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Eine Zwischenbilanz nach über einem MonatWie die Senkung der Mehrwertsteuer bei den Alsfelder Geschäften ankommt

ALSFELD (akr). Seit über einem Monat gilt in Deutschland die Mehrwertsteuersenkung. Durch die Senkung von 19 auf 16 Prozent sollen die Bürger entlastet und gleichzeitig auch der Konsum und die Wirtschaft angekurbelt werden. Als Teil des Konjunkturpakets hofft Bundesfinanzminister Olaf Scholz so mit einem „Wumms“ aus der Krise zu kommen. Wie sieht es bei den Alsfelder Geschäften aus? Spürt man dort den „Wumms“? Eine erste Zwischenbilanz.

„Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen“ – das sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz über das Maßnahmenpaket, dass die Bundesregierung Ende Juni auf den Weg gebracht hat, damit Unternehmen, Familien und Kommunen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise besser bewältigen können. Dazu gehört unter anderem, dass vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent gesenkt wird. Das soll laut Bundesfinanzministerium die Kaufkraft stärken und insbesondere Bürgern mit geringerem Einkommen zugute kommen. Doch wird durch diese drei Prozent auch wirklich mehr eingekauft? Oberhessen-live hat bei einigen Alsfelder Geschäften nachgefragt.

Bei Apollo in Alsfeld spürt man den großen Wumms nicht. Die Kunden würden die drei Prozent schon gern als „Goodie“ mitnehmen, aber es sei nicht so, dass sie deswegen nun auch mehr kaufen. „Mit unserem Sale haben wir da definitiv mehr Erfolg“, sagt ein Mitarbeiter. Die Umstellung der Systeme und Preise würden verwaltungstechnisch schon einen hohen Aufwand bedeuten. „Kosten und Nutzen stehen da nicht im Verhältnis“, erklärt er.

Drei Prozent sind nicht viel

Ähnlich sieht das auch Street One am Marktplatz. „Hier merkt man es nicht, dass die Kunden wegen der drei Prozent mehr einkaufen – wenn dann wegen unseres Sommer-Sales“, berichtet eine Mitarbeiterin. „Man merkt es bei den kleinen Sachen ja eh nicht und man hat durch Kurzarbeit schließlich auch nicht mehr Geld“, merkt eine Kundin an, die gerade mit ihrer Tochter im Laden ist. Die Senkung von 19 auf 16 Prozent bringe ihrer Meinung nach nicht wirklich etwas – zumindest nicht bei kleineren Anschaffungen.

Bei Gertler Augenoptik-Uhren-Schmuck stellt man zwar eine „erhöhte Frequenz“ fest, aber ob das wirklich an der Mehrwertsteuersenkung liege, das wisse man nicht. „Bei manchen Brillen können sich die drei Prozent schon etwas bemerkbar machen“, erklärt Lothar Gertler. Konkret nach dem Rabatt fragen würde aber kaum einer, „machen wir aber natürlich trotzdem“. Seiner Meinung nach hätte man sich auf eine größere Senkung einigen sollen, denn drei Prozent im Einzelhandel seien nicht die Menge.

„Die Kunden freuen sich über diesen kleinen Rabatt, aber mehr Kunden sind es nicht geworden“ – bei Schuhhaus Müller bleibt der große „Wumms“ ebenfalls aus. Hier ist man auch der Meinung, dass diese drei Prozent nicht sonderlich etwas bringen. „Bei größeren Sachen überlegt man vielleicht noch eher, sie in diesem Jahr zu kaufen und die drei Prozent noch mitzunehmen.“, erklärt eine Mitarbeiterin. Entlasten würde die Mehrwertsteuersenkung die Bürger nicht. „Ich merke dadurch auch nicht, dass ich mehr in meinem Geldbeutel habe“, betont sie und ergänzt, dass einem mit mehr Kurzarbeitergeld eher geholfen wäre. „Vielleicht sieht das Kaufverhalten in der Vorweihnachtszeit auch wieder anders“, sagt sie – schließlich wisse man nicht, wie die ganze Corona-Krise weitergehe.

Viel zu tun hat momentan Sport Kober – das liege aber nicht an der Mehrwertsteuersenkung, sondern vielmehr daran, dass Freizeitaktivitäten gerade ziemlich im Trend liegen. „Durch die Mehrwertsteuer merken wir jetzt nicht nochmal einen extra Aufschwung. Nach dem Lock-Down hatten wir auch schon relativ schnell Ware reduziert“, erklärt Silke Blankenhagen. Zwar gehe auch bei Sport Kober die drei Prozent vom Preis ab, aber konkret danach fragen würde keiner.

Gibt es einen „Wumms“ bei größeren Anschaffungen?

Wie sieht es denn nun eigentlich bei größeren Investitionen aus? Machen sich die Prozente bei Möbel- oder Autohäusern bemerkbar? Erlebt man dort den großen „Wumms“? Im Möbel-AS in Alsfeld jedenfalls nicht wirklich. „Es wird zwar schon mehr gekauft, aber ich denke nicht, dass das an der Senkung liegt“, erklärt eine Mitarbeiterin. Ihrer Meinung nach liege es viel eher daran, dass viele nicht in den Urlaub gefahren sind und deshalb die Zeit nun für beispielsweise Renovierungsarbeiten nutzen. „Das Geld, das sie für den Urlaub gespart haben, wird jetzt anders investiert“. Den „Boom“ an sich gebe es aber nicht.

