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Der Funktionsbau nimmt Konturen an und soll Ende des Jahres fertig seinBeim Bau der neuen Feuerwache voll im Plan

ALSFELD (cdl). „Hier wird es kein Stuttgart 21 geben“, so der technische Bauamtsleiter der Stadt Alsfeld Tobias Diehl über den gerade im Bau befindlichen Feuerwehrstützpunkt. Man sei voll im Zeitplan und könne das Gebäude bis Ende des Jahres an die Feuerwehr übergeben. „Goldene Wasserhähne sucht Ihr hier vergeblich. Das ist ein reiner Funktionsbau“, ergänzt Stadtbrandinspektor Michael Eilts über das 10,3 Millionen Euro Projekt.

Der technische Bauamtsleiter und der Stadtbrandinspektor informierten heute die örtlichen Pressevertreter über den Stand der Dinge und führten durch das Gebäude. Im Rohbau roch es nach frischem Putz und die kahlen Wände sorgten für eine willkommene Abkühlung an diesem ersten Sommertag des Jahres.

Bevor es zur Besichtigung der Baustelle ging, stellten die beiden noch einmal deutlich heraus, dass ein Neubau dringend notwendig geworden war. Im Baucontainer hatten sie die Baupläne komplett über den Tisch ausgebreitet. Im Detail stellten sie ihr durchdachtes Konzept vor und riefen auch nochmals die Beweggründe für den Neubau in Erinnerung.

Am alten Standort sei es schlicht zu eng geworden. Dort hätte man mehrstöckig bauen müssen, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Ein weiteres Problem sei die Hochwassergefahr am alten Gebäude gewesen. „Bei Hochwasser müssen wir uns erst selber helfen, bevor wir ausrücken können“, berichtet Eilts. Hinzu komme neuerdings die gestiegene Verkehrssituation am alten Standort. Durch das Wegfallen des wenig frequentierten Autohauses und den jetzt dort angesiedelten Lebensmittelgeschäften bräuchten die Einsatzkräfte deutlich mehr Zeit.

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Tobias Diehl und Michael Eilts führten gemeinsam durch den Rohbau.

Das ebenerdige neue Gebäude liege dagegen an einem nahezu perfekten Standort. „Innerhalb von zwei Minuten ist man überall“, so Eilts. Beim Bau habe man sich über jedes Thema wie Logistik, Schulung und Ausbildung Gedanken gemacht. „Wir nutzen vorhandenes Know-how“, erklärte Diehl. Die jeweiligen Verantwortlichen wie die hauptamtlichen Gerätewarte seien in ihrem Arbeitsbereich bei der Planung miteinbezogen worden. „Ich denke, dass wir in den nächsten 50 Jahren mit dem neuen Stützpunkt auskommen, ohne anbauen zu müssen“, so Eilts. Der alte Stützpunkt sei ebenfalls 50 Jahre in Betrieb gewesen. Am neuen Standort habe man aber jederzeit die Möglichkeit anbauen zu können.

Die Funktionalität steht im Vordergrund

Bei der Planung habe man sich voll und ganz auf die Funktionalität fokussiert. Die Parkplätze seien so angeordnet, dass es zu keinem Chaos kommen kann. Von hinten fahren die alarmierten Einsatzkräfte heran und gelangen direkt in die Umkleidekabinen und von dort in die Einsatzfahrzeuge. Besucher und Schulungsteilnehmer seien auf der anderen Seite. „Durch die U-Form erzielen wir einen optimalen Wirkungsgrad“, erläutert Diehl. Welche Form die Beste sei, darüber sei sehr lange ausgiebig diskutiert worden.

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Der Bauplan gibt einen Überblick über die einzelnen Gebäudebereiche. Grafik: privat

Die flächenmäßige Erweiterung des Ausbildungsstandorts, die in der Mitte des Gebäudes untergebracht ist, komme den ehrenamtlichen Ausbildern zugute. Derzeit müssten sie noch kleine Gruppen an nahezu jedem Wochenende unterrichten. Im neuen Gebäude könnten viel umfangreichere Übungen mit größeren Gruppen durchgeführt werden, sodass die Ausbilder nicht jedes Wochenende opfern müssten, beschreibt Eilts eine von vielen nützlichen Funktionen des Gebäudes.

