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Verlegung der Notarzt-Fahrzeuge nach Willofs und IlbeshausenNotfallversorgung: „Die 90 Prozent sind das Ziel“

LAUTERBACH (cdl). Nachdem es in den vergangenen Wochen vonseiten der Bevölkerung zu Irritationen aufgrund der Verlegung der Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) von Ulrichstein nach Ilbeshausen und von Lauterbach nach Willofs gekommen ist, erklärte heute noch einmal Landrat Manfred Görig im Rahmen einer Pressekonferenz, was im Detail dahintersteckt.

Das Land Hessen hat zum 1. Januar 2017 den sogenannten Landesrettungsdienstplan geändert und dementsprechend habe man auf die neuen Anforderungen reagieren müssen. „Uns war wichtig, dass wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, die Vorgaben bestmöglich umsetzen“, so Görig. Außerdem sei der Kreis selbst seit Jahren sehr aktiv die bestehenden Versorgungslücken verschwinden zu lassen. „Wir haben uns das nicht ausgedacht. Es gibt ein hessisches Rettungsdienstgesetz. Man muss mit der geringstmöglichen Menge an Fahrzeugen auskommen, sonst zahlen die Kassen nicht“ erklärte der leitende Verwaltungsdirektor Siegfried Simon.

Für den Landkreis seien lediglich drei NEF vorgesehen, was aufgrund der großen Fläche des Kreises schon schwierig genug sei, die besten Standorte zu finden, um die größtmögliche Abdeckung bei einer Eintreffzeit von 15 Minuten zu gewährleisten. „Die erforderliche Raumabdeckung hat mit der geringstmöglichen Anzahl von Notarztsystemen zu erfolgen“, heißt es in den geänderten Planungsgrundlagen für NEF. „Mit nur drei Fahrzeugen ist es eine grenzwertige Geschichte“, so Görig. Hinzu komme, dass man sich mit den Nachbarkreisen habe abstimmen müssen, damit auch eine bereichsübergreifende Versorgung möglichst ohne Überschneidung der einzelnen Versorgungsbereiche erflogen könne, erklärte Kreispressesprecher Erich Ruhl-Bady.

Außerdem sei eine Doppelabdeckung laut Statuten verboten worden. Bisher seien Lauterbach, Alsfeld und die Gemeinden Schwalmtal, Grebenau, Lautertal und Herbstein aufgrund der bisherigen Standorte doppelt abgedeckt gewesen, was jetzt aber nicht mehr sein dürfe, erklärte der Landrat. Dahingegen konnten die 15 Minuten Eintreffzeit in den Gemeinden Freiensteinau und Schlitz nicht erreicht werden. Durch die Verlegung der NEF-Standorte von Ulrichstein nach Ilbeshausen und von Lauterbach nach Willofs sei die nicht gewünschte Doppelabdeckung und insbesondere die Abdeckung von bislang nicht versorgten Orten erreicht worden. Er habe zwar die Diskussionen in Ulrichstein verfolgt und könne sie auch verstehen. Allerdings werde Ulrichstein der NEF nicht weggenommen, weil das Fahrzeug nicht für die Stadt, sondern für den südwestlichen Teil des Vogelsbergkreises gedacht ist.

Dieses Fahrzeug zieht demnächst von Lauterbach nach Willofs. Foto: cdl

Rettungswagen sind primäres Rettungsmittel

Deutlich machte Görig auf der Pressekonferenz, dass den Rettungswagen für die Notfallversorgung noch eine höhere Bedeutung zukommen. In Teilen der Bevölkerung herrsche noch vermehrt der Irrglaube, dass der Notarzt vor dem Rettungswagen eintreffe, dabei sei das genau umgekehrt. Daher müssten diese auch innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort sein. Die sehr gut ausgebildeten Rettungssanitäter würden dann die ersten lebenserhaltenden Maßnahmen einleiten, bevor der Notarzt eintreffe. Gerade hier habe der Landkreis in den letzten Jahren mächtig aufgeholt, nachdem im Jahr 2012 bekannt geworden war, dass der Vogelsbergkreis die zehn Minuten nur zu 67 Prozent einhalten konnte und hessenweit auf dem letzten Platz lag. „Da der Vogelsbergkreis jetzt schon bei rund 86 Prozent liegt und weitere Maßnahmen greifen werden, sind die im Gesetz angestrebten 90 Prozent auch noch zu erreichen“, teilte Görig bereits Ende Februar auf Anfrage von Oberhessen-live mit.

