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Vorstellung des neuen Kalenders der Albert-Schweitzer-Schule - Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz zu Gast im Alsfelder RathausGroße Linien der deutschen Geschichte auf den Spuren Alsfelds nachgezeichnet

ALSFELD (ol). Der große ovale Tisch im altehrwürdigen Sitzungssaal des Alsfelder Rathauses war voll am Freitagnachmittag, und eine passendere Kulisse als dieses geschichtsträchtige Gebäude mitten in der Stadt hätte es wohl kaum geben können, denn es ging um Geschichte in dieser Stunde, für die sich neben vielen anderen Gästen auch Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz auf den Weg gemacht hatte – zum ersten Mal war er in dem 500 Jahre alten Rathaus und zeigte sich schon allein davon sehr angetan.

Grund für den großen Bahnhof war laut Pressemitteilung der Albert-Schweitzer-Schule das Erscheinen des fünften historischen Kalenders der Albert-Schweitzer-Schule, entstanden als freiwillige Projektarbeit des Geschichts-Leistungskurses der diesjährigen Abiturienten, gemeinsam mit zwei Schülern der jetzigen Q3, die auch federführend für die Fotografien waren. Für Layout und Gestaltung zeichnete mit Fabian Fricke ebenfalls ein ehemaliger Schüler der Albert-Schweitzer-Schule verantwortlich.

Projektleiter Michael Rudolf dankte allen Beteiligten und Unterstützern. Foto: Schneider

Geleitet wurde das Projekt von Oberstudienrat Michael Rudolf, der neben seiner Tätigkeit als Lehrer auch ehrenamtlicher Stadtarchivar Alsfelds ist. Ihn sowie eine Gruppe beteiligter Schüler konnte Bürgermeister Stephan Paule begrüßen, daneben waren der Landtagsabgeordnete Kurt Wiegel, Landtagskandidat Michael Ruhl, der kommissarische Leiter des Staatlichen Schulamtes Michael Scholz, Vertreter der Schulleitung und Lehrerschaft der Albert-Schweitzer-Schule, darunter der stellvertretende Schulleiter Christian Bolduan, sowie Dieter Welker vom Förderverein des Gymnasiums anwesend.

Projekt finanziell unterstützt

Als weitere Gäste waren Christina Jahn, die Leiterin der Stadtbücherei, Marion Jäckel vom TCA und Andreas Lenth, dessen historische Postkarten und Fotos den Kalender maßgeblich bereichern, zugegen. Sie hatten das Projekt unterstützt und begleitet. Für die Heinz-und-Gisela-Friederichs-Stiftung war Sebastian Decher, Geschäftsführer der Firma Hartmann Spezialkarosserien GmbH, im Rathaus erschienen. Die Stiftung hatte gemeinsam mit dem Förderverein der Schule und der Stadt Alsfeld das Projekt finanziell unterstützt.

Bürgermeister Paule, selbst von Haus Lehrer für Geschichte, freute sich sichtlich über das Kalenderprojekt und das große Engagement sowohl der Schüler als auch des Projektleiters. Das Einbinden der historischen Ereignisse in einen aktuellen Kontext sei gelungen, so Paule, der sich am Ende der Veranstaltung mit Geschenken bei der Gruppe für dieses neue Aushängeschild seiner Stadt bedankte. „Alsfeld ist etwas Besonderes“ – sichtlich begeistert vom Charme der Alsfelder Altstadt und dem Ambiente im Rathaus kam der Kultusminister in seiner Ansprache zu der Erkenntnis, dass dieses Ensemble Geschichte unmittelbar begreifbar mache.

Bürgermeister Stephan Paule verwies auf die herausragende Arbeit der Projektgruppe. Foto: Schneider

Gelungenes Beispiel für erforschendes und entdeckendes Lernen

Das in Verbindung mit dem Engagement und dem historischen Interesse auf allen Seiten sei für ihn Anlass gewesen, der Einladung Kurt Wiegels nachzukommen und die Leistung der Schülergruppe zu würdigen. Auch als Jurist sei er fasziniert von Geschichte – vieles werde erst durch den Blick auf die historischen Wurzeln verständlich. „Es ist schön zu sehen, wie man Geschichte auch machen und erleben kann“, lobte Lorz die Projektarbeit als gelungenes Beispiel für erforschendes und entdeckendes Lernen an außerschulischen Lernorten. Faszinierend sei, wie in dem vorliegenden Kalender die großen Linien der deutschen Geschichte auf den Spuren Alsfelds nachgezeichnet seien – das zeige exemplarisch für andere Regionen, wie Politik und Weltgeschehen sich auswirkten.

