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Die Vogelsbergbahn und ihre Tücken, Stärken und Schwächen - Teil I: Schüler und Studenten berichten aus ihrem täglichen PendelalltagÜberfüllte Züge am Morgen, aber es tut sich etwas

ALSFELD. Täglich nutzen mehrere hunderte Schüler und Studenten die Hessiche Landesbahn (HLB) zwischen Gießen und Alsfeld. Vor 14 Monaten hatte sich der damals 17-jährige Lukas Becker bei Oberhessen-Live gemeldet, um auf die völlig überfüllten Züge während der Stoßzeiten aufmerksam zu machen. Seitdem hat sich einiges getan.

Der Jungpolitiker hatte sich dafür starkgemacht, dass künftig ein weiterer Waggon eingesetzt werden sollte. Doch zunächst fand er kein Gehör bei den entsprechenden Stellen und wendete sich an Oberhessen-Live und die untragbaren Zustände wurden Publik gemacht. Im Gespräch mit Becker wollte ich wissen, wie sich die Situation seither geändert hat. „Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau, ich bin jetzt 18 und fahre mit dem Auto in die Berufsschule“, räumt Becker ein.

Daher muss ich zunächst einen anderen Gesprächspartner finden. Ich treffe mich mit der 17-jährigen Adriana Mujic aus Ehringshausen. Sie nutzt die Zugverbindung täglich für ihren Schulweg. „Gerade morgens beim Zusteigen in Ehringshausen ist der Zug sehr voll und es ist ziemlich eng.“ Früher habe der Zug in Zell immer länger halten müssen, damit überhaupt alle Schüler nach und nach einsteigen konnten. Die Situation habe sich aber merklich verbessert. Die HLB setze mittlerweile regelmäßig einen weiteren Wagen ein. Es komme nur noch ganz selten vor, dass ein verkürzter Zug fahre.

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So sah es im vergangenen Jahr fast täglich morgens in den Zügen aus. Foto: privat / Archiv

Sie berichtet weiter über ihre täglichen Erfahrungen mit der HLB. Die Züge hätten oft Verspätung. Allerdings seien das meistens nur einige Minuten wegen unterschiedlicher Baustellen. In diesem Jahr kann sie sich nur an eine extreme Verspätung von 40 Minuten erinnern und einmal sei ein Zug komplett ausgefallen. Das habe an einem Streik gelegen.

Ähnlich wie viele andere junge Menschen in diesem Alter fiebert sie schon ihrem Führerschein entgegen. Denn durch den Zug muss sie sich an die Fahrpläne halten und muss pünktlich am Bahnsteig sein. Wenn sie zu spät dran ist, muss sie auf den nächsten Zug warten und kommt später nach Hause. Das dauert dann rund 40 Minuten. Vom Autofahren verspricht sie sich mehr Unabhängigkeit.

„Ich bin froh, dass es den Zug gibt, sonst würde ich in Ehringshausen festhängen“, stellt Mujic jedoch klar. „Ich nutze das Schülerticket auch sehr oft privat und fahre damit nach Alsfeld oder Lauterbach.“ Gerade dann müsse man immer aufpassen, dass man den letzten Zug noch erwischt. Seit vergangenem Sonntag gilt eine Fahrplanerweiterung. Am Wochenende fährt jetzt ein weiterer Zug zur späteren Stunde, ob sie das Angebot nutzen wird, will ich abschließend von ihr wissen. „Ich habe mich sehr gefreut, als ich davon erfahren habe. Das Angebot werde ich auf jeden Fall ausgiebig nutzen.“

Lukas Becker zeigt sich erfreut über die positive Nachricht. Nicht zuletzt auf seine Initiative hat sich etwas getan. Seine Freude ist ihm sichtlich anzumerken, dass er mit seinem Vorstoß Erfolg hatte. Für ihn ein Zeichen, dass es sich lohnt, politisch aktiv zu werden. Das wird er auch weiterhin tun und sich für die Belange von Jugendlichen und Bürgern einsetzen. Im vergangenen Jahr war er noch im Kreisjugendparlament aktiv. Aktuell ist er mit 18 Jahren bei den Kommunalwahlen im März in den Ortsbeirat von Ehringshausen und in die Gemeindevertretung von Gemünden als jüngstes Mitglied gewählt worden. Bei den Wahlen zum Kreistag stand er auf Listenplatz 40 bei der SPD.

