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Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Heidelbach: Ein Gerätehaus, ein Fahrzeug und sogar Feuerwehrleute seien vorhanden, nur keine FührungFeuerwehr Heidelbach sucht einen neuen Wehrführer

HEIDELBACH (ol). Ohne Wehrführung ist die Freiwillige Feuerwehr im Alsfelder Stadtteil Heidelbach. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung im Dorfgemeinschaftshaus konnte am Freitagabend mangels Personalie kein Wehrführer gewählt werden. Bereits seit dem Vorjahr fehlt der Einsatzabteilung eine Wehrführung, sodass diese den Wehrführern des Nachbarortes Fischbach unterstellt ist.

Im Jahresbericht des 97-köpfigen Feuerwehrvereins resümierte der Vorsitzende Sebastian Müller, dass sich das Jahr 2017 um den Fortbestand der Feuerwehr in Heidelbach drehte. Fischbachs stellvertretender Wehrführer Holger Krauß informierte, dass die Heidelbacher Feuerwehrleute kommissarisch durch ihn sowie Wehrführer Marcel Decher geführt werden. Die Einsatzabteilung in Heidelbach zähle derzeit 19 Mitglieder und rückte im Vorjahr zu einem schweren Verkehrsunfall aus. Norbert Müller teilte mit, dass der Feuerwehrverein die Einsatzabteilung finanziell unterstützte.

Durchaus kontrovers wurde auf der Versammlung die Situation der Feuerwehr diskutiert. „Die ganze Ortsgemeinschaft ist jetzt gefordert“, sagte Bürgermeister Stephan Paule. „Ich möchte diese Feuerwehr nicht schließen, ich möchte diese Feuerwehr erhalten“, erklärte Stadtbrandinspektor Daniel Schäfer. „Es geht um das Leben von Euch, Euren Familien und Euren Freunden“, ergänzte der stellvertretende Stadtbrandinspektor Kevin Planz. „Eine Schließung der Feuerwehr kann nicht sein“, so Ortsvorsteher Dietmar Herrmann. „Wir können die Einsatzabteilung auf Dauer nicht aus dem Nachbarort betreuen“, sagte Fischbachs stellvertretender Wehrführer Holger Krauß. Aus der Versammlung gab es auch einige Stimmen, diese fokussierten besonders auf die gesteigerten Ansprüche für die Qualifikation im Feuerwehrwesen sowie der Vereinbarkeit mit dem Berufsleben.

Stephan Paule: Bedauerlich, dass es keine Führung aus dem eigenen Ort gibt

Betroffen und inständig bittend warb Bürgermeister Paule an die Versammlung, eine personelle Basis für die Wehrführung zu finden. „Es ist bedauerlich, dass es keine Führung aus dem eigenen Ort gibt“, sagte Paule. Er hob hervor, dass die Feuerwehr ein wichtiger und integraler Bestandteil für den Zusammenhalt im Dorf sei. „Ein Feuerwehrverein gehört untrennbar zu einem Ort dazu“, sagte der Bürgermeister. Aus seiner Sicht gehe ohne Feuerwehr ein Stück der örtlichen Identität verloren. Er sprach von einer Verantwortung gegenüber den Bürgern im Ort und den ehemals aktiven Feuerwehrleuten. „Diese Verantwortung betrifft aber auch besonders diejenigen, die sich noch nicht in der Feuerwehr engagieren“, erklärte Paule. Aus seiner Sicht gehe es darum, sich für seine Heimat zu engagieren. „Hier herrscht kein böser Wille, sondern eine schwierige Situation“, fasste der Rathauschef die Lage zusammen.

Aus seiner Sicht könne man niemanden zum Wehrführer zwingen, für die Ausbildung und das Zusammenschweißen der Truppe müsse jemand motiviert und engagiert sein. Anhand eines Wohnhausbrandes macht er deutlich, dass es um Menschenleben geht. „Was ist, wenn dann niemand da ist, der schnell hilft?“, so seine kritische Frage. Aus seiner Sicht könne die Stadt finanziell und politisch unterstützen, aber nicht das ehrenamtliche Engagement ersetzen. „In Heidelbach ist die Nachbarschaft doch eigentlich gut“, stellte er dazu fest.

Daniel Schäfer: Faktisch ist Heidelbach nicht einsatzbereit

Deutliche Worte richtete Stadtbrandinspektor Daniel Schäfer an die Versammlung: „Faktisch ist Heidelbach nicht einsatzbereit“. Ein Gerätehaus, ein Fahrzeug und sogar Feuerwehrleute seien vorhanden, nur keine Führung. Aus seiner Sicht passe das nicht zu den sonst so motivierten Heidelbachern, die immer Initiative zeigten. Er teilte mit, dass es im Vorjahr zu drei Alarmierungen für die Feuerwehr kam und zweimal keine Einsatzbereitschaft hergestellt werden konnte.

„Helfen geht nicht ohne Ausbildung und Fortbildung“, mahnte er zudem. In den letzten zehn Jahren seien lediglich sechs Lehrgänge von den Feuerwehrleuten absolviert worden. „Im Brandfall bleiben maximal 17 Minuten, um einen Menschen aus Rauch und Feuer lebend zu retten“, machte er zur Bedeutung einer Feuerwehr im Ort deutlich. Er bot jegliche Unterstützung für den Erhalt der Einsatzabteilung an. Dankbar zeigte er sich für das Engagement der Heidelbacher Feuerwehrleute bei der Einweihung der neuen Feuerwache und bei dem Blaulichtumzug durch Alsfeld.

Dietmar Herrmann: Schließung der Feuerwehr kann nicht sein

Aus Sicht von Ortsvorsteher Dietmar Herrmann könne eine Schließung der Feuerwehr nicht sein. „Es ist kein gewollter Zustand, es ist ein gewachsener Zustand“, sagte Herrmann. Er sicherte die Unterstützung des Ortsbeirates zu. Er hob zudem die Bedeutung der Jugendarbeit für die Feuerwehr hervor und stellte fest, dass die letzte Übung der Jugendfeuerwehr schon über zehn Jahre her ist.

Bei den Neuwahlen des Vorstandes des Feuerwehrvereins wurden alle Positionen besetzt. Zum neuen Vorsitzenden wurde Sebastian Scheuer gewählt, der die Nachfolge von Sebastian Müller antritt. Der stellvertretende Vorsitzende Lars Schreiner wurde wiedergewählt, ebenso Schriftführerin Janina Decher und ihr Stellvertreter Peter Müller. Zum neuen Kassenverwalter wurde Thilo Krüger gewählt, er löst Norbert Müller ab. Zu Beisitzern wurden Gerhard Weitzel, Christoph Frank und Peter Baus gewählt, zum Kassenprüfer Robert Feussner. Sowohl Norbert Müller als auch Sebastian Müller wurden mit Präsenten geehrt, sie leisteten zusammen 29 Jahre Vorstandsarbeit.

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