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1250 Jahre Nieder-Gemünden, Teil 8 von Nieder-Gemünden im Wandel der JahrhunderteÜber die Verkehrswege und den Bahnhof in Nieder-Gemünden

NIEDER-GEMÜNDEN (ol). Vorletztes Jahr hätte Nieder-Gemünden sein 1250-jähriges Jubiläum gefeiert, doch wegen de Corona-Pandemie mussten die Feierlichkeiten verschoben werden. Für das Jubiläum hat Bernd Reitz eine geschichtliche Abhandlung des Ortsteiles zusammengefasst. In diesem Teil geht es um die Verkehrswege und den Bahnhof von Nieder-Gemünden.

Im 8. und damit abschließenden Kapitel der Reihe „Nieder-Gemünden im Wandel der Jahrhunderte“, wird aus Anlass zur Erinnerung der Ersterwähnung vor 1250 Jahren auf die Verkehrswege eingegangen. Verkehrswege haben schon immer die Besiedlung begünstigt. So hat sich auch die Lage des Dorfes Nieder-Gemünden als Mittelpunkt eines weiträumigen Verkehrsnetzes positiv auf die Gesamtentwicklung und Entfaltung ausgewirkt. Davon gab die „Kirtorfer Straße“ als bedeutende Nord-Südverbindung Zeugnis.

Sie war Teilstück der alten Gemündener Straße, später hieß sie „Burg-Gemündener Straße“. Sogar mit archäologischen Funden wurde bewiesen, durch die Gemarkung zogen bereits mauretanische Reiter auf den Kriegszügen Karl des Großen (800 Jahre nach Christus).

In der Gemarkung Nieder-Gemünden erinnert noch heute der Name „Pilgerpfad“ an die Missionstätigkeit Bonifatius auf seinem Weg von Amöneburg nach Fulda. Wenn auch Bonifatius dabei nicht durch Nieder-Gemünden gekommen ist, so sind hier mit Sicherheit Mönche auf ihrer Reise von Amöneburg nach Fulda gepilgert. Flurnamen wie zum Beispiel „Am Zollstock“ geben Zeugnis von Zollerhebungsstellen in Nieder-Gemünden für das hessisch-landgräfliche Amt Burg-Gemünden.

Die erbauten Vicinalwege nach Ehringshausen und Elpenrod, im Schnittpunkt mit der Homberger Straße zur Verbindung zur B 49, betonen die zentrale Lage. Als Vicinalwege wurden bis zirka 1850 die heutigen Kreis-, Landes- und Bundesstraßen genannt. Im Laufe der Jahrhunderte kamen weitere Verkehrswege hinzu, die ihre Historie mit den bereits vorhandenen Verkehrswegen begründen. Durch den Bau der Eisenbahn wurden in der Folge gute Ansiedlungsmöglichkeiten für industrielle Betriebe geschaffen. Nicht unerwähnt bleibt an dieser Stelle die Autobahn.

Die historischen Wege

Doch zunächst zu den historischen Wegen: Nachweislich im Ausgang des 12. Jahrhunderts verlegten die Grafen von Ziegenhain als Lehnsträger über die Vogtei Gemünden die „Hohe Straße“. Ursprünglich verlief die Straße nördlich von Bleidenrod nach Nieder-Gemünden.

Der Verlauf der Straße hat auch eine bedeutende Rolle in der mittelalterlichen Geschichte von Nieder-Gemünden und Burg-Gemünden. Mit dieser Straße ist eine gemeinsame Geschichtsbetrachtung der beiden Gemünden möglich, ohne sich der geschichtlichen Unsachlichkeit auszusetzen. In allen geschichtlichen Betrachtungen werden die beiden Gemünden getrennt aufgeführt. Burg-Gemünden wird als Ober-Gemünden, beziehungsweise auch als Ober-Gemünderod, Nieder-Gemünden als Dorf-Gemünden beschrieben.

