Dazu gehören beispielsweise Sport-Coach-Schulungen und Regionaltreffen.

Weil er selbst als junger Fußballer im Jahr 1976 von Roter Stern Belgrad nach Frankfurt zur Eintracht gekommen war, könne er sich gut in die Lage der Flüchtlinge hineinversetzen, was ein neues Land und neue Sprache anbetreffe. Kürzlich sei er auf einem Turnier für Flüchtlinge in Bad Hersfeld gewesen. Über beide Tätigkeiten sagte er: „Keiner freut sich beim Sport so sehr wie diese Menschen.“ Wenn er diese Freude sehe, mache ihn das glücklich.

Weiteren Verbesserungsbedarf sieht Stepanović in der Nachwuchsförderung

Auch heute könne er sich noch vorstellen, als Bundesliga- oder Nationaltrainer zu arbeiten. Im ersten Fall jedoch nur als Überganglösung für vier bis acht Wochen. 1998 sei er beinahe Nationaltrainer von Nigeria geworden und habe einen unterschriftsreifen Vertrag gehabt. Leider sei ihm in letzter Sekunde sein Trainerkollege und Landsmann Bora Milutinović dazwischen gekommen. Eine weitere Tätigkeit, die er gerne ausüben würde, sei die Funktion des Jugendkoordinators. „Die Durchlässigkeit von der U19 zu den Profis ist viel geringer geworden, dagegen muss man etwa tun“, so Stepanović.

Auf Nachfrage erklärte er, dass er die Entscheidung von Eintracht Frankfurt, die U23 abzuschaffen, begrüßt. „Wer es heute in der U19 nicht schafft, der schafft es nie oder hat es ganz schwer.“ Daher müsste Spieler, die Nahe dran sind sofort in der 2. Bundesliga oder der Dritten Liga Spielpraxis sammeln, so seine Überzeugung. Luca Waldschmidt habe es zwei Jahre lang nicht bei der Eintracht geschafft und ist jetzt zum Hamburger SV gewechselt. Dort werde er es mit aller Voraussicht auch nicht schaffen. Daran seien im Allgemeinen die Berater, die keine Ahnung von Fußball hätten, schuld. „Der Junge hätte in die zweite Liga gehen sollen“, kommentierte der Serbe den Wechsel des talentierten Nachwuchsspielers aus Mittelhessen.

Nebenher berichtete er, wie er die letzten Minuten des Finales im Europapokal der Landesmeister im Jahr 1973 im Fernsehen verpasst habe, weil bei seiner Frau die Wehen einsetzten. Er wollte noch in Ruhe bis zum Ende schauen, aber seine Schwiegermutter hätte ihn vom Fernseher vertrieben. Seine Tochter sei schließlich morgens um 2 Uhr auf die Welt gekommen und er hätte wirklich gern das Ende des Spiels abgewartet. Des Weiteren erzählte er noch, wie er von Frankfurt über Worms bei Manchester City als Spieler in den Jahren 1979 bis 1981 landete und für zwei Spiele zum Mannschaftskapitän ernannt wurde, obwohl er die Sprache nicht konnte.

ol-steppi1-0309

Zwei Stunden lang unterhielten Thomas Tonka und Dragoslalv Stepanović die Gäste auf dem Marktplatz.

Drei Tage Vogelsbergradio

Das Vogelsbergradio sendet noch heute und morgen, bis das Programm wieder eingestellt wird. Um in unregelmäßigen Abständen senden zu dürfen, müssen die ehrenamtlichen Radiomacher hohe Auflagen erfüllen. Daher habe man sich ganz bewusst das Salzekuchenfest als Veranstaltungsradio über das Wochenende ausgesucht, erklärte Jochachim Legatis vom Vogelsbergradio. Das Rahmenprogramm am Marktplatz mit Livemusik und Stepanović als Entertainer habe man mit der Bäckerinnung abgesprochen, aber in Eigenregie auf die Beine gestellt.

Aber alleine der Samstag habe nicht ausgereicht, um die Sendefrequenz 93,7 MHz aufgrund der rechtlichen Bestimmungen behalten zu dürfen. Deshalb hatten die Radioleute am Freitagabend die Konzerte im Plan B unter dem Motto „Rock gegen Rechts“ seit Längerem mit in das Programm eingeplant. Weil das Radio vom Bundesprogramm „Demokratie Leben“ unterstützt wird, geht man am Sonntag ein weiteres Mal gemeinsam auf Sendung. Dort wird über das Bundesprogramm informiert. Zusätzlich hat man alle Vereine eingeladen, direkt vor Ort teilzunehmen. Die Vereine können sich für Demokratie fördernde Projekte bewerben und aus dem Bundesprogramm dafür Fördergelder erhalten, so Legatis. Währendessen signierte Stepanović Autogrammkarten und bot sein Buch „Lebbe geht weider“ interessierten Gästen an.

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren