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Virtueller Kreisparteitag der Vogelsberger CDU„Wir legen heute ein Wahlprogramm vor, das seinen Namen auch verdient“

VOGELSBERG (akr). Auf 28 Seiten haben die Vogelsberger Christdemokraten festgehalten, was sie in den kommenden fünf Jahren für den Vogelsberg planen. „Wir haben nicht nur Eckpunkte gesetzt, sondern ein Programm für die ganze Fläche, zu allem, was uns hier im Kreis bewegt“, betonte Erster Kreisbeigeordneter Jens Mischak, der gemeinsam mit den anderen fünf CDU-Spitzenkandidaten für die Kreistagsliste beim ersten virtuellen Kreisparteitag die zentralen Themen vorstellte, mit denen die Vogelsberger CDU in den Wahlkampf zur Kommunalwahl starten will.

„Wir arbeiten seit 2016 in einer großen Koalition, die letzten vier Jahre waren gute Jahre für den Vogelsberg, wir wollen dafür sorgen, dass das so bleibt“, betonte Mischak, Spitzenkandidat der Vogelsberger Christdemokraten, in der Eröffnungsrede zur Vorstellung des Wahlprogrammes unter dem Motto: „Vogelsberg. Gemeinsam. Machen.“

Doch bevor die einzelnen Themenkomplexe vorgestellt werden sollten, gab es zunächst zwei kurze Grußworte – und zwar von Kanzleramtschef Helge Braun und vom Bundestagsabgeordneten Michael Brand aus Fulda, ehe Mischak ein paar Worte an die Vogelsberger Bürger richtete. Über die Hälfte der Alten- und Pflegeheime habe man bereits impfen können, manche Einrichtung, so Mischak, hätten in dieser Woche bereits ihre zweite Corona-Impfung erhalten.

Dr. Jens Mischak. Fotos: ol

Der Erste Kreisbeigeordnete erinnerte daran, dass man im März vergangenen Jahres noch damit rechnete, dass ein Impfstoff erst in eineinhalb Jahren zur Verfügung stehe. „Ich glaube, es ist in Vergessenheit geraten, dass wir deutlich schneller waren“, sagte er. Es werde ständig nur über Negatives gesprochen. „Wann haben wir eigentlich diese Eigenschaft als Gesellschaft verloren, mal das Positive herauszustellen, das was uns Mut machen sollte?“, fragte Mischak und leitete in Richtung Wahlprogramm über.

28 Seiten für die Zukunft des Vogelsbergkreises

In ihrem Wahlprogramm habe die CDU auf insgesamt 28 Seiten alles aufgegriffen, was die Kreispolitik derzeit bewege. „Wir legen heute ein Wahlprogramm vor, das seinen Namen auch verdient“, so Mischak. Die Menschen würden nämlich wissen wollen, wie man die nächsten fünf Jahre gestalten will, und nicht nur die Zeit während der Pandemie. Die Zeit der Pandemie wolle man allerdings auch nutzen, um zu einem Modellkreis für ein Leben im ländlichen Raum zu werden – „gemeinsam mit den Menschen, den Vereinen, den Kommunen“, betonte Mischak.

Ein erstes großes Thema: Gesundheit und ärztliche Versorgung. In den vergangenen Jahren habe man sich bereits stark um die ärztliche Versorgung gekümmert, sei es im ambulanten oder stationären Bereich. Als Beispiele nannte Mischak unter anderem das Stipendienprogramm Medizin + oder auch das Medizinische Versorgungszentrum, das der Kreis gemeinsam mit den Gemeinden Grebenhain und Freiensteinau gegründet hat und das in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen soll. Ein MVZ sei ein mögliches Modell, die ärztliche Versorgung in der Region sicherzustellen.

Ein stationäres Hospiz auf der Agenda

Neben der allgemeinmedizinischen Versorgung sei aber auch die fachärztliche Versorgung ein Thema. Aus diesem Grund sei die CDU der Auffassung, dass die Stipendien-Vergabe nicht mehr an der hausärztlichen Versorgung festgemacht werden sollte, sondern auch für die Sicherung der fachärztlichen Versorgung Stipendien vergeben werden können.

