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Umbau, Neubau, AnbauKita-Neubau oder doch lieber Kita-Anbau?

ALSFELD (ls). Soll es einen neuen Kita-Anbau geben oder reicht es, wenn die bestehenden Kitas erweitert werden? Sollen Krabbelstube und Schellengasse wegfallen oder reicht ein Anbau? Oder soll es einen Neubau geben? Und wenn ja, wo wäre dann der geeignete Standort in Alsfeld? Das alles waren nur ein Teil der Fragen und Möglichkeiten, die am Montagabend in einer gemeinsamen Sitzung des Finanzausschusses, des Sozialausschusses und des Bauausschusses behandelt wurden. Das Thema Kinderbetreuung – es ist auch auf der bauplanerischen Ebene kompliziert. 

In den Alsfelder Kindertagesstätten wird es so langsam ziemlich eng – das behauptet jedenfalls eine Machbarkeitsstudie, die das Architektenehepaar Karlheinz Geißler und Claudia Milbrecht im Auftrag der Stadt angefertigt hat.

Das Ziel der Untersuchung: Die Raumgröße und die Kapazität der Kitas prüfen und mögliche Veränderungen analysieren. Das Stadtparlament hatte bereits 2016 mit einer übergroßen Mehrheit beschlossen, dass sich für die Zukunft etwas ändern müsse in den Alsfelder Kitas, um dem Bedarf an Betreuungsplätzen gerecht zu werden. Der Einladung zur Vorstellung der Möglichkeiten waren entsprechend nicht nur die Mitglieder der Ausschüsse gefolgt, sondern auch die Mitarbeiter der Alsfelder Kindertagesstätten.

Wo stehen überall Kitas in Alsfeld? Claudia Milbrecht gibt eine Übersicht. Foto: ls

Wo stehen überall Kitas in Alsfeld? Claudia Milbrecht gibt eine Übersicht. Foto: ls

„Heute sollen die Möglichkeiten der Standorte überprüft werden und geschaut werden, wie sich die Situation der Kitas in Alsfeld weiterentwickeln könnte“, leitete Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule die Sitzung zu Beginn ein. Bereits jetzt habe man ein enorme Nachfrage auf Betreuungsangebote im U3-Bereich, doch auch die Kinderbetreuung für Kinder von 3 bis 6 Jahren benötige ein verbessertes Angebot – besonders in Bezug auf die räumlichen Gegebenheiten, wie Architektin Claudia Milbrecht später erläuterte. Insgesamt elf Gruppen werden im Stadtgebiet Alsfeld von den städtischen Kitas betreut – zukünftig sollen es mindestens 14 Gruppen sein, doch dazu müsse sich noch einiges tun.

„Die Bedürfnisse von Kitas haben sich mit der Zeit ziemlich verändert. Die Kinder brauchen einen Raum zum Mittagessen oder einen Raum für Schlafmöglichkeiten“, erklärte Milbrecht. Bei den Besichtigungen der Kitas im Stadtgebiet habe sich vor allem eins gezeigt: Es fehle an Platz für Materialien. Allein in der Kita in Angenrod sollen etwa 80 Quadratmeter fehlen, um den heutigen Ansprüchen gerecht zu werden – in der Schellengasse sogar knapp 100 Quadratmeter Fläche. „Das ist problematisch, denn es werden sogar Räume doppelt genutzt“, erklärte sie weiter.

Aus diesem Grund stellten die Architekten viele verschiedene Möglichkeiten vor – zunächst theoretisch. Beispielsweise könne an die Kita am Rodenberg und auch an die in Angenrod angebaut werden. Jeweils zwei oder vier Gruppen ständen hierbei zur Auswahl. Auch theoretische Betrachtungen, bei denen die Krabbelstube wegfalle, der Rodenberg und Angenrod erweitert werden und die Schellengasse auf lediglich zwei Gruppen reduziert würde standen zur Auswahl. Auch einen möglichen Wegfall der Kita in der Schellengasse bezogen die Architekten ein. „Das alles ist flexibel gehalten heute. Es wird heute nicht entschieden, wohin die Kinder kommen“, erklärte Tobias Diehl vom städtischen Bauamt – und machte damit nochmals deutlich, dass es bislang lediglich Gedankenspiele sind, mit denen sich die Verantwortlichen beschäftigen.

