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"Unzureichendes Sicherheits-, Verschlüsselungs- und Datenschutzkonzept"FDP Kreistagsfraktion sieht Einführung der Luca-App im Vogelsberg sehr kritisch

VOGELSBERG (ol). Die „Luca-App“ ist eine Kontaktverfolgungs-App, die unter anderem durch das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises zum Einsatz kommen soll und Gaststätten, Handel und Vereinen bei der Kontaktverfolgung in der Corona-Pandemie helfen soll. Die Freien Demokraten im Vogelsberger Kreistag sehen dieses Werkzeug jedoch sehr kritisch, so sei bereits das Ausschreibungsverfahren der hessischen Landesregierung sehr intransparent gewesen.

In der Pressemitteilung der FDP-Kreistagsfraktion heißt es, das Land hat einen Jahreslizenzvertrag in Höhe von 2,2 Millionen Euro mit den Betreibern der „Luca-App“ abgeschlossen. Stephan Ringmaier, Sprecher für Digitalisierung bei der FDP Vogelsberg, macht deutlich: „Grundsätzlich ist eine digitale Kontaktverfolgung der richtige Ansatz und ein wichtiger Baustein im Vorgehen gegen die Pandemie. Wir Freien Demokraten sehen den Einsatz der Luca-App jedoch sehr kritisch. Daten unserer Bürgerinnen und Bürger werden mit einem unzureichenden Sicherheits-, Verschlüsselungs- und Datenschutzkonzept bei einem privaten Anbieter gespeichert. Sie bieten somit die Möglichkeiten des Missbrauchs und sind ein leichtes Ziel für Hackerangriffe“.

Auch der Quellcode der „Luca-App“ enthalte „urheberrechtlich bedenkliche Passagen“ und wurde erst nach langer Diskussion offengelegt. Man habe über die FDP-Fraktion im hessischen Landtag die Landesregierung dazu aufgefordert, die Verträge rund um die „Luca-App“ offenzulegen. Die Freien Demokraten erwarten eine Erklärung, wie die Massenspeicherung von privaten Bewegungs- und Gesundheitsdaten bei einem privaten Anbieter hinreichend begründet und geschützt wird, so Ringmaier weiter. Sollte die Begründung der Landesregierung nicht überzeugend sein, wäre aus Sicht der FDP eine Rückabwicklung der Verträge nötig. Für die FDP ist es zudem unverständlich, warum die „Corona-App“ des Bundes nicht verwendet wird.

Für die offizielle „Cornona-Warn-App 2.0“ habe der Bund bereits 70 Millionen Euro investiert. Diese enthalte eine fast identische Check-in Funktion wie die „Luca-Aapp“. Mit der App kann ein QR-Code erstellt werden, Gäste können diesen scannen und digital einchecken. Die „Corona-Warn-App 2.0“ hat laut FDP zusätzlich den Vorteil, dass Kontakte nicht zentral auf Servern gespeichert werden und somit kein Missbrauch betrieben werden könne. „Wir werden dazu auch eine Anfrage für die nächste Kreistagssitzung stellen“, so der Fraktionsvorsitzende im Kreistag Mario Döweling. Schließlich sei nicht klar, ob die Verantwortlichen im Kreis die Tragweite dieses Beschlusses zur Einführung der Luca-App erfasst hätten.

10 Gedanken zu “FDP Kreistagsfraktion sieht Einführung der Luca-App im Vogelsberg sehr kritisch

  1. Danke Herr Ringmaier für Ihre ausführliche Recherche zu Luca. Mag so sein,doch wir sind mitten in einer Pandemie. Meine Lebenserfahrung und Alter verbietet es mir leider noch mehr meiner Lebenszeit diesem Thema zu Opfern. Gehen Sie Ihren Weg bei guter Gesundheit und bleiben dies auch. Im Alter werden Sie auch ruhiger und sehen Probleme aus einer ganz anderen Perspektive.
    Passen Sie auf sich auf. Sie und Ihre Partei sind gerne bei mir gratis in der Werbung.
    M.f.G. Bernd Ebert

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  2. Warum die Aufregung? Die App muss doch keiner nutzen geschweige denn herunterladen.

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    1. @Aufregung:
      Wenn man über den Tellerrand hinauszuschauen vermag, geht es nicht darum ob man die App herunterlädt oder nicht. Es geht doch darum, wie Daten verwendet werden können, was damit passiert, wie sicher sie sind etc..
      Letztendlich geht es doch um Freiheit versus totaler Kontrolle durch den Staat, die heute durchaus möglich ist (vgl. das chinesische Modell).

      Unsere Vorfahren haben mit ihrem Blut und Leben für die Freiheitsrechte, die wir heute noch genießen dürfen, gekämpft. Manche Menschen sind sich dessen leider nicht bewusst und werfen diese hart erkämpften Rechte auf den Müll.

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  3. Bei mir den bisherigen Kommentaren werden sehr grundsätzliche Diskussionen geführt! Dabei geht es für die FDP im Kreistag nicht um das „ob“ der elektronischen Kontaktverfolgung sondern um das „wie“!!!! Und hier erscheint die Luca-App eben nur bedingt geeignet gegenüber der Corona-Warn-App 2.0 des Bundes!

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  4. Ich bin sehr erfreut, dass es wenigstens noch eine Partei gibt, die den demokratischen RECHTSSTAAT und die Bürgerrechte meiner Meinung nach bisher am konsequentesten verteidigt, gerade in Krisenzeiten, wo viele Menschen vor lauter Angst und Panik freiwillig auf ihre Freiheitsrechte verzichten, bzw. die den „Unwilligen“ gerne die Freiheitsrechte entziehen möchten.
    Auch wenn ich mich gegen immer mehr Kontroll-Apps und der schrittweise zunehmenden Hinwendung zu staatlicher Kontrolle (im äußersten Fall das chinesische „Social Scoring System“) wende, so erscheint mir zurzeit die FDP als die einzige demokratische Partei zu sein, die für mich aus Gründen der Rechtsstaatlichkeit wählbar ist.

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    1. Vorsicht statt Panik, um sich mit dem Coronavirus zu infizieren, muss man mindestens 15 Minuten dicht bei jemand gestanden haben, so die Aussage im Frühjahr letzten Jahres, auch 99,…% der Infektionen finden in den Innenräumen statt, nicht im Freien. Weder beim Einkaufen, noch beim Spazierengehen, befindet man sich 15 Minuten neben jemanden. Das passiert nur mit den besten Freunden und in der Familie, ich glaube nicht mal an der Arbeit trifft das bei mir zu. Somit werde ich mich nicht auf das Chinesische Modell einlassen. Erst die Warn- App, dann der digitale Impfausweis ( bei mir würde genesen draufstehen), dann die Eingangs- App zum Einkaufen und am Schluss die Gesichtserkennung beim Einlass, egal ob Geschäft oder Konzert, nicht zu vergessen die geplante Bargeldabschaffung. Wir wollen in keinem Überwachungsstaat wie in China leben und deswegen lehnen wir alle diese Dinge ab. Jetzt wird überall 5G hochgefahren und an Autobahnen und offenen Plätzen werden vermehrt Kameras aufgehängt. Warum, kann man sich hiermit selbst beantworten.

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  5. Überdenken Sie Ihre Anfrage zur der nächsten Kreistagssitzung.
    Wer den Unterschied und die Funktion von Luca- und Corona-App nicht kennt ist sich auch über die Tragweite zur Verbreitung von solchem Unwissen nicht bewusst. Beide App`s zusammen genutzt ergänzen sich hervorragend und sind ein gutes Werkzeug zur Nachverfolgung der Ausbreitung des Virus,durch das Gesundheitsamt.
    „Wann werden die Daten auf Grabsteinen zu schutzbedürftigen Persönlichkeitsdaten erklärt?“
    Unglaublich, aber Hauptsache als Politiker auftreten.
    Das Virus gibt seinen unverschlüsselten Quellcode weiter, allerdings mit todbringenden Folgen;zu lesen in Stein gemeißelt – an öffentlichem Ort.

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    1. Sehr geehrter Herr Ebert,

      ich kann Ihre Verwunderung verstehen. Doch ist die Corona-APP auch in der Lage nach Veranstaltungen automatisiert Bürgerinnen und Bürger bei einem Risiko zu warnen. Da man sich mit der Luca-APP mit Pseudo-Namen registrieren kann, nutzt diese zur Kontaktverfolgung den Gesundheitsämtern nicht wirklich. Über die Sicherheit der Luca-APP können Sie sich selbst ein Bild machen: http://luca.denken.io/show.php?id=15eb0425-43dc-40df-bd96-c77138f1ce44
      Hier sehen Sie, durch eine Sicherheitslücke der Luca-App, wie oft und mit welchen ID´s unser Gesundheitsamt im Vogelsberg Kontaktverfolgungen vorgenommen hat. Jedoch bleibt es natürlich jedem offen, ob er seinen Namen und Telefonnummer vertraulich behandeln will.
      Grüße
      Stephan Ringmaier

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      1. Hallo Herr Ringmaier,
        ich war nicht verwundert, doch nun bin ich es nach Ihrer Antwort auf meinen Kommentar. Wie können Sie sich auf Kontaktverfolgungen beziehen wenn die Luca-App jetzt erst mit dem Vogelsberger Gesundheitsamt zusammenspielt. Allerdings müsste dazu ja die Inzidenz unter 100 sinken, um erst dann in Gaststätten und Handel Anwendung und Wirkung zu erziehlen. Woher also? Sie verwerfen vorher schon den Nutzen der App und unterstellen den Nutzern die Falschangabe zur Person . Warten Sie es doch erst einmal ab. Luca braucht keine offentlich in Gaststätten und Geschäften ausgelegte Listen, welche zur Nachverfolgung erst eingesammelt werden müssen! Wobei auch hier mit falschen Angaben zu rechnen ist.
        Wer auf die Warnung vor Infizierten Menschen hofft, hat ja die Corona Warn-App. Leider macht diese nicht beides möglich. Desshalb war mein logischer Schluss und Tipp,beide zu verwenden. Die Daten zur Person kann übrgens nur das Gesundheitsamt entschlüsseln, ohne die ja auch keine Nachverfolgung möglich ist! Sorgen sie doch auf politischer Ebene dafür, die Beschaffung, den Missbrauch,den Handel und die Nutzung von persönlichen Daten endlich entsprechend strafrechtlich zu verfolgen.
        M.f.G B.E.

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    2. @Bernd Ebert:
      Eventuell ist Ihnen die heute veröffentliche „Gemeinsame Stellungnahme zur digitalen Kontaktnachverfolgung“ führender Wissenschaftler mit gleicher Aussage wie der Pressebericht zur „Luca-App“sympathischer:

      https://digikoletter.github.io/
      Viele Grüße

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