Wenn der Annahme des Straßenforschers Görich gefolgt wird, so verlief die ursprüngliche Straße auf einer Höhe und umrundete Bleidenrod, sie überschritt die Ohm etwa da, wo heute die Autobahn und die ehemalige Bahnlinie nach Kirchhain den Fluss kreuzt. Nach der Verlegung der Straße, erhielt die Ohmfurt in Burg-Gemünden eine entscheidende Bedeutung.

Der in diesem Zusammenhang stehende Bau der Burg in Burg-Gemünden dürfte bis zum Jahre 1250 als beendet angesehen werden. Diese von Friedberg kommende Straße verlief abzweigend von der „Langen Hessen“ über Grünberg nach Nieder-Gemünden, Kirtorf und weiter nach Kassel. Noch heute wird in Burg-Gemünden davon Zeugnis abgelegt. Der Straßenname „Hohe Straße“ erinnert daran. Der auch im Volksmund bekannte Name „Vilet“ steht in einem anderen geschichtlichen Zusammenhang.

Die Straßen „Durch die kurzen Hessen“ und „Durch die langen Hessen“ waren zwei Straßen, auf denen man im Mittelalter von Frankfurt über Eisenach nach Leipzig reiste. Die Namen dieser Altstraßen kamen von der Länge der Strecken, die auf dem Hoheitsgebiet der Landgrafschaft Hessen zurückgelegt werden mussten. Über die Straßen rollte ein ausgedehnter Güterverkehr. Der Abzweig von der „Langen Hessen“ hatte für Nieder-Gemünden eine große Bedeutung.

In dem Dorfwirtshaus (Schüßlersches Anwesen, heutiger Eigentümer ist Norbert Fischer) an der „Straß“ erfolgte der Pferdevorspann bis zur „Abspann“ im Maulbacher Wald. Die Fahrten auf den Handelsstraßen waren eine große Plage für Mensch und Tier. Die hier verlaufende Strecke war jedoch der kürzeste Weg nach Thüringen und Sachsen, dort waren die großen Umschlagplätze für Salz und Stoffe. Allerdings stieg der Weg von Nieder-Gemünden kommend steil an, es mussten oben auf der Höhe neue Pferde vorgespannt werden.

Die zentrale Lage untermauert

Noch heute heißt die Gemarkung zwischen Ehringshausen-Rülfenrod und Kirtorf „die Abspann“. Bei der Abspann traf der alte Homberger Weg auf die „Kirtorfer Straeß“. Durch die Kreuzung dieser beiden Straßen wird die zentrale Lage von Nieder-Gemünden untermauert. In der Nähe der „Abspann“ im Wald steht noch heute das Kreylingskreuz. Hier soll im Mittelalter ein Adelsherr oder Kaufmann erschlagen worden sein. Zu seiner Erinnerung wurde es errichtet, heute ist es ein stummer Zeuge längst vergangener Zeiten.

Zeichnung von Karl Erb

Als zweite Fußfernstraße ist der bereits oben aufgeführte Pilgerpfad zu nennen, er durchlief unsere Gemarkung in ostwestlicher Richtung, heute erinnert daran die Gemarkungsbezeichnung. Der Pilgerpfad ist an der Abzweigung der heutigen Gemarkung „Straße“ und führt hinter der Eisenbahnbrücke im Fortgang der Hohlstraße als erster Weg rechts nach Rülfenrod und Ehringshausen.

Vielleicht ist auf dem Pilgerpfad Bonifatius bei der Verbreitung des Christentums von der Amöneburg nach Fulda gepilgert. Ganz sicher ist jedoch, viele Pilger und Mönche nahmen diesen Weg, um nach Fulda zu kommen. Dabei ist zu erinnern: Aus dem Kloster Fulda kommt die entscheidende Urkunde für die Ersterwähnung von Nieder-Gemünden. Diese Urkunde befindet sich im Staatsarchiv Marburg.

Über die Autobahn bei Nieder-Gemünden

Erst in der neueren Geschichte (um 1850) wurden die Wege nach Rülfenrod und Elpenrod befestigt. Abschließend zur Straßenentwicklung wird noch auf die Autobahn eingegangen. Sie tangiert Nieder-Gemünden mit 2,4 Kilometer. Analog der mittelalterlichen Verbindung sollte mit dem Autobahnbau eine Nord-Süd Verbindung durch die Gemarkung gehen.