„Ein Thema, das uns ebenfalls seit einiger Zeit unter den Nägeln brennt, wo wir gemeinsam in der Koalition auch schon erste Eckpfeiler gesetzt haben, ist das stationäre Hospiz. Wir sind hier in der Region noch ein weißer Fleck“, erklärte der Gesundheitsdezernent. Die CDU Vogelsberg wolle sich aber nachhaltig für eine stärkere Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, beispielsweise des Gesundheitsamts, stark machen, „dieser Bereich wurde leider in den letzten Jahrzehnten sehr stiefmütterlich behandelt“, betonte Mischak. Anschließend übergab Dietmar Krist, der an diesem Tag den Parteitag moderierte, das Wort an Stephan Paule, der den Punkt „Wirtschaft und Regionalentwicklung“ vorstellte.

Vogelsberg soll attraktiver Wirtschaftsstandort werden

Die wirtschaftliche Entwicklung sei ein zentrales Thema, an dem sich der Erfolg des Vogelsbergkreis insgesamt festmache, betonte Paule. So habe man bereits 2016 mit nur 4,4 Prozent eine niedrige Arbeitslosenquote vorlegen können – schon das sei damals „rekordverdächtig“ gewesen, „bis Januar 2020 haben wir es nochmal geschafft, die Quote um ein Prozent zu drücken“. Das hänge natürlich auch mit dem Erfolg der Vogelsberger Unternehmen zusammen.

Viele Parteimitglieder schalteten sich virtuell dazu.

„Wie können wir trotz einer guten Arbeitslosenquote unseren Kreis wirtschaftlich weiter stärken und erfolgreicher machen? Das steht im Zentrum des Wirtschaftsprogramms“, so Paule. Wichtige Aspekte seien hierbei unter anderem die Zentralität des Vogelsberges, die Infrastruktur, dass man die attraktiven Gebiete für die Ausweisung neuer Gewerbegebiete im Kreis stärker bewerbe oder den Breitbandausbau vorantreibe. Stärker solle zudem auch die Marke Vogelsberg Original beworben werden, ebenso der Bereich des Tourismus. „Wir wollen insgesamt den Vogelsberg zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort machen, wo er es nicht ist, und dort, wo er es schon ist, die Stärken, die wir haben, deutlicher nach außen kommunizieren.“

Schule und Bildung

Dass sich die CDU dafür einsetzen werde, jeden der bestehenden der 41 Schulstandorte im Kreis zu erhalten, erklärte Dr. Hans Heuser, der das Thema „Schule und Bildung“ vorstellte. Die Sanierungen an den Schulen in Schotten und Schlitz würde gut voranschreiten und die Sanierung der Oberwaldschule und Grebenhain werde auch noch angegangen. Während die Großsporthalle in Alsfeld bereits aufwendig saniert wurde, sollen unter anderem das Erlenstadion und das Freibad in Schlitz noch folgen.

Besonders wichtig sei den Christdemokraten nicht nur der Erhalt der Nachmittagsbetreuung, sondern auch, dass alle Schulen durch Glasfaseranschlüsse mit schnellem Internet versorgt werden. Die CDU verfolge das Ziel der Inklusion von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen oder Behinderungen, so wie es die UN-Behindertenrechtskonvention vorsehe. Das dürfe jedoch nicht dazu führen, dass Förderschulen flächendeckend abgeschafft werden.

Die Wirtschaft im Vogelsberg, insbesondere das Handwerk, sei auf den Erhalt standortnaher beruflicher Bildungsangebote angewiesen, so Heuser. Die Vogelsbergschule Lauterbach und die Max-Eyth-Schule Alsfeld sollen ihre gute Zusammenarbeit fortsetzen und so verhindern, dass Ausbildungsklassen nach Fulda oder Gießen abwandern. Hierfür werde sich die Vogelsberger CDU auch auf Landesebene einsetzen.

Familien- und Jugendpolitik: „Wir wollen immer am Ball sein“

Und was stellen sich die Christdemokraten für die Familien- und Jugendpolitik vor? Hierfür übernahm Jennifer Gießler, Kreisvorsitzende der Jungen Union, das Wort. „Die Familienpolitik war und ist immer ein Kernthema unserer politischen Arbeit, die jedoch aber immer weiterentwickelt werden und an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst werden muss. Das Thema entwickelt sich immer und da wollen wir immer am Ball sein“, betonte Gießler.

