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KKH-Vortragsreihe: Gute Resonanz und viele Nachfragen beim Thema SodbrennenWeit verbreitet: Das Brennen in der Speiseröhre

ALSFELD (kiri). Ein voll besetzter Saal und eine Menge individuelle Rückfragen bestätigte es: Viele Menschen leiden unter Sodbrennen! Dieses Thema hatte sich Chefarzt Dr. Steffen Lancee als Auftakt für die diesjährige Vortragsreihe des Kreiskrankenhauses Alsfeld ausgesucht – und landete mit „Wenn die Speiseröhre brennt…“ offensichtlich einen Treffer.

„Mein Name ist Hans-Werner Müller, ich habe Sodbrennen!“, mit diesem „Outing“ eröffnete jener den Vortragsabend, in Dreifachfunktion als Betroffener, Vertreter des veranstaltenden Fördervereins „Freunde und Förderer des Kreiskrankenhauses“ und als Prokurist des Krankenhauses. Die Lacher über die humorvolle Begrüßung und verständnisvolle Blicke als Mitbetroffene waren auf seiner Seite.

Auch Steffen Lancee offenbarte zu Beginn seiner Ausführungen, dass er selbst ab und zu Sodbrennen habe, beispielsweise „wenn der Schwiegervater da ist, und ich mit ihm einen Wodka trinken muss!“. Aber nicht nur Alkohol, fettes Essen, Süßigkeiten, Kaffee oder Obst können Sodbrennen verursachen, auch organische Erkrankungen können der Grund für die unangenehme Symptomatik sein. Dann sei „Sodbrennen“ ein „Reflux“, ein krankhaft erhöhter Rückfluss des Mageninhaltes in die Speiseröhre. „Es ist wichtig, abzuklären was die Ursachen sind und dementsprechend zu (be)handeln!“ Denn, so gab der Mediziner zu bedenken: „Auch einfaches Sodbrennen kann auf Dauer langfristige und ernsthafte Schäden anrichten.“

Anschaulich erläuterte der Dr. Steffen Lancee, welche diagnostischen Verfahren und Behandlungsmöglichkeiten - konservativ und operativ - es bei Sodbrennen oder dem krankhaften Reflux gibt.

Anschaulich erläuterte der Dr. Steffen Lancee, welche diagnostischen Verfahren und Behandlungsmöglichkeiten – konservativ und operativ – es bei Sodbrennen oder dem krankhaften Reflux gibt. Fotos: kiri

Lancee erläuterte in seinem Vortrag die Entstehung von Sodbrennen, verdeutlichte den Unterschied von normalen und krankhaften Reflux (Rückfluss) der Magensäure und verwies auch auf ungewöhnliche Symptome, die erstmal nicht auf ein Sodbrennen hindeuten: „Manche Patienten kommen beispielsweise zu meinem Kollegen Dr. Hien mit Brustschmerzen, Gewichtsverlust, chronischem Husten oder Bronchitis oder gehen zum HNO-Arzt wegen Heiserkeit oder Knötchenbildung an den Stimmbändern…. auch da kann ein sogenannter stiller Reflux die Ursache sein.“

Anhand von anschaulichen Bildern erklärte Lancee die Folgen dauerhaften Rückflusses des Magensaftes in die Speiseröhre: Die Schleimhaut wird angegriffen, von der Säure des Magens weggeätzt, Narben und Krebs können sich bilden. Wichtig sei es daher, genau abzuklären, wo die Ursache liegt – über eine ausführliche und individuelle Anamnese, in der auch Lebens- und Essgewohnheiten des Betroffenen erfragt werden, eine Magenspiegelung,  PH-Wert- und Druckmessung in der Speiseröhre und natürlich bildgebende Verfahren wie Schluckakt-Röntgen, MRT oder CT. Letzteres vor allem dann, wenn beispielsweise ein Zwerchfellbruch die Ursache für die Rückfluss der Magensäure sei.

Krankenhaus investiert in ein neues Ph-Manometrie-Gerät

Über die Messung von PH-Werten und Speiseröhrendrücke – die sogenannte Ph-Manometrie – berichtet der Chefarzt der Alsfelder Klinik ausführlicher, denn diese Funktionsdiagnostik sei sehr speziell, das Alsfelder Krankenhaus habe aber Geld in die Hand genommen und wird diese Untersuchungen ab April anbieten können, gerade da so viele Menschen von Sodbrennen betroffen sind und man diesen vor Ort helfen möchte.
Bei der Untersuchung werde ein dünner Schlauch über die Nase in die Speiseröhre eingeführt und verbliebe dort 24 Stunden – wie bei einem Langzeit-EKG oder Blutdruckmessgerät werden innerhalb dieser Zeit die PH-Werte in der Speiseröhre gemessen. Weiterhin wird mit einer speziellen Sonde, die 460 Messpunkte hat, die Drücke in der Speiseröhre registriert. „Zusammen mit den anderen Diagnostiken erhält man dann ein umfangreiches Bild und kann entscheiden, ob und wie man therapiert – ob die Änderung der Lebensumstände vielleicht schon ausreicht, man medikamentöse Unterstützung benötigt oder ob ein operativer Eingriff notwendig und hilfreich wäre“, so Lancee, der als Chirurg eng mit den Internisten und Gastroenterologen des Alsfelder Krankenhauses zusammenarbeitet.

Welche Operationsverfahren es gibt – beispielsweise einen Teil des Magens um die Speiseröhre zu schlagen, um diese zu verengen und den Druck zu erhöhen und Rückfluss zu verhindern oder einen Metallring oder Schrittmacher einzusetzen – erläuterte der Leiter der Alsfelder Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie wiederum anhand von Bildern.

Aufmerksam hörten die Zuschauer den Ausführungen des Mediziners zu, denn zum größten Teil sind sie von Sodbrennen geplagt.

Aufmerksam hörten die Zuschauer den Ausführungen des Mediziners zu, denn zum größten Teil sind sie von Sodbrennen geplagt.

Obwohl die Ausführungen Lancees umfangreich waren, hatten die weit über 100 Zuhörer – zum Großteil Betroffene – viele individuellen Fragen, die der Mediziner gerne beantwortet. Beispiele: Kriegt man auch von Kuchen Sodbrennen? Hilft ein Glas Wasser oder Milch? Wird das Sodbrennen bei Stress mehr? Wie genau wirken die  Medikamente? Warum wirken meine Medikamente nach einem Jahr nicht mehr? Oder: Gibt es auch Menschen, bei denen die Speiseröhre nicht so empfindlich ist? Hat Laktoseintoleranz Einfluss auf Sodbrennen? Was ist, wenn man Krebs hat, kann man die Speiseröhre austauschen? Wie oft und welche Kontrolluntersuchungen sollte man machen? Und so weiter, und so fort. So beschlossen Steffen Lancee und KKH-Geschäftsführer Sassan Pur, der erstmalig an diesem Tag bei einem Patientenvortrag im Krankenhaus dabei und von der Resonanz beeindruckt war, eine Telefonsprechstunde zu dem Thema anzubieten: Gründonnerstag, 24. März 2016, von 17 bis 18 Uhr als Telefonaktion der Oberhessischen-Zeitung.

Darüber hinaus verkündete der neue Geschäftsführer, dass künftig die Zahl der Patientenvorträge des Alsfelder Krankenhauses in Zusammenarbeit mit dem Förderverein erhöht wird. Statt bisher sechs Vorträgen im Jahr, wird es künftig jeden 1. Dienstag im Monat Vorträge zu aktuellen Themen geben.

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