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Gedenktafel für Karl Theodor Christian Follen vor dem Haus Schlossblick enthülltErinnerungen an einen Romröder Freiheitskämpfer

ROMROD (ssb/ol). 1796 wurde er an genau dieser Stelle im damaligen Forsthaus geboren, seit dem vergangenen Wochenende erinnert eine Gedenktafel an den Freiheitskämpfer und Wegbereiter des hessischen Turnens, Karl Follen. Öffentlich vorgestellt wurde Gedenktafel in einer kleinen Feierstunde – genau dort, wo Follen einst geboren wurde.

„Im zweiten Anlauf haben wir es geschafft, das Wirken des weniger bekannten Turnvaters Karl Follen zu ehren“, erklärte Romrods Bürgermeisterin Birgit Richtberg zu Beginn und wies darauf hin, dass Follen ein Mensch gewesen sei, der an eine Ziele geglaubt habe.

Diese Erinnerungen an Karl Theodor Christian Follen ließen der Hessische Turnverband (HTV) und die Stadt Romrod in einer kleinen Feierstunde am vergangen Samstag neu aufleben, als die neue Gedenktafel eingeweht wurde. Sie befindet sich an der Stelle, an der einst das alte Romröder Forsthaus stand, in dem Follen am 4. September 1796 geboren wurde.

Alle Fotos: ssb

„Wenn wir an den Turner und Demokraten Follen erinnern, gedenken wir den Werten, für die die hessische Turnbewegung steht: Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit und nationale Souveränität“, sagte Ulrich Müller, der Präsident des Turnverbandes. So haben sich Follen nicht nur als Anwalt für die einfachen Bürger gegen de Obrigkeit eingesetzt, sondern habe sich im Exil für die Menschenrechte von Sklave gekämpft. „Das sind Werte, für die es nicht nur für Turnerinnen und Turner zu streiten gilt“, erklärte Müller nicht ohne einen aktuellen Blick auf den Krieg in der Ukraine.

Dran erinnerte auch der Anglizist und Kulturwissenschaftler von der Universität Nijmegen, Frank Mehring, dessen Vortrag im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand und an die aktuellen Geschehnisse anknüpfte. „Die Stadt Romrod ist heute um eine sichtbare Geschichte reicher, eine ebenso spannende wie beispielhafte Story von transatlantischem Freiheitskampf und Flucht. Eine Geschichte, die gerade in unseren heutigen Zeiten eines eskalierenden europäischen Kriegs in der Ukraine uns berühren und verbinden kann“, erklärte er.

Außerdem erinnerte Mehring, der ebenfalls aus Romrod stammt, an den unermüdlichen Freiheitswillen Follens, der sich auch in seinem gesamten Lebenswerk widerspiegele: Schon von Studententagen an, als Burschenschaftler bei den Gießener Schwarzen, über sein Engagement als Turner hin zu seiner Harvard-Professur für deutsche Literatur im amerikanischen Exil, die er politisch motiviert als Kämpfer für die Rechte von Sklaven aufgab.

Das Erinnern an Follen, so sagte Mehring, sei deshalb so wichtig, weil sein Leben vor Augen führe, was es bedeutet, sich für Ideale selbstlos einzusetzen. Mehring sei froh, dass die Bürger nun in Romrod einen besonderen Ort geschaffen haben, um sich am Beispiel von Karl Follen daran zu erinnern, wie wichtig es ist, dass man sich für den Wert und das Ideal der Freiheit engagiere.

„Dazu gehört neben Disziplin, Engagement und Ausdauer auch ein gutes Stück Selbstlosigkeit, an die uns Follen erinnert. Das gilt auch für uns, jetzt und hier“, erklärte Mehring und zog erneut die Parallele zum Krieg in der Ukraine.

„Angesichts der Bilder und Berichten aus der Ukraine bewundere ich den Mut, den Menschen – Mütter, Väter, Jugendliche – im Krieg aufbringen. Das gilt nicht nur für die Ukrainer, die sich gegen eine militärische aufgerüstete Übermacht aufbäumen, sondern auch die Russen, die sich weigern, Putins Lügen zu glauben. Sie tun dies im Wissen um schwere Konsequenzen“, sagte Mehring gen Ende.

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