Das Teilstück der Autobahn Frankfurt-Kassel wurde am 4. Dezember 1938 eingeweiht, die Bauzeit betrug knapp zwei Jahre. Dabei kamen über 3.000 Arbeiter zum Einsatz, die in einem sogenannten „Notstandslager“ zwischen Ehringshausen und Heimertshausen Gemeinschaftsverpflegung erhielten und übernachteten. Mit der Planung und dem Aufbau wurde schon zur Zeit der Weimarer Republik begonnen, nach 1933 wurde der Ausbau beschleunigt. In den 1950 bis 1970er Jahren wurde immer wieder über einen Autobahnanschluss in Nieder-Gemünden an der Straße nach Homberg diskutiert.

Selbst die Stadt Marburg sprach sich dafür aus. Der Oberbürgermeister von Marburg setzte sich mit den Gremien von Nieder-Gemünden in Verbindung, die bereits das erforderliche Gelände zugesagt hatten (Oberhessische Zeitung vom 21. April 1954). In 1985 versprach der ehemalige Bundestagsabgeordnete Adolf Roth in der Alsfelder Allgemeinen Zeitung vom 5. September: „Grünes Licht für Autobahnanschluss“. In den späten 1980er Jahren verschwanden diese Gedanken aus der Diskussion. Als sinnvoll wurde ein Anschluss erst mit dem dreispurigen Ausbau gesehen.

Eine Entscheidung aus 1985

Die gleiche Argumentation müsse in 2022 für einen notwendigen Schallschutz entlang der Autobahn durch Nieder-Gemünden herhalten. Auch muss man, so Reitz, konsterniert feststellen, dass Erdmassen in erheblichem Umfang nicht für einen Schallschutz genommen werden können, es fehle das Einverständnis einzelner Grundstückseigentümer. Dazu eine persönliche Bemerkung von Bernd Reitz: „Das kann alles nicht wahr sein.“

An der Gemarkungsgrenze zu Maulbach wird derzeit das Ohmtaldreieck (Verbindungsteil der A 5 zur A 49) errichtet. Das Nieder-Gemündener Archiv ist voll mit Überraschungen, so auch zu den Verkehrswegen: Im Alsfelder Kreisanzeiger vom 4. August 1958 wird von einer Notlandung eines Flugzeuges auf dem Autobahnabschnitt bei Nieder-Gemünden berichtet. Danach setzte der Pilot sein Flugzeug auf der schwach befahrenen Autobahn an einem Sonntagnachmittag auf. Nach einer Ergänzung von Treibstoff erhielt der Pilot vom Innenministerium die Starterlaubnis, um seinen Flug nach Egelsbach fortzusetzen.

Historische und topografische Gründe

Wie bereits erwähnt, sind für die aktuellen Verkehrswege historische und topografische Gründe von Bedeutung. Die Entwicklung der Bahntrasse von Fulda nach Limburg vor mehr als 150 Jahren steht damit im direkten Zusammenhang. Heute ist für Nieder-Gemünden die Bahnlinie Fulda-Limburg ein wichtiger Baustein, ebenso die wieder in der politischen Diskussion befindliche Ohmtalbahn.

Mit Schreiben vom 28. November 1868 hat das Kreisamt Alsfeld den Bau der Oberhessischen Eisenbahn bekanntgegeben. Die Bahnlinie zwischen Nieder-Gemünden und Alsfeld wurde 1869/1870 gebaut. Am 29. Juli ist der Streckenabschnitt in Betrieb genommen worden. Ebenso war an diesem Tag die Fertigstellung des Bahnhofgebäudes.

Während der Bahnhof in Nieder-Gemünden im zweiten Weltkrieg unversehrt blieb, wurde das Gebäude des Bahnhofs in Ehringshausen am Palmsonntag (24. März 1945) durch Jagdbomber völlig zerstört. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bewohner nicht zuhause. Bewohnt wurde der Bahnhof Ehringshausen 1945 von den Großeltern Emmi und Karl Tröller, sowie deren beiden Töchter Brunhilde (Mutter des Autors) und Edith.

Es ist kaum vorstellbar, die gesamte Strecke nach Fulda wurde im Lauf des Jahres 1870 komplett ihrer Bestimmung übergeben. Die Schnelligkeit und Bewegungen an Erde und Material lassen erahnen, es müssen Hunderte von Arbeitern im Einsatz gewesen sein, die Technik war mit Sicherheit eine andere wie heute. Reitz meint: „Dies alles sollten sich Schwarzfahrer der Gegenwart immer vor Augen führen.“

Bahnhof ursprünglich an anderem Standort geplant

Interessant ist dabei die Tatsache, dass der Bahnhof eigentlich in Burg-Gemünden vorgesehen war, doch die Verantwortlichen des Dorfes misstrauten laut Reitz der Technik und wollten dafür kein Land zur Verfügung stellen. Vorgesehen war der Bahnhof auf den heutigen Anwesen Heckner bis Philippi.

Der Bahnhof Burg- und Nieder-Gemünden wurde auch als Knotenbahnhof deklariert. Am 1. April 1901 war nämlich die Inbetriebnahme der Hessischen Staatseisenbahn von Burg- und Nieder-Gemünden nach Nieder-Ofleiden. Auch war hier eine Bahnmeisterei angesiedelt. Bis Ende 1974 befand sich die Direktionsgrenze der Bundesbahndirektionen Frankfurt und Kassel im Bereich Nieder-Gemünden.

Bahnhof 1928 mit dem Wasserturm im Hintergrund

In seiner größten Ausdehnung besaß der Bahnhof vier Bahnsteiggleise und zahlreiche Nebengleise zum Abstellen von Zuggarnituren. Die landwirtschaftliche Genossenschaft unterhielt einen eigenen Gleisanschluss. Ein Güterbahnhofsgebäude stand den Unternehmen im engen und weiteren Umfeld zur Verfügung. Hier wurden Güter mit dem Zug angeliefert, gelagert oder zum Versand abfuhrbereit gemacht. Nicht nur für die Firma Tobro war dieser Teil des Bahnhofes von größter Bedeutung.

Stillgelegte Strecke

Die Fahrkartenausgabe im Bahnhofsgebäude wurde 1980 geschlossen. Seit März 1981 ist der Personenverkehr auf der Ohmtalbahn von Nieder-Gemünden Richtung Kirchhain eingestellt worden, in 1991 wurde die Strecke stillgelegt. Zuvor fuhr 1990 noch einmal ein Sonderzug auf der Strecke, dies war dann die aller letzte Personenzugfahrt. Sie wurde rege genutzt, insbesondere auch um Fotographien anzufertigen. Hierzu wurde die Fahrt extra unterbrochen.

Bahnhof mit Stellwerk links im Hintergrund

Heute, im Zuge der Planung und Aktivierung ehemaliger Bahntrassen ist für die Ohmtalbahn eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, erste Ergebnisse lassen eine Reaktivierung laut Reitz positiv erscheinen. Damit hätten die Universitätsstädte Fulda und Marburg wieder eine direkte Verbindung. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Steigerung der Attraktivität

Sicher scheint jedoch bei Realisierung dieser Pläne würde die Attraktivität Nieder-Gemündens als Wohngemeinde weiter zunehmen. Von den politischen Gremien, insbesondere auch von dem wieder neu belebten Ortsbeirat werden die Pläne ausdrücklich positiv begleitet. Am Rande sei bemerkt, der Schreiber dieser Zeilen ist mit der ehemaligen Ohmtalbahn noch gefahren, ob er mit der zukünftigen fahren wird bleibt abzuwarten; tun würde er es schon gerne.

