Gesellschaft10

Ein Lied, jeden Abend um 18 UhrMusik aus dem Altenburger Schloss für das ganze Dorf

ALTENBURG (akr). Immer mehr Menschen singen und musizieren gegen die Corona-Krise, sei es von ihren Balkonen, aus den Fenstern oder im Garten – und das längst nicht nur in Italien. Nein, auch in Altenburg geht es musikalisch zu. Allabendlich um 18 Uhr packen nicht nur Christoph Euler und Ulrich Beyenbach ihre Posaunen aus und spielen Choräle oder Kirchenlieder, sondern auch aus dem Altenburger Schloss ertönt um diese Uhrzeit Musik, die das ganze Dorf hören kann.

Seit drei Wochen wird es pünktlich um 18 Uhr laut auf dem Schlossberg. Dann nämlich öffnet Andreas Otterbein vier Fenster des Schlosses und aus den insgesamt sieben Boxen schallt lauthals Musik – genauer gesagt nur ein Lied. Und genau dieses Lied ist dann im ganzen Dorf zu hören. Auf die Idee kam Otterbein gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner Nico Döring. „Wir haben das natürlich auch mit den Balkonkonzerten in Italien mitbekommen und da haben wir uns überlegt, dass wir auch die Fenster des Schlosses öffnen und einfach mal die Boxen aufdrehen könnten“, erzählt Otterbein.

Angefangen hat es mit verschiedenen Versionen der „Ode an die Freude“. „Wir haben neben der Urversion zum Beispiel auch eine rockige Version oder eine von André Rieu gespielt“, erzählt der Altenburger. Mittlerweile hat Otterbein eine ganze Corona-Playlist erstellt. Jeden Tag wird ein anderes Lied gespielt, aber eben passend zur Situation. Mit dabei waren unter anderem schon Siegfried Fietz‘ „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, Rod Stewart mit „What A Wonderful World“ oder der Klassiker von Udo Jürgens: „immer wieder geht die Sonne auf“.

Insgesamt sieben Boxen samt Verstärker sind an vier Fenstern des Altenburger Schlosses positioniert. Fotos: privat

Den Großteil des Equipments für die „Dorf-Beschallung“ hat Otterbein bereits zuhause gehabt. Anfangs hatte er lediglich zwei Boxen an den Fenstern platziert, nun sind es sieben Boxen und sieben Verstärker, die allabendlich dafür sorgen, dass die Lieder aus dem Schloss bis hinunter ins ganze Dorf zu hören sind. „Von 17.45 bis 18.15 Uhr kann ich die Zimmer kaum betreten, da überall verteilt Kabel rumliegen“, lacht Otterbein. Wenn er dann aber pünktlich um 18 Uhr auf „Play“ drückt, dann sei das für ihn schon ein Kick – „als würde man für einen kurzen Moment Silvester feiern“. Zwar habe er extra eine Corona-Playlist mit über 30 Liedern erstellt, aber was genau an dem jeweiligen Abend gespielt wird, das entscheide er erst gegen 17 Uhr.

Bis hinunter ins ganze Dorf sind die Lieder zu hören.

„Es hat mittlerweile schon etwas von einem Ritual“, erzählt der Hotelier und Gastronom. Momentan sei es der einzige feste Termin, der für ihn während seiner Zeit im Home-Office auf der Agenda steht. Er ist dafür immer extra um diese Uhrzeit daheim. „Es tut gut in dieser Zeit einen fixen Moment zu haben, den man mit anderen teilt“, freut sich Otterbein. Solange sich keiner bei ihm beschwert, würde er weiterhin das Dorf mit den Liedern erfreuen. Bislang kommt das nämlich gut bei den Altenburgern an. „Ich freue mich wirklich jeden Abend auf diesen Moment, über die Musik für das ganze Dorf“, erzählt Barbara Richter, die in der Erbsengasse unterhalb des Schlosses wohnt. Und damit ist sie nicht allein, wie sie erzählt. „Die Menschen machen die Fenster auf, singen laut mit und klatschen“, erzählt sie.

Erst wenn Otterbein in einer Kneipe wieder ein Bier trinken kann – erst dann würden die Boxen wieder eingepackt, beziehungsweise zurück auf ihren Platz geräumt werden. Aber einfach so abrupt aufhören kommt nicht in Frage – im Gegenteil. Bis wieder ein bisschen gewohnte Normalität in den Alltag einkehrt, der Zugang zu Kneipen, Bars, Restaurants und Eisdielen wieder möglich ist, wird es vom Altenburger Schlossberg weiter Lieder schallen. „Das ist für uns quasi der Turn around, privat als auch beruflich. Fünf Tage wird es dann nochmal freudige Lieder geben“, lacht er. Bis zum 4. Mai wird jedoch erstmal weiter auf das Corona-Repertoire zurückgegriffen.

10 Gedanken zu “Musik aus dem Altenburger Schloss für das ganze Dorf

  1. Leute hier wird vom Schloß Altenburg gesprochen in Alsfeld und nicht von der Skatstadt Altenburg mit dem Residenzschloss, das würde in der Stadt Altenburg keine Sau Groß hören die Musik. Ein kleiner Tipp zur Überschrift in dem Artikel, das Altenburger Schloss steht nur in der Skatstadt und nicht in Alsfeld, dies ist das Schloss zu Altenburg.

  2. Geniale Idee und 18.00 Uhr ist immer eingeplant. Sehr schön anzuhören und passend. Gerade in der Corona-Zeit. Danke an die Veranstalter.

  3. Vielen lieben ehrlichen Dank an die Schloßbergmusiker. Wir sind gerade in einer schmerzlichen familiären Situation. Musik kann so viel unterstützen. Danke.

  4. Sehr schöne Idee in dieser schwierigen Zeit. Jeden Abend um 18:00h höre ich gern das Lied an. Prima, das darüber berichtet wird. Vielleicht öffnen jetzt noch mehr Menschen die Fenster und sind gespannt, welches Lied gespielt wird. Danke an die Veranstalter.

  5. Ich gehe auch jeden Abend vor die Tür wenn die Musik ertönt danach gibt es Abendbrot ist echt schön ein Ritual geworden

  6. Das müssen doch bald alle wissen: Frankfurt ist Frankfurt/Main, Halle ist Halle in Westfalen, das Altenburger Schloß steht natürlich NICHT in der Skatstadt Altenburg/Thüringen.
    Frankfurt/Oder, Halle/Saale („geringfügig größer“) oder Altenburg, was soll’s…

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren