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Kompass Leben eröffnet mit neue Tagesförderstätte mit Platz für 30 Menschen„Eine hundertprozentige Verbesserung für Klienten und Mitarbeitende“

HERBSTEIN (ol). „Ein Meilenstein nach einer langen Bauphase und ein Startschuss für neues Leben und Arbeiten in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Herbstein“ nannte Katja Diehl, Vorstandsvorsitzende des sozialen Dienstleisters Kompass Leben, am Tag der Eröffnung die Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Tagesförderstätte.

In der Pressemitteilung heißt es, nach knapp zwei Jahren Bauzeit und einer noch längeren Planungsphase freuten sich mit ihr viele Gäste über die frischen, modernen und sehr ansprechenden Räume, die auf 750 Quadratmetern nun 30 Menschen mit Förderbedarf Platz für eine strukturierte Tagesführung geben, dazu Raum zum Rückzug, für Therapien und Gruppenangebote.

Zur Eröffnungsfeier am vergangenen Montag konnten Diehl und ihr Vorstandskollege Frank Haberzettl neben einigen Vertretern der regionalen und überregionalen Politik auch Abordnungen aus den Wohlfahrtsverbänden begrüßen, sowie Vertreter des Aufsichtsrates, darunter der Vorsitzende Hans Ulrich Lipphardt, und der Planungsfirmen. Daneben waren auch viele Mitarbeitende und Klienten vor Ort, sodass sich ein großes Publikum ein erstes Bild von der gelungenen Umsetzung eines großen Planes machen konnte.

Katja Diehl und Frank Haberzettl vom Vorstand freuten sich, zur Einweihung der Tagesförderstätte viele Gäste begrüßen zu dürfen. Alle Fotos: Maximilian Fischer

Ohne Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen und Engagement keine Eröffnung

In ihrer Rede dankte Diehl allen Beteiligten für deren Engagement: Viele Menschen hätten ihre Expertise und Leidenschaft in das Projekt gesteckt, so Diehl, die zunächst dem Regierungspräsidenten Dr. Christoph Ullrich dankte, der vor gut zwei Jahren höchstpersönlich den Bewilligungsbescheid über mehr als 700.000 Euro für den Neubau ins Herbsteiner Rathaus brachte. Damit hat das Land Hessen dieses 2,3 Millionen Euro teure Projekt zu fast einem Drittel finanziert, lobte die Vorstandsvorsitzende. Weitere 100.000 hat die Aktion Mensch dazugegeben.

Konzeptionelle und fachliche Unterstützung gab es vom Landeswohlfahrtsverband (LWV), an diesem Tag durch Sascha Jacob vertreten. Der LWV unterstütze Kompass Leben auch im Rahmen der Refinanzierung, wie Diehl ausführte. Durch den steinigen Weg des Formular- und Antragsdschungels habe Claudia Landor vom Paritätischen Wohlfahrtsverband geholfen. Treu an der Seite von Kompass Leben hätten stets auch die kommunalen politischen Gremien gestanden, an diesem Tag waren davon Landrat Manfred Görig und Bürgermeister Bernhard Ziegler vor Ort.

„Die Spezialisten“ – eine gutaufgelegte Band mit viel Groove und selbstgeschriebener Musik.

Diehl dankte dem Planungsbüro und den Architekten und lobte besonders Bauleiter Stefan Mölig. „Ohne Sie, Ihre Hartnäckigkeit, Ihr Durchhaltevermögen und Ihr Engagement könnten wir heute noch nicht Einweihung feiern“, lobte Diehl. Weiteren Dank zollte Diehl den ausführenden Firmen sowie den Mitarbeitenden der Tagesförderstätte, die für die passende und ästhetische Ausstattung der Räume gesorgt hatten, allen voran Dominik Maurer und Timo Schäfer. Auch eine gute Seele des Projekts machte Diehl in ihrer Rede aus: Werkstattleiter Udo Czerwinka sei während der ganzen Bauphase unermüdlicher und kompetenter Ansprechpartner sowohl für die Klienten als auch die Mitarbeitenden und die ausführenden Firmen gewesen, unterstrich Diehl dessen Einsatz.

Verbesserung der Betreuungs- und Lebensqualität

Frank Haberzettel erläuterte im Anschluss, welche Verbesserungsmöglichkeiten die neuen Räume den Menschen mit den verschiedensten Behinderungen bringen: „Wir schaffen mit diesem neuen Angebot für Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderungen eine 100-prozentige Verbesserung ihrer Betreuungs- und Lebensqualität innerhalb von Kompass Leben“, so der Vorstand. Gemeint waren ausreichend Platz für alle dreißig Menschen, die in der Tagesförderstätte betreut werden, dazu ein großes Plus an Differenzierungsangeboten, Raum für Therapie- und Gruppenangebote, ein Snoezelraum, fünf Gruppenräume mit Bädern und Terrassen, Therapie- und Pflegebäder, kleine Küchenzeilen und eine große Therapieküche.

