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Das ist zu tun, wenn man Eichenprozessionsspinner siehtDer Vogelsberg kämpft gegen die giftigen Raupen

VOGELSBERG (ls). Sie sind klein, sehen eigentlich harmlos aus, doch ihre Haare sind toxisch und können gefährliche allergische Reaktionen hervorrufen: die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind jetzt endgültig im Vogelsberg angekommen. Das sollte man tun, wenn man die giftigen Tiere sieht.

Die Bank steht mitten auf einer kleinen Wiese am Seeufer. Drum herum hohe Gräser und ein großer Baum, der Schatten spendet. Eigentlich ein guter Ruhepunkt am Antrifttaler Stausee, der zum Verweilen einlädt. Eigentlich, denn die Bank ist mit rot-weißem Band abgesperrt und einem weißen Schild versehen, auf dem ein großes Warndreieck ragt. Ein deutlicher Hinweis dafür, dass man Abstand halten sollte „Allergiegefahr!“ steht auf dem Schild an der Rückwand der Bank, dazu der Hinweis auf Eichenprozessionsspinner. Man soll sie, oder aber ihre Nester, auf keinen Fall berühren, heißt es. Eine örtliche Facebookgruppe warnt ihre Mitglieder vor der Gefahr.

In den vergangenen Wochen häuften sich Meldungen über die giftigen Raupen, die zu dieser Jahreszeit an den Bäumen auftreten und aus denen später mal ein Nachtfalter wird. Seit Jahren breiten sich die Eichenprozessionsspinner aufgrund der Klimaveränderung auch in Deutschland aus und können ziemlich gefährlich werden – besonders für den Menschen. Die kleinen Raupen nämlich fressen nicht nur das Gehölz der befallenen Bäume kahl, ihre feinen Härchen enthalten außerdem das Eiweiß Thaumetopoein – ein hartnäckiges Nesselgift, das beim Menschen zu gefährlichen, allergischen Reaktionen führen kann und mitunter sogar Asthma auslöst.

Screenshot: OL

Doch nicht nur die Berührung allein ist gefährlich: Jede Raupe hat mehrere Hunderte Brennhaare, die leicht abbrechen und sich bis zu mehrere Hundert Meter durch die Luft verbreiten können.

Ähnlich wie am Stausee in Antrifttal sieht es momentan auch auf dem Schulhof der Albert-Schweitzer-Schule in der Alsfelder Schillerstraße aus. Mitten auf dem Schulhof ragt eine einzelne, freistehende Eiche. Die giftigen Raupen haben auch sie befallen, der Baum ist weiträumig abgesperrt.

Nicht Eiche bei der ASS ist nicht der einzige Baum, den es im Vogelsberg getroffen hat. „Auf den Liegenschaften des Vogelsbergkreises gab es zunächst einen Befall im Kreiszeltlager Landenhausen, daraufhin wurden die Buchungen dort storniert. Die Reinigungsarbeiten haben gestern begonnen, sie werden aller Voraussicht nach heute abgeschlossen“, erklärte das Amt für Schulen und Liegenschaften des Kreises auf Anfrage von Oberhessen-live. Auch an den Grundschulen in Wartenberg, Lauterbach und Herbstein sowie an der Oberwaldschule in Grebenhain seien Eichenprozessionsspinner vorgekommen. Die betroffenen Gebiete wurden abgesperrt, eine Schließung sei in keinem Fall erforderlich gewesen.

Foto aus gebührendem Sicherheitsabstand: Blick auf den Schulhof der ASS mit dem befallenen Baum.

Auch der Schulbetrieb an der Sekundarstufe I der Alsfelder Albert-Schweitzer-Schule geht wie gewohnt weiter. Zum Schutz müssen jedoch die Fenster der angrenzenden Klassenräume geschlossen bleiben. „Die notwendige Frischluft der Klassenräume wird über die Lüftungsanlage sichergestellt“, erklärt das Schulamt. In der Zwischenzeit wird der Baum und das umliegende Gelände von einer Fachfirma gereinigt.

Besonders seit dem letzten Jahr musste der Kreis an verschiedenen Standorten an einzelnen Bäumen einen Befall der Eichenprozessionsspinner feststellen, vorher sei man von der Problematik verschont geblieben. „Als Schulträger und Eigentümer aller schulischen und sonstigen Grundstücke haben wir die Verpflichtung eine Gesundheitsgefährdung durch die Kontamination mit den Raupenhaaren des Eichenprozessionsspinners soweit als möglich auszuschließen“, erklärt das Schulamt. Die Problematik beginne schon Anfang Mai – mit Beginn der Raupenzeit.

