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TourCert zertifiziert Vulkanregion Vogelsberg auf der ITB Berlin für langjähriges Engagement im nachhaltigen TourismusVulkanregion Vogelsberg erhält Auszeichnung als Nachhaltiges Reiseziel

VOGELSBERG (ol). Die Vulkanregion Vogelsberg wurde offiziell als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert, nachdem sie in einem dreijährigen Prozess Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, Förderung der lokalen Wirtschaft und Erhalt des kulturellen Erbes umgesetzt hat.

Nun ist es offiziell: Schon im Sommer 2022 begann die Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH, begleitet durch das Tourismusmanagement Hessen (TMH) und die Zertifizierungsorganisation TourCert – Travel for Tomorrow, laut einer Pressemitteilung mit dem Prozess zur Umsetzung der international anerkannten Zertifizierung als Nachhaltiges Reiseziel. Im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin, der größten Reisemesse der Welt, wurde am 05. März das offizielle Zertifikat an die Geschäftsführerin der Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH, Petra Schwing-Döring und die Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagerin Ilka Schacht, die den Prozess maßgeblich begleitet hat, übergeben.

Das Nachhaltigkeitszertifikat wird an Reiseregionen, sogenannte Destinationen, vergeben, die insbesondere zum Schutz der Umwelt, zur Förderung der lokalen Wirtschaft und zum Erhalt des kulturellen Erbes besondere Maßnahmen ergreifen, heißt es. TourCert bewerte dabei auf Grundlage der internationalen Qualitäts- und Umweltmanagementstandards nach ISO und EMAS, die vom Global Sustainable Tourism Council anerkannt sind.

Viele Akteure seien im Vogelsberg schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, was für die Vulkanregion Vogelsberg ein großer Vorteil sei, denn für den touristischen Bereich konnte und kann auf die vorhandene Basis aufgebaut werden. „Der Vogelsberg ist aufgrund seiner Struktur von je her nachhaltig aufgestellt. Für viele Vogelsberger ist es eine Selbstverständlichkeit nachhaltig zu handeln und deshalb wird es oft gar nicht erwähnt.“, sagt Petra Schwing-Döring, Geschäftsführerin der Vulkanregion Vogelsberg. „Die Zertifizierung als Nachhaltiges Reiseziel soll dies nun bekannter machen. Außerdem ist sie ein Handwerkszeug den Prozess fortzuführen und noch mehr Akteure dafür zu begeistern.“

Am Zukunftsthema Nachhaltigkeit führe in der heutigen Zeit kein Weg mehr vorbei. Die Nachhaltigkeit ist im neuen Tourismuspolitischen Handlungsrahmen Hessen verankert und somit auch bindend für alle Touristiker und politischen Entscheidungsträger. Ziel sei es, dass das gesamte Bundesland Hessen nachhaltig aufgestellt ist. Der Vogelsberg ist eine von vier hessischen Destinationen, die den Prozess soweit durchlaufen haben, dass sie nun das Zertifikat erhalten haben, heißt es.

„Der Vogelsberg ist sehr viel weiter als andere Destinationen. Es muss nur mehr nach außen getragen und darüber erzählt werden.“, merkte Peter Zimmer, der die Nachhaltigkeits-Zerifizierung für TourCert im Vogelsberg durchgeführt hat, an.

Gäste des Vogelsberges erwarten schöne Landschaften, intakte Natur, kulturelle Traditionen und lokale Besonderheiten. Damit der Tourismus funktioniert, sei der Erhalt der kulturellen und natürlichen Schätze immens wichtig. Gleichzeitig müssten im Rahmen der Tourismusförderung die Interessen aller beteiligten Institutionen, Betriebe und Vertreter der öffentlichen Hand berücksichtigt werden, was nicht so einfach sei. Für ein gutes Gelingen sei es immens wichtig, dass alle Akteure ihr Handeln mit gemeinsam formuliertem Ziel ausrichten. Die TourCert-Zertifizierung integriere genau diese Aspekte als maßgebliche Elemente und arbeite zielgerichtet und praxisnah in intensivem Austausch mit allen Anspruchsgruppen. Wichtige Parameter seien dabei die Qualität der Produkte und Dienstleistungen, die Kunden-Orientierung, der schonende Umgang mit Ressourcen, die Barrierefreiheit und die Angebote im Bereich der nachhaltigen Mobilität. Eine nachhaltige Destination ist ein Gemeinschaftswerk, das vom partnerschaftlichen Zusammenwirken aller beteiligten Institutionen und Betriebe lebt, heißt es. Für die zentrale Koordinierung laufen alle Fäden in der Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH in Schotten, bei Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagerin Ilka Schacht, zusammen.

Nach fast drei Jahren intensiver Arbeit aller Akteure kann sich die Vulkanregion Vogelsberg nun auch offiziell und international anerkannt „Nachhaltiges Reiseziel“ nennen. Was steckt nun genau dahinter und an welchen Stellen wird die Nachhaltigkeit sichtbar? Zum einen fängt es bei jedem Einzelnen vermeintlich ganz klein an, wie im Büro der Tourismus Gesellschaft in Schotten: Der Arbeitsalltag wurde analysiert und einzelne, interne Prozesse im Sinne der Nachhaltigkeit angepasst. Dort geht es unter anderem um das Runteregulieren von Heizkörpern, Ausschalten von nicht benötigtem Licht oder Austauschen von energiearmen Leuchtmitteln, Vermeiden und Trennen von Müll, Reduzieren von Ausdrucken und Nutzen von Recyclingpapieren, selbst ein Mitarbeiterpräsent stammt aus heimischer Produktion, heißt es.