Ein Beispiel für den Sozialstaat und ein christliches Menschenbild nannte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich den Herbsteiner Neubau.

„Wir stellen damit nicht nur eine größere Klientenzufriedenheit her, von der wir sicher sind, dass sie sich auch im Alltag und im Miteinander widerspiegeln wird. Nein, wir entlasten damit auch unsere Beschäftigten, die sich unter den neuen Bedingungen ihren Klienten noch besser widmen können und unserem wertschätzenden Konzept im Umgang mit behinderten Menschen gerecht werden können“, erklärte Haberzettel.

Grußworte von den Gästen

Nach einem überaus gelungenen Beitrag der Werkstatt-Band „Die Spezialisten“, die einmal wöchentlich an der Lauterbacher Musikschule probt, äußerte sich zunächst der Regierungspräsident. Dr. Ullrich stellte in seinem Grußwort die Arbeit der Mitarbeitenden zum Wohl der Menschen mit Behinderung in den Fokus. „Ihr segensreiches Tun und unsere Unterstützung sind Ausdruck unseres christlichen Menschenbildes und des Sozialstaats“, führte Dr. Ullrich aus.

Landrat Manfred Görig bescheinigte Kompass Leben als größtem sozialen Dienstleister der Region eine große Bedeutung – auch als Arbeitgeber. Die verschiedenen Projekte des Vereins in den letzten Jahren hätten dies unterstrichen, so der Landrat, der die Mitarbeitenden bei Kompass Leben wissen ließ: „Ich bin froh, dass sie da sind!“

Landrat Manfred Görig unterstrich die Bedeutung von Kompass Leben als größtem Sozialen Dienstleister und wichtigem Arbeitgeber in der Region.

Als Bürgermeister und Aufsichtsratsmitglied meldete sich Bernhard Ziegler zu Wort. Die Anzahl der Liegenschaften von Kompass Leben im ganzen Ort betonten den inklusiven Gedanken, so der Rathauschef, der auch die wirtschaftliche Bedeutung der Einrichtung hervorhob und die Arbeit der Betreuenden würdigte. „Ich weiß, was wir an Ihrer Einrichtung haben“, so Ziegler, der sich zuversichtlich zeigte, dass Leben hier in der neuen Tagesstätte erlebbar werde.

Auch der Werkstattrat, vertreten durch Monika Huscher, Dieter Schweitzer und Carolin Misekewitsch, beglückwünschte die Kollegen zu dem schönen neuen Gebäude. Auf dessen Eigenschaften ging als letzter Redner Thomas Otte vom Architekturbüro BBO ein. Er hatte neben vielen interessanten Details wie den lichtspendenden Luken im Flachdach auch ganz erstaunliche Informationen bereit: 25 qm stünden nun rein rechnerisch jedem einzelnen Menschen in der Tagesförderstätte zur Verfügung – eine hohe Aufenthaltsqualität, für die auch die Barrierefreiheit ein maßgebliches Kriterium gewesen sei.

„Jeder weiß, was wir an Ihrer Einrichtung haben“ – Bürgermeister Bernhard Ziegler über die Verdienste von Kompass Leben.

Otte lobte die Geschäftsleitung von Kompass Leben für die professionelle und zielstrebige Arbeitsweise. An die Menschen mit Behinderung gewandt, wünschte er: „Sei dies ein Haus, in dem ihr euch wohlfühlt mit guten Arbeitsbedingungen, die euch helfen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.“

7 Gedanken zu “„Eine hundertprozentige Verbesserung für Klienten und Mitarbeitende“

  1. Ich freue mich über die 100%Verbesserung der Qualität..meiner Meinung nach ist dies ein Meilenstein für die Zukunft die KompassLeben damit geebnet hat..gerade solch ein Projekt in der Planung bedeutet Jahre u ist nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen…wenn ich die Bilder sehe,kann ich mir gut vorstellen das dies auch eine Herzensangelegenheit für alle Mitwirkenden ist u war..es zeugt von Respekt den Klienten gegenüber mit welcher Hingabe und Liebe so ein Projekt in der Endform entstanden ist…hoffe dies ist ein Grundstein für die perspektifische Entwicklung bei KompassLeben

