Gesellschaft1

Laurinat: "Die Zukunft beginnt jetzt!"Mehr Leben in den Schlitzerländer Ortskernen

SCHLITZ (ol). Eine der wichtigsten Fragen im Gespräch mit den Kandidaten für das Bürgermeisteramt im Schlitzerland, welches Herr Götte im Namen der Fuldaer Zeitung Ende Januar mit den vier Bewerbern führte, war: „Was ist passiert, wenn Sie nach sechs Jahren Bürgermeister gewesen sind?“. Die Zukunftsvisionen von Bürgermeisterkandidat Jürgen Laurinat lesen sie hier.

„Das Hauptziel muss doch sein“, sagte Laurinat auf die Frage einleitend, „dass wir wieder mehr Leben in die Innenstadt und die Ortskerne bekommen. Der Schlüssel hierzu ist meiner Ansicht nach, dass wir attraktive Arbeitsplätze in den besiedelten Gebieten und nicht nur in den Gewerbegebieten schaffen.“

Die Chancen dazu stehen nach der Meinung des Bewerbers gerade so gut wie nie: In der Pandemie hätten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch die Unternehmen, für die sie arbeiten, gemerkt, dass es unter Umständen Sinn machen könne, die anfallende Arbeit ganz oder teilweise von zuhause aus zu erledigen. Darin liege laut Pressemitteilung des Bürgermeisterkandidaten eine riesige Chance für den gesamten ländlichen Raum. Wer vom eigenen Büro in Willofs, Rimbach oder Nieder-Stoll aus arbeiten könne, müsse weniger pendeln und habe mehr Zeit für die Familie, das Vereinsleben und sich selbst.

Chancen der Digitalisierung

Eine ganze Reihe von Selbstständigen und Freischaffenden habe schon heute Büros in der Schlitzer Innenstadt und den Ortskernen größerer Ortsteile eingerichtet. Und wer in den Ortskernen arbeite, da ist sich Laurinat sicher, der gehe auch mal dort etwas essen oder nutze die kurzen Wege in den verbliebenen Einzelhandel. So werden Geschäfte, Gastronomie und Wochenmarkt gestärkt.

„Das ist der Kern, die Saat, die wir zum Blühen bringen können und müssen“, findet der unabhängige Kandidat, „und der Weg dorthin führt über den Breitbandausbau und ein Engagement der Stadt bei der Werbung um Gründerinnen und Gründer, sowie weitere Selbstständige und Freischaffende.“ Den Vorschlag, leerstehende Läden in der Innenstadt zu Wohnraum umzubauen, findet er eher weniger gut.

„Wo wir jetzt Ladenfenster zumauern, entstehen später keine belebten Geschäfte und Büroräume mehr. So verschärfen wir nur den Trend, lediglich wegen des günstigen Wohnraums zum Schlafen ins Schlitzerland zu kommen und entvölkern unsere Ortskerne weiter“, so Laurinat daran anschließend.

Auch für Ladengeschäfte, die nicht sofort wieder als Einkaufs- und Arbeitsräume genutzt werden können, hat er eine Idee: „Schlaufenster, wie sie seit kurzem im ehemaligen Kaufhaus in der Günthergasse zu sehen sind, halte ich für eine gute Übergangsnutzung, die ich schon seit 2018 immer wieder ins Spiel gebracht habe. So können die Fenster leerstehender Ladengeschäfte sinnvoll zum Beispiel zur Touristeninformation und für die Darstellung von Stadtgeschichte genutzt werden.“

Verkehrspolitische Maßnahmen

Um die Belebung der Innenstadt und der Ortskerne weiter zu verstärken, regt Laurinat eine ganze Reihe von verkehrspolitischen Maßnahmen an: „Das Schlitzerland muss in sechs Jahren viel fahrradfreundlicher geworden sein. Wir müssen noch mehr darauf achten, dass wir die wachsende Zahl an Fahrradtouristen, die jedes Jahr die zumeist gut ausgebauten Fahrradwege rund um unsere Ortschaften nutzen, auch in die Ortskerne hineinkriegen und ihnen dort etwas anbieten können, was den Abstecher für sie interessant und wertvoll macht.“

Heinz Riepl in Pfordt mache gute Erfahrungen damit, dass sein Gasthof direkt an einem der überregionalen Fahrradwege liegt. In vielen anderen Ortsteilen und der Kernstadt sei das Leitsystem für Radfahrerinnen und Radfahrer allerdings ausbaufähig. Zusätzlich müsse das Radwegenetz zeitnah um eine Verbindung von Schlitz und Lauterbach ergänzt werden.

Ein Parkplatzkonzept für die Innenstadt in Schlitz müsse auch endlich her. Entsprechende Beschlüsse habe das Parlament schon vor Jahren gefasst. Allein an der Umsetzung im Rathaus hapere es hier seit geraumer Zeit: „Als Bürgermeister würde ich dieses Problem umgehend unter Einbeziehung aller betroffenen Bürgerinnen und Bürger in Angriff nehmen. Auch den Öffentlichen Personen-Nahverkehr möchte ich wieder stärken. Ich wünsche mir für Schlitz eine weitergehende Bindung an Fulda.“

Zum Beispiel wäre es laut Laurinat gut, wenn man mit der Universität ins Gespräch über mögliche Zusammenarbeit käme. „Dazu muss allerdings gerade in den Abendstunden und an den Wochenenden mehr Nahverkehr zwischen den beiden Städten her. Davon profitieren am Ende zum Beispiel auch Schlitzer, die gerne mal ohne Auto nach Fulda ins Theater oder ins Kino möchten.“

Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden und Städten

Überhaupt müsse seiner Meinung nach die Zusammenarbeit mit den umliegenden Städten und Gemeinden verbessert werden: Behördengänge in Lauterbach und Alsfeld, der Bahnhof und die Kureinrichtungen in Bad Salzschlirf, das Krankenhaus in Hünfeld, die Kultur und Einkaufsmöglichkeiten in Bad Hersfeld. Das alles sei ohne Auto heute kaum zu erreichen. Hier müssen Möglichkeiten der Zusammenarbeit besser ausgeschöpft und die gegenseitigen Vorteile besser genutzt werden.

Und da schließt sich für Jürgen Laurinat der Kreis: „Leben entsteht am besten da, wo schon Leben ist. Das können wir aus der Natur, zu der man im Schlitzerland noch ein ungebrocheneres Verhältnis hat, als an vielen anderen Orten, lernen. Wir müssen die zarten Pflänzchen, die wir im Schlitzerland gezogen haben, hegen und pflegen. Das möchte ich in den nächsten sechs Jahren mit Ihnen als Ihr Bürgermeister tun.“

Ein Gedanke zu “Mehr Leben in den Schlitzerländer Ortskernen

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren