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Lebhafte Diskussionen und viele Vorschläge gab es bei der Sitzung vom Stadtmarketing LauterbachBeachtliches Tempo beim Umsetzen neuer Ziele

LAUTERBACH (lrn). Der aus dem Lauterbacher Verkehrsverein hervorgegangene neue Verein „Stadtmarketing Lauterbach e. V.“ legt ein beachtliches Tempo beim Setzen neuer Ziele und deren Umsetzung an den Tag.

Inzwischen wurden die Voraussetzungen zum Eintragen in das Vereinsregister beim Amtsgericht geschaffen und verschiedene Arbeitsgruppen befassen sich mit der engen Verknüpfung von Tourismus, Einzelhandel und Gastronomie im Vogelsbergstädtchen. Das Symbol Lauterbachs, der Strolch, soll bei der Vermarktung eine wichtigere Rolle spielen als bisher. Künftig sollen die Vereine und die Stadtteile bei Aktionen wieder mehr eingebunden und es soll auf umweltfreundlichen Einkaufstüten aus Papier oder Stoff mit einem Logo Werbung gemacht werden. Das Symbol Lauterbachs, der Strolch, soll in Form eines Strolchmuseums gewürdigt werden. Auch eine bessere Ausschilderung von Sehenswürdigkeiten, gastronomischen Betrieben und dem Einzelhandel soll sich positiv auf die geschäftliche Entwicklung auswirken.

Gerlinde Becker will mit einem Reiseführer Besucher und auch Einwohner die Schönheiten und markanten Punkte näher bringen und sucht bei der Umsetzung wie die anderen Arbeitsgruppen noch Mitstreiter. Foto: lrn

Neue Aufgaben für die Stadt Lauterbach

In nur wenigen Minuten ging eine außerordentliche Mitgliederversammlung, in der mehrheitlich eine Satzungsänderung hinsichtlich eines komplizierten Verzichts auf Umlagen beschlossen wurde, über die Bühne. Das war eine Voraussetzung für die Genehmigung des beantragten Eintrags ins Vereinsregister. Beim öffentlichen Teil der Versammlung war die Beteiligung in der Aula der Sparkasse Oberhessen zwar etwas geringer als bei der Gründungsversammlung, die Vorträge des Vorstandes und lebhafte Mitarbeit des Publikums brachten aber viele konkrete Ideen in die Runde. Ein Top10 Katalog wurde vorgelegt und vorgestellt, dessen Umsetzung sich Stadtmarketing und Stadt Lauterbach teilen wollen.

Der Vorstand hat dabei die inhaltliche Weiterentwicklung des Verkehrsvereins und die  Einrichtung einer Managementstelle übernommen, letztes ist bereits umgesetzt. Auf die Stadt Lauterbach kommen Aufgaben, wie die Erarbeitung und Umsetzung von Umnutzungskonzepten, die Optimierung der städtischen Leitsysteme sowie die Aufnahme in ein Programm der Städtebauförderung, zu. Arbeitsgruppe eins kümmert sich um den digitalen Marktplatz  – das städtische Schaufenster für Handel und Gewerbe – sowie die Erstellung eines übersichtlichen Einkaufsführers, in dem es Hinweise auf die Geschäfte des Einzelhandels, der Gastronomie und Parkplätze gibt. Arbeitsgruppe zwei will ein Profilierungs- und Markenbildungskonzept erarbeiten. Gruppe eins und die Stadt wollen die Bereitstellung von öffentlichem und kostenlosem W-Lan in der Innenstadt umsetzen. Hingegen möchte die Gruppe zwei zusammen mit der Stadt eine Imagekampagne ins Leben rufen.

Vorstandssprecher Martin Hank begrüßte eingangs das „große Interesse für Lauterbach“. Mittels einer Beratungsgesellschaft sei eine Befragung der Lauterbacher Bürger erfolgt, begleitet und ausgewertet worden : Das Ergebnis sei nun die Top10-Projekteliste. Die vier Arbeitsgruppen von Stadtmarketing Lauterbach stellten anschließend ihre Ideen vor. Jürgen Hanitsch hat den Bereich digitaler Marktplatz, Schaufenster übernommen, Erster Stadtrat Lothar Pietsch (CDU) kümmert sich um Profilierung und Image, Fachbereichsleiter Erwin Fauss um die Neuausrichtung von Handel und Tourismus unter einem Dach und Gerlinde Becker um besondere Orte in Lauterbach.