    1. @ friend
      „100% Verbesserung der Qualität“ sind leicht zu erreichen, wenn ein Träger die Chance bekommt, eine neue Einrichtung nach modernsten Erkenntnissen und vielleicht sogar mit entsprechend großzügiger Förderung aufzubauen. Dass dann die älteren Einrichtungen desselben Trägers demgegenüber deutlich abfallen, liegt auf der Hand. Und dass deren Klientel sich dann benachteiligt fühlt, weil es anderswo doch so viel schöner ist, gehört wohl zu den üblichen Erfahrungen der Verantwortlichen.
      Wegen mir kann man es als „ungerecht“ empfinden, wenn die Nutzer der moderneren Einrichtung es so viel „besser haben“ als diejenigen, die auf die alten Standorte angewiesen sind. Und meinetwegen soll man seine Unzufriedenheit auch öffentlich zum Ausdruck bringen. Aber man sollte acht geben, dass die Kritik nicht überspitzt wird und Neid bzw. Missgunst nicht allzu sehr durchschlagen. Was der „besorgte Angehörige“ hier streckenweise zum allerbesten gibt, ist mit Besorgtsein nicht zu rechtfertigen. Es ist bei Compass Leben „nicht alles Gold was glänzt“? Na gut, aber immerhin glänzt es noch. „Man fragt sich, ob die Zeit hier stehen geblieben ist“? Ja, wenn es sich um eine bereits ältere Einrichtung handelt und die Zuschüsse für die Sanierung des Bestands eben nicht so reichlich fließen wie die für eine Neuerrichtung, dann ist es fast schon eine Selbstverständlichkeit, wenn sich da in Richtung Modernisierung bisher nicht viel getan hat. Aber bitte die „Kritik“ der Realität anpassen, sonst werden „besorgte Angehörige“ schnell als „Ungehörige“ wahrgenommen.

  2. da kann man nur hoffen, dass in Altenburg auch schnellstmöglich was passiert, denn auch bei Kompass Leben ist nicht alles Gold was glänzt, wie manche hier glauben machen wollen.

    Mein Gott Walter, so hieß eine Sendung in den Siebzigern und man fragt sich, ob die Zeit hier stehen geblieben ist.

    Es geht schließlich um Menschen und nicht nur ums Über-(Leben).

    Und das ist keine Spekulation.

    1. „…denn auch bei Kompass Leben ist nicht alles Gold was glänzt, wie manche hier glauben machen wollen.“
      Nun gut, das kann ja durchaus sein. Man weiß z.B., was in Kliniken oder der Altenpflege tagtäglich so alles schief geht, wenn man mal genau hinsieht. Das sind vielleicht Behinderten-Einrichtungen auch nicht besser dran.
      Nur wo ernsthafte Missstände bestehen, darf man sich nicht nur in Andeutungen ergehen. Dann bitte Butter bei die Fische!

      1. Was ist denn das schon wieder für ein aggressiver Ton?
        Man muss sich nur die Bilder hier ansehen und geht dann in die Werkstatt nach Altenburg. Es fällt einem wie Schuppen von den Augen. Dass die Betreuer dabei noch aufopferndes leisten, muss an dieser Stelle auch mal gesagt werden. Doch wenn man in fremden Gewässern fischt, bleibt das Kerngeschäft auf dem Trockenen.
        Mehr sei hier nicht zu erwähnen, da dies sicher nicht die richtige Plattform ist für solche Diskussionen. Aber wie heißt es so schön, der Fisch …

      2. komischerweise ist der kritische Leser nur gegenüber den Kommentaren kritisch, nicht gegenüber der selbst darstellenden Art der Geschäftsführung und Politik.
        Natürlich ist es schön, wenn eine solches Objekt seiner Bestimmung übergeben wird und man kann sich nur für die Menschen freuen, die dadurch in ihrem Leben eine Wohltat verspüren können. Doch gibt es diese Menschen auch in Altenburg, und wenn man sich in dieser Werkstatt umsieht würde eine solche Investition gewiss nicht schaden. Doch, wie schon an anderer Stelle geäußert wurde. hat Kompass Leben noch andere Baustellen, die vielleicht wichtiger sind. Es wäre allerdings schade, wenn dies alles auf Kosten der Klienten und Mitarbeiter in Altenburg geht. Und den Eindruck hat man nun einmal. Natürlich geht es immer schlimmer, aber sollte nicht gerade eine solche Einrichtung mit gutem Beispiel voran gehen. Wo es doch nicht um Gewinnmaximierung geht, sondern, genau, um Menschen. Und nicht nur jene, die immer im Vordergrund stehen.

  3. „Gemeint waren ausreichend Platz für alle dreißig Menschen, die in der Tagesförderstätte betreut werden, dazu ein großes Plus an Differenzierungsangeboten, Raum für Therapie- und Gruppenangebote, ein Snoezelraum, fünf Gruppenräume mit Bädern und Terrassen, Therapie- und Pflegebäder, kleine Küchenzeilen und eine große Therapieküche.“
    Für alle, die bei „Snoezelraum“ an Schnösel (übrigens keine anerkannte Behinderung!) denken, möchte ich hier einen Link mit sachdienlichen Erläuterungen zur Verfügung stellen:
    https://homepage.univie.ac.at/henning.schluss/seminare/015Raum/snoezelraum/snoezelenreferat.htm

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