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Beratungsangebot bei „Häuslicher Gewalt“ des Diakonischen Werkes VogelsbergTäterberatung ist Opferschutz

VOGELSBERG (ol). Udo H. ist am Boden zerstört. Zum wiederholten Male hat er seine Frau geschlagen. Für solche Szenarien bietet das Diakonische Werk des Vogelsbergkreises Beratungsangebote bei Häuslicher Gewalt an. Das Motto: Täterberatung ist Opferschutz.

Der 40-jährige Udo H. ist am Boden zerstört. Er hat zum wiederholten Male seine Frau geschlagen. Das war gestern Abend. Seine Frau Ute ist darauf hin mit ihrer kleinen Tochter  zu einer Nachbarin geflüchtet. Von dort hat Ute H. die Polizei verständigt. Die Polizisten haben noch am selben Abend nach Anhörung von Udo und Ute H. einen „Platzverweis“ ausgesprochen. Nach dem Gewaltschutzgesetz darf Udo H. für einen begrenzten Zeitraum die gemeinsame Wohnung nicht mehr betreten.

Von den Polizisten hat Udo H. erfahren, dass es eine Beratungsstelle gibt, die „Beratung und Training für Männer mit Gewaltproblemen“ anbietet. Er kann kurzfristig bei seinen Eltern unterkommen. Innerlich ist er sehr aufgewühlt. Soll er zu einer Beratungsstelle gehen? Was wollen die schon tun? Schließlich hat ihn seine Frau doch tierisch provoziert und er konnte nicht mehr anders. Er spürt aber auch, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Er hat Angst davor seine Familie zu verlieren. Frau und Kind waren schon mal vor zwei Jahren im Frauenhaus und seine Frau ist wieder zurückgekommen, weil er versprochen hatte, das nie wieder zu tun. Seinen Eltern hat er auch damals nur einen kleinen Teil der Wahrheit erzählt. Nach einer unruhigen Nacht hat er sich entschieden und ruft die Beratungsstelle des Diakonischen Werkes an. Er bekommt einen Termin in der kommenden Woche um 16.30 Uhr gleich nach seiner Arbeit.

Diakonisches Werk Vogelsberg bietet Täterberatung bei häuslicher Gewalt

So oder ähnlich kommen die Männer in die Täterberatung des Diakonischen Werkes, berichtet Fred Weißing. Im Kalenderjahr 2015 wurden 48 Männer beraten. Darunter waren ein Drittel Selbstmelder. Die verbleibenden der Ratsuchenden hatten entweder Auflagen vom Gericht oder kamen auf Anraten der Polizei, von Anwälten und anderen Beratungsstellen. In den Gesprächen soll erreicht werden, dass der Täter die Verantwortung für seine Tat übernimmt und nicht anderen die Schuld für sein Handeln gibt. In weiteren Schritten wird eingeübt, „wie ich was verändern kann“. An welchen Stellen kann ich noch aus dem Konflikt heraustreten? Welche Alternativen habe ich, bevor es wieder eskaliert? Was kann ich tun, damit es nicht wieder geschieht? Die Partnerinnen werden – sofern sie das wollen – ebenfalls in diesen Prozess eingebunden, beispielsweise durch Paargespräche.

Auf Wunsch beider können auch gemeinsame Termine zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ besucht werden. Hier werden Partnerkonflikte „gewaltfrei“ bearbeitet und Konfliktlösungen eingeübt. Beratung von Tätern kann zugleich Schutz der Opfer vor weiterer Gewalt sein. Von „Häuslicher Gewalt“ sind in der Regel nicht nur die Partnerinnen, sondern auch die Kinder betroffen – selbst wenn sie nur „Zuschauer“ sind. Das Beratungsangebot des Diakonischen Werkes Vogelsberg ist kostenlos und vertraulich und kann von allen Menschen unabhängig von ihrer nationalen und religiösen Herkunft in Anspruch genommen werden.

Kontakt:
fred.weissing@diakonie-vogelsberg.de oder telefonisch unter 06631/72031.

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