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Fakten, Zahlen und Kuriositäten rund um die Landtagswahl im VogelsbergRudlos gegen AfD, Dorf gegen Partei

VOGELSBERG (ls/tsz). Was haben die Menschliche Welt, die BüSo und die LKR gemeinsam? Niemand kennt sie. Zumindest fast niemand. Wir haben die Wahlergebnisse der Hessenwahl 2018 noch einmal genau unter die Lupe genommen und einige kuriose Fakten, Ergebnisse und Prozente zusammengetragen.

Der CDU-Direktkandidat Michael Ruhl zog als glücklicher Wahlkreissieger in den Landtag ein. Wer da aber denkt, die meisten Stimmen habe er aus seinem Heimatort Herbstein bekommen, der irrt. Mit 56,8 Prozent überzeugte er vor allem in Vockenrod. Erst danach kam Herbstein mit 56,4 Prozent, wo er sogar deutlich mehr Stimmen holte als die Landesliste, auf der die CDU mit lediglich 39,8 Prozent abschnitt.

Auch Swen Bastians Heimatort Romrod scheint nicht gänzlich hinter ihm gestanden zu sein. Mit 33,2 Prozent haben 199 Romröder von 599 für den 39-Jährigen gestimmt. Dennoch: Bastian erhielt mehr Stimmen als die SPD in der Zweitstimme. Hier blieb die Partei mit 27,1 Prozent knapp hinter der CDU.

Im Alsfelder Ortsteil Heidelbach kam die Direktkandidaten der Grünen Eva Goldbach anscheinend nicht so gut an. Knapp jeder zweite Grün-Wähler hat die Erststimme nicht an Goldbach abgegeben. Genau umgekehrt sieht es dabei bei der FDP aus. Mario Döweling erhielt da knapp doppelt so viele Stimmen wie seine zugehörige Partei.

Das Wahlplakat von Eva Goldbach in Lauterbach. Foto: tsz

Ungefähr jeder dritte Wahlbezirk hätte die Partei der Freien Wähler wohl gerne im Landtag gesehen. In 71 der 232 Wahlkreisen würde die Partei laut Wahlergebnissen nicht an der 5-Prozent-Hürde scheitern. In über 10 weiteren Wahlkreisen konnte auch der Direktkandidat Michael Krebühl mehr als 5 Prozent der Stimmen einfangen. Für das Direktmandat hat ihm das natürlich nichts gebracht.

Mario Döweling, der FDP-Kandidat, musste in seinem Heimatort Wahlen auch einiges einstecken. Nicht die erste Wahl und auch nicht die Zweite. Nein, mit 16,3 Prozent konnte er in Wahlen zwar sein zweitbestes Ergebnis holen, doch steht trotzdem hinter AfD-Rühl und CDU-Ruhl.

Das beste Wahlergebnis für die Linke-Kandidatin Nicole Eggers gab es in Busenborn, wo 12 Wähler für sie stimmten. Nicht eine einzige Stimme gab es unterdessen aus Reichlos, Nieder-Breidenbach, Wallersdorf, Herbstein-Schadges, Nösberts-Weidmoos, Fischbach und Kölzenhain.

Menschliche Welt, Tierschutzpartei oder doch lieber links?

Apropos Fischbach: Ein Wähler von den 41 gültigen Stimmen des Dorfes, entschied sich hier für die Partei „Menschliche Welt“. Noch nie gehört? Macht nichts. Wir auch nicht. In Wernges wurde die Partei sogar von zwei Bürgern gewählt.

Fleschenbach, ein kleiner Ort in der Gemeinde Freiensteinau mit 83 Wahlberechtigten, steht ziemlich auf die Freien Wähler. Die konnten dort als stärkste Partei mit 26,9 Prozent – also mit 18 der 67 Stimmen – überzeugen. Für Michael Krebühl wurde es trotzdem eng: Platz 2 mit 21,2 Prozent. Ganz knapp hinter Ruhl, der nur drei Stimmen mehr erhalten konnte.

In Bannerod wird der Tierschutz noch großgeschrieben – zumindest sehen das die Wähler so. Ganze 6,5 Prozent der Zweitstimmen gingen dort an die Tierschutzpartei. Damit erreicht die dort gar nicht so unbekannte Partei ihr höchstes Ergebnis. Die meisten Stimmen sackten dabei gleichauf AfD und SPD ein. Laut Parteiprogramm setzen die sich auch verstärkt für Tierschutz ein. Für die Tierschutzpartei gab es im gesamten Kreis 537 Stimmen – damit war sie als kleine Partei gut vertreten.

