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Altes Postamt in Alsfeld für Hessischen Denkmalschutzpreis nominiertAltes Gemäuer und ein modernes Kommunikationszentrum

ALSFELD (ls). Genau am 1. Oktober 1929 wurde das neue Postamt in Alsfeld offiziell eingeweiht. Eine zwingende Notwendigkeit in der damaligen Zeit, hatten sich doch die Kommunikationswege geändert. Doch der Weg dahin war alles andere als leicht, teils heftige politische Debatten und eine Volksabstimmung prägten ihn. Nach zweijähriger Umbauphase, ist das Alte Postamt heute ein modernes Medienzentrum – und das ist jetzt für den diesjährigen Hessischen Denkmalschutzpreis nominiert. Am Mittwochnachmittag war die Jury zur Bewertung vor Ort um das Gebäude zu inspizieren.

Die Vorstellung fällt schwer, dass der Ludwigsplatz einst das Alsfelder Stadtbild prägte, ist er doch heute eher als Hauptverkehrsader bekannt. In den 20er Jahren war das nicht so: grüne Flächen, der Lerrebach und viele Bäume zierten damals noch das Erscheinungsbild. Damals noch ein beliebter Aufenthaltsort. Das erste Haus am Platz war das Hotel „Zur Krone“, wie es noch 1925/26 bezeichnet wurde. Im Februar 1928 wurde es geschlossen.

Ein Postamt sollte dort entstehen, doch das Reichpostministerium bevorzugte einen anderen Standort in der Alicestraße. Zwar schienen die Pläne eines Neubaus in trockenen Tüchern, verlangten die Bürger damals doch ein Mitbestimmungsrecht – und die entschieden für den Ludwigsplatz.

Bei der Ankunft am Alten Postamt in Alsfeld. Alle Fotos: ls

Die Politiker, die sich für das Postamt am Ludwigsplatz einsetzten, versprachen sich trotz der erheblichen Mehrkosten gleich mehrere Standortvorteile, allerdings stieß das Bauvorhaben bei einigen Politikern auf entschiedene Ablehnung. Für sie waren die Mehrkosten einfach nicht tragbar. Letztendlich sollte es doch der Ludwigsplatz sein – für 211.000 Reichsmark sollte schließlich der Bau entstehen, in den am 5. Oktober 1929 die Postbehörde einzog.

Ehemalige Post ist heute ein Ort der Kommunikation

Genau in diesem Gebäude ist heute das Alte Postamt beheimatet, ein modernes Medienzentrum. 2016 wurde das Gebäude vom neuen Eigentümer Torsten Schneider gekauft und zwei Jahre lang denkmalgerecht saniert. Seitdem ist es ein Heim für einige kreative Kommunikations-Unternehmen – und könnte jetzt die Möglichkeit haben, mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet werden.

„Das Gebäude war schon immer ein Gebäude der Kommunikation und als ich es gekauft habe, wusste ich, dass es auch weiterhin ein Gebäude der Kommunikation bleiben soll. Ich wollte also ein modernes Gebäude, in dem kreative Köpfe arbeiten und das alles im Einklang mit dem Denkmalschutz“, erklärte Schneider der Jury beim Rundgang durch das Gebäude.

Das Konzept damals sei klar gewesen, erläuterte er weiter: das Bauwerk soll zum Urzustand rückgebaut werden. Dazu wurden die Fenster ersetzt, das Dach mit einer Biberschwanz-Kroneneindeckung neu gemacht und die Fassade mit ähnlichem Putz und ähnlicher Farbe gestaltet, wie es ursprünglich war. Neu hinzugekommen ist das Dachgeschoss, dass vorher nicht genutzt wurde. Dort wurden außerdem Dreiecksgauben für Tageslicht eingebaut. Auch der Einganz zum Café im Erdgeschoss ist neu, sowie der Fahrstuhl, der für Barrierefreiheit sorgt.

Inhaber Torsten Schneider erklärt beim Rundgang was an dem Gebäude alles gemacht wurde.

Im ganzen Gebäude drehe es sich um Kommunikation, genauso wie bei seinen künftigen Planungen. So soll in Zusammenarbeit mit einem lokalen Unternehmen im Nebengebäude ein Co-Working-Space entstehen. „Es war insgesamt eine gute Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und ich denke das Endprodukt spricht auch für sich“, sagte Schneider, ehe die Begehung der Jury vor Ort nach 30 Minuten schon wieder vorbei war.

Für die rund 20 Teilnehmer ging es direkt weiter nach Volkmarsen im Kreis Waldeck-Frankenberg zum Gustav-Hüneberg-Haus, nachdem an diesem Tag bereits vier weitere Kandidaten besucht wurden. Für den Mittwoch stehen die letzten vier Begehungen an.

30 Bewerbungen sind insgesamt eingegangen – elf dieser Objekte wurden von einer Vorjury ausgewählt und werden jetzt besichtigt. Darunter das Alte Postamt. Ob die Post nun einen Preis erhält, das wird sich erst im August zeigen, wenn die Verleihung auf dem Biebricher Schloss stattfindet.

Lesen Sie hier nochmal die ausführliche Geschichte um das Postamt in Alsfeld.

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