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„Die brillante Mademoiselle Neïla“ Mittwoch und Donnerstag im KirchenKinoShakespeare in der Metro

VOGELSBERG (ol). Unter dem Thema „Gegenläufer“ ging das Vogelsberger Kirchenkino wieder an den Start – und in dieser Woche geht es gleich mit zwei Vorstellungen weiter. Gezeigt wird der Film „Die brillante Mademoiselle Neila“ erst in Alsfeld und dann nochmal in Lauterbach.

Und darum gehts: Neïla Salah hat den Schritt aus den Banlieue, den berüchtigten Pariser Vorstädten, an die renommierte Universität Sorbonne geschafft. Für den Jura-Professor Piere Mazard ist die junge Frau das ideale Opfer: mit ihrer algerisch-islamischen Herkunft weiß der Universitätslehrer Neïla als Burka-Mädchen zu beleidigen, das doch eher einer überkommenen Scharia als französischen Recht folgt. Ein Disziplinarverfahren kann Mazard nur umgehen, indem er Neïla auf den angesehenen landesweiten Rhetorik-Wettbewerb vorbereitet.

„In unserer Staffel zum Thema Gegenläufer stellen wir Menschen vor, die für Gemeinschaftssinn und Gerechtigkeit einstehen“, erläutert Ralf Müller vom Evangelischen Dekanat Vogelsberg die Filmauswahl. „Mit diesem Film hingegen blicken wir darauf, woher die zunehmende Spaltung der Gesellschaft kommt.“ Die Lebenswelten der Studentin und des Professors haben keinerlei Berührungspunkte, man weiß wenig voneinander. Die Vorstadt-Welt der Taxi-Fahrer und Falafel-Verkäufer trifft auf die Welt der Universitätslehrer und Richter. Die Stärke des Films liege darin, dass Regisseur Yvan Attal nicht auf die Mitleidsmasche setzt, sondern beide Protagonisten sich in ihrer jeweiligen Welt jeweils gern zuhause fühlen.

In der Vorbereitung auf den Rhetorik-Wettbewerb treffen dann diese Welten doch aufeinander, wenn der Dozent seine Schülerin zu Übungszwecken lautstark in einer Metro-Bahn Shakespeare-Texte lesen lässt. Und wenn Mazard dem Schopenhauer-Klassiker folgt, es komme nicht auf die Wahrheit an, sondern darauf, Recht zu behalten – dann wird deutlich, dass die „Spaltung der Gesellschaft“ bestimmt nicht immer nur „von unten“ erzeugt wird.

Im Schlussteil verfalle der Kinofilm leider dem „Aschenputtel-Klischee“. Dennoch birgt die französische Produktion aus dem Sommer 2018 einen wichtigen Diskussionsbeitrag zum zurückgehenden gesellschaftlichen Zusammenhalt in den westeuropäischen Ländern. „Die brillante Mademoiselle Neïla“ läuft im Vogelsberger Kirchenkinos am Mittwoch, den 6. Februar um 19 Uhr im Kinocenter Alsfeld sowie am Donnerstag, den 7. Februar um 20 Uhr im Lichtspielhaus Lauterbach.

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