Aber auch das Agieren nach außen wurde auf den Prüfstand gestellt und angepasst. Aktionen des Marketings wurden und werden nach ihrer Nachhaltigkeit hinterfragt, Flyer, Prospekte und Broschüren wurden auch digital zugänglich gemacht und die Menge an Druckversionen reduziert sowie regional auf zertifizierten Umweltpapieren gedruckt, wie es heißt. Benötigte Produkte im Büroalltag sowie Zulieferer werden nach Kriterien der Regionalität und Umweltverträglichkeit ausgewählt. Findet eine Sitzung statt, sei es selbstverständlich, dass der regionale Gastronom, Bäcker oder Metzger gefragt wird und nicht im Discounter eingekauft wird.

Hand in Hand entstehe ein starkes Netzwerk, das die Region nachhaltig stützt und voranbringt. Die lokale Wirtschaft profitiere durch Partnerschaften mit lokalen Anbietern. Es werden neue Verknüpfungen geschafften, von denen alle Vorteile haben. Das beginnt schon mit der Anreise des Gastes, im Idealfall mit dem Öffentlichen Personennahverkehr oder mit Fahrzeugen, die mit nachhaltiger Energie betrieben werden. Schon dies stärke die regionale Infrastruktur und schaffe sogar Arbeitsplätze, wie man unter anderem an einem lokalen Fahrradtransportunternehmen sehen kann. Legt der Beherbergungsbetrieb zum Beispiel als „Betthupfererl“ statt der in Plastik verpackten Gummibärchentüte oder dem in Alufolie eingewickelten Stück Schokolade aus dem Großmarkt eine regional gefertigte Praline in Papier gehüllt oder ein Honigbonbon des Imkers aus dem Nachbarort auf das Kopfkissen, schärfe das nicht nur das eigene Profil des Gastgebers, sondern unterstütze auch den Zulieferbetrieb vor Ort und hinterlasse beim Gast ein rundes Bild.

Vielleicht motiviere das Betthupferl den Gast sogar zu einem Besuch des Produzenten, wo er eigene Reiseandenken oder Mitbringsel erwirbt. Auch im kulinarischen Bereich wurden starke Vernetzungen von regionalen Produzenten und Restaurantbetreibern geschaffen, die besonders im Rahmen der Aktionsgemeinschaft DER VULKAN KOCHT!® deutlich werden. Enge und kurze Lieferketten stehen auch hier für Qualität und Umweltschutz, was der Gast wertschätzt, heißt es.

Nun hat der Vogelsberg den Vorteil, dass er im Grunde von Haus aus nachhaltig sei. Durch die gegebenen Bedingungen mit geringer Industrie und viel landwirtschaftlicher Nutzfläche und Grünfläche sowie dünner Besiedlungsstruktur sei es von je her Tradition Wert auf Nachhaltigkeit zu legen. Die Zertifizierung mache dies nun sichtbar, nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Denn mancher Einheimische sei sich nicht bewusst, dass althergebrachte Traditionen wertvolle Schätze der Region bewahren und, dass gerade deshalb Gäste unseren Vogelsberg so sehr schätzen. Was im Vogelsberg als selbstverständlich gesehen wird, sei es für den Gast noch lange nicht. Deshalb sei es wichtig, dass es sichtbar werde. Wenn der Gastronom das Fleisch von örtlichen Bauern bezieht, ist es wertvoll dies in der Karte zu kommunizieren. Wenn die Brötchen vom handwerklichen Bäcker aus dem Nachbarort sind, sollte der Gast das wissen, heißt es.

Im Gastronomiebereich werde die vorhandene nachhaltige Zusammenarbeit in der Region besonders deutlich in der Aktionsgemeinschaft DER VULKAN KOCHT!®. Schon lange arbeitet der touristische Vogelsberg mit der Ökomodellregion Vogelsberg zusammen. Projekte wie das Speed-Dating, bei dem die unterschiedlichsten Akteure in Kontakt kommen, wurden umgesetzt. Auch mit Partnern wie dem Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg e.V. werde ein reger Austausch betrieben. Ein Nachhaltigkeitsrat aus den unterschiedlichsten Akteuren wurde gebildet. Die schon lange betriebene Vernetzung der einzelnen Akteure und der Ausbau dieser Kooperationen kamen dem Prozess der Zertifizierung sehr zugute. Für das Gelingen der Arbeit der Destination Vogelsberg braucht es viele Partner an ihrer Seite und es sollen noch mehr werden, heißt es weiter.

„Es war und ist eine intensive Zeit der Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit im Tourismus bis zur Zertifikats-Übergabe auf der ITB. Doch unsere Arbeit endet hier nicht, sondern der Prozess wird noch weiter vorangetrieben, um möglichst viele Akteure für die gemeinsame Sache zu begeistern.“, so die Nachhaltigkeits- und Qualitätsbeauftrage der Vulkanregion Vogelsberg, Ilka Schacht.

Bisher haben sich bereits dreizehn Partnerbetriebe wie Hotels, Gastronomen, Gastgeber in Ferienwohnungen und -häusern sowie Touristikinformationen auf den Weg gemacht, sich an der Nachhaltigkeitszertifizierung zu beteiligen. Die Betriebe sind schon zum Teil von Hessen á la Carte oder Viabono zertifiziert, weshalb sie bereits nachhaltig aufgestellt sind. Andere Betriebe haben den TourCert Qualified Check durchlaufen, wo sie Maßnahmen festgelegt haben, um nachhaltiger zu werden, wie es heißt. Weitere Betriebe sind herzlich willkommen und sollen noch dazu gewonnen werden. So sei mit der Zertifizierung zunächst erst der Startpunkt gesetzt worden, auf dem nun aufgebaut werden soll und möglichst viele Akteure mitgenommen werden sollen.

Foto: Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH

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