Während sich beim Autohaus Geißler die Senkung der Mehrwertsteuer nicht bemerkbar mache, sprich nicht mehr Autos verkauft werden, als sonst, spürt man beim Autohaus Roth ein erhöhtes Kaufverhalten. „Im Bereich der Jungen Sterne von Mercedes haben wir sehr viele Fahrzeuge verkauft“, erklärt der Geschäftsführer Michael Roth. Ob das aber etwas mit der Mehrwertsteuer zu tun habe, das könne auch er nicht sagen. „Wir haben die Käufer auch nicht gefragt, wieso sie sich entschieden haben, das Auto zu kaufen“, erzählt er. Es könnte aber durchaus sein, dass manche quasi den Auto-Kauf vom nächsten auf dieses Jahr vorgezogen haben, schließlich könnte man dadurch schon ein paar Euros sparen.

7 Gedanken zu “Wie die Senkung der Mehrwertsteuer bei den Alsfelder Geschäften ankommt

  1. Auf den großen“Wumms“dürfte man vergebens warten!
    Das liegt aber weniger an den Maßnahmen der Regierung, zur Unterstützung der Konjunktur, die größer hätten gar nicht sein können,sondern am veränderten Konsumverhalten der Bevölkerung, das Kaufverhalten hat sich grundlegend geändert, es wird nur noch das gekauft was auch benötigt wird.
    Trotz staatlicher Förderung dürfte die Konjunktur um 10 Prozent einbrechen!
    Bei den Autohändler sollte man sich auch mal selber Gedanken machen wie man mit aktraktiven Preisen,( bei den E-Mobilen bekommen sie ja schon eine gewaltige Förderung) selber was bewirken kann.
    Und was die Firma Auto Geißler Peugeot betrifft, hält sich mein Mitgefühl weiß Gott in Grenzen,da habe ich die Hoffnung für die kommt es besonders schlimm!
    Aber zumindest müssten die Einbußen durch die CoronaKrise so hoch sein, wie das um was sie mich…….. haben und da bin ich guter Dinge.

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  2. Wirklich sinnvoll wäre es doch, wenn die großen Firmen rund um Alsfeld ihren Mitarbeitern monatlich einen steuerfreien Einkaufsgutschein von 44€ als Sachleistung herausgeben. Man hätte damit doch insgesamt eine Win-Win-Situation geschaffen: Mehr Netto für den Arbeitnehmer und mehr Geld für die lokale Wirtschaft.
    Angenommen, man macht das mit nur 500 Beschäftigten. Das sind jeden Monat 22.000€ für Alsfelder Geschäfte und lokale.
    Die Lösung existiert doch schon.

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  3. Bemerkbar machen würde sich der wumms wenn die Servicewüste Alsfeld um mehr als drei Prozent gesenkt würde. Auch wäre es nicht schlecht wenn der ein oder andere Preis ganz ohne Mehrwertsteuer auf Wettbewerbsfähigkeit überprüft würde.

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  4. …eben auch nicht alles gut. Immer wieder hat sich unsere Bundesregierung für Maßnahmen selbst gelobt, die in der Gesamtsumme erschreckend teuer, in den Auswirkungen für den einzelnen Berechtigten aber nur Peanuts erbrachten oder derart verwaltungsaufwändig waren, dass unter dem Strich nichts blieb. Von der Leyens „Teilhabegesetz“ ist da noch in übler Erinnerung, wie auch so manche Rentenerhöhung um wenige Euro, Steuersenkungen ohne Effekt usw. Die Mehrwertsteuersenkung für gerade mal sechs Monate ist so ein typisches Beispiel sozialdemokratischer Kniepigkeit und Kleinkariertheit. Von wegen „mit Wumms“ aus der Krise! Wenn fühlbar geholfen werden soll, dann müssen Mittel gezielter und konzentrierter eingesetzt werden. Einkaufsgutscheine für Geringverdiener, Kleinrentner usw. bzw. Barschecks für Solo-Selbständige oder gemeinnützige Einrichtungen sind da sinnvoller als kurzzeitige Verbrauchssteuer-Senkungen, die kaum jemand im Portemonaie merkt, die dem Handel aber überflüssige Arbeit machen, die ja auch wieder Kosten verursacht. Von daher ein typischer Rohrkrepierer. Ebensogut hätte man das Porto für Urlaubspostkarten im Inland um fünf Cent absenken können. Sch***t der Hund drauf. Und den hatte man doch gerade vorm Tierheim angebunden. Um die Futterkosten zu sparen.

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  5. Lieber Herr Scholz, mit Wumms und Bumms wird die SPD in 2021 wohlmöglich nicht mal 10 Prozent bekommen. Sind auf jedenfall mehr wie 3 Prozent :-)

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    1. Wenn Blödheit weh täte würden sie auch den ganzen Tag schreien!
      Wer bitte schön rettet den meisten denn hier den Arsch, in der Größten Krise der Nachkriegsgeschichte?
      Das ist diese Regierung und zu verdanken haben wir das hauptsächlich unserm Finanzminister Scholz von der SPD 🌹.
      Wenn sie das Krisenmanagement unserer Regierung so schlecht finden, würde ich ihnen raten in die USA auszuwandern,da läuft es mit der Bewältigung der Corona Pandemie besonders gut 💯 tausenden von Toten zig Millionen von Arbeitslosen und das bisschen Unterstützung will Trump ihnen jetzt auch noch kürzen.
      Wünsche ihnen eine schöne Reise, und viel Vergnügen.

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