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Pogromgedenken in Bad SalzschlirfGedenken an ehemalige jüdische Mitbürger Bad Salzschlirfs

BAD SALZSCHLIRF (ol). Mit Ellie Roden-Strauß konnte die Gemeinde Bad Salzschlirf, vertreten durch den Bürgermeister Matthias Kübel und einige Bürger, eine Nachfahrin der jüdischen Familie Strauß im Rathaus von Bad Salzschlirf begrüßen. In einer Abendveranstaltung aus Anlass des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht wurde der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gedacht.

In der Pressemitteilung der Gemeinde heißt es, Ellie Roden- Strauß ist die Tochter Resi Strauss, die mit ihren Eltern und ihrer Schwester Margot in Bad Salzschlirf aufwuchs. Die Großeltern von Frau Roden Strauß betrieben in Bad Salzschlirf eine Metzgerei und wanderten 1938 unter dem Eindruck nationalsozialistischer Verfolgung in die USA aus. Bereits zum zweiten Mal kehrte Frau Roden-Strauß an den Ort der Wurzeln ihrer Familie zurück. Durch die Mitwirkung von Anja Listmann konnte Bürgermeister Kübel gemeinsam mit interessierten Bürgern die 72-Jährige zu einem Gedankenaustausch und der abendlichen Gedenkveranstaltung einladen.

Die Gruppe von Mitbürgern, die sich für ein Gedenken an die jüdischen Mitbürger Bad Salzschlirfs engagiere, bestehe aus Michael Passarge, Dieter König und Alfons Hess. Sie habe bei vorangegangenen Treffen bereits über Formen der Erinnerung an das jüdische Leben Bad Salzschlirfs vor dem Holocaust beraten. Diese Erkenntnisse konnten in einem sehr anregenden Gespräch mit Frau Roden-Strauß ausgetauscht werden. Im Ergebnis war man sich einig, dass in einem ersten Schritt an die Namen der verfolgten und vertriebenen jüdischen Mitbürger erinnert werden solle. Das Leben und die Geschichte der Menschen werde in einem weiteren Schritt aufgearbeitet.

Informationen über jüdische Familien und ihr Schicksal im Nationalsozialismus

In einem gemeinsamen Rundgang zu den Orten und Wohnhäusern unterschiedlicher jüdischer Familien, wurde jüdische Geschichte unmittelbar erfahrbar. König habe die Route ausgearbeitet und interessante Informationen und Fotoaufnahmen bereitgestellt. Für den Abend des 9. November habe die Gemeinde in den Kulturkessel eingeladen. Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Matthias Kübel informierte Anja Listmann über die jüdischen Familien und ihr Schicksal im Nationalsozialismus.

In einem eindringlichen und sehr authentischen Vortrag erzählte anschließend Ellie Roden-Strauß die Geschichte ihrer Familie. Begleitet von zahlreichen Fotografien des Familienalbums, berichtete sie den zahlreichen Interessierten aus der Zeit vor und während der Verfolgung ihrer Familie durch die Nazis. Die Familiengeschichte stellt einen lebhaften Bestandteil der Geschichte der Kur und des Alltagslebens in Bad Salzschlirf dar: Die Familie Strauß bot wie andere Familien auch ein Angebot für die Gäste des Ortes an: von den Hunde- und Pferderennen ihres Vaters, den fotografischen Urlaubsaufnahmen des Fotografen Weintraub bis hin zu den Läden mit ihrem Angebot für Gäste und den täglichen Bedarf der Einwohner Bad Salzschlirfs.

Die Geschichte der Vertreibung – sowohl die Flucht in die USA, als auch die Verfolgung und Tötung von Bad Salzschlirfer Familien verband sich mit dem zweiten Teil des Vortrages. Die Erinnerung an das Schicksal dieser Menschen sei allen Beteiligten ein Anliegen gewesen.

4 Gedanken zu “Gedenken an ehemalige jüdische Mitbürger Bad Salzschlirfs

  1. @ Julius der ECHTE
    Ihre Empathie in Ehren, aber was ist das nun wieder für ein besch…eidener Kommentar!?

  2. Vorbildliche Aktion die armen Juden, wie sehr sie wohl gelitten haben und Angst hatten damals als die feigen Nazi Schergen sie zum Massakrieren abholten.

  3. Über die angemessenen „Formen der Erinnerung“ besteht offensichtlich zwischen den Nachfahren der Täter und den Nachfahren der Opfer nicht durchgängig Einigkeit und Harmonie. Angesichts der Dimensionen der nationalsozialistischen Massenverbrechen gerät man von deutscher Seite schnell in die Gefahr der (unbeabsichtigten) Verharmlosung, auch wenn man sich noch so sehr gegen die rechtsradikale Holocaustleugner- (siehe https://www.h-ref.de/zahlenspiele/drachentoeter.php) und Holocaust-Verharmloser-Szene („Vogelschiss“) abzugrenzen versucht. Allein von „Tötung“ zu sprechen statt von „Vernichtung“ und „Ermordung“ [was allein aus stilistischen Gründen – „Wechsle den Ausdruck!“ gang und gäbe ist], stellt fast schon einen Euphemismus dar.
    >>Im Ergebnis war man sich einig, dass in einem ersten Schritt an die Namen der verfolgten und vertriebenen jüdischen Mitbürger erinnert werden solle. Das Leben und die Geschichte der Menschen werde in einem weiteren Schritt aufgearbeitet.<> Immer freundlich und nett sein und bestätigen, dass alles gut und normal ist. So beschreibt Max Czollek die Rolle der Juden in Deutschland. Sie sollen die Wiedergutwerdung der Deutschen bestätigen und bezeugen, dass die deutsche Gesellschaft ihre Nazi-Vergangenheit erfolgreich verarbeitet hat. „Gedächtnistheater“ nennt Czollek das und fordert, dass die Juden aus diesem Theater ausbrechen << (Quelle: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/redezeit-max-czollek-100.html).
    Es macht die Sache nicht einfacher. Aber auch diese Strömung jüdischer Befindlichkeit darf bei der Suche nach angemessenen Formen der Erinnerung nicht ignoriert werden.

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