Eine weitere deutliche Verbesserung habe es im vergangenen Juni durch die Einrichtung der Rettungswachen in Herbstein und Kirtorf gegeben, die 24 Stunden am Tag besetzt seien. An dieser Stelle wies Görig wiederholt auf die Schwierigkeit des großen Flächenkreises hin. Wenn zuvor ein größerer Einsatz in Grebenau gewesen sei und dann ein Notfall in Kirtorf gemeldet wurde, sei das von Alsfeld aus nur schwer zu leisten gewesen.

Außerdem habe man bereits im Jahr 2015 im Einvernehmen mit den Krankenkassen erreichen können, dass man vier zusätzliche Rettungswagen bekommen habe. So habe man in Alsfeld und Lauterbach jeweils zwei zusätzliche Rettungswagen zur Verfügung gehabt und die Anzahl im Kreisgebiet von 15 auf 19 Einsatzfahrzeuge steigern können. Weitere Verbesserungen der Notfallversorgung sollen durch die Umwandlung der Tagwachen in Grebenau und in Freiensteinau zu 24/7-Wachen erreicht werden.

Erich Ruhl-Bady, Landrat Manfred Görig, Siegfried Simon und Jürgen Schad berichteten über die Veränderungen in der Notfallversorgung.

Auf ein Einsatzfahrzeug kommen neun Mitarbeiter

Mit Kirtorf und Herbstein seien bereits wichtige Lücken geschlossen worden, berichtete der zuständige Sachbearbeiter Rettungsdienst Jürgen Schad. Beide Standorte hätten bis dahin nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist erreicht werden können. Mittlerweile könnten im Kreisgebiet fast überall die zehn Minuten eingehalten werden, es gebe aber immer noch weiße Flecken auf der Landkarte. „Wir haben jetzt eine ganz andere Abdeckung wie vorher“, bekräftigte der Landrat. „Wir haben genau geschaut, wo die Versorgungslücken sind und wie wir sie schließen können. Wir wollen über die 90 Prozent beim Erreichungsgrad“, so Görig.

Ein weiteres Problem des dünn besiedelten Flächenkreises seien die Bemessungsgrenzen. Es gebe Gebiete mit weniger als 200 Einsätzen pro Jahr und da würden die Kassen und der Gesetzgeber dann keinen Standort für einen Rettungswagen zulassen. Was der Bürger ebenfalls wissen müsse, dass auf ein Einsatzfahrzeug neun Mitarbeiter kommen und das koste schließlich richtig Geld, berichtete Görig. Daher blieben Alsfeld und Lauterbach die Schwerpunkte mit den meisten Einsätzen. „Daher brauchen wir dort mehr Fahrzeuge, damit man gleichzeitig besser agieren kann“, so der Landrat.

Außerdem machte Görig auf ein Phänomen aufmerksam, dass es nicht nur im Vogelsberg gibt. Im öfter werde der Notruf bei „Husten, Schnupfen, Heiserkeit“ gewählt, weil heutzutage keine mehr warten wolle. Dafür sei der Notruf jedoch nicht vorgesehen und man solle den Notruf nicht missbrauchen. Abschließend berichtet Schad noch über die Rettung aus der Luft. Man scheue sich bei echten Notfällen nicht davor, die Hubschrauber anzufordern. Beispielsweise könne mit dem Hubschrauber Romrod in sieben Minuten und Herbstein in acht Minuten erreicht werden. Pro Jahr gebe es im Vogelsbergkreis rund 4000 Notarzt Einsätze und insgesamt rücke der Rettungsdienst in etwa 17.000 Mal aus.

 

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