Die Vorträge des Vorstandes und lebhafte Mitarbeit des Publikums brachten viele konkrete Ideen, trotz geringer Beteiligung der öffentlichen Sitzung. Foto: lrn

Die Ergebnisse aus den vier Arbeitsgruppen

„Das Internet ist die wichtigste Informationsquelle der Deutschen, wer dort nicht zu finden ist, der existiert nicht“, begründete Jürgen Hanitsch sein Engagement auf diesem Sektor. Er will deshalb eine Webseite aufbauen mit einer Darstellung von Angeboten und Leistungen in der Stadt und den Dienstleistern. Eine Verbindung zur eigenen Webseite bringe zusätzlichen Synergieeffekt, Öffnungszeiten, ein Wegweiser und Wohnmöglichkeiten sollten ebenfalls enthalten sein. Hanitsch plädierte auch dafür, dass der bisher im Tourist-Center käuflich erwerbbare Gutschein auch im Internet ausgedruckt werden könne.

Da die Einkaufszentren Werbung um die gleichen Zielgruppen machten, seien die Städte gezwungen, „durch eindeutige Merkmale auf sich aufmerksam zu machen“, sagte Lothar Pietsch und forderte die Erarbeitung eines Stärke- und Schwächeprofils der Stadt. Pietsch will durch Bekanntmachung der Ressourcen interne und auswärtige Zielgruppen  erreichen. „Grundlage ist die Marke Lauterbach im Innen- und Außenmarketing“, sagte Pietsch, dieser Werbeslogan solle für alle verbindlich sein und von allen angewandt werden. Der CDU-Stadtrat plädierte in dem Zusammenhang für eine stärkere strategische Ausrichtung und Imagebildung. Lauterbach solle mit Vorzügen und Stärken nach außen dargestellt und ein sympathisches Stadtprofil geschaffen werden. Die Entwicklung eines Markenprofils hält der Politiker ohne professionelle Begleitung für nicht möglich, dies gehe nicht ohne Bereitstellung entsprechender Geldmittel.

 

In der Sitzungspause gab es unter den anwesenden Besuchern und dem Vorstand des neuen Lauterbacher Vereins „Stadtmarketing Lauterbach e. V. lebhafte Debatten. Foto: lrn

Die Verknüpfung und Bündelung von Aktivitäten hält Erwin Fauss, Fachbereitsleiter bei der Stadtverwaltung, für besonders wichtig. Als Beispiel nannte er die Stadtführungen mit  Vorstellung des gastronomischen Angebotes. Das Sockenfest will er wieder mehr zu einem Vereinsfest machen und mit einem Produktemarkt verbinden, auch die Pfingstmusiktage wurden in diesem Zusammenhang als Verknüpfungsmöglichkeit genannt. Bedauerlich nannte es Vorstandsmitglied Gerlinde Becker, dass es bisher keinen Reiseführer von Lauterbach gibt. Damit wolle sie sowohl Besucher als auch örtliche Bürger erreichen. Vorgestellt werden sollten die Stadt mit Stadtteilen, Geschäften, Gastronomie, Wanderwegen und so weiter. „Es gibt eine Menge zu tun, hängt euch rein“, rief Vorstandssprecher Martin Hank die Anwesenden zur Mitarbeit auf.

Lebhafte Debatte und viele Vorschläge aus dem Publikum

Nach Ansicht von Rainer Stöhr, der nach vielen Jahren wieder nach Lauterbach zurückgekehrt ist, gibt es bereits ein „wunderschönes Logo: den Strolch“. Er plädierte in Verbindung mit dem Strumpflied „In Lauterbach hab´ich mein Strumpf verlor´n“ für die Umbenennung des Sockenfestes in Strumpffest. Stöhr brach auch eine Lanze für das Strolchdenkmal in der Lauterbach, das viele Ortsansässige kritisieren, „es ist ein Blickfang und das meist fotografierte Denkmal der Stadt“.

Eng beieinander liegende Sehenswürdigkeiten wie die Stadtmühle, der Berliner Platz, der „Esel“, die Burg, Hinter der Kirche, die Lateinschule, Marktplatz, „Graben und See“ sind für Stöhr einzigartig in dieser Form und: „Lauterbach weiss das nicht zu schätzen und nimmt keinen Anteil“. Auch will er die Vereine mehr ins Boot holen, wie an seinem früheren Wohnort Seligenstadt. Der Tourismus-Fachmann Martