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Kriminalstatistik 2017 für den Vogelsberg: Polizei verzeichnet Rückgang der Straftaten„Man lebt im Vogelsbergkreis sehr, sehr sicher“

LAUTERBACH (ol). „Man lebt im Vogelsbergkreis sehr, sehr sicher“, sagte Osthessens Polizeipräsident Günther Voß zur Kriminalstatistik 2017. Diese stellt er am Donnerstag zusammen mit Führungskräften in den Räumen der Polizeidirektion Vogelsberg in Lauterbach vor. Bei der Präsentation sprach der Polizeipräsident von einem Sicherheitsstandard, für dessen Gewährleistung die Polizei auch in Zukunft alles tun werde.

Im Vergleich zum Jahr 2016 sank die Anzahl der Straftaten von 4.003 auf 3.483 Fälle im Vogelsbergkreis ab, die Aufklärungsquote lag mit 2.258 aufgeklärten Fällen bei 64,8 Prozent. Polizeidirektionsleiter Andreas Böhm hob dazu hervor, dass zuletzt Anfang der 1980er Jahre so wenige Straftaten im Vogelsbergkreis verzeichnet wurden. „Fleißige Polizeiarbeit und gutes Miteinander mit den Bürgern“, interpretierte Böhm die Zahlen.

Zuletzt 1980 so wenig Straftaten: Das erklärte Andreas Böhm, der Polizeidirektionsleiter. Alle Fotos: privat

Die Kriminalfälle gliederten sich im Jahr 2017 wie folgt: 1.001 Diebstähle (28,7 Prozent), 589 Betrügereien (16,9 Prozent), 475 Sachbeschädigungen (13,6 Prozent) 423 Körperverletzungen (12,7 Prozent), 319 Rauschgiftdelikte (9,2 Prozent), 53 Sexualdelikte (1,5 Prozent), 35 Umweltvergehen (1,0 Prozent), 16 Raube (0,5 Prozent) und 572 sonstige Straftaten (16,5 Prozent). Begangen wurden die Taten von 1.399 Männern (79,0 Prozent) und 373 Frauen (21,0 Prozent), darunter 359 Personen unter 21 Jahren (20,2 Prozent). Unter den insgesamt 1.772 Tätern befanden sich 391 Nichtdeutsche (22,1 Prozent).

Vier Ermittlungen wegen Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung

Wegen Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung ermittelte die Polizei im Vogelsbergkreis im Jahr 2017 vier Mal. Der stellvertretende Leiter der Regionalen Kriminalinspektion Horst Schäfer stellte die Fälle vor, dazu zählten ein tödlicher Unfall mit einem Radlader bei Lauterbach, ein Frontalcrash mit zwei Toten bei Schlitz, eine Messerstecherei bei Homberg Ohm und Schüsse auf Polizeibeamte in Alsfeld, bei denen der Angreifer getötet wurde.

Ein besonderes Augenmerk legte er auf die 30 Brandstiftungen des Vorjahres, die zu 66,7 Prozent aufgeklärt wurden. Hierbei ging er auf die Taten eines Einbrechers in Alsfeld ein, der seine Spuren mit Feuer verwischen wollte. „Kein Feuerteufel im klassischen Sinne“, sagte Schäfer. Wie er informierte, wurde dem Täter eine DNA-Spur an einem Beweisstück zum Verhängnis, die in einer schwedischen Datenbank registriert war. Zur Statistik der Brandstiftungen teilte Schäfer mit, dass der Suizid im Alsfelder Stadtteil Eudorf sowie der Unglücksfall mit einem Brandtoten in einer Romröder Gartenhütte darin nicht erfasst sind.

30 Brandstiftungen des Vorjahres, die zu 66,7 Prozent aufgeklärt wurden: Das erklärte Horst Schäfer, der stellvertretende Leiter der Regionalen Kriminalinspektion.

423 Körperverletzungen machen großen Teil aus

Zu den 423 Körperverletzungen sagte der Leiter der Alsfelder Polizeistation Jörg Stein, dass diese einen großen Teil vom „Kuchen der Kriminalität“ ausmachen. Aus seiner Sicht besteht ein Zusammenhang zwischen Alkohol und Gewalt. In diesem Hinblick hob er die Präventionsmaßnahmen auf Rummelplatz und Kirmes hervor. Zukünftig will man zudem bei Polizeieinsätzen die Verwendung von sogenannten Body-Cams forcieren. Zu den 45 Diebstählen aus Kraftfahrzeugen sagte der Leiter der Lauterbacher Polizeistation Peter Muth, dass sich diese hauptsächlich in autobahnnähe bei Alsfeld und Mücke ereigneten.

„Wir sind bei solchen Fällen auf Hinweise aus der Bevölkerung zu verdächtigen Personen und Fahrzeugen angewiesen“, appellierte Muth. Diesen Aufruf bekräftigte sein Alsfelder Amtskollege Stein im Hinblick auf Sachbeschädigungen. Zu den 475 Fällen hob er insbesondere die Beschädigungen an Autos hervor und berichtete von einem Fall, bei dem ein jugendliches Duo in Schlitz insgesamt an 30 Fahrzeugen Schäden verursachte.

Zu den 423 Körperverletzungen sagte der Leiter der Alsfelder Polizeistation Jörg Stein, dass diese einen großen Teil vom „Kuchen der Kriminalität“ ausmachen.

Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich gesunken

Im Hinblick auf die im Vergleich zum Vorjahr um 63 Fälle gesunkenen 77 Wohnungseinbrüche hob Polizeidirektionsleiter Böhm auch die Präventionsarbeit von Polizeihauptkommissar Wolfgang Keller hervor. Er berät im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit im Vogelsbergkreis in Sachen Einbruchsicherheit. Im Hinblick auf 319 Fälle von Rauschgiftkriminalität sprach Böhm von einer trügerischen Zahl, die Dunkelziffer liegt aus seiner Sicht vermutlich höher.

Er hob die Auflösung mehrerer illegaler Cannabisplantagen hervor, bei denen Drogen im Marktwert von rund 150.000 Euro sichergestellt wurden. Laut seinen Angaben fehlte für die Bekämpfung der Drogenkriminalität im Vorjahr das Personal. In diesem Zusammenhang berichtete er, dass Polizeibeamte im Vorjahr rund 1.000 Schwertransporte im Vogelsbergkreis begleiten mussten. Zur Straßenkriminalität teilte Böhm mit, dass diese sich im Vogelsbergkreis stark in Grenzen hielt.

Der Leiter der Lauterbacher Polizeistation Peter Muth.

Zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizisten

Mit 17 Fällen zeigte sich der Vogelsbergkreis laut Böhm bei Straftaten gegen Polizisten gegen den Trend, dennoch berichtete er von einer zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber Polizisten. „Insbesondere bei Alkoholgenuss“, erklärte Böhm. In den Landkreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg wurden im Jahr 2017 insgesamt 137 Straftaten gegen Polizeibeamte verzeichnet, im Vorjahr waren es noch 98.

„Es gibt immer mehr Gewalt gegen Polizeibeschäftigte, ich halte das für bedrohlich“, sagte Polizeipräsident Voß dazu. Nicht nur in diesem Zusammenhang lobte er die Investitionen der Landesregierung in die Schutzausstattung bei der Polizei. Er führte unter anderem verbesserte Schutzwesten, Schnittschutzschals sowie eine neue Mitteldistanzwaffe an. Wie Polizeipräsident Voß zudem mitteilte, sollen in den nächsten fünf Jahren insgesamt 1.520 neue Polizisten in Hessen eingestellt werden. Für die osthessischen Landkreise seien dafür 73 Stellen vorgesehen.

Polizeisprecher Wolfgang Keller.

Neue Seniorenkampagne geplant und vorgestellt

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde die neue Seniorenkampagne des Polizeipräsidiums Osthessen präsentiert, die von Conny Jehnert geleitet wird. Im Dialog und mit Multiplikatoren möchte die Polizei in den nächsten Monaten verschiedene Ziele rund um das Thema Senioren erreichen. Nicht nur die Verkehrssicherheit, sondern auch die Reduzierung von Straftaten zum Nachteil gegen Senioren soll dabei aufgegriffen werden. Kriminaldirektor Böhm informierte dazu, dass im Vorjahr 74 solcher Straftaten im Vogelsbergkreis registriert wurden.

Conny Jehnert wird die neue Seniorenkampagne leiten.

Er berichtete zudem von 131 Anrufen der Betrugsmasche „falsche Polizisten“ am Telefon. Zu den 1.270 im Vogelsbergkreis lebenden Flüchtlingen wurde im Rahmen der Konferenz bekannt, dass der Anteil an der Kriminalität nach Bereinigung der Aufenthaltsdelikte 5,8 Prozent beträgt.

8 Gedanken zu “„Man lebt im Vogelsbergkreis sehr, sehr sicher“

  1. Man könnte meinen dass jeder noch einen Stern haben will? Hallo ihr bracht nicht mehr die Schau zu machen. Jeder VB Bürger weiß mittlerweile Bescheid!

  2. @Kai:
    „Hat denn keiner der anwesenden einen „Arsch“ mehr in der Hose?“
    @Hartmann:
    …doch, aber es erfolgt sofortige „Maaslöschung“

  3. Ohne eingehende Methodenanalyse sollte man sich auf Aussagen, die sich auf Statistiken berufen, grundsätzlich nicht mehr einlassen. Dass es zwei Dritteln der Bundesbürger wirtschaftlich gut geht, nützt dem restlichen Drittel überhaupt nichts. Und wer sagt mir denn, dass nicht viele von denen, die gelernt haben, dass die Aufklärungsquote von Wohnungseinbrüchen, Fahrraddiebstählen usw., usw. gleich Null ist, sich im Fall des Falles die Mühe einer Strafanzeige ersparen. Und jedes Mal, wenn ich angesichts finsterer Gestalten die Straßenseite wechsle oder einen großen Bogen um sehr zügig einparkende Luxuslimousinen mache, in denen fünf Zwanzigjährige mit arabischem Aussehen breit grinsend von Tatort zu Tatort kutschieren, entlaste ich wahrscheinlich die Kriminalitätsstatistik, die Justiz und meine Krankenkasse.

  4. Das ist wie beim den Aktien. Insgesamt geht die Kurve nach oben. Die Personen die da zu sehen sind müssen positive Ergebnisse abliefern sonst sind sie weg. Bitte die Ergebnisse mit vor 2015 vergleichen. Aber bedenken sollte jeder „die beste Statistik ist die die man selbst gefälscht hat“.
    Jeder Bürger sollte ganz einfach seinen Menschenverstand gebrauchen und das Wirkliche für selbst bewerten. An allen Ecken in Deutschland wird mittlerweile um Hilfe geschrien und was wird gemacht. Die Leute werden niedergemacht (z.B. Tafel in Essen). Kapiert ihr das nicht ,vom Bürgermeister bis zur Merkel , wo das hinführt? Es wird gerade so getan als ob die Tafel ein muss wäre. Nein! Unsere sogenannte GROKO mit samt den anderen Parteien bis 2016 haben versagt.
    Der wirkliche Politikwechsel wird noch kommen. Selber Schuld. Hoffentlich und zum Glück gibt es immer mehr Menschen ,auch Amtsträger, die die Wahrheit sagen. Denkt immer daran „den letzten beißen die Hunde“.
    Sagt doch bitte mal die Wahrheit. Und nicht was ihr sagen müsst.

  5. Klingt ja alles sehr beruhigend. Offensichtlich hat es sich in Rumänien noch nicht herumgesprochen, dass an manchem Wochenenden je zwei Polizeibeamte in zwei Streifenwagen über viele Stunden den gesamten Vogelsberg „bewachen“. Im Falle des Überfalles sollte man mit dem rechtzeitigen Eintreffen der Freunde und Helfer lieber nicht rechnen. Da hört man wohl eher die Englein im Himmel singen als das Tatütata des Einsatzwagens. Und falls man mal von der Polizei angerufen wird, sind es irgendwelche Spitzbuben mit dem „Polizistentrick“.

  6. Aber, aber, aber die Flüchtlinge sind doch hier… über was regen wir uns jetzt auf, wenn die Kriminalität durch die nicht angestiegen ist?

  7. Berichtigung zum Text:
    „Neustadt liegt am Schwalm-Nebenfluss Wiera und somit – als einzige Gemeinde des Landkreises Marburg-Biedenkopf….“

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