Daher müsse man kommunale Entscheidungen immer an dem Wohl der Kinder und Familien messen. Dazu gehöre die weitere Entwicklung von Wohngebieten mit entsprechenden Spielplätzen. Darüber hinaus stehe die CDU für wohnortnahe Kindergärten und Schulen, man wolle die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessern und das Pflegeeltern-Angebot stärken. Problematisch sei die mangelnde Versorgung mit Hebammen, daran wolle die CDU arbeiten und auch das präventive beratende Angebot der frühen Hilfen erhalten, ausbauen und stärken.

Sanierung der Kreisstraßen und Pläne für die Vogelsbergbahn

Landtagsabgeordneter Michael Ruhl gab einen Einblick in das Thema Verkehr. In den vergangenen Jahren habe man fast 27 Millionen Euro in die Kreisstraßen investiert, sei auch „ein gutes Stück vorangekommen“, doch diesen Weg müsse man weiterführen „, man müsse „unsere Straßen und  unsere Verkehrsinfrastruktur wieder besser in Schuss kriegen“, betonte Ruhl. Der Individualverkehr im Vogelsberg habe eine hohe Bedeutung, aus diesem Grund stehe man auch weiterhin für den Lückenschluss der A49, ebenso wie für das Projekt der Ortsumgehung der B254, um die Ortsdurchfahrten zu entlasten.

Von zentraler Bedeutung sei auch die Vogelsbergbahn, hier seien weitere Investitionen möglich. „Wir wollen daran mitarbeiten, dass die Vogelsbergbahn elektrifiziert wird und natürlich wollen wir auch weiter prüfen, ob wir die Vogelsbergbahn nicht nach Frankfurt durchbinden können, damit man ohne Umsteigen aus dem Vogelsberg bis in die Metropolregion Rhein-Main fahren kann“, erklärte der Landtagsabgeordnete.

„Ein guter Ort zum Leben, zum Wohnen und zum Arbeiten“

„Die CDU Vogelsberg sieht sich selbst in einer besonderen Verantwortung für Mensch, Natur und Umwelt, für unsere Schöpfung und dafür ist eine flächendeckend und umweltgerechte Land- und Forstwirtschaft unerlässlich“, sagte Birgit Richtberg, die den Themenkomplexes „Landwirtschaft, Ehrenamt und Senioren“ vorstellte. Es sei wichtig, dass man dafür sorge, dass die Landwirte im Vogelsberg wirtschaften können. Die Landwirtschaft erfüllte die gesellschaftlichen Forderungen in hervorragender Weise, „aber man sollte nicht meinen, dass sie dafür gelobt wird – im Gegenteil“, betonte Richtberg. Die CDU sehe die Gefahr, dass die Landwirtschaft immer mehr ans „Gängelband“ komme, deshalb sei es ihr wichtig, dass die Existenz der Landwirtschaft nachhaltig gesichert werde.

Als eine „Herzensangelegenheit“ der Vogelsberger Christdemokraten zähle, so Richtberg, dass Menschen im Alter im Vogelsberg gut leben können. Dazu müssten aber die Rahmenbedingungen stehen, beispielsweise die Nahversorgung, die Mobilität, die gesundheitliche Versorgung in der Nähe. Ebenso wichtig sei auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier brauche es verlässliche Strukturen, einige habe die CDU bereits geschaffen, unter anderem mit dem Pflegestützpunkt oder dem Programm der Gemeindeschwester 2.0.

Besonders Stolz sei man auf das Ehrenamt, denn das sei hier im Vogelsberg besonders groß. „Die Stärkung und Unterstützung der ehrenamtlichen Tätigkeit, das ist etwas, was wir erhalten müssen und fördern wollen“, betonte Richtberg. Bürokratische Hürden müssten abgeschafft werden. All das sei ein großartiger Beitrag zur Daseinsvorsorge und werde dazu beitragen, dass man mit Recht sagen könne: „Der Vogelsberg ist ein guter Ort zum Leben, zum Wohnen und zum Arbeiten.“

Das ausführliche Wahlprogramm der CDU Vogelsberg gibt es hier.

7 Gedanken zu “„Wir legen heute ein Wahlprogramm vor, das seinen Namen auch verdient“

  1. Ein Wahlprogramm, das seinen Namen verdient! Das wäre aus meiner Sicht eine Erörterung der Frage, wie die großen Fragen unserer Gesellschaft auf kommunaler Ebene beantwortet werden, indem man sie auf die örtlichen Verhältnisse herunter bricht. Und dazu muss man sie natürlich sehen wollen, statt dazu aufzufordern, sich die Verhältnisse schön zu reden. „Es werde ständig nur über Negatives gesprochen“, wehrt da Jens Mischak mögliche Kritik gleich zu Anfang ab. Und hakt gleich listig nach: „Wann haben wir eigentlich diese Eigenschaft als Gesellschaft verloren, mal das Positive herauszustellen, das was uns Mut machen sollte?“ Ja, wann war das noch? Ich glaube das war an dem Tag, als die Politiker begonnen hatten, uns die Hucke voll zu lügen.

