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Erster Mittelaltermarkt in LauterbachIn eine längst vergangene Zeitepoche eingetaucht

LAUTERBACH (sd/akr). Am Samstag hat das Mittelalter Halt im Vogelsberg gemacht, genauer gesagt in Lauterbach. Im Hohaus-Garten und auf dem Parkplatz vor dem „Alten Esel“ konnten Besucher des Mittelaltermarktes in eine längst vergangene Zeitepoche eintauchen. Viele Eindrücke gibt es hier.

Über 100 Menschen und über 30 Ständen sorgten dafür, dass den Besuchern ein möglichst authentischer Einblick in die mittelalterliche Zeit gegeben wurde. Wer auf Cola, Pommes oder sonstigen modernen Schnickschnack hoffte, suchte vergebens, denn die Veranstalter des Marktes, die Agentur „Lorraine Médiévale“, setzten auf Realitätsnähe. So gaben unter anderem ein Schmied, Holzschnitzer, Kerzenzieher, Seifensieder, Töpfer, Haarflechterin und Gewandschneider einen Einblick in die alte Handwerkskunst, so wie es eben auch im Mittelalter war. Auch für die kleinen Besucher wurde einiges geboten, sie konnten beispielsweise Runden im Kettenkarussell drehen oder ihr Können beim Armbrustschießen unter Beweis stellen.

Offiziell eröffnet wurde der Markt selbstverständlich durch einen Herold, Veranstalter Karl-Heinz Carolan Lieb schlüpfte in die Rolle des mittelalterlichen Boten. Mit dabei hatte er „den Meister aller Bürger“, besser bekannt als Rainer-Hans Vollmöller, das Stadtoberhaupt Lauterbachs. „Im Namen des Rates der Stadt Lauterbach, tue ich euch kund zu wissen, dass hier nunmehr seit undenklichen Zeiten gemäß altem Recht und Brauch Markt gehalten werden soll. Allen Bürgern unserer Stadt und allen Besuchern aus nah und fern zum Nutzen und Frommen. Vernehmet nun die Statuten des Rates, nach denen ihr euch zu richten habt“, eröffnete Vollmöller den Markt, verlas aber zunächst auch die Regeln, an die man sich natürlich zu halten hatte.

Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller und Karl-Heinz Carolan Lieb. Fotos: Stefanie Dettmar

Zuerst machte „der Meister aller Bürger“ darauf aufmerksam, dass auf dem Markt Frieden herrsche: „Wer den Marktfrieden stört, der solle von den Stadtknechten ergriffen und in den Turm geworfen werden“ und wer auf dem Markt betrügt, sich einen Vorteil verschaffen will, „der soll zwei Stunden an den Pranger gestellt und mit Rutenstreichen aus der Stadt vertrieben“. Statut Nr 3: Diebe seien unverzüglich festzusetzen, sollen verurteilt werden und seien ohne Verzug hinzurichten.

Darüber hinaus solle man sich auch keinen „Bürger Geweib“ oder Tochter ungebührlich nähern oder mit „unkeuschen“ Worten ansprechen. Wer das tut, der solle die Schandsteine tragen und werde der Stadt verwiesen. Und wer eines Bürgers Tochter verführt, der solle sie auch zum Eheweib nehmen oder dem Vater fünf Taler zahlen und dem hohen Rat ein Fass guten Bieres geben.

Allerhand alte Handwerkskunst gab es zu bestaunen.

Als letztes galt: „Wer als friedlicher Bürger, als Verkäufer oder Käufer den Markt besuchet, seinen Mitbürgern den geringsten Verdienst gönnet und auch mal einen Schoppen für seine Freunde zahlt, den wollen der Rat und ich öffentlich loben und ehren“. Diese Statuten galten aber nicht nur am Samstag, sondern natürlich auch am Sonntag, denn auch dann kann man sich nochmal auf eine Zeitreise in eine längst vergangene Zeitepoche begeben.

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