Deshalb seien die Hausmeister angewiesen, alle Eichen zum Maianfang regelmäßig und gründlich zu untersuchen. Im Zweifel soll direkt das Amt eingeschaltet werden, das je nach Risiko über die weitere Vorgehensweise entscheidet. Auch der Landkreis Gießen warnt in einer aktuellen Pressemitteilung vor den Tieren in seinem Gebiet.

Das sind die Gefahren durch die Eichenprozessionsspinner

Das Nesselgift in den Haaren der Raupen sorgt bei Berührung für Hautreizungen mit Rötung, Ausschlag und Juckreiz. Neben Pusteln und Quaddeln können auch Augenreizungen und Atembeschwerden die Folge sein – bis hin zu Asthma. Im Fall des Alsfelder Gymnasiums ist alles so kurz vor den Sommerferien nochmal glücklich ausgegangen: nach Rücksprache mit der Schulleitung teilte der Kreis mit, dass keine medizinisch nachgewiesenen Fälle einer allergischen Reaktion gemeldet oder bekannt sind.

Trotzdem gilt: entdeckt man Eichenprozessionsspinner, dann sollte man Abstand halten und weder die Raupen, noch die Nester berühren. Der Eigentümer der Bäume sollte benachrichtigt werden, um die giftigen Raupen von einer Fachfirma bekämpfen zu lassen. Handelt es sich um öffentliche Orte von Städten und Gemeinden, kann man sich direkt an das Ordnungsamt wenden, rät der Kreis. Sollte man aber doch in Kontakt mit den giftigen Raupen gekommen sein, dann: Kleidung umgehend im Freien Wechseln, Schuhe sauber machen, Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen, selbst gründlich Duschen – auch die Augen mit klarem Wasser ausspülen, betroffene Gegenstände sofort absaugen und bei Hautreaktionen einen Arzt aufsuchen, bei Atemnot umgehend den Rettungsdienst verständigen.

7 Gedanken zu “Der Vogelsberg kämpft gegen die giftigen Raupen

  1. Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne konnte erst kürzlich einen heimtückischen Giftmord mittels Eicheprozessionsspinnerhaaren im Rasierpinsel des Opfers (leicht verdeckt in der grünen Tonne am rechten Bildrand) aufklären. Hierzu musste allerdings Assistentin Alberich sich under cover im Raupen-Outfit in das Eichenprozessionsspinnernest einschleichen, wo sie noch immer ihre diversen Hautausschläge versorgt. Laut Drehbuch wird Kommissar Frank Thiel auf einer seiner rein intuitiv anberaumten Patrouille-Touren mit dem Dienstfahrrad dort demnächst vorbei kommen, um Alberich einen Fragebogen von der Berufsgenossenschaft vorbei zu bringen sowie Grüße von Staatsanwältin Ungewitter auszurichten. Der Täter, ein gewisser Herr Eichenspinner, hat sich allerdings bereits in „Vadderns“ Taxi vom Tatort entfernt und kurz vor der polnischen Grenze unter die Teilnehmer einer Anti-AfD-Prozession gemischt. Man kommt ihm in letzter Sekunde auf die Schliche (allerdings ohne letztlich einen sensationellen Wahlerfolg der AfD in Sachsen verhindert zu haben), weil Mr. Gangsta Eichenspinner auf dem Rücksitz des Taxis ein Nest aus orangenen Raupenhaaren von ca. 2,5 m Durchmesser hinterlässt, das Kriminalkommissarin zur Anstellung, Nadeshda Krusenstern, mit Donald Trumps Sturmfrisur verwechselt. Wenn „Vaddern“ nicht um ein Haar das Asthma abgesägt hätte, auf dem er selbst allergiebedingt noch kurz zuvor gesessen hatte, wären Eichenspinners menschenverachtende Pläne aufgegangen. So aber dann doch nicht. Ende gut, alles gut.

  2. …Spinnerinnen und Spinner für eine Eichenprozession. Mitmachen kann jeder mit Asthma, Hautreizungen (Rötung, Ausschlag und Juckreiz), Pusteln und Quaddeln sowie Augenreizungen und Atembeschwerden.

  3. Echt nett diese Absperrungen rund um die Bank… Aber: Raupenhaare fliegen hunderte Meter weit, hier wollte jemand nur seine Pflicht erledigen! Richtig wäre gewesen (zumindest an so einer exponierten Stelle) das Nest fachlich korrekt abzusaugen, die Eichen zu beseitigen und das Holz abzufahren (alles nur mit Spezialausrüstung möglich) und erst danach den Bereich wieder freizugeben.

