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Secondhand: Mode von heute muss die Geschichte von gestern in sich tragenFür den einen alt, für andere ein Schatz

ALSFELD (ls). Ökologisch, preiswert und individuell geschätzt. In Berlin hat es sich längst zum Trend schlechthin entwickelt. Auch im Internet gibt es ein breites Angebot davon: Secondhand-Mode! Seit zwei Jahren zieht Alsfeld mit und bietet unter dem Titel „Weiberschätze“ zum achten mal in Folge einen übergroßen Kleiderschrank von Frauen für Frauen an, der die Menschen überregional in die Stadthalle lockt. Was ist „retro“ und „vintage“? Und vor allem, was ist an Flohmärkten und gebrauchter Mode so reizvoll?

Jede Frau kennt das Problem und steht mindestens einmal pro Tag davor: Ein riesen großer Kleiderschrank voller „Nichts-zum-Anziehen“! Meist ist der Kleiderschrank da bereits so überfüllt, dass mehrere Teile übereinander hängen und alles was nicht mehr drüber passt, hat auf dem Schrankboden seinen neuen Platz gefunden. In den Weiten des heimischen Kleiderschranks überhaupt noch etwas zu finden scheint fast ausgeschlossen und verlangt – vor allem den Männern – Nerven wie Drahtseil ab. Fernab jeglicher Realität steht spätestens da für jede Frau fest: „Ich habe nichts zum Anziehen!“. Damit wäre das Schauspiel eröffnet – aber: Es gibt Hilfe.

Vintage und Retro: Die Mode von gestern liegt weiter im Trend

„Das gab es doch vor Jahren schon mal.“ Schon im letzten Jahr rollte in der Modewelt ein mächtige Retro-Welle auf. In den Shops und auf den Laufstegen wimmelte es von Blumenkleidern und Schlaghosen – Trends, die bereits vor Jahren schon mal modern waren und wieder kommen.

Vintage und Retro sind Begriffe die schon seit Jahren immer wieder in der Modewelt kursieren. Altehrwürdiges und Rückwärtsgewandtes bestimmen die Trends der aktuellen Mode und reagieren nicht nur auf den Wunsch des Konsumenten nach individueller Kleidung, sondern grenzen sich klar vom gängigen Einheitsbrei der restlichen Modeindustrie ab. Das Geschäft der Secondhand-Mode boomt, getreu nach dem Motto: „Aus Alt mach Neu“.

Großstädte und das Internet machen es vor…

Bereits seit Jahren ist er in Berlin voll im Trend und wird von einer Vielzahl von jungen Frauen genutzt: Der Secondhandshop. Man verkauft seine alten Klamotten und kann dabei sofort das Geld wieder auf den Kopf hauen und den Kleiderschrank füllen. Neu ist dieses Konzept schon lange nicht mehr aber noch nie war es so modern wie heute. Namen wie „Pick n Weight Vintage Store“, „Vintage Berlin“ oder „Sometimes Coloured“ bieten ein breites Angebot und ziehen damit massenhaft Kunden, unter anderem viele Promis, in ihren Bann.

Auch die Internet-Tauschbörse „Kleiderkreisel“ ist unter jungen, meist weiblichen Schnäppchenjägern seit Jahren bekannt und prädestiniert für Secondhand-Klamotten. „Ich nutze „Kleiderkreisel“ schon lange. Da ist wirklich für jeden was dabei. Manchmal sind es gebrauchte neuere Klamotten, manchmal ungetragene Klamotten und manchmal findet man sogar richtige Vintageschätze darunter. Vor allem aber ist es günstiger als wenn ich es neu im Laden kaufe – man kann also wirklich sparen und gleichzeitig noch Geld verdienen. Ich habe so viele Klamotten im Schrank die ich nicht mehr trage und andere freuen sich darüber, wieso also nicht verkaufen?“, so eine begeisterte Nutzerin. Großes Angebot und niedrige Preise.

… und Alsfeld zieht erfolgreich nach

Ähnliche Geschichten spielen sich täglich in Alsfelder Kleiderschränken ab. Dies nahm sich die Stadthalle Alsfeld zum Anlass und lud vergangen Sonntag alle shoppingwütigen Frauen und Mädels zum gemeinsamen Leeren und Füllen ihrer Kleiderschränke ein. Die Stadthalle verwandelte sich innerhalb weniger Minuten zu einem übergroßen, begehbaren Kleiderschrank, der keine Wünsche offen ließ. Accessoires, Handtaschen, Kleider, Oberteile, Hosen, Schuhe und vieles mehr wurden, gemäß dem Titel „Weiberschätze“, von Frauen für Frauen angeboten.

Bereits seit 2014 besteht der Indoorflohmarkt unter dem Titel „Weiberschätze“ in der Stadthalle und erfreut sich großer Resonanz, bei der nicht mal eine längere Anreise ein Hindernis darstellt. „Ich komme von weiter weg aber nehme den Weg gerne auf mich, weil es einfach super organisiert ist und immer nette Leute dabei sind“, schwärmt Frau Löwy, die von Kelsterbach eine einstündige Fahrt bis nach Alsfeld auf sich nimmt. Initiiert wurden die regelmäßigen Besuche durch ihre Tochter, die bereits an vorherigen Veranstaltungen teilnahm und damit vollkommen im Trend lag. „Wir alle haben sehr viele Sachen Zuhause, die wir nicht mehr brauchen. Zu verkaufen gibt es also immer was und auf Flohmärkten findet doch jeder noch eine Kleinigkeit“, bestätigt sie.

Frau Löwy an ihrem gut besuchten Stand in der alsfelder Stadthalle.

Frau Löwy an ihrem gut besuchten Stand in der Alsfelder Stadthalle. Foto: ls

Auch in Alsfeld ist der Trend der Secondhand-Mode längst angekommen und bewährt sich als stets gut besuchte Veranstaltung. Schnäppchen, Klamotten und alte Schätze frei nach dem Motto „Was für den einen Schrott ist, ist für jemand anderen ein Schatz“ zog auch dieses Wochenende wieder mehr als 1000 Besucher in die Alsfelder Stadthalle.

Secondhand ist ökologisch?

Wer hier noch nicht völlig davon überzeugt ist, dass Secondhand-Shopping eine gute Sache für Geldbeutel und Kleiderschrank ist, der sollte die Sache nochmal aus ökologischer Sicht betrachten. Gebraucht ist zwar nicht gleich ökologisch, weil es sich selbstverständlich nicht zwingend um Bio-Ware handelt und auch nicht immer nachhaltig produziert wird. Zumindest hat die gebrauchte Mode schon einen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Diese Klamotten müssen nicht neu produziert werden, wodurch ein erneuter Verbrauch an Ressourcen stattfindet. Es gibt diese Klamotten bereits. Eine gute Sache wenn ihr mich fragt.

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