Lorz lobte das Engagement aller Beteiligten: „Ihre Arbeit ist ein gutes Beispiel dafür, was man nicht verordnen und in Rahmenplänen messen kann“, sagte der Kultusminister an Michael Rudolf, „es ist das, was einen guten Lehrer und gute Schülerinnen und Schüler ausmacht.“ Mit einem Gutschein für die Schule unterstrich Lorz diese Wertschätzung.
Michael Rudolf selbst dankte allen beteiligen Schülern, Unterstützern und Wegbegleitern. „Geschichte ist vor Ort“, so der Stadtarchivar, dem es immer wieder gelingt, seine Geschichtskurse am Gymnasium dafür zu begeistern.

„Geschichte begreifbar machen“ – Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz war erstmals zu Gast im Alsfelder Rathaus. Foto: Schneider

Er skizzierte die Idee hinter dem Kalender, der als Versuch gestartet war, im Jahr 2019 ausgewählte Jubiläen ins Zentrum zu stellen, die mit der „Zahl neun“ verknüpft sind. Die Ergebnisse ihrer Recherchen im Stadtarchiv, in der Bibliothek und im Postkartenarchiv sowie die Auseinandersetzung mit verschiedenen Publikationen stellten die anwesenden Schüler und Abiturienten selbst vor. Die Gäste im Rathaus blickten in Auszügen auf die Wirkung der Napoleonischen Kriege im 19. Jahrhundert, auf die Fachwerkstadt und ihre Bewohner, auf die revolutionären Erschütterungen rund um das Hambacher Fest und das Erscheinen des Hessischen Landboten im Jahr 1834, von dem auch Exemplare im Alsfelder Gasthaus Zum Schwanen gefunden worden waren, und in Folge dessen auch auf den Vormärz.

Besonders interessant war ein Blick auf die Bedeutung, die der Verkehrsausbau und die langersehnte Anbindung an das Eisenbahnnetz zur Zeit der Industrialisierung auf Alsfeld hatten. Auch die jüngere und jüngste Geschichte wird in dem Kalender beleuchtet: So ist neben der Zeit des Nationalsozialismus jeweils ein Kalenderblatt der der Nachkriegszeit und zuletzt der der Wiedervereinigung gewidmet. Als grenznaher Ort war Alsfeld 1989 Anlaufstelle für viele DDR-Bürger, die sich hier ihr Begrüßungsgeld abholten und ohne Angst vor Repressalien in Westdeutschland aufhielten. Ein Stück der Berliner Mauer in der Volkmarstraße erinnert nachhaltig an diese Zeit.

Die Schüler der Projektgruppe stellten selbst die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Foto: Ermel

Hohe Anforderungen

Nachdem die beiden Fotografen über ihre Motive und die Bildauswahl gesprochen hatten, ergriff Kurt Wiegel das Wort. Die Anwesenheit des Ministers ehre die jungen Leute, so der Landtagsabgeordnete, der die außerordentliche Leistung der Gruppe hervorhob, auf die anschließend auch noch einmal Christian Bolduan einging. Eine solche Projektarbeit stelle hohe Anforderungen an alle Beteiligten, so der stellvertretende Schulleiter. Man müsse Irrwege in Kauf nehmen und als Verantwortlicher stets das Maß zwischen selbstständiger Arbeit und notwendiger Unterstützung der Schülerinnen und Schüler im Auge behalten. Für die Schule sei es ein Glücksfall, einen Geschichtslehrer zu haben, der auch seine Expertise als Stadtarchivar einbringe.

Christian Bolduan, stellvertretender Schulleiter der Albert-Schweitzer-Schule, freute sich sehr über die Wertschätzung aus dem Kultusministerium. Foto: Schlitt

Als letzter Redner würdigte Dieter Welker die Arbeit und das vorliegende Ergebnis. „Wenn ihr nach den historischen Wurzeln sucht und sie findet, gebt ihr der Stadt ein neues Gesicht“, richtete er seine Worte an die Schüler und Abiturienten. Der Besuch des Ministers unterstreiche die Bedeutung des Projekts und könne die Beteiligten stolz machen. Der Förderverein der Schule unterstütze die Ideen von Michael Rudolf stets gerne: Sie inspirierten nachfolgende Jahrgänge und etablierten nachhaltige Erfahrungen und Fertigkeiten bei den jungen Menschen.

Der Kalender ist in einer Auflage von 1.000 Stück erschienen und zum Preis von 6 Euro in Alsfeld bei Buch 2000, Ramspeck am Markt, Rosi Mück und im Tourist Center sowie in der Albert-Schweitzer-Schule erhältlich.

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