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Schüler der Albert-Schweitzer-Schule nahmen am Austausch mit Barcelona teilKatalonien: Das Referendum live miterlebt

ALSFELD (ol). Erstmals führte im Oktober die Austauschfahrt der spanischsprechenden Schüler der Albert-Schweitzer-Schule nach Igualada in Katalonien – direkt hinein in die Aufregung um die Unabhängigkeitsbestrebungen dieser Region. Doch abgesehen von kleinen Änderungen im Terminplan merkte die kleine Reisegruppe rund um die Lehrerinnen Judith Maaser und Susanne Homola davon nichts.

Im Gegenteil: „Wir haben eine tolle Zeit gehabt, haben viel erlebt und wurden wahnsinnig freundlich aufgenommen“, faste Judith Maaser zusammen, und Susanne Homola ergänzte: „Wir waren alle sehr beeindruckt von der Herzlichkeit, die uns entgegengebracht wurde. Wir kannten uns ja zuvor alle nicht, und es war wirklich spannend.“

Die Reise kurz vor den Herbstferien hatte die 13 Schüler und ihre Lehrerinnen nach Igualada, etwa 60 Kilometer von Barcelona entfernt, geführt. Die dortige Partnerschule hieße „Escola Pia“. „Die Schule passt sehr gut zu uns“, freute sich Homola über diesen Kontakt: „Igualada ist ein wenig größer als Alsfeld, hat einen Autobahnanschluss und liegt nahe an einer Großstadt – von der Infrastruktur her sind wir uns also sehr ähnlich, auch wenn die Schulen durchaus verschieden sind.“

Froh sich endlich live zu sehen

Am Sonntagabend seien sie bei ihren Gastfamilien angekommen – alle seien ganz schön neugierig aufeinander und froh gewesen, sich nun endlich live zu sehen. „Über die sozialen Medien hatten sich aber im Vorhinein schon schöne Kontakte ergeben, sodass die Schülerinnen und Schüler sich nicht mehr ganz so fremd waren“, berichtete Maaser. Am nächsten Tag seien die deutschen Gäste zunächst im Rathaus begrüßt worden und hatten auch die Universität der Stadt und selbstverständlich ihre Partnerschule kennengelernt.

Der Dienstag sei eigentlich als Barcelona-Tag geplant gewesen, doch dann sei der Generalstreik, der dem Referendum vom Sonntag, dem Ankunftstag, folgte gekommen. Kurzfristig sei umgeplant worden und es ging auf den Berg Montserrat. Dort hatte es nicht nur die fantastische Aussicht auf das Hinterland zu bewundern gegeben, sondern auch einen Blick auf eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Spaniens. Im Kloster Montserrat befinde sich die Statue der Schutzpatronin Kataloniens. Die Schwarze Madonna aus dem 12. Jahrhundert throne über dem Hochaltar in der Basilika des Klosters.

Eine begeisterte Gruppe deutscher und spanischer Schülerinnen und Schüler traf sich im Oktober in Igualada. Foto: Maaser / Homola

Der Mittwoch hatte schließlich doch im Zeichen der Hauptstadt der Provinz gestanden: Barcelona. „Ich denke, unsere spanischen Lehrerkolleginnen hatten das gut vorbereitet, sodass wir einen ganz normalen Tag in Barcelona verbringen konnten – ganz ohne von den politischen Ereignissen betroffen zu sein“, lobte Homola das Vorgehen der Spanier, die mit den deutschen Gästen, die naturgemäß Kastilisch, also das klassische Spanisch lernen, eben auch das Hochspanisch und nicht das in Katalonien sehr verbreitete und häufig gesprochen Katalanisch sprachen. Die Sagrada Família, die Einkaufsmeile La Rambla, die Boquaría – das komplette Programm für Touristen hatte an diesem Tag auf dem Plan der 15 bis 17-Jährigen gestanden.

Von den politischen Ereignissen nicht betroffen

Den Donnerstag hatte die Gruppe verdientermaßen und bei schönstem Sommerwetter am Strand von Sitges, mit einem Mittagessen unter sommerlich blauem Himmel, verbracht. Mit Sitges erlebten die Schüler einen sehr malerischen Ort, der alle Kriege überdauert hatte. „Als wir da waren, fand gerade das „Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya” statt, das „Internationale Festival Kataloniens des fantastischen Films“, berichtete Susanne Homola, die dort sogar die berühmte Schauspielerin Susan Sarandon gesehen hatte.

Am Freitag schließlich sei es im Unterricht an der Escola Pia noch einmal richtig zur Sache gegangen: Dort hatten die Gäste verschiedene sehr interessante Projekte zum Thema Migration kennengelernt, darunter ein Computer-Spiel und ein Theater. Der Samstag sei bereits der letzte Tag gewesen – und den hatten die gastgebenden Familien und die Gäste alle gemeinsam in einem Kletterpark und später bei einem gemeinsamen Essen verbracht. Noch eine Abschiedsfeier am Sonntagmorgen und dann sei es zurück in den kalten deutschen Oktober und direkt in die Herbstferien gegangen. Rein zufällig hatten die deutschen Gäste nicht nur Katalonien und die zweitgrößte Stadt Spaniens kennengelernt, sondern seien auch in politisch sehr bewegten Zeiten vor Ort gewesen, deren Auswirkungen auch heute noch durchaus offen seien. „Es war wirklich eine tolle Woche, in der wir Kultur, Spaß, Geschichte, Spanisch und Politik hatten – das volle Programm also“, freuten sich die beiden Lehrkräfte, und auch die Schüler seien nicht müde geworden, die Fahrt, die Spanier und die Gastfreundschaft ihrer Familien zu loben.

„Zum Abschied sind schon ein paar Tränen geflossen – so sehr haben unsere Jugendlichen ihren Aufenthalt genossen und so gut haben sich die jungen Leute verstanden. Es sind richtige Freundschaften entstanden“, berichteten die Lehrkräfte rückblickend, die sich nun gemeinsam mit ihren Spanischkursen auf das Frühjahr 2018 freuen würden. Denn dann kämen die neuen spanischen Freunde aus Igualada nach Alsfeld.

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