Da alles der Funktionalität untergeordnet wurde, gibt es verschiedene Zugänge und ehrenamtliche und hauptamtliche sowie verschiedene Arbeitsbereiche sind voneinander getrennt. Zugang zu den einzelnen Bereichen bekommen die Feuerwehrleute mit modernen Schlüsselkarten. Am anderen Ende des u-förmigen Gebäudes befindet sich die Werkstatt, Kleiderreinigung, der Atemschutz und Schlauchpfelge. Auf dieser Seite sollen die Einsatzfahrzeuge nach einem Einsatz ankommen. Dort werden die verwendeten Gerätschaften in Empfang genommen, gereinigt und gewartet. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kleidung direkt dekonterminiert wird und mögliche Gefahrenquellen direkt beseitig werden.

Bei der Schlauchreinigung habe man sich bewusst für die kostengünstigere Variante entschieden. Die Kosten seien aber nicht entscheidend gewesen, sondern auch hier der Nutzen. Durch die herkömmliche Reinigung anstelle der vollautomatischen würde das Material weniger strapaziert. Des Weiteren habe man so einen 26 Meter hohen Turm, der auch für realistische Übungen genutzt werden soll. Hier können die Feuerwehrleute die Drehleiter bei den Übungen voll ausfahren, erklärte Eilts. Durch die Bauanordnung verspricht sich Eilts insgesamt eine hohe Materialschonung durch stetiges Reinigen und Warten, was letztendlich teure Neuanschaffungen deutlich verzögere und man hier deutlich Kosten einsparen könne.

Der technische Fortschritt hat nicht nur im neuen Gebäude Einzug gehalten. Im Gespräch berichtete Eilts über die technische Dokumentation aller städtischen Gebäude, die alle auf einem Server liegen. Bei einem Brand oder Notfall hat die Feuerwehr über eine sichere VPN-Verbindung per Tablet direkten Zugang zu Bauplänen und möglichen Gefahrenstoffen innerhalb der betroffenen Gebäude und könne mit diesem Wissen viel zielgerichteter vorgehen.

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Der Haupteingang des Gebäudes. Im Foyer könnte ein winziges Feuerwehrmuseum entstehen.

80 Einsatzkräfte und zwölf Einsatzfahrzeuge finden Platz im Gebäude

Mit dem neuen Gebäude werde die Feuerwehr wesentlich flexibler. Eilts würde es begrüßen, noch in diesem Jahr umziehen zu können. Auch der Umzug müsse sorgfältig geplant und dann zügig durchgeführt werden. „Wir müssen voll funktionsfähig bleiben.“ Daher habe man bereits Rollcontainer besorgt, die dann nur noch in das neue Gebäude geschoben werden müssten. Falls wirklich ein Notruf während des Umzuges eingehen sollte, sei das auch kein Problem. Die Einsatzfahrzeuge seien voll bestückt und könnten, trotz Umzugs, direkt ausrücken.

Im neuen Gebäude ist genügend Platz für 80 Einsatzkräfte und 30 Kinder und Jugendliche. Stellplätze für zwölf Fahrzeuge sind vorhanden. Ein Stellplatz davon gehöre dem Kreis. Die beiden Schulungsräume könnten zu einem großen Veranstaltungsraum umfunktioniert werden. Dort finden dann über 200 Leute Platz. Er ist somit groß genug für die Jahreshauptversammlung und andere Gelegenheiten.

Die Feuerwehr werde sich wohl in den kommenden Jahren immer mehr zentralisieren müssen, da es in den Ortsteilen immer weniger Feuerwehrleute gebe. Die Alsfelder Feuerwehr habe momentan wieder etwa 70 Einsatzkräfte. Ähnlich verhalte es sich im Bereich der Jugendfeuerwehr. Früher hätten die Jugendfeuerwehren in den Ortschaften viele Mitglieder gehabt und in der Stadt seien es wenige gewesen. Das sei heute genau umgekehrt. Trotz des zahlreich vorhandenen Nachwuchses geht Bauamtsleiter von einer zusätzlichen Attraktivierung für Jugendliche von dem neuen Gebäude aus.

Einige Bilder vom Rundgang

 

 

 

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