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Startschuss für drei Tage Hessische Landwirtschaftsmesse in der Hessenhalle„Endlich mal wieder Hela in Alsfeld“

ALSFELD (ls/akr). Landwirtschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes ein weites Feld. Es geht um Umwelt und Klima, um Handel, Ressourcen, Tierwohl und um Krisen und Krieg. Aber es geht auch um Zukunft und Innovationen. All das gebündelt gab es zur Eröffnung der 8. Hessischen Landwirtschaftsmesse in der Hessenhalle.

Zwei Jahre lang war Pause, an diesem Freitagvormittag brachte es der Präsident des Hessischen Bauernverbands, Karsten Schmal, auf den Punkt: „Endlich mal wieder HeLa“, sagte er pünktlich zur Eröffnung der Hessischen Landwirtschaftsmesse in der Alsfelder Hessenhalle. Während die über 200 verschiedenen Stände auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Messegelände mit der vollen landwirtschaftlichen Bandbreite an Angeboten und Innovationen bereits besetzt waren, wurde die Messe in der Gastro-Halle offiziell eröffnet.

„Ich hatte Anfang des Jahres gesagt, dass wenn nichts mehr dazwischen kommt, es ein gutes Jahr wird für die Milchviehhalter. Kaum ausgesprochen kam der schlimme Krieg in der Ukraine“, sagte Schmal zu Beginn seiner Rede zur HeLa-Eröffnung. Auch in der Landwirtschaft bekomme man die Auswirkungen davon deutlich zu spüren.

Hessenhallen-Chef Christian Schmidt eröffnete die 8. HeLA am Freitagvormittag. Foto: akr

Die Themen Klimawandel und der Rückgang der Tierhaltung in Hessen, die fehlende Planungssicherheit, da vieles in Berlin und Brüssel noch nicht umgesetzt wurde und auch der Umbau der Nutztierhaltung seien prägende Themen gewesen und würden die Landwirte vor eine große Herausforderung stellen.

Schmal: Landwirtschaft ist bereit für Veränderung

„Es ist eine große Unsicherheit spürbar“, sagte er. Man wisse nicht wie man reagieren soll, wie man planen soll. Gleichzeitig sei zu spüren, dass die Stimmung unter den Landwirten nervöser wird. Das zeige sich insbesondere bei den Milch- und Schweinebauern. Besserungen seien nicht in Sicht. Die Schweinebauern würden seit Monaten eine existenzielle Krise erleben, weshalb der Umbau der Tierhaltung schneller vorangebracht werden müsse. „Wenn wir Landwirte mehr Tierwohl schaffen, muss klar sein, dass wir dafür eine Entlohnung bekommen“, sagte Schmal.

Auch die Gaspreis-Explosion seien in der Landwirtschaft spürbar, ebenso die gestiegenen Benzinkosten; auch in der Logistik. Am Ende lande das beim Verbraucher, der die gestiegenen Kosten im Preisanstieg des Produktes merke.

Insbesondere in den letzten Wochen sei sichtbar geworden, dass die globale Versorgungssicherheit manchmal schwierig zu bewerkstelligen sei. Um so wichtiger sei es, das regionale Produkte aus der Region für die Verbraucher hier zur Verfügung gestellt werden können. Gleichzeitig stehe man wiederholt vor Diskussionen, ob Flächen still gelegt werden sollen.

Karsten Schmal, der Präsident des Hessischen Bauernverbands sprach in seiner Rede über aktuelle Herausforderungen und gab Zukunftsperspektiven.

Seiner Meinung nach werde diese Diskussion ein Ende haben, wenn hungernde Menschen mit Schlauchbooten das Mittelmeer überqueren, um nach Deutschland zu kommen. „Ich bin gespannt was diesen Herbst noch passiert“, sagte Schmal und betonte klar: „Wir Landwirte sind bereit zur Veränderung.“ Umweltschutz und Tierwohl wolle man nicht zur Seite wischen, sondern man sei beriet sich zu verändern – dafür müssten aber die Rahmenbedingungen und auch die Entlohnung stimmen.

Während in armen Ländern bereits 80 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden, seien es hierzulande 13 bis 14 Prozent. Und während die Weltbevölkerung wachse, wisse man nicht, wie man das Getreide aus der Ukraine in hungernde Lände bekomme. „Wir brauchen eine Politik mit Augenmaß, die Zukunftsperspektiven eröffnet, verlässliche Rahmenbedingungen schafft. Dann werden wir auch in Zukunft eine regionale Landwirtschaft haben“, zeigte sich Schmal zuversichtlich.

HeLa habe hohen Stellenwert in der Region

„Die Landwirtschaft hat es nicht einfach. Ich bin trotzdem froh, dass wir wieder in der Lage sind, die Messe auszurichten“, freute sich der Vogelsberger Landrat Manfred Görig. Die HeLa habe sich seit vielen Jahre im Vogelsberg etabliert und einen guten Stellenwert. Sie sei vor der Pandemie ein „Publikumsmagnet“ gewesen und er hofft, dass die Landwirtschaftsmesse auch in diesem Jahr wieder bis zu 30.000 Besucher zählen kann. „Ich glaube, dass es wieder ein großer Erfolg werden wird.“

Lieferengpässe, Vertragskündigungen, extreme Preissteigerungen durch den Ukraine-Krieg – das sei auch für die Landwirtschaft extrem schwierig und stelle eine große Herausforderung für die Betriebe dar. Ebenso würden auch die Verbraucher extreme Probleme erfahren, wenn man sich nur einmal die Gaspreise oder Heizölpreise anschaue.

Der Vogelsberger Landrat Manfred Görig hofft auf 30.000 Besucher über das Wochenende. Am Freitagvormittag war der Besucheransturm zunächst noch etwas verhaltener. Foto: akr

In seiner Rede ging der Landrat darauf ein, dass auch im Bereich der Lebensmittelversorgung bei der Gesellschaft ein Stück weit ein Umdenken erfolgen müsse. Wenn man Klima- und Naturschutz sowie Tierwohl haben möchte, dann müsse man auch bereit sein, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. „Man muss ein Bewusstsein entwickeln, dass all das, was wir wollen, nicht für null Euro zu haben ist“, betonte er.

Die Rahmenbedingungen seien schwierig, „aber die Landwirtschaft ist für uns hier in der Region immer noch ein wichtiger Beitrag zum Erhalt und Pflege der Kulturlandschaft“, so der Landrat. Er könne sich gar nicht vorstellen wie unsere Kulturlandschaft aussehen sollte, wenn es die landwirtschaftlichen Familienbetriebe in der Größenordnung hier nicht mehr gebe. Dann würde auch der Erholungs- und Naturraum Vogelsberg ganz anders aussehen. Es sei ganz wichtig, dass die Landwirtschaft erhalten bleibe. „Landwirtschaft ist bei uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, betonte der Landrat.

Görig begrüßte es, dass in diesem Jahr auf der HeLa auch Tiere gezeigt werden. „Man muss die Verbraucher heute mitnehmen, du musst die Tiere zeigen und auch, wie das Produkt erzeugt wird“, erklärte er. Damit die Menschen wissen, was eigentlich passiert, dass eine „vernünftige, gute, tolle Arbeit“ für die Menschen geleistet wird – und das müsse einfach gezeigt werden.

Kommunen und Landwirtschaft Seite an Seite

„Die HeLa ist wieder da und wir von der Stadt Alsfeld sind froh, dass sie wieder da ist“, sagte auch Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule. 112 aktiv wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe gebe es in Alsfeld – im Nebenerwerb, Haupterwerb, als biologischer Betrieb oder konventioneller Betrieb und dazwischen alles, was man sich an pflanzen- und Tierproduktion vorstellen könne. Das zeige, wie eine Stadt wie Alsfeld mit seinen 16 Stadtteilen sinnbildlich für eine landwirtschaftlich geprägte Region steht.

Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule mahnte, dass sich Kommunen und Landwirtschaft nicht gegeneinander ausspielen lassen sollten.

Paule wiederholte, dass die Landwirtschaft mit vielen Problemen und Herausforderungen konfrontiert sei und dass sie deshalb auf Verlässlichkeit angewiesen ist. Dabei trete die Landwirtschaft, insbesondere bei der Flächenzuweisung, immer in ein Spannungsfeld mit der Industrie, dem Wohnbau, der Natur und Landschaft, aber auch mit dem zusätzlichen Bedarf der erneuerbaren Energien.

„Ich denke, es ist sehr wichtig, dass sich die landwirtschaftlichen Betriebe und die Kommunen an Seite an Seite wissen, um diesen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen“, sagte Paule. Wenn es anderen Interessen gelinge die Landwirtschaft und die Kommunen gegeneinander auszuspielen, dann sei am Ende für beide fatal.

Bereits seit der ersten HeLa betonte Paule, dass die Messe ein Aushängeschild der Stadt sei – und wiederholte es auch nach zwei Jahren Coronapause wieder. Sie zeige, dass die Landwirtschaft mit all ihren zusammenhängenden Themen eine wichtige Rolle spiele und ein positives Image habe. Sie zeige, dass man im Austausch sei, mitten in der Moderne angekommen und zeige, dass Menschen jeder Generation an dieser Messe Interessantes entdecke.

Auch die amtierende Rapsblütenkönigin Theresa I. war bei der Eröffnung.

Noch bis einschließlich Sonntag hat die HeLa geöffnet

Und wahrlich: Die HeLa bildet auch in diesem Jahr wieder die volle landwirtschaftliche Bandbreite ab – und das an insgesamt drei Tagen. Von Neuheiten und Innovationen in den Bereichen der Landtechnik, Bodenbearbeitung, Melktechnik, Melkhygiene, Stalleinrichtungen, Stall- und Hallenbau und Energieversorgung, über die Themen von Pflanzenschutz, Vertrieb von Zuchttieren, Besamung, Reinigungsgeräte, Werkzeuge, Software, Futtermittel, Futterhygiene, Tierernährung, Tierarznei, Saatgut, Versicherungen und Finanzdienstleistungen, ist sicherlich für jeden etwas dabei.

Über 200 Aussteller zeigen in fünf Hallen wie moderne auch zukünftige Landwirtschaft funktioniert, während die große Technik auch auf dem Außengelände zum Bestaunen einlädt. Halle 5 ist auch in diesem Jahr die Gastronomie-Halle. Hier wird für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.

Während der Ansturm am Freitagvormittag zur Eröffnung noch etwas verhalten war, blicken Veranstalter und Aussteller hoffnungsvoll auf die traditionell besucherstärkeren Wochenend-Tage: Am Samstag und am Sonntag hat die HeLa wie gewohnt von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt und das Parken sind wie in der Vergangenheit kostenlos.

Weitere Eindrücke der HeLa

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