Hopfgarten zeigt sich links – oder jedenfalls ein Teil davon. Aus dem kleinen Ort konnte die linke Partei mit 13 Prozent das höchste Wahlergebnis erzielen – gleich auf mit der AfD. Dennoch: SPD, CDU und Grüne liegen noch höher.

Das Linke-Wahlplakat wirbt für mehr Bus und Bahn – und das kostenfrei. Foto: tsz

Rudlos gegen AfD: Mit 3,3 Prozent erreichte die AfD im kleinsten Lauterbacher Stadtteil das niedrigste Wahlergebnis. Lediglich eine von 30 Stimmen gab es für die „Alternative für Deutschland“. Aber auch für die FDP gab es in Rudlos keine Stimmen. Die Grünen hingegen schienen dort sehr gefragt: Mit 9 Stimmen konnte die Partei hier mit 30,0 Prozent das beste Ergebnis erzielen.

Jeder sechste Vogelsberger wählte AfD

Rund jeder sechste Vogelsberger Wähler, wählte die AfD. 63.121 Vogelsberger Wähler von insgesamt 92.085 Wahlberechtigten nahmen an der Wahl am Sonntag teil. 17.205 Stimmen gingen davon auf die CDU, 14.055 an die SPD und 9.856 Stimmen an die AfD. Mit 8.656 Stimmen folgten danach die Grünen, danach die FDP mit 4.248 Stimmen, die Linke mit 3.031 und die Freien Wähler mit 2.534 Stimmen.

In immerhin acht Orten im Vogelsberg scheint man auf der Suche nach einer „Alternative“ zu sein. In acht Orten nämlich ging die AfD als Wahlsieger der Landesstimmen hervor. Spitzenreiter: Hartmannshain mit einem Ergebnis von 36,3 Prozent37 von 102 gültigen Stimmen. Darüber konnte sich auch der AfD-Kandidat freuen, der in dem Ort ebenfalls mit 35,6 Prozent siegte – deutlich vor den Verfolgern aus CDU und SPD. Übrigens: Die Linken bekamen in Hartmannshain keine einzige Stimme.

In Metzlos zeigte man sich konservativ: 26,0 Prozent für die CDU und 26,0 Prozent für die AfD. Gleichstand also mit jeweils 19 von insgesamt 73 Stimmen. Interessant allerdings hier: Bei den Kandidaten überzeugte Ruhl vor Rühl mit 24 zu 17 Stimmen.

Alsfeld mit der schlechtesten Wahlbeteiligung

Die schlechteste Wahlbeteiligung gab es im Übrigen in Alsfeld, wo nur 63,9 Prozent – also 7.844 Bürger von insgesamt 12.273 Bürgern – zur Wahl gingen. Im Gegensatz dazu steht die Gemeinde Antrifttal, die die höchste Wahlbeteiligung erzielen konnte. Stolze 78,8 Prozent. Von 1.574 Wahlberechtigten gingen 1.240 Antrifttaler zur Wahl.

Nicht einmal jeder Fünfte hat die stärkte Partei gewählt! Wenn man die Prozentzahlen nicht anhand der Wähler, sondern der Wahlberechtigten misst, dann kommt die CDU gerade einmal auf 18,7 Prozent. Darauf folgt die SPD mit 15,2 Prozent, die AfD mit 10,7 Prozent, die Grüne mit 9,4 Prozent und die FPD mit 3,2 Prozent. Nach dem sogenannten „echten Wahlergebnis“ hätte damit keine der aktuell möglichen Koalitionen eine absolute Mehrheit.

Die 50-Prozent-Markte der Zweitstimmen konnten übrigens nur zwei Mal geknackt werden. In Vockenrod für die CDU und in Rülfenrod für die SPD.

Mit solchen Plakaten wirbt die NPD im Kreis. Foto: tsz

Die Partei mit den wenigsten Stimmen überhaupt im Vogelsberg ist die Bürgerrechtsbewegung Solidarität – kurz: BüSo. Die Kernforderungen der weniger bekannten Partei: Die Prinzipien der physischen Ökonomie nach Lyndon LaRouche. Begeistert waren davon im ganzen Vogelsberg nur zwölf Bürger – drei davon in Ehringshausen, wo die Partei mit 1,1 Prozent die meisten Stimmen holte.

