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Ein Gespräch über die Gründe des abgesagten Herbstmessen-Jubiläums und künftige Veranstaltungen„Das wäre nicht die Erlebnis Herbstmesse gewesen“

ALSFELD (akr). In diesem Jahr hätte sie zum 20. Mal stattgefunden, die Erlebnis Herbstmesse in der Alsfelder Hessenhalle, die auch als Schaufenster der Region bezeichnet wird. Das Team der Hessenhalle hat sich aber trotz des Jubiläums bewusst dafür entschieden, die für November geplante Messe abzusagen – und das obwohl sie eigentlich hätte stattfinden dürfen. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Christian Schmidt.

Christian Schmidt sitzt an seinem Schreibtisch, rechts von ihm hängt ein großes Plakat an der Wand: „Die 19. Erlebnis Herbstmesse in der Hessenhalle vom 20. bis 22. September 2019“ steht darauf geschrieben. Normalerweise hätte er dieses Plakat bald austauschen und durch das aktuelle von 2020 ersetzen können. Doch in diesem Jahr fällt die beliebte Erlebnis-Messe aus.

„Die Herbstmesse war die erste Veranstaltung, die das Team der Hessenhalle selbstständig veranstaltet hat“, erzählt Schmidt. 17 Jahre ist das mittlerweile her. Als im Jahr 2000 die Herbstmesse erstmals ihre Pforten in der Hessenhalle öffnete, war es noch ein externer Veranstalter, der sich um alles kümmerte, 2003 übernahm das Team der Hessenhalle das Kommando. Zu diesem Zeitpunkt war Christian Schmidt allerdings noch kein Geschäftsführer, das ist er erst seit 2015.

Schmidt erinnert sich daran, wie die Herbstmesse damals als „bunte Mischung“ angefangen hat und sich immer mehr zu einer themenbezogenen Erlebnismesse entwickelte. „Es gibt sozusagen drei Säulen“, erklärt der Geschäftsführer. Damit meint er die drei verschiedenen thematischen Bereiche: „Handel, Handwerk und Gewerbe“, dann den Bereich „Gesundheit“ und als drittes „Leben und Genießen in der Region + Tourismus“.

In diesem Jahr hätte die Herbstmesse ihren 20. Geburtstag gefeiert. Foto: archiv

Jahr für Jahr wurde das Angebot erweitert, weitere Hallen kamen hinzu. Mittlerweile darf man sich über rund 200 Aussteller freuen. „Die Herbstmesse ist aber kein Markt. Wir legen viel Wert auf hochwertige Aussteller und Produkte. Auch die Optik, sprich die Präsentation der Waren, spielt eine wichtige Rolle“, erklärt er. Der Besuch der Herbstmesse soll jedes Jahr ein Erlebnis darstellen – „deswegen versuchen wir natürlich auch immer das Publikum einzubinden“, so Schmidt.

Messe hätte stattfinden dürfen

Und genau das ist auch einer der Gründe, warum die Herbstmesse in der Hessenhalle in diesem Jahr ausfällt – obwohl sie es eigentlich nicht müsste. Die Genehmigung vom Gesundheitsamt gab es nämlich. „Wir sind aber zu dem Entschluss gekommen, dass die Vorgaben, die natürlich auch sinnvoll sind, das alles sehr schwierig machen. Die Messe hätte einfach nicht so stattfinden können, wie sonst“, erklärt Schmidt. So hätte man zum Beispiel alle Menschen registrieren lassen müssen. „Immerhin rechnet man an dem Wochenende der Herbstmesse mit bis zu 30.000 Besuchern“, betont er. Es habe auch die Idee im Raum gestanden, dieses Jahr das erste Mal Eintritt zu nehmen, „die Überlegung war aber schnell wieder vom Tisch. Es gab 20 Jahre lang keinen Eintritt. Das wäre nicht der richtige Weg gewesen“.

Seiner Meinung nach wäre es nicht das gleiche „unbeschwert über die Messe schlendern“ gewesen, wie es all die Jahre der Fall war. „Wir hätten die Gemütlichkeit nicht so präsentieren können“. Nicht nur weil man einen Mundschutz hätte tragen müssen, man hätte darüber hinaus auch mit Zeitfenstern arbeiten müssen – und das sei dann eben nicht mehr die Erlebnis Herbstmesse gewesen. Natürlich dürfe man auch nicht vergessen, die ganze Situation wirtschaftlich zu betrachten. Ebenso wollte das Team der Hessenhalle auch kein gesundheitliches Risiko eingehen, sei es für die ganzen Besucher, die Aussteller oder Mitarbeiter. Die Sicherheit stehe natürlich im Vordergrund. Gerade freitags und samstags liege das Durchschnittsalter der Besucher bei 45+.