    P.S.: Mal ein kleiner Blick auf die Realitäten dieser Gesellschaft und den Unterschied zwischen Arm und Reich. Auch wenn das jetzt nicht so direkt Mut macht.
    https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/armes-deutschland-reiches-deutschland-104.html

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  2. …ein Wahlprogramm seinen Namen verdienen, wenn zu den Punkten
    – gerechtere Verteilung der Pandemie-Lasten durch einen Umbau des Steuersystems und der sozialen Sicherungssysteme
    – Auswirkungen des Klimawandels und klimaschützender Maßnahmen speziell im Vogelsberg sowie
    – Bekämpfung von Antisemitismus, Irrationalismus, rechten Netzwerken usw.
    so gut wie nichts gesagt wird?
    Stattdessen zum Thema Zukunft nur ein Sammelsurium von Wunschzettel-Positionen, die kaum neue Projekte enthalten, sondern bestenfalls die bisherige Arbeit fortschreiben, weil diese entweder bereits seit langem (mit mäßigem Erfolg) verfolgt werden oder von heute perspektivisch weit über eine Legislaturperiode hinausreichen.

    Damit wird Dr. Mischaks stolze Bilanz, „alles aufgegriffen“ zu haben, „was die Kreispolitik derzeit bewege“ zum Verpackungsschwindel. Leere Pappkartons klappern am lautesten! Das gilt nicht zuletzt für die versteckte Prämisse, dass das Ende der Pandemie innerhalb der kommenden fünf Jahre liegen werde und man nach deren Bewältigung noch ein paar Jahre „gestalten“ könne, wie man es vorher gewohnt war. Was für ein abstruser Gedanke! Selbst wenn innerhalb von zwei Jahren tatsächlich alle geimpft sind, ist damit doch die Pandemie-Krise nicht überwunden! Über 10 Jahre soll es laut der jüngsten Oxfam-Studie noch dauern, bis Otto Normalpandemist (sprich: „die ärmere Hälfte der Menschheit“) die wirtschaftlichen Folgen der Krise bewältigt und die wirtschaftlichen Einbußen kompensiert hat, die die verschiedenen Lockdown-Phasen hinterlassen haben.
    Da klingt es äußerst leichtfertig, wenn Mischak „die Zeit der Pandemie […] auch nutzen“ zu wollen vorgibt, „um zu einem Modellkreis für ein Leben im ländlichen Raum zu werden“. Was für eine Hybris! Da soll aus einem Landkreis, der wirtschaftlich immer klamm war, innerhalb weniger Jahre ein „Modellkreis“ entstehen, während der Bevölkerung die wirtschaftliche Basis weg bricht und bis hin zu den Rücklagen für’s Alter alle Ressourcen aufgebraucht sind? Gerade erst wurde der Vogelsbergkreis aus dem Schutzschirmprogramm des Landes entlassen und hat mühsam seine Finanzen geordnet. Und schon kommt nach der schwarzen Null das schwarze Loch. Insofern nämlich, als durch einen Kliniksneubau in Alsfeld sämtliche Finanzmittel des Kreises aufgesogen werden wie sämtliche Materie in der Nähe eben eines solchen.
    Und zuletzt ist es reine Prahlerei, wenn es mit einem Seitenhieb auf das Wahlprogramm der SPD heißt: „Wir haben nicht nur Eckpunkte gesetzt, sondern ein Programm für die ganze Fläche…“. Äh, ja. Was ist jetzt mit dem „Programm für die ganze Fläche“…? Irgendwie fehlt da das passende Verb. Hat man das auch „gesetzt“, zum Beispiel in den Sand? Die „ganze Fläche“ hat man möglicherweise jetzt „programmiert“, doch die angeführten Beispiele verlässlicher Strukturen, von denen die CDU sich berühmt, „einige […] bereits geschaffen“ zu haben, sind – wie Pflegestützpunkt oder „Gemeindeschwester 2.0“ gerade mal zaghafte Ansätze, die mit einer Versorgung in der Fläche aber auch nicht das geringste zu tun haben.
    Doch Romrods Bürgermeisterin Dr. Richtberg platzt förmlich vor Selbstzufriedenheit, wenn sie verkündet: „All das sei ein großartiger Beitrag zur Daseinsvorsorge und werde dazu beitragen, dass man mit Recht sagen könne: ‚Der Vogelsberg ist ein guter Ort zum Leben, zum Wohnen und zum Arbeiten.'“
    Und damit nur ja keiner aufsteht und „des Kaisers neue Kleider“ als absoluten Fake entlarvt, baut Kreisvorsitzender Mischak schon mal vor wie die betrügerischen Schneider in Hans Christian Andersens Märchen: „Es werde ständig nur über Negatives gesprochen. ‚Wann haben wir eigentlich diese Eigenschaft als Gesellschaft verloren, mal das Positive herauszustellen, das was uns Mut machen sollte?'“ Fragte Mischak und leitete in Richtung Wahlprogramm über.