Auf alle Fälle sei die Bahnanbindung ein entscheidender Standortvorteil. Für viele Familie sei es die Möglichkeit, auf einen Zweitwagen zu verzichten, ihr Beitrag zur Umweltschonung sei nicht zu unterschätzen. Als Zubringer zu weiterführenden Schulen und Arbeitsstellen sei der Bahnhof in Nieder-Gemünden von großer Bedeutung. Im Stundentakt sind Reisende in Fulda und Gießen, selbst aus Frankfurt ist Nieder-Gemünden auch spät abends durch Zugverbindungen erreichbar geworden. Damit sind für die Bürger zusätzliche Freizeitmöglichkeiten erschlossen worden, die vor Jahren undenkbar waren.

Die gegenüberliegende Bushaltestelle rundet das Angebot, unter anderem mit Verbindungen nach Homberg und Kirchhain, ab. All das haben, so Reitz, die politisch Verantwortlichen erkannt und unterstützen den öffentlichen Nahverkehr mit ihren Kräften. In den kommenden Jahren steht eine Neugestaltung des Bahnhofumfeldes an, die Vorbereitungen dafür sind getroffen. Das ehemalige Empfangsgebäude sei bereits in Eigentum der Gemeinde Gemünden übergegangen.

Das Post und Nachrichtenwesen

Eine Darstellung über das Verkehrswesen ist unvollständig, wenn nicht auch auf das Post- und Nachrichtenwesen eingegangen wird. Bis zum späten Mittelalter gab es keine öffentliche Post in Deutschland. Kaiser und Reichsfürsten benutzten Boten und Reiter, die mit schriftlichen Nachrichten direkt zu den Zielorten geschickt wurden. Kaufmannschaft und Zünfte in den Städten beförderten ihre Briefe durch ortseigene Boten.

Während um 1820 noch Postboten von Kirtorf nach Burg-Gemünden gingen, um zweimal in der Woche Post von und zu den Bürgermeistereien zu bringen, wurde die dann folgende Postkutsche durch die Automobilpost in Deutschland ab 1906 ersetzt, der Transport per Flugpost innerhalb Deutschlands erfolgte ab 1912.

Das Postgebäude in Nieder-Gemünden befand sich in der Bahnhofstraße. In ihm befindet sich das heutige Wohnhaus der Familie Dr. Römer. Zuvor war es im Anwesen Södler untergebracht.

Nach dem zweiten Weltkrieg entstand in Nieder-Gemünden eine Wählvermittlungsstelle für Orts- und Ferngespräche. Genauere historische Daten waren vom Verfasser nicht zu ermitteln. Es gibt jedoch Hinweise, dass es bereits zur Postkutschenzeit existierte, da in den Nebengebäuden des Postamtes Pferdeställe vorhanden waren.

Die Pferdeställe der ehemaligen Poststelle in Nieder-Gemünden (heute: Garagen von Dr. Römer

Nieder-Gemünden war jahrelang Zweigpostamt des Postamtes Grünberg, später fungierte es als Postamt ohne Verwaltung. Für einige Jahre bezog das Postamt in den 1970 er Jahren ein Gebäude im Wiesenweg. In den 1990 er Jahren wurde aus dem ehemaligen Postamt, im Zuge von Strukturreformen, an anderer Stelle in der Bahnhofstraße eine Postagentur.

Hier schloss sich der Kreis, während erste Aufzeichnungen zur Post in Nieder-Gemünden von einem Gebäude im Anwesen Södler sprechen, war die Postagentur bis zu ihrem Ende wieder im Anwesen Södler. Gegenwärtig steht in einem Gebäude in Burg-Gemünden eine Postagentur zur Verfügung.

Auch das Telefon gehörte zum Postmonopol, an Privatisierung war nicht zu denken. Die Chronik von Nieder-Gemünden weiß zu berichten, dass in 1956 der Selbstwählverkehr aufgenommen wurde. Laut dem Gießener Anzeiger vom 22. September 1956 wurden hierbei auch die Orte Bernsfeld, Bleidenrod, Hainbach, Elpenrod, Ehringshausen, Weitershain, Otterbach, Rülfenrod und Burg-Gemünden mit einbezogen.