  4. Karin Linker hat völlig recht: Ich arbeite in einer Region wo wir bereits seit 20 Jahren leidige Erfahrungen mit dem „Prozzi“ wie wir ihn nennen haben. Das Viech ist äußerst gefährlich, in den ersten Jahren wurde die Gefahr unterschätzt da wurden örtliche Feuerwehren mit unzureichender Ausrüstung oder wie in diesem Falle der Hausmeister mit dem Problem beauftragt. Aber nur Fachfirmen, die die Nester absaugen mit Spezialgeräten können bei EINEM EINZELBAUM wie an der ASS der Lage Herr werden. Ich empfehle der ASS die Fällung des Baumes und stattdessen Ersatz durch einen digitalen Stahl- oder Kunststoffbaum, das passt zum weltfremden Lehrkonzept dieser Schule. Das echte Leben und die echte Natur hat an dieser Schule eh keine Bedeutung, was ich bei meinem Besuch dieser Schule und auch viele Jahre später bei meinen mittlerweile erwachsenen drei Kindern feststellen konnte. Hier sollen weltfremde Akademiker herangezogen werden, Naturbewußtsein und Verständnis für die Umwelt spielen dort keine Rolle. Bei einer Waldrandsituation wie z.B. am Friedwald Lauterbach oder am Eichhof-Krankenhaus Lauterbach dagegen können Sie niemals alle Nester bekämpfen/beseitigen.
    Hier hilft nur räumen der angrenzenden Gebäude, wie karin Linker schreibt sind die Raupenhaare tatsächlich auch noch nach Jahren sehr gefährlich. Auf den besänftigenden Kommentar von Martin Krauß möchte ich hier gar nicht eingehen, man merkt dem Kommentator sofort an dass er noch nie Kontakt mit den Raupenhaaren hatte…. dann würde er nicht solches Zeug schreiben!
    Etwas verwundert beobachte ich, der in einer etwas südlich vom Vogelsberg liegenden Region arbeitet, dass Themen wie „plötzlich einwandernder Wolf“, oder „der Biber ist zurück“ genauso wie der Prozessionsspinner hier im Vogelsberg etwas blauäugig empfangen werden. Der Biber ist ein nettes Tier, wir Euch hier aber in den nächsten Jahren noch gewaltige Probleme incl Sach- und Personenschäden machen. Ähnliches gilt für den Wolf, der zwar auch von meiner Seite willkommen ist aber bei der mageren Ausstattung des Entschädigungstopfes seitens des Landes Hessens verheerende Auswirkungen für die Weideviehhalter des Vogelsbergs haben! Aber auch draußen wird es bald deutlich ruhiger werden, keine Jogger mehr, keine Feierabend-Walker etc. Es wird wieder sehr ruhig werden draußen im Vogelsberg, was ja eigentlich ganz schön ist.
    Übrigens noch ein Hinweis: der Prozessionsspinner wird Euch genauso wie die Zecken nicht im tiefen Wald auflauern, sondern eher am Waldrand, im Offenland, in der Stadt, in der Siedlung. Er holt euch sozusagen in eurer „falschen“ Welt ab. Dafür wartet im tiefen Wald dann eben der Wolf auf Euch….

  5. Es ist nicht harmlos! Wenn man unter befallenen Bäumen sitzt, kann man schwere allerische Reaktionen bekommen, habe heute ein Foto von betroffener Haut gesehen…., das ist alles andere als harmlos…. Die Haare sind auch nachdem die Raupen geschlüpft sind in den Nestern und lösen noch einige Jahre lang Haut-, Atemreationen im schlimmsten Fall Asthma aus. Es sollte jedoch kein Grund sein, nicht mehr in den Wald zu gehen, aber: Augen auf und befallene Bäume sowie den Kronenbereich darunter meiden!

  6. Oh mein Gott, wie furchtbar, eine giftige Raupe! Das neue Untier des Jahres!
    Also im Ernst, das ist ja ganz schöne Panikmache. Eines der sieben Raupenstadien des nützlichen und harmlosen Nachtfalters hat diese Haare, die normalerweise in das Nest (wie auf dem Foto gut zu sehen) eingebunden sind. Niemand muss Angst davor haben, darunter auf einer Bank zu sitzen. Irgendwann bei Sturm im Herbst fällt das mal runter, deswegen würde ich dann nicht unbedingt dann einen Kinderwagen darunter parken. Ansonsten ist die „Gefahr“ minimal. Selbst bei Kontakt: für Allergiker ist ein Wespenstich schlimmer. Dann ist es halt keine tolle Meldung mehr!

    1. Nach Europa-Union und Sozen-Plage, Luther-Weg und Fronleichnamsprozessionen im ganzen Land nun also auch noch die achte Plage: DER GIFTIG BEHAARTE EICHENPROZESSIONSSPINNER!!! Nimmt das denn gar kein Ende! Und dann noch der Buchsbaumzünzler, Borkenkäfer und all die Flüchtlinge!

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