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Landrat Manfred Görig im Gespräch mit JagdvereinenWaschbären gefährden den Artenschutz

VOGELSBERG (ol). Mit dieser Antwort aus dem hessischen Umweltministerium sind die Vogelsberger Jäger nicht zufrieden: Die fünfmonatige Schonzeit für Waschbären wird nicht zurückgenommen. Dabei richten die Tiere im Vogelsbergkreis Schäden an – nicht nur als „Untermieter“ auf Dachböden, sondern vor allem als Räuber und Jäger.

Sie fressen Jungtiere anderer Arten, vermehrt kleine Vögel, die noch im Nest sitzen, heißt es in der Pressemitteilung. „Der Artenschutz ist nicht mehr gewährleistet“, formulierten dann auch Vertreter der Jagdvereine, die sich jetzt zum Jahresgespräch mit Landrat Manfred Görig im Lauterbacher Landratsamt trafen. „Der Schaden, insbesondere in der Vogelwelt, ist erheblich“, betonten die Jäger.

Waschbären als Wirt für den Staupe-Virus

Genau an diesem Punkt hatte auch die Argumentation des Vogelsberger Kreistages angesetzt, der im vergangenen Oktober eine Resolution verabschiedet und darin die ganzjährige Bejagung von männlichen Waschbären und Jungtieren gefordert hatte. „Die Waschbären müssen als Schadwild bezeichnet werden. Ihr Einfluss auf die Tierwelt – gesamter Vogelbereich und Jungtiere aller Arten – ist enorm“, hieße es in der Resolution. Ein Rückgang in der Vogelwelt sei klar festzustellen. Trotzdem: Das Ministerium setzte die Schonfrist, die vom 1. März bis zum 31. Juli gehe, nicht aus, was die Vertreter der Jagdvereine nun noch einmal kritisierten.

Zudem hatten sie auf die Gefahr von Staupe, einer Virusinfektion, hingewiesen. Bei der jüngsten Erhebung trugen 88 Prozent der vom Hessischen Landeslabor untersuchten Waschbären den Staupe-Virus in sich.

Neben dem Waschbären könnte irgendwann auch ein anderes Tier den Lebensraum Vogelsberg für sich entdecken: der Wolf. „Machen wir uns nichts vor, irgendwann wird er kommen“, sagte Landrat Manfred Görig. Sichtungen soll es im Vogelsbergkreis schon gegeben haben. Eigentlich keine Überraschung, schließlich lebten nach Angaben des deutschen Jagdverbandes mittlerweile rund 800 Wölfe in Deutschland – allerdings nicht immer problemlos und mit zum Teil weitreichenden Folgen.

Zahlreiche Themen – von der Schonzeit für Waschbären bis hin zu Trichinen-Untersuchungen bei Wildschweinen – wurden in der Runde im Landratsamt erläutert, zu der Landrat Manfred Görig Vertreter der Jägerschaft eingeladen hatte. Foto: Sabine Galle-Schäfer/Vogelsbergkreis

Auch der Wolf könnte ein großes Problem werden

„Der Wolf geht an die Beute, die leicht zu bekommen ist“, wissen die Jäger. „Und das sind Schafe.“ Selbst Pferde und Kühe seien bereits angegriffen worden. „Wenn der Wolf die Möglichkeit hat, ein Kalb auf einer umzäunten Weide zu reißen, dann macht er das und jagt keinem Wildschwein hinterher.“  In Gefahr sehen die Jäger die Weidetiere – für Landrat Görig ein ganz wichtiges Thema: „Mutterkuhhaltung und Schafhaltung spielen im Vogelsbergkreis eine große Rolle. Die Landwirte müssen die Möglichkeit haben, ihre Tiere auf die Weide zu bringen und sicher wieder nach Hause.“ Landrat Görig: „Weidetierhaltung muss im Vogelsbergkreis weiterhin möglich sein.“

Die Jäger fordern daher, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, es gehe um ein „vernünftiges Management“ der Wolfspopulation.  „Uns geht es darum, dass wir bei Problemlagen zu einer Lösung kommen.“ Das bedeute: „Auffällige Wölfe müssen auf Antrag erlegt werden dürfen – und zwar von den Jägern vor Ort“, stellte Landrat Görig fest.

Schließlich ginge es bei dem Jahrestreffen noch um die „wichtige und notwendige“ Waffenkontrolle. „Wir machen unsere Arbeit gründlich“, lobte Landrat Manfred Görig seine Mitarbeiter, die vor Ort die ordnungsgemäße Lagerung der Jagdwaffen kontrollierten. Er richtete einen Appell an die Jäger, sich über die richtige Handhabung nach dem Waffengesetz zu informieren und gegebenenfalls die Waffenbehörde zu kontaktieren.

Positiv aufgenommen worden sei in der Runde der Jäger, dass Trichinen-Untersuchungen bei Wildschweinen bis 20 Kilogramm Gewicht gebührenfrei seien. Der Berechtigte müsse die Probe allerdings selbst entnehmen. Und schließlich nutzten die Vertreter der Jagdvereine die Gelegenheit und fragten beim Landrat nach, ob möglicherweise die Jagdsteuer – sie wird vom Kreis als eigene Steuer erhoben – abgeschafft werden könne. „Im Rahmen der Haushaltsberatungen werden wir noch einmal darüber sprechen“, kündigte Manfred Görig an.

Ein Gedanke zu “Waschbären gefährden den Artenschutz

  1. Lasst doch die Wölfe die Waschbären fressen und anschließend an Staupe eingehen! Dann ist bald alles wie vorher. Dann gibt es im Vogelsberg nur noch Jäger. Und die zweibeinigen Räuber übertragen wenigstens nicht die Staupe.

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