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    1. Am vergangenen Donnerstag (27. Januar) war Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Ein Gedenktag der Vereinten Nationen. Und wer die tiefbraune Vergangenheit des Vogelsbergs kennt, weiß um die Notwendigkeit, sich der dunklen Jahre zu erinnern, die mancher hier wohl als Morgendämmerung und Hoffnungsschimmer am Horizont heraufziehen sieht. In den Pressemeldungen der Parteien, unabhängigen Kandidaten-Listen usw. zur Kommunalwahl ist viel von Zukunft die Rede. Aber von den Gewalttaten gegen jüdische Mitbürger kein Wort. Und die Pandemiekrise wird bestenfalls mal am Rande gestreift. Wer mit schlechten Nachrichten nervt, könnte ja Wählerstimmen einbüßen.
      Das Vertrackte im Moment ist der Zusammenhang zwischen wachsendem Antisemitismus und Pandemiekrise (wdr5morgenechointerview_2021-01-27_gesundheitskriseverstaerktantisemitismus_wdr5.mp3). Nein, hier wird nicht mal wieder übertrieben, wo man doch jetzt – aus der Kirchturmperspektive – ganz andere Sorgen hat. Der irrationale und autoritäre Mobb beherrscht schon wieder die Öffentlichkeit. Wo der sich laut äußert und gegen einzelne jüdischen Menschen richtet, schaut man weg. Wie damals. Beschämendes Dokument dieser Tatsache: https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/hey-ich-bin-jude-104.html
      Gerade gestern ist der Mörder des CDU-Politikers Walter Lübcke zur Höchststrafe verurteilt worden. War natürlich wieder Einzeltäter, weil man die rechten Netzwerke nach Jahrzehnten des Behördenversagens immer noch nicht sehen will (siehe https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-morgenecho-interview/audio-luebcke-untersuchungsausschuss-geht-um-behoerdliches-versagen-100.html). Wer die Rechten sind, will man so genau gar nicht wissen. Es könnte ja jemand dabei sein, den man kennt. Lieber versteckt man sich hinter der Hufeisentheorie: Ja, ja, da gibt’s schon ein Problem. AAA-B-E-R die linken Chaoten, die sind doch mindestens genau so schlimm. Und droht nicht selbst in den USA jetzt der „Sozialismus“?
      Bullshit! Aber in vielen Hirnen ist genügend Shit, damit sich solche abstrusen Vorstellungen festsetzen.
      Und hier wirkt der immer tiefer einschneidende Riss durch die Gesellschaft, das Gift der Ungleichheit (siehe
      https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/redezeit-Dierk-Hirschel-100.html). Und während die einen noch schweigen, verdrängen und wegsehen, bricht sich am rechten Rand der Irrationalismus bereits hemmungslos Bahn: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-politikum/audio-antisemitismus–impflogistik–meinungsmagazin-100.html
      Den Kommunalpolitikern nehme ich ihre fehlende Haltung bzw. ihr fehlendes Problembewusstsein massiv übel! Meine Stimme für Euch? Könnt Ihr vergessen!

