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Nahezu alle Ultraläufe abgesagt - „die größte Ultralaufvereinigung im Vogelsberg“ veranstaltete einen eigenenDrei Vogelsberger initiierten einen eigenen Ultralauf von 100 Kilometern

VOGELSBERG (ol). Aufgrund der Corona-Pandemie sind nahezu alle Ultraläufe in Deutschland abgesagt, so auch der Heidelauf in der Lüneburger Heide. An diesem Lauf wollten ursprünglich drei Ultraläufer teilnehmen, die sich selbst mit Augenzwinkern als „die größte Ultralaufvereinigung im Vogelsberg“ bezeichnen: Bodo Geßwein aus Brauerschwend, Andreas Melbert aus Fraurombach und Boris Weppler aus Reuters.

Die Drei kamen auf die Idee, anstelle des Heidelaufs einen eigenen Lauf zu organisieren, der dieselbe Distanz mit einer Länge von 100 Kilometern aufweist. Zunächst standen Überlegungen im Raum von der Heimatregion aus nach Würzburg, Limburg oder Darmstadt zu laufen. Doch da im Ziel die meisten Schwimmbäder, die nach dem Lauf im Ziel zum Frischmachen benötigt werden, noch nicht geöffnet hatten, wurde die Idee verfeinert und irgendwann stand dann fest, dass das Ziel die Heimat sein sollte.

Wenige Wochen vor dem geplanten Lauf am 13. Juni erlitt Bodo allerdings eine Verletzung, die die Teilnahme unmöglich machte. Aus seinem sportlichen Teamgedanken heraus stellte er sich stattdessen als Supporter für Andreas und Boris zur Verfügung, der alle zehn Kilometer Versorgungspunkte anbieten würde, die Essen, Trinken sowie medizinisch notwendige Utensilien zur Verfügung stellten.

Dann kam die Überraschung: Am Vortag des Laufes meldete sich Deutschlands wohl bekanntester Wüsten-Etappenläufer Sascha Gramm aus Hainzell und fragte, ob er die beiden bei ihrem Vorhaben begleiten dürfe. Ohne zögern wurde zugestimmt. Am Samstag, den 13. Juni, stand dann für alle vier Ultras um 4 Uhr morgens die Abfahrt bei Bodo auf dem Programm, um eine Stunde später im nordhessischen Körle bei milden 20 Grad bei leichtem Nebelschleier über den Fuldaauen zu starten.

Gleich sollte der Lauf starten. Fotos: Bodo Geßwein

Nach 50 Kilometern kamen die ersten „Wehwehchen“

Der Lauf führte zunächst den Radweg R1 entlang durch Melsungen, Morschen, Rotenburg an der Fulda, Bebra nach Bad Hersfeld. Nach der ersten Marathondistanz von 42 Kilometern wurde es ab Rotenburg sehr heiß und drückend. Das Thermometer kletterte immer weiter Richtung 30 Grad. Ab dem 5. Versorgungspunkt bei 50 Kilometern stellten sich erste „Wehwehchen“ ein: Bei inzwischen 30 Grad und stehender Hitze wurde getapet und gesalbt an Füßen und in den Leistengegenden.

Den ersten Schmerzen zum Trotz überraschte Bodo die drei Ultras mit eisgekühltem alkoholfreiem Weizenbier und crushed ice: Das Weizenbier diente der inneren Kühlung des Körper, crushed ice der äußeren durch Abkühlung von Wunden und des Kopfes. In weiter Entfernung waren inzwischen dunkle Wolken zu sehen und Donner zu hören. Die drei Läufer hofften auf ein Gewitter verbunden mit einem ordentlichen Regenschauer, um ihre Körper abzukühlen. Doch das Gewitter zog leider vorbei.

Auch die richtige Verpflegung durfte nicht fehlen.

So wurde es ab Bad Hersfeld immer heißer und schwüler, das Wetter machte den Sportlern schwer zu schaffen, Erschöpfung breitete sich immer weiter aus. Die Hälfte der Gesamtstrecke wurde inzwischen erfolgreich absolviert. Jetzt galt es durchzuhalten, denn die dreimonatige intensive Trainingsvorbereitung von Andreas und Boris mit mehreren Marathon- und 50 Kilometer-Läufen sollte nicht umsonst gewesen sein.

Ein vorzeitiges Ende nach 68 Kilometern

Doch bei allem sportlichen Ehrgeiz gehört es bei solchen Höchstleistungen auch dazu, dass man einen Lauf abbrechen muss, wenn die gesundheitlichen Risiken überwiegen: nach einer beachtlichen Laufleistung von 68 Kilometern entschied sich Andreas für ein vorzeitiges Ende.

So liefen Sascha und Boris ab Bad Hersfeld-Asbach alleine weiter. Es folgten weitere Verpflegungen durch Bodo bei Niederaula-Niederjossa, Grebenau-Hatterode sowie Grebenau-Schwarz. Bodo orderte mehrfach crushed ice und alkoholfreies Weizenbier nach, um die beiden Läufer bestmöglich zu versorgen. Außerdem gab es neben Bananen, Melonen und Knabbergebäck leckeren selbstgemachten Kartoffelbrei von Bodos Frau Heike, um eine abwechslungsreiche energiehaltige Versorgung zu gewährleisten, die gleichzeitig nicht allzu schwer im Magen liegen durfte.

Die Siegerehrung.

Gegen 20.30 Uhr war der Lauf nach 101 Kilometern in Brauerschwend bei Bodos Zuhause beendet. Das dortige Empfangskomitee – bestehend aus Familienmitgliedern und Nachbarn – begrüßte bei lauter Musik und Applaus die beiden Läufer Sascha und Boris. Andreas – inzwischen funktionierte seine Sauerstoffversorgung wieder – gehörte ebenfalls dazu. Am Rande sei zu erwähnen, dass Andreas die Strecke von Fraurombach ins 30 Kilometer entfernte Brauerschwend mit seinem Fahrrad zurücklegte.

Bodo überraschte die teilgenommenen Läufer Sascha, Andreas und Boris mit einer „Siegerehrung“, bei der auch Urkunden und Medaillen überreicht wurden. Es folgte ein geselliger Ausklang des überaus anstrengenden Tages mit einer Gartenfeier in Heikes und Bodos Garten für die Läufer und deren Familienmitglieder.

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