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Veranstaltungen nach Corona-Pause - Gespräch mit Hessenhallen-Chef Christian Schmidt„Wir werden auch nächstes Jahr noch nicht die Zahlen von vor Corona haben“

ALSFELD (akr). Nach der langen Corona-Zwangspause finden in Alsfeld seit einigen Monaten endlich wieder Feste und Veranstaltungen statt – und zwar ganz ohne Einschränkungen. Während beim Stadtjubiläum im Mai die Innenstadt aus allen Nähten platzte, und beim Pfingstmarkt von Besucherrekorden gesprochen wurde, sah das bei den drei Messen in der Hessenhalle anders aus. Ob sich das künftig ändern wird? Ein Gespräch mit Christian Schmidt.

Eine lange Zeit herrschte in der Alsfelder Hessenhalle Ruhe – jedenfalls was Veranstaltungen betrifft. Nachdem in den Räumlichkeiten zunächst das Impfzentrum des Vogelsbergkreises und dann die Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht war, startete das Hessenhallen-Team rund um Chef Christian Schmidt Ende April den Veranstaltungsbetrieb – und zwar mit der 1. Hessischen Heimtiermesse, kurz HeTi.

Eine Messe, wo Mensch und Tier auf ihre Kosten kommen

Schmidt zeigt sich zufrieden, was die Besucherzahlen der 1. HeTi angeht. „Sicher geht immer mehr, aber für das erste Mal waren wir zufrieden“, erzählt er. Auch von den Ausstellern habe es – mit Ausnahmen – positive Rückmeldungen gegeben und so wie er mitbekommen habe, seien auch die Besucher nicht unzufrieden gewesen. Für Schmidt steht jedenfalls fest: Auch im nächsten Jahr soll die HeTi wieder stattfinden.

Nur knapp einen Monat später hatten auf der „Jagen Fischen Offroad“ Jäger, Angler, Naturfreunde und Outdoorfans drei Tage lang die Möglichkeit, sich über neue Trends und aktuelle Produkte zu informieren und auszutauschen. Auch hier waren die Besucherzahlen niedriger als vor Corona. „Es waren zwar weniger zahlende Besucher, aber es war nicht unterirdisch“, betont er.

Auch auf die HeLa zog es in diesem Jahr weniger Menschen, als sonst. „30.000 Besucher haben wir nicht gemacht“, erzählt Schmidt – sonst sei das der Fall gewesen. Freitag und Samstag seien die Besucherzahlen schwächer gewesen, der Sonntag hingegen war laut Schmidt gut besucht. Der Hessenhallen-Geschäftsführer zeigt sich aber auch hier zufrieden. „Alles ist besser als letztes Jahr“, betont er, denn da haben schließlich aufgrund von Corona keine Veranstaltungen stattfinden können.

Volle Innenstadt und Besucherrekord

Ein Blick auf andere Veranstaltungen in Alsfeld. Während die Messen in der Alsfelder Hessenhalle weniger Besucher als sonst verzeichneten, herrschte beispielsweise am Stadtjubiläum Ende Mai Hochbetrieb. Bereits am ersten Tag des Festwochenendes, dem Samstag, zog es zahlreiche Menschen aus nah und fern in die Alsfelder Innenstadt – und die platzte förmlich aus allen Nähten.

Doch nicht nur das Festwochenende war mehr als nur gut besucht, sondern auch der Alsfelder Pfingstmarkt, der nur wenige Tage später auf dem Programm stand. Bereits pünktlich zur Eröffnung am Freitagabend strömten die Massen auf den Platz, ließen sich auch von kleineren Regenschauern nicht abhalten. Zwar war der Sonntag vergleichsweise weniger frequentiert, dafür der Samstag aber besonders stark. „Wir hatten noch nie so viele Besucher auf dem Pfingstmarkt“, resümierte Generelpächter Heiner Distel im OL-Gespräch.

Pfingstmarkt 2022: Zufriedene Veranstalter und neue Besucherrekorde

Für eine volle Innenstadt sorgten auch am vergangenen Samstag die Alsfelder Schulen. Als gemeinsame Aktion hatten sie sich zusammengeschlossen und in Kooperation mit der Stadt einen „Tag der Schulen“ organisiert – und der war ein voller Erfolg. Weniger Andrang herrschte unterdessen am Kräuter- und Märchentag, zumindest wenn man einen Vergleich zu 2019 zieht, als das Fest das letzte Mal vor der Corona-Zwangspause stattgefunden hatte. Doch bei knapp 34 Grad durfte man es den Menschen auch nicht übel nehmen, wenn sie sich statt des Marktbesuches lieber eine Abkühlung gönnen wollten.

Hochbetrieb herrschte auch am Tag der Schulen.

Ob die Besucherzahlen der HeTi oder der Jagdmesse daran lagen, dass man Eintritt zahlen musste, kann Schmidt nicht sagen – ganz ausschließen tut er es aber nicht, gerade im Hinblick auf die steigenden Energiepreise. Er kann sich vorstellen, dass vielleicht der ein oder andere dadurch bei Freizeitaktivitäten spart und eher Veranstaltungen besucht, die keinen Eintritt kosten. Man dürfe auch nicht vergessen, dass es noch Menschen gibt, die Angst haben, sich mit dem Virus anzustecken, deshalb Veranstaltungen meiden oder aber Freiluft bevorzugen, statt in Hallen. Und jetzt gerade im Sommer habe man zudem auch ein Überangebot an Veranstaltungen.

Energiekosten bereiten Sorge

„Wir werden nächstes Jahr immer noch nicht die Zahlen von vor Corona haben. Das dauert seine Zeit“, ist sich Schmidt sicher. Er blickt aber positiv in die Zukunft – nächstes Jahr würden es auch wieder mehr Besucher werden. Doch es ist nicht nur die Pandemie, die den Hessenhallen-Chef zum Nachdenken bringt, sondern auch die steigenden Energiekosten.

Fest steht bereits jetzt, dass beispielsweise die Jagdmesse im nächsten Jahr nicht mehr an drei, sondern nur noch an zwei Tagen stattfinden wird. Im März müssten die Hallen schließlich noch geheizt werden. Wenn man aber nur zwei Tage die Messe veranstaltet, müsste weniger geheizt und weniger Personal eingesetzt werden. Den Eintritt will Schmidt nicht anheben, dem Trend der Preissteigerungen wolle er entgegenwirken. „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um nicht erhöhen zu müssen“, betont er.

Die Jagdmesse soll im nächsten Jahr nur an zwei Tagen stattfinden.

Schmidt macht sich auch bereits Gedanken, wie das mit der HeLa und den Energiekosten funktionieren soll. „Das ist das größte Sorgenkind im nächsten Jahr“, sagt er. Die Hessische Landwirtschaftsmesse fand in diesem Jahr erstmals im Juni statt, die Jahre zuvor war es im Februar. Doch beide Monate seien nicht optimal. Im Februar müsse er definitiv heizen, im Juni sei der Termin für die Landwirte nicht förderlich, weil sie zu der Zeit sehr viel Arbeit haben. Deshalb visiert Schmidt den September an. Ein Termin steht aber noch nicht fest.

Die nächste eigene Messe in der Hessenhalle steht übrigens im November auf dem Programm – die Herbstmesse. Das Konzept werde sich aber etwas ändern, erklärt Schmidt. Es würden weniger Handwerker kommen, da sie eh schon volle Bücher hätten und auch das Thema Materialmangel eine Rolle spielt. „Wir werden dafür mehr in den Bereich Tourismus/Genuss gehen.“

Für die Veranstaltungsbranche sei dieses Jahr die Auferstehung von Corona. „Die Menschen müssen wieder Lust bekommen, weg zu gehen, das ist jetzt unsere Aufgabe“, betont Schmidt. Jetzt sei die „Stunde Null“ und auch danach könne man vergleichen, ob es in Sachen Besucher besser oder schlechter wird. Schmidt zeigt sich bislang jedenfalls zufrieden und blickt nun einfach positiv in die Zukunft, denn wie er es bereits betont hat: Alles sei besser, als letztes Jahr.

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