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Historischer Zunft- und Handwerkermarkt am Kräuter- und Märchentag auf dem Alsfelder KichplatzLeidenschaft, die zurück ins Mittelalter führt

ALSFELD (ls). Ritter, mit klappernder Rüstung und glänzenden Schwertern, ein alberner Hofnarr, der im Hintergrund tänzelnd das zarte Burgfräulein zum Lachen bringt. Es wird getrunken, gelacht und zu Fidel-Musik getanzt, während der Duft von Kräutern und verbranntem Holz zwischen den Zelte hervor steigt. Das, was für Manche wie eine Beschreibung einer Filmszene aus „Game of Thrones“ klingen mag, ist für die Familie Sanftleben Alltag. Besonders im Sommer ziehen sie von Mittelaltermarkt zu Mittelaltermarkt. Am kommenden Wochenende sind sie auf dem Kräuter- und Märchentag in Alsfeld.

Kämpfen und Reiten, Zelten und mit den Fingern essen, Feuershows und Minnesang: spätestens mit der erfolgreichen Serie „Game of Thrones“ hat die Mittelalter-Szene nochmal Aufschwung bekommen. Nicht bei Familie Sanftleben. Die Leidenschaft blüht schon länger – und sie wird auch gelebt. Ganz so, als lebte man etwa 900 Jahre nach Christi Geburt – oder jedenfalls fast.

Besonders im Sommer zieht die Familie von Karsten und Doreen Sanftleben oft von Markt zu Markt – mit im Gepäck: das Familienunternehmen Federwolf, das viele mittelalterlich-angehauchte Aktionen mit bringt.

Ob Glasbläserei, Kerzenziehen, Töpferei, Filzen, Bogenschießen, Seifen herstellen und Märchen erzählen – all das bringt die Familie in wenigen Tagen auch nach Alsfeld – und hat ihre Hexenflugschule auch gleich mit im Gepäck. Schon im letzten Jahr war ein Teil der Familie zu Besuch auf dem Kräutermarkt – Madline Sanftleben, verkleidet als feenhafte Stelzenläuferin. Das ist aber noch längst nicht alles, denn die Sanftleben-Tochter spielt gern mit dem Feuer. Kein Wunder, dass sie mehrmals im Jahr in die Rolle von Stella Lundia schlüpft, eine Rolle, die ihr große Freude bereitet und die zusätzlich der Star einer Feuershow ist.

Allein reist die 25-Jährige nicht. Die ganze Familie kommt mit. Und was die für den Alsfelder Kräuter- und Märchentag alles geplant haben, wie man sich das Leben auf Mittelaltermärkten vorstellen kann, woher der Name Federwolf stammt und ob es neben dem Mittelalter noch eine weitere Leidenschaft gibt, das verrät Madline Sanftleben im Interview vorab.

Interview mit Madline Sanftleben

Federwolf, das ist ein interessanter Name für ein Unternehmen, wie kamen Sie auf den Namen?

Madline Sanftleben: Früher sind wir auf Mittelaltermärkte gefahren und hatten immer zwei Zwerghühner in einem Käfig mit, die wir Federwölfe nannten. Das Fabelwesen wurde irgendwann zu unserem Wappen und daraus ist der Name für das Unternehmen entstanden. Wann genau das Familienunternehmen entstanden ist, kann ich gar nicht so genau sagen, aber zu Federwolf geht auch die Firma Glas Brillanz und die gibt es schon seit 1997 und hat sich anfangs in erster Linie mit der Glasbläserei beschäftigt. Dieser Berufszweig wurde dann auch interessant für historische Veranstaltungen.

Klingt als hätten Sie einiges zu tun. 

Das stimmt. Wir bei Federwolf beschäftigen uns nicht nur mit Mittelaltermärkten, sondern auch mit der Programmgestaltung an Schulen, wo es da auch um die Wissensvermittlung geht. Das führt dazu, dass es bei uns von April bis Dezember heißt: „Nach dem Markt ist vor dem Markt“, wir bereiten also ständig die neuen Einsätze vor. In den übrigen Monaten sind wir vor allem mit der Planung beschäftigt, so dass es für uns nie langweilig wird.

Also kann man sagen, dass Federwolf sozusagen Ihr Lebensinhalt ist?

Absolut. Federwolf ist definitiv unser Lebensinhalt. Der Chef hat zwar zusätzlich Industrieaufträge im Bereich der Glasbläserei und baut Feuershowartikel. Seine Frau hat zusätzlich einen Imbiss, eine Schulkantine und einen Cateringservice. Meine Schwerster und ihr Partner sind bis jetzt noch zur Schule gegangen und werden jetzt studieren bzw. eine Ausbildung anfangen. Mein Lebensgefährte und ich bauen gerade an einer Veranstaltungs-Location. Man könnte jetzt meinen das wären doch einige „Nebentätigkeiten“, aber alles in allem hat das alles mit der Firma Glas Brillanz/Federwolf zu tun.

Wir beschäftigen uns aber nicht nur mit Mittelaltermärkten, sondern auch mit der Programmgestaltung an Schulen, wo es um die Wissensvermittlung geht.

Worum geht es dabei genau?

Konkret heißt das, dass wir auch andere historische Themengebiete im Angebot haben. So beleuchten wir zum Beispiel auch das Piratenzeitalter und planen eigentlich immer an neuen Programmen mit historischem Hintergrund. In unserer „Freizeit“ bilden wir uns natürlich auch weiter, was diese Themengebiete angeht.

Das klingt ziemlich abwechslungsreich. Was bereitete Ihnen am meisten Freude?

Ich persönlich finde die Abwechslung sehr schön und wichtig für mich. Zudem bin ich ein Mensch, der Arbeit und Beschäftigung braucht – dementsprechend ist Federwolf genau das Richtige für mich und bereitet mir in der Gesamtheit Freude. Es bringt uns natürlich immer zum Schmunzeln, wenn uns Kinder und Eltern, mit denen wir an Schulen zu tun hatten, auf Mittelaltermärkten wieder erkennen.

Was genau erwartet die Alsfelder zum Kräuter- und Märchentag?

Ich will gar nicht so viel verraten, nur so viel: Wir werden in Alsfeld viele tolle Dinge für die ganze Familie anbieten. Das reicht vom handbetrieben Karussell, Bogenschießen über Handwerke zum selbst ausprobieren bis hin zu mittelalterlicher Musik und einer Fakir-Show. Man sollte also vorbeikommen und sich überraschen lassen.

Sie bilden also die ganze Palette des historischen Marktes auf dem Kirchplatz ab. 

Ganz genau. Jetzt hoffe ich auf eine schöne und verspielte Veranstaltung mit einer Menge Besucher, so wie ich den Kräuter- und Märchentag in Alsfeld schon letztes Jahr kennengelernt habe. Die Kulisse der Altstadt ist ja perfekt. Eigentlich heißt es nur Daumen drücken, dass das Wetter mitspielt.

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