Leicht fiel ihnen die Entscheidung allerdings nicht, denn man habe fast ein Jahr lang auf diese Messe hingearbeitet. „Sofort nach der letzten Herbstmesse haben wir wieder mit der Akquise begonnen“, erklärt er. Buchungen habe es auch schon viele gegeben, aber mit Corona habe eben auch keiner rechnen können. „Wir sind natürlich alle sehr traurig, aber nächstes Jahr wird das Jubiläum dann richtig gefeiert“, lächelt Schmidt. Irgendwann müsse es schließlich weitergehen.

Christian Schmidt, Geschäftsführer der Hessenhalle Alsfeld.

Doch nicht nur die Absage der Jubiläums-Herbstmesse war für Schmidt und sein Team ein schwerer Brocken. Am 24. und 25. April hätte eigentlich die erste HeTi stattfinden sollen – die Hessische Heimtiermesse. „Wir haben ein ganzes Jahr darauf hingearbeitet, die Hallen waren komplett ausgebucht“, erzählt Schmidt. Und dann kam Corona – und machte der ersten HeTi einen Strich durch die Rechnung. Auch hier sei man aber wieder bereits voll in der Planung, denn es soll einen „Start 2.0“ geben.

Tattoo-Convention und Bulldog-Messe finden statt

„Die Veranstaltungsbranche hat es wirklich sehr hart getroffen“, sagt Schmidt und blickt auf seinen großen Kalender, der an der Wand hängt. „Wir mussten bestimmt bislang 50 Veranstaltungen absagen. Manche hatten wir teilweise seit über drei Jahren geplant. Das ist doppelt bitter“, betont er und trinkt einen Schluck Kaffee. Dann steht er auf, macht die Tür auf und läuft den langen Gang entlang, die Treppe hinunter, über die Straße zum Haupteingang der Hessenhalle. „Bitte Abstand halten und einzeln eintreten“, steht auf dem weißen Schild an der Tür geschrieben. „Bis Mai hatten wir gar keine Veranstaltungen“, erzählt er, während er die Tür aufschließt. Dann fing es wieder mit kleineren Veranstaltungen wie dem Antikmarkt an, natürlich alles unter den Corona-Bedingungen.

Der hintere Teil der Halle wird beispielsweise für Betriebsversammlungen genutzt.

Aktuell finden in der großen Halle, der Halle 1, nur Tagungen oder Versammlungen statt, kleinere Veranstaltungen in Halle 2 und 3. „In der großen Halle haben wir derzeit zwei Szenarien aufgebaut“, erklärt Schmidt. Der vordere Bereich wird für kleinere Tagungen genutzt, der größere Bereich hinter der grauen Trennwand hingegen für größere Betriebsversammlungen. Tische und Stühle lasse man einfach die ganze Zeit über stehen, schließlich finde aktuell eh nichts anderes in dieser großen Halle statt. Zwar findet in wenigen Tagen, genauer gesagt am 10. und 11. Oktober, die vierte Tattoo-Convention in der Hessenhalle statt, allerdings durch einen externen Veranstalter in komprimierter Form in den beiden kleineren Hallen.

Im vorderen Bereich können unter anderem kleine Tagungen stattfinden.

Doch schon bald darf und muss Schmidt die Stühle, Tische und Trennwände wieder wegräumen, denn am letzten Oktoberwochenende soll die Hessenhalle für die Bulldog-Messe ihre Pforten öffnen. „Endlich wieder die erste größere Messe“, freut sich Schmidt. In Halle 1, 2 und 3 sowie in einer mobilen Halle und dem Freigelände bieten die Aussteller wieder alles an, was der Traktorfahrer zum Betreiben eines historischen Traktors benötigt. Von ganzen Bauelementen, wie Getriebe, Motoren, Kotflügel bis hin zur kleinsten Schraube gibt es teils originale Ersatzteile oder erstklassige Reproduktionen.

„Wegen der Corona-Pandemie findet die Messe dieses Mal an drei Tagen statt“, erklärt Schmidt. Die Besucheranzahl ist begrenzt, Zeitfenster gibt es aber keine – dafür aber Mundschutz-Pflicht, Registrierung und die üblichen Corona-Regelungen. Bis alles wieder seinen gewohnten Gang nimmt, dauert es noch, ist sich Schmidt sicher. Für nächstes Jahr steht aber wieder ein straffer Veranstaltungskalender auf dem Programm.

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