Am 1. Juli 1989 trat das Poststrukturgesetz in Kraft. Die Deutsche Bundespost gliedert sich seit dieser Zeit in drei Teilbereiche. In der Folge führte das öffentliche Unternehmen die Bezeichnungen Deutsche Bundespost Postdienst, Postbank und Deutsche Telekom.

Im Heimatbuch der Gemeinde Gemünden vom Anfang der 1990 ist folgender Satz zu lesen: „Gegenwärtig verändert sich das deutsche Post- und Fernmeldewesen bis in den Kern hinein. Eines Tages wird die zukünftige Telekommunikation das Leben in unseren, einst so abgeschlossenen Dörfern mitprägen und sie enger an die weite Welt binden“.

Das Wort „Internet“ fand im Heimatbuch 1990 keine Berücksichtigung, auch sämtliche Recherchen dazu fanden ohne das Internet statt. Die Textverarbeitung wurde mit Schreibmaschinen vorgenommen. TippEx war dabei eine echte Unterstützung. Gegenwärtig warten die Nieder-Gemündener Bürger gespannt auf einen Glasfaseranschluss, die Arbeiten dazu sind im vollem Gang. Ein neues Fenster der Entwicklung wird aufgestoßen. Wie werden wohl zukünftige Generationen diesen in 2022 aktuellen Satz bewerten?

Schlusswort des Autors

Die Einwohner von Nieder-Gemünden erinnern sich an 1250 Jahre der Ersterwähnung und gleichzeitig an die in 1970 stattgefundene 1200-Jahrfeier. Leider konnten in 2020 die geplanten Feierlichkeiten wegen einer Pandemie nicht verwirklicht werden. Dies ist sehr zu bedauern, ein Blick in die Zukunft ist jedoch damit nicht versperrt. Mögen die vorliegenden acht Kapitel den Lesern die Geschichte und Gegenwart von Nieder-Gemünden näherbringen.

Ich wünsche allen Lesern eine anregende Lektüre, Freude über diese oder jene Entdeckung, das Auffrischen von Erinnerungen und damit verbundene Gesprächsanlässe. Diese Gesprächsanlässe sind wunderbare Gelegenheiten, Neubürger mit den bisherigen Einwohnern in Verbindung zu bringen.

Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen, die mit Beiträgen aus ihrer Erinnerung heraus unterstützt haben, den Vereinsvertretern für das Erstellen von Texten, den Firmeninhabern für sehr bereichernde Gespräche. Den Familienangehörigen von ehemaligen Verfassern von Quellen, die ihre Genehmigung zur Veröffentlichung gaben, gilt ebenfalls mein Dank.

Danke auch an die Mitarbeiter des Gemeindearchivs und der Gemeindeverwaltung sowie meine kritische Korrektur lesenden Ehefrau. Zitat: „So kannste doas nitt schreiwe“. Durch diese große Bereitwilligkeit war das Erstellen der Artikel erst möglich. Vielen Dank.

Ein herzliches Dankeschön geht auch an Greg Webbink (USA). Er verfolgt noch heute die Wurzeln seiner Vorfahren in Nieder-Gemünden, besuchte schon oft Nieder-Gemünden und hat nun die Texte in die englische Sprache übersetzt. Auch der ehemalige Lehrer, Fritz Sandrock, lässt sich in Spanien über die Nieder-Gemündener Schule informieren.

Dank von Neubürgern, nämlich sich nun mit der neuen Heimat beschäftigen zu können erfüllen mich mit Zufriedenheit. Beeindruckt haben mich auch die Reaktionen der Mitglieder von Gemeindevorstand, Gemeindevertretung und Ortsbeirat. Gefreut habe ich mich über die Reaktionen ehemaliger Nieder-Gemündener, denen ein Blick in die Geschichte ihrer Heimat berührende Emotionen hervorrief. Ihnen allen ein herzliches „Auf Wiedersehen“. Nieder-Gemünden hat in vielen Jahrhunderten seinen Einwohnern Heimat gegeben, möge dies auch in Zukunft in Frieden und Freiheit so bleiben.

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