Neue Kita bei der alten Feuerwache?

Auch Neubauten zogen die Architekten mit in ihre Betrachtung ein – inklusive einer Sanierung der Bestandsbauten und ohne. „Für Neubauten gab es einige wichtige Kriterien, wie ob das Grundstück groß genug ist, wie die Infrastruktur ist, ob es erweiterbar ist und ob auch der Landschaftsraum gut zu erreichen ist“, sagte Milbrecht. Insgesamt sieben Standorte für einen möglichen Neubau kämen infrage: Goethepark, Ölberg, das westliche Bückinggelände, das Bückinggelände bei der Sondermannhalle, der Reibertenröder Weg, die Feldstraße oder aber die Carl-Metz-Straße. Während das Bückinggelände aufgrund seiner städtebaulichen Entwicklung laut Milbrecht besonders dem Alsfelder Wirtschaftsförderer Uwe Eifert gefallen soll, stieß die Carl-Metz-Straße – der alte Standpunkt der Feuerwache – auf ablehnende Haltung. „Wir haben nicht die Feuerwache umplatziert, um dort jetzt einen Kindergarten zu errichten“, hieß es vonseiten des Bauamtsleiters Tobias Diehl – und er machte nochmals deutlich: „Das ist lediglich ein Beispiel. Nichts ist festgelegt“. Auch Karlheinz Geißler lehnt die Idee ab. Schlussendlich blieben die Standorte Feldstraße und Reibertenröder Weg als gute Standorte für einen möglichen Neubau.

Dennoch: Ein Neubau kommt den Planern zufolge günstiger als ein Anbau. Doch ist Wirtschaftlichkeit der einzige Faktor, an dem sich die Politik orientieren sollte? Bürgermeister Paule stimmte nachdenkliche Töne zu dem Thema an. „Will man einen Krabbelstube-Verein zwangsauflösen?“, sagte er. Zusammenfassend gesagt sei man aktuell in einer Situation, mit der man vor einigen Jahren nicht gerechnet habe: Die Situation heißt Betreuungsplatz-Mangel. Paule zog einen Vergleich zu Frankfurt,  wo jährlich eine neue Kita gebaut werden müsse.

Doch der Rathauschef konnte der steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen auch etwas gutes abgewinnen. „Das ist ein positives Zeichen“, sagte er im Hinblick auf die Ursache des Plätzemangels: Die steigende Geburtenrate. „Die Politik ist bereit, aber trotzdem, wie Rom wird auch eine Kita nicht an einem Tag gebaut“, sagte Paule.

Den Stadtverordneten werden auf jeden Fall viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen, über die sie beraten und abstimmen können. Carsten Weitzel betonte auch gegen Ende nochmal, dass es wichtig sei, die U3-Betreuung auszubauen, denn da landete die Stadt Alsfeld bei einem Ranking des Vogelsbergkreises nämlich auf dem letzten Platz.

Ein Gedanke zu “Kita-Neubau oder doch lieber Kita-Anbau?

  1. Wichtig ist aber auch, dass neben der nötigen Anzahl der Betreuungsplätze die Qualität nicht auf der Strecke bleibt. Der Neubau einer großen Einrichtung, die die bisherigen kleineren Einrichtungen ersetzt ist hier nicht der beste Weg. Die genannten Kitas bieten eine hohe Qualität, dies steht auch mit der Größe der Kitas in Zusammenhang. In größeren Städten gibt er mittlerweile vermehrt Elternvereine als Träger von Kitas, weil in den großen Einrichtungen mit 5 und mehr Gruppen die Qualität einfach nicht stimmt. Die bestehenden Kitas sind schützenswerte Einrichtungen. Dies sollte bei weiteren Planungen beachtet werden.

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