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  3. “ ‚Ein Thema, das uns ebenfalls seit einiger Zeit unter den Nägeln brennt, wo wir gemeinsam in der Koalition auch schon erste Eckpfeiler gesetzt haben, ist das stationäre Hospiz. Wir sind hier in der Region noch ein weißer Fleck‘, erklärte der Gesundheitsdezernent. Die CDU Vogelsberg wolle sich aber nachhaltig für eine stärkere Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, beispielsweise des Gesundheitsamts, stark machen, ‚dieser Bereich wurde leider in den letzten Jahrzehnten sehr stiefmütterlich behandelt‘, betonte Mischak.“

    Wenn man ehrlich ist, ist die Vogelsberg-Region auf allen Gebieten staatlicher Daseinsvorsorge noch ein weißer Fleck! Und deshalb kann man an dem CDU-Wahlprogramm, dessen herausragendes Merkmal die Tatsache zu sein scheint, dass es sich tatsächlich um ein Programm namens Programm handelt, und nicht etwa Verpackungsmaterial für Salzheringe, kaum ein gutes Haar lassen. Ein stationäres Hospitz – ja, o.k.! Stärkere Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, insbesondere des Gesundheitsamts? Wird nach Corona schnell wieder in Vergessenheit geraten. Aber woran das gesamte Gesundheitswesen und der gesamte Pflegesektor kranken, das ist die maßgeblich von der CDU betriebene Umwandlung eines weitgehend öffentlichen Sektors in eine private Gesundheits- und Pflegewirtschaft. Das ist der Kern des Übels, das überall Kostendruck erzeugt, das Personal auslaugt und zur Flucht aus den Pflegeberufen geführt hat.
    Das Märchen von der Kostenexplosion wird von der CDU nach wie vor weitererzählt, bleibt aber ein dämliches Märchen (siehe https://taz.de/Privatisierung-des-Gesundheitswesens/!5544982/). Und dazu gibt es im kurzsichtigen „neuen“ CDU-Wahlprogramm für die nächsten fünf Jahre keinerlei Kurskorrektur. Alles bleibt anders. Oder: Es bleibt alles beim Alten. Nur mit anderer Rhetorik.

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  4. dieselben floskeln wie immer vor einer wahl. grosse versprechungen wie bei der pandemie, und laufen tut wenig. wichtiger als politische luftblasen sind praktische hilfen für die pandemie-betroffenen, deren folgen das leben vieler eh neu ordnen wird. mehr armut, mehr hilfebedarf und weniger luftschlösser bauen, für die dann eh nichts mehr da ist. das schrauben an den gebühren wird durch die weniger vorhandenen mittel nicht unbegrenzt möglich sein. das bauen riesiger behördenkamplexe auf pump macht auch keinen sinn. also weniger leere nicht zu haltende versprechungen und erst dann, wenn die pandemie zu ende geht, sehen, was überhaupt noch machbar ist.

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    1. Da gab es ja wohl noch ein paar weitere Kommentare zu dem wenig zukunftsträchtigen Wahlprogramm der Kreis-CDU. Aber die werden frech wegzensiert, während man dreist podcastet, man veröffentliche nach Möglichkeit alle Kommentare nicht anstößigen oder beleidigenden Inhalts. Meine Empfehlung: 500 Euro ins Lügenschwein! Aber bitteschön von jedem ewigen OL-Volontär!

      Und bei dieser Gelegenheit greife ich auch mal einen Punkt aus dem CDU-Programm auf, der in dieselbe Richtung geht. Zitat:
      „Wie können wir trotz einer guten Arbeitslosenquote unseren Kreis wirtschaftlich weiter stärken und erfolgreicher machen?“
      Meine Antwort: Weniger lügen, was das Zustandekommen der „guten Arbeitslosenquote“ angeht. Würde nicht über die Hälfte der Erwerbstätigen aus dem Vogelsbergkreis zur Arbeit in die benachbarten Landkreise auspendeln, hätten wir 55% Arbeitslose und 4,5% CDU im Kreistag. Also sich mal ehrlich machen, statt sich immer nur mit fremden Federn zu schmücken. Und dann bitte mal ein echtes Modell zur Wirtschaftsförderung auflegen statt Vogelsberg-Consult und dieser ganze rückwärts gewandte Vulkan-Schrott. Jahrzehnte hat es gedauert, bis aus dem größten Vulkan Europas, den es hier nie gegeben hat, ein Vulkanfeld aus lauter dünnflüssig vor sich hin sabbernden Schildvulkanen geworden ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Schildvulkan). Und auf einem Schildvulkan gibt es eben besonders viele Schild(vulkan)bürger mit CDU-Parteibuch. Und denen kann man so ziemlich alles erzählen.

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