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Jan Luley und Band präsentieren „New Orleans“ in größter BandbreiteJazz vom Feinsten bei Alsfeld Musik Art

ALSEFLD (ol). Zum Start von „Alsfeld Musik Art“ stand beim ersten Konzert der Jazz im Vordergrund. Als Akteure des Abends belebten „Luley’s Lagniappes“ sowie Monique Thomas und Thimo Niesterok die Bühne.

Nach zweieinhalb Jahren coronabedingter Pause war es am vergangenen Wochenende so weit: Alsfeld Musik Art startete in die 32. Saison. Als Akteure des Abends belebten „Luley’s Lagniappes“ sowie Monique Thomas und Thimo Niesterok die Bühne, schreibt Alsfeld Musik Art in seiner Pressemitteilung.

Mit einem Stück des in New Orleans aufgewachsenen Jelly Roll Morton, der sich einst selbst als ‚Erfinder des Jazz‘ bezeichnet hat, eröffnete Jan Luley solistisch das Konzert. Tatsächlich: Im gleichen Jahr, in dem Scott Joplins berühmt gewordener Ragtime „The Entertainer“ erschien, glitt der egozentrische Morton bereits vom Rag in Regionen herüber, die man später als Jazz definieren sollte.

Der Pianist vermittelte dies eindrücklich und improvisatorisch originell. Von hier aus spannte Luleys Band der ‚Werbegeschenke‘ und ‚Give-aways‘ (Lagniappes eben) den Bogen bis hin zu den zwei wunderbaren gemeinsamen Zugabe-Stücken: „Amazing Grace“ und „Do you know what it means to miss New Orleans“.

Alle Fotos: Alsfeld Musik Art

Das begeisterte Auditorium erlebte fünf Musiker-Persönlichkeiten von internationalem Rang mit ihrer je charakteristischen, individuellen Art – bis hin zu ganz unterschiedlicher Auftritts-Kleidung. Dass sie immer wieder gern nach Alsfeld kämen, sagten jene der Bühnenkünstler, die bereits hier waren, schon vor dem Auftritt; die andern stimmten nach dem Konzert, nach ihrem Erleben des Alsfelder Publikums und der ebenso ungezwungenen wie verbindlichen Betreuung gern mit ein.

Von verschiedenen früheren Auftritten her in Alsfeld ein ‚alter Bekannter‘: Jan Luley, Tausendsassa des Jazz- und Blues-Pianospiels: pfeifend, singend, moderierend und vor allem mit größter Virtuosität und stilistischer Vielfalt in die Tasten greifend, nahm die Zuschauer und Zuhörer, erfreulich viele an der Zahl, mit sich nach New Orleans: hier im übertragenen Sinne in dessen kreolische Musikkultur, doch organisiert und führt Luley auch tatsächliche Reisen ins reale N. O.

Monique Thomas, gebürtig aus Philadelphia, ‚gelernte‘ Gospelsängerin und in New York zu einer großen Jazz-Stimme gereift, konnte mit phänomenaler stimmlicher Bandbreite hinreißen und immer neu auch verblüffen. Einer der szenischen Höhepunkte des mit zahlreichen kleinen Bühnen-Interaktionen gespickten Programms war eine ‚Battle‘ „gegen“ ihrem Bandkollegen Thimo, in der Monique sich allein mit der Stimme alle Schattierungen des Trompetenklangs ‚konkurrierend‘ zu eigen machte.

Der junge Trompeter Thimo Niesterok, von gänzlich anderer äußerer Statur als Louis Armstrong, knüpft in seiner farbenreichen Spielweise an den Altmeister der ‚klassischen‘ Jazztrompete an und führt dessen Tongebung in viele Richtungen klanglich weiter.

Ausgebildet an der Kölner Musikhochschule (Hochburg eigentlich des modernen, experimentellen Jazz), verfügt Niesterok schon in jungen Jahren über einen breiten, an und mit europäischen Jazz-Größen geschulten Erfahrungsschatz.

Paul G. Ulrich, langjähriger Band-Mitstreiter Jan Luleys, war einst fester Bassist bei Altmeister Paul Kuhn. Wenn er den Bogen ergreift und den Bass beinah akrobatisch und intonatorisch souverän bis in höchste Töne als Streichinstrument erklingen lässt, schafft er auf seinem voluminösen Instrument bisweilen die Anmutung einer Stroh- oder Trichtergeige. Fürs rhythmische Fundament der Solisten-Band sorgte Gerd Breuer als Virtuose im Hintergrund. Seine Diskographie als Sideman umfasst nicht weniger als 75 Schallplatten und CDs.

Die profilierte Fünfer-Crew ließ, mal wie eine Brise, dann wieder fast wie ein Orkan, etliche bekannte und einige weniger geläufige Jazz-Klassiker durch den Abend wehen, ließ Armstrong, Ellington, Ray Charles, Mahalia Jackson und manch andere in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule aufscheinen, alle Stücke in ganz eigener Weise auf- und zubereitet, angereichert mit Jazz-Elementen, die über New Orleans und den gleichnamigen Ur-Jazz-Stil beachtlich hinausführen – zu einem bedeutsamen Abend des so genannten traditionellen Jazz.

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