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Erstes Umsetzungsprojekt der Daseinsvorsorge zur Mobilität im Testbetrieb – Wirtschaftsdezernent und Fachleute besichtigten die Innovation in RomrodIn Betrieb: Fairfahrt, die „digitale Mitfahrbank“

ROMROD (ol). Mitfahrbänke aus Holz kennt man vielleicht, zumindest im Norden Deutschlands sind sie bekannt: Sie stehen an bekannten Stellen und wer darauf sitzt, der möchte an einen bestimmten Ort mitgenommen werden. In Romrod ist jetzt die digitale Version einer Mitfahrbank an den Start gegangen, sie nennt sich „Fairfahrt“ und verbindet die Stadtteile mit dem Rewe-Markt in Romrod.

Es handelt sich dabei um das erste Konzept, das im Rahmen des Modellvorhabens „Mobilität und Daseinsvorsorge“ (MoDaVo) entwickelt und jetzt zur Umsetzung gebracht wurde, berichtete die Kreispressestelle.

Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak hieß die Teilnehmer des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie der Forschungsassistenz in Romrod willkommen – sie hatten schon eine erste Testfahrt vom Bahnhof in Zell zum Rewe-Markt absolviert, heißt es in der Pressemeldung. „Mobilität und Versorgung sind derzeit überall Thema. Nicht die Entfernungen sind maßgebend, sondern die Fahrzeit und die Verkehrsmittel zählen“, führte Mischak an. Aus Mitteln des Modellvorhabens sei das Konzept und Teile der Umsetzung von „Fairfahrt“ finanziert worden. Man wolle ausprobieren und schauen, ob ein solches Angebot auszuweiten oder auch in den regionalen Nahverkehrsplan zu integrieren sei.

Im Markt selbst habe Jonathan Waschkewitz, einer der vier Entwickler, die Funktionsweise direkt am Gerät demonstriert: Jeder interessierte Mitfahrer oder Fahrer lässt sich registrieren und erhält eine Chipkarte. Mit der loggt er sich ein und gibt sein Fahrtziel an – derzeit sind das die vier Stadtteile Zell, Strebendorf, Ober- und Nieder-Breidenbach. „Das wird dann auf dem Bildschirm angezeigt, sodass ein Einkäufer beim Rausgehen sieht, dass jemand nach Zell möchte und ihn mitnehmen kann“, so Waschkewitz. Übrigens seien sämtliche Daten anonymisiert, auf der Tafel erscheine weder ein Name noch sonstige Angaben, lediglich die Zahl der angemeldeten Fahrten. In den Stadtteilen stehen jeweils Terminals an zentralen Stellen wie dem Bahnhof in Zell oder der Raiffeisenbank, betrieben werden sie mit Batterie und Solarstrom, um netzunabhängig zu sein.

Zum Hintergrund: Der Vogelsbergkreis ist einer von 18 Landkreisen im Modellvorhaben „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“. Im Fokus stehen der Erhalt und die Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen sowie die Sicherstellung der Mobilität, besonders für Jugendliche (Auszubildende), ältere und/oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen aber eben auch für Familien mit Kindern. Es sollen Konzepte erarbeitet werden, mit denen in Zukunft sowohl die Daseinsvorsorge und Nahversorgung als auch die Mobilität gewährleistet werden können. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördere ländliche Räume wie den Vogelsbergkreis, damit dort die Lebensqualität gesichert und neue Konzepte und Ideen entwickelt und erprobt werden können.

„Fairfahrt“ in Romrod sei das erste Konzept, das nun umgesetzt und erprobt wird. Es ist komplett kostenfrei, für alle Nutzer. Auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren können einen Chip erhalten, der allerdings gekoppelt an ein Elternteil sei. „Das dient der Sicherheit, sodass im Falle einer Mitnahme der Elternteil auch eine Meldung auf sein Smartphone erhält“, erläutert Waschkewitz. Apropos Smartphone: Es gibt eine dazugehörige App, die aber nicht nötig sei, um „Fairfahrt“ zu nutzen. „Wir wollten niemanden benachteiligen, der kein Smartphone nutzen kann oder will“, so die einfache Erklärung. In der App seien auch nur Angebote einstellbar, keine Suche nach Mitfahrgelegenheiten. „Jeder soll einfach zum Treffpunkt gehen und dort mitgenommen werden können – es ist im Grunde wie Trampen, nur ein bisschen sicherer.“ Infos unter https://fairfahrt.de

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