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VR Bank HessenLand: FinanzExperten informierenStehen wir vor einer Bankenkrise 2.0?

VOGELSBERG. Aktuell sind die Märkte sehr stark in Bewegung, das zeigen die täglichen News. Steht jetzt also die nächste „Bankenkrise“ bevor? Darüber macht sich Oliver Wieber. Bereichsleiter Private Banking bei der VR Bank HessenLand Gedanken. Die Kolumne im Wortlaut.

Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass die Politik und die Bankenaufsicht in den USA aus der Vertrauenskrise vor 15 Jahren, die durch die Lehmann-Pleite entstand, gelernt haben. Das Gleiche haben wir in der Schweiz gesehen. Innerhalb kürzester Zeit wurden weitreichende Entscheidungen getroffen. Das Aufkommen einer neuen „Bankenkrise“ sehen wir nicht.

Was waren damals die Ursachen?

Das Problem in 2008 lag in der Bonität von Lehmann-Brothers begründet. Der überhitzte amerikanische Immobilienmarkt führte zu vielen „faulen“ Krediten mit zu hohen Bonitätsbewertungen. Dies zog sich durch viele Bilanzen internationaler Banken, die diese verbrieften Kredite kauften. Die Institute wurden unter anderem mit Hilfe von staatlichen Garantien gestützt, oder Regierungen stellten Kapital zur Verfügung, wie im Fall der Commerzbank.

Warum geriet die Silicon Valley Bank (SVB) in Schieflage?

Die SVB ist ein Spezialinstitut. Die Kundeneinlagen stammen überwiegend von Start-ups bzw. Investoren im Venture-Capital-Markt. Die SVB gab bekannt, dass sie frisches Kapital aufnehmen wollte, um ihren Nettoverlust zu decken. Das Defizit entstand durch den Verkauf von langfristig angelegten Wertpapieren, die infolge des extremen Zinsanstiegs Kursverluste verzeichneten. Der Verkauf war aufgrund von Liquiditätserfordernissen erforderlich.

Dies geschah in zeitlichem Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Kryptobank Silvergate sowie der Signature Bank, was bei den VC-Unternehmen weitere Panik auslöste. Namhafte Fonds wiesen ihre Start-ups an, ihre Gelder aus der SVB abzuziehen, weil sie einen Ansturm auf die Bank befürchteten. Die starke Vernetzung der Tech-Investorengemeinschaft und der Echoraum der sozialen Medien löste einen Bankansturm aus.

Die Einlagensicherung ist in den USA auf 250.000 Dollar je Kunde beschränkt. Um die Lage zu beruhigen teilten die Behörden jedoch mit, dass die Einleger ihr Geld vollständig zurück erhalten.

Was hat die SVB mit der Credit Suisse (CS) zu tun?

Faktisch besteht kein Zusammenhang. Die Bank geriet über viele Jahre hinweg in die Schlagzeilen (u.a. Missmanagement, Risikogeschäfte mit Hedgefonds, Verluste bei Greensill-Fonds, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Geldwäsche). Das Vertrauen in die CS war somit bereits angeschlagen. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und die Angst vor einer möglichen weltweiten Bankenkrise hat sie noch tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen.

Da es sich um eine große, systemrelevante Bank handelt, bestand das Risiko, dass ein Bankansturm zu einer Kettenreaktion führen würde. Aus diesem Grund wurde in Abstimmung der Schweizer Regierung mit der Schweizerischen Nationalbank sowie der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht die einzige Chance in der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gesehen. Gleichzeitig wurden „über Nacht“ Liquiditätsgarantien ausgesprochen.

Wie hoch sind die Einlagen von Sparern in Deutschland geschützt?

Durch die gesetzlichen Einlagensicherung besteht für jeden Bankkunden – egal um welche Bank es sich handelt – ein  Anspruch auf Entschädigung bis zu 100.000 Euro.

Wie sicher ist mein Geld bei der VR Bank HessenLand?

Die VR Bank HessenLand gehört der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) an. Dass die Sicherungseinrichtung des BVR während ihres über 80-jährigen Bestehens noch nie Einleger entschädigen musste, ist darauf zurückzuführen, dass sie – der Garantie der Einlagen quasi vorgeschaltet – einen Institutsschutz praktiziert. Dieses Verfahren ist deutlich umfassender als die vorgenannte europäische Regelung, die mit einer Betragsgrenze verbunden ist.

Werden die Zinsen weiter steigen?

Neben der Europäischen Zentralbank haben sich die US-Notenbank trotz der jüngsten Turbulenzen nicht vom Kampf gegen die hohe Inflation abbringen lassen und erhöhten vor wenigen Tagen den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Weitere Entscheidungen wollen die Währungshüter von der künftigen Datenlage abhängig machen. Wir gehen derzeit von weiteren Zinserhöhungen im Laufe des Jahres aus. Bei erfolgreicher Inflationsbekämpfung sind Zinssenkungen im Verlauf des Jahres 2024 durchaus realistisch.

Staaten mit hoher Verschuldung müssen in ihren Haushalten bei dem derzeitigen Zinsniveau deutlich höhere Ausgaben für Zinsen vorsehen. Da der Schuldenstand in vielen Ländern angestiegen ist, können mittelfristig Bonitätsverschlechterungen bei Staaten mit hoher Verschuldung, wie vor einigen Jahren Griechenland, eintreten.

 

Beitrag von Oliver Wieber, Bereichsleiter Private Banking, VR Bank HessenLand eG

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