In Metzlos-Gehaag haben immerhin 89 von 124 Wahlberechtigten gewählt – und vier Bürger haben sich hier für die Humanisten entschieden. Mit 4,5 Prozent steht die Partei, die ihre Politik selbst als rational „für eine liberale Gesellschaft und wissenschaftlichen Fortschritt“ beschreibt, damit sogar noch über den Linken, die nur zwei Wähler überzeugen konnten.

„Heimat schützen – Asylbetrug stoppen“: Mit solchen und weiteren Sprüchen warb die NPD auf Plakaten im Kreis – mit mäßigem Erfolg. Nur 271 Stimmen konnte die umstrittene Partei insgesamt sammeln. Das beste Ergebnis gab es in Gleimenhain und Vaitshain mit 4,7 Prozent. Fünf Stimmen gab es von 133 Gültigen in Hörgenau. Auf die Stadt Alsfeld samt ihren Ortsteilen entfallen auf die NPD 25 Stimmen. Rund um die Kreisstadt gab es 23 Stimmen.

The winner takes it all

Die größten Verlierer der Landtagswahl in diesem Jahr: Die CDU, die im Vergleich zu 2013 11,6 Prozent der Zweitstimmen einbußen musste. Die größten Gewinner: Die AfD mit einem Plus von 12,3 Prozent im Vergleich zur letzten Wahl.

Der Vogelsberger Direktkandidat Michael Ruhl von der CDU auf dem Wahlplakat. Foto: tsz

Große Freude bei den hessischen Grünen, die waren nämlich die eigentlichen Gewinner der Hessewahl. In der Bundestagswahl im vergangenen Jahr  konnten die hessischen Grünen 9,7 Prozent erzielen und dort keinen einzigen Wahlkreis für sich gewinnen. Zur Landtagswahl liegt das Ergebnis der hessischen Grünen bei 19,8 Prozent – mehr als 10 Prozent mehr als noch zur Bundestagswahl im vergangenen Jahr. Im Vogelsberg selbst gab es für die Grünen im Vergleich zur letzten Landtagswahl 2013 ein Plus von 6,5 Prozent.

13 Gedanken zu “Rudlos gegen AfD, Dorf gegen Partei

  1. @ copy & paste
    Und natürlich auf einen Schlag 8 gefälschte Dislikes! OL, ich hätte auch gern so ein Abo! Wahrscheinlich sind die Urheber der gefälschten „Däumchen“ unter denen zu suchen, die sich hier bisher ständig über gefälschte Likes oder Dislikes beklagt haben!

  2. „Ihre Rechemqualitäten and genauso erbaärmlich wie die gefälschten Däumchen.“
    Aber nur „die gefälschten Däumchen“ sind richtig geschrieben! Copy and paste?

  3. Ging es im Grunde nicht nur darum, dass man bei Verdreifachung eines kleinen Stimmenanteils am Ende doch weniger im Sack hat als bei Verdoppelung eines wesentlich größeren Stimmenanteils? Und jetzt gebt dem kleinen Lasse endlich seinen Apfel, damit Ruhe ist.

  4. Hoffentlich verschwinden die Wahlplakate bald wieder aus dem Blickfeld… verschandeln das ganze Landschaftsbild

  5. @ Mindest–IQ:

    Der kleine Lasse hatte 0 Äpfel. Seine Mama gibt ihm einen Apfel. Hat er seine Äpfel nun nach ihrer Meinung nach vereinsfacht?

    ????

    Schade, dass es keinen Mindest–IQ für die Veröffentlichung von Kommentaren hier gibt. Schön ist: Wenn man bei der Wahl des Pseudonyms wenigstens noch ein wenig Selbstironie hat.

  6. Hahaha… Mindest-IQ predigen aber eine einfache Matheaufgaben nicht hinbekommen? Ernsthaft? Leider so schlimm, dsss ich nicht mehr kann vor Lachen.

  7. Ihre Rechemqualitäten and genauso erbaärmlich wie die gefälschten Däumchen.

    Gerne einfach nochmal überlegen, vielleicht gibt es dann die Versetzung in die 6. Klasse: wer sich von 0 auf 10 stimmen steigert hat sich nicht verzehnfacht. Mindest-IQ leider weit entfernt von Ihren Kommentaren ???

  8. @ Klarstellungsklarstellung vom 31.10.2018 um 0:05 Uhr
    Wieso denn? Es gibt doch „einen Mindest-IQ, um seine Meinungsfreiheit im Internet ausüben zu dürfen“. Das ist der, den Sie gerade unterschreiten. Denn da steht nix von 0 x 10 = 10, sondern: „Wer mit Null Stimmen angefangen hat und wird dann von 10 Leuten gewählt, hat seine Stimmenzahl verzehnfacht, ist aber immer noch unbedeutend.“
    Für die Grundrechenarten mag’s grad noch reichen. Aber wehe, es geht an die Textaufgaben.
    Auch wenn erst 0 Wähler den Kandidaten gewählt haben und der Kandidat eine Null wäre, stünde der mit seiner Aufstellung (sogar, wenn er nicht mal Lust hätte, sich selbst zu wählen) für 1 und nicht für 0. Denn 0 oder N.N. oder „das Nichts“ kann ja niemand wählen. Die angenommenen zehn Wähler wählen auch nicht etwa sich selber, bevor sie da waren, also 0, sondern zehn mal den einen Kandidaten, der ja da ist, nämlich 1, so dass sich am Ende ein Stimmenergebnis von 10 x 1 = 10 ergibt. Und das Ergebnis von 10 x 1 nennt man auch Verzehnfachung.

  9. Schade, dass es keinen Mindest-IQ gibt, um seine Meinungsfreiheit im Internet ausüben zu dürfen.

    Null x 10 ist immer noch Null, daher ist ihre Aussage wirklich belustigend. Mehr aber auch nicht.

  10. @ Alicia
    Es ist anfangs immer leicht, ein geringes Stimmenergebnis zu vervielfachen. Wer mit Null Stimmen angefangen hat, und wird dann von 10 Leuten gewählt, hat seine Stimmenzahl verzehnfacht, ist aber immer noch unbedeutend.
    Viel interessanter sind die Motive, aus denen heraus sich kleine Parteien sprunghaft entwickeln. Hier haben die Grünen etwas vorzuweisen, nämlich fünf Jahre Sacharbeit mit einem einst weltanschaulich nahezu inkompatiblen Partner. Dafür gibt es ein Extrasternchen für Professionalität und politische Reife.
    Die AfD ist ein Sammelbecken der Unzufriedenen. Kreisvorsitzender und Direktkandidat im Wahlkreis 20, Steffen Rühl, war einst CSU-Sympathisant in der CDU. Der hessische Landesvorsitzende Dr. Dr. Rahn irrlichterte von den Startbahngegnern im Frankfurter Stadtparlament über die FDP zur 3-Mann-Römer-Fraktion, bis er seine Heimat schließlich in der AfD fand. Geleistet hat die Partei in Hessen noch gar nichts, wurde aber – wiederum von den Unzufriedenen aus allen anderen Parteien und früheren Nichtwählern, dann immerhin zur viertstärksten Fraktion im Wiesbadener Landtag gekürt. Eine klare Parteilinie hat sich auf Landesebene überhaupt noch nicht herausgebildet. Das müssen Wertkonservative, Alt- und Neonazis, Querulanten, verkrachte Existenzen und wer so alles neue Parteien entert, um dort irgendwie seine Vorstellungen durchzusetzen oder wenigstens finanziell wieder Boden unter die Füße zu bekommen, noch untereinander auskämpfen.

  11. @Alicia: Das stimmt nicht, die AfD sind NICHT die Gewinner der Landtagswahl.

    Vergleicht man die Wahlergebnisse aus Hessen bei der Bundestagswahl, dann hat die AfD in Hessen einen Stimmenzuwachs von gerade einmal 1,2% (von 11,9% zu 13,1%). Die Grünen hingegen konnten ihren Stimmanteil mehr als verdoppeln! Diese sind von 9,7% bei der BTW2017 aus Hessen auf 19,8% bei der Hessenwahl 2018 gestiegen.

    Das ist ein klarer Sieg der Grünen.

    Und bevor das Gemecker kommt: Natürlich kann man die Stimmen aus Hessen der Bundestagswahl mit den Stimmen der Landtagswahl vergleichen. Nicht umsonst spricht man von einer „Mini-Bundestagswahl“.

  12. Nicht die Grünen sind die Gewinner der Hessenwahl. Sie haben ihr Ergebnis gerade mal verdoppelt. Die AfD hat es hingegen verdreifacht. Ich bitte um Klarstellung.

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