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Am Dienstagnachmittag waren die Züge pünktlich. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bahnsteige bereits wieder leer und die Züge in beide Richtungen unterwegs.

Der Fahrplan muss besser an die Vorlesungszeiten angepasst werden

Am späten Dienstagnachmittag statte ich dem Alsfelder Bahnhof einen Besuch ab. Ich will sehen, wie viele Menschen um diese Uhrzeit in Alsfeld ankommen und in Richtung Gießen oder Fulda in den Zug einsteigen sowie mit einigen Fahrgästen ins Gespräch kommen. Zu dieser Zeit ist der Zug längst nicht mehr so hoch frequentiert wie in den frühen Morgenstunden. Aber gut und gerne 30 Menschen verlassen den ankommenden Zug aus Richtung Gießen. In etwa zehn Personen steigen in Richtung Fulda zu.

Eine junge Studentin, die gerade in Alsfeld angekommen ist, berichtet mir von ihrem Pendleralltag mit der HLB. Sie moniert, dass die Züge regelmäßig Verspätung haben. Aber das größte Manko sieht sie im Fahrplan der Vogelsbergplan. „Der Fahrplan ist auf Berufspendler abgestimmt. Dabei sind doch Schüler und Studenten die Hauptnutzer.“ Sie müsse die Züge immer so nehmen, dass sie bereits 40 Minuten vor Vorlesungsbeginn in Gießen ist. Nimmt sie einen Zug später, kommt sie eine Viertelstunde zu spät.

Genauso verhalte es sich auf dem Rückweg. Sie müsste ihre Vorlesungen und Seminare zehn Minuten früher verlassen, um den Zug zu erwischen. „Das geht natürlich nicht. Deshalb muss ich in Gießen auch jedes Mal vierzig Minuten auf den Zug warten. Ich würde mir wünschen, dass der Fahrplan besser an die Vorlesungszeiten angepasst wird.“

Ihr schlimmstes Erlebnis mit der Bahn habe sie ausgerechnet vor einer Prüfung gehabt. Damit nichts schief geht, habe sie extra noch einen Zug früher genommen. In Großen Buseck sei dann die Ansage „ab hier Schienenersatzverkehr“ gekommen. Sie dachte sich: „ich habe ja genügend Zeit und der Bus kommt gleich“. Das sei aber ein Trugschluss gewesen und sie hätte sich besser ein Taxi genommen. „Ich bin 20 Minuten zu spät zur Prüfung gekommen“, ärgert sie sich noch heute.

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Auch wenn nicht immer alles reibungslos läuft, hat sich in den vergangenen fünf Jahren einiges getan und der Fahrplan konnte verdichtet werden.

Stefan Sitzmann vom Fahrgastverband „Pro Bahn & Bus“ sieht mittlerweile viele kleine Verbesserungen auf der Strecke der Vogelsbergbahn. „In den letzten fünf Jahren konnten wir den Fahrplan stetig verdichten. Jetzt fahren die Züge stündlich.“ Außerdem habe die Verbindung gerade eine stetig ansteigende Zahl an Fahrgästen. Allerdings sieht er immer noch Luft nach oben und hat weitere Verbesserungsvorschläge. Mit einem weiteren Punkt ist der Fahrgastverband weiterhin nicht ganz glücklich. Worum es sich dabei handelt, wird in Teil II zu lesen sein.

Von Christian Dickel

 

 

 

2 Gedanken zu “Überfüllte Züge am Morgen, aber es tut sich etwas

  1. Wie verwöht die Gören alle heutzutage sind, wollen alle mit 18 gleich Führerschein und AUTO :)) geht erst mal arbeiten und verdient das Geld für den FS und AUTO anstatt euren Eltern zur LAST zu fallen, desweiteren sind die Straßen auch überfüllt mit Autos die wegen 2 Brötchen um die Ecke zum Bäcker fahren.

  2. Der letzte Zug ist bei der Vogelsbergbahn auch immer ein „Reizthema“.
    Ich bin mal in Lauterbach „hängengeblieben“, weil dann kein Zug mehr nach Alsfeld fuhr. Aber ich war nicht der einzigste, der an diesem Abend ein langes Gesicht gemacht hatte. Genau dann ist man auf gute Freunde angewiesen. Leider ist es im Vogelsberg auch nicht einfach ein Taxi zu bekommen.
    Leider ist es so, das man ab einer gewissen Uhrzeit im Vogelsberg nicht mehr unterwegs sein sollte, sonst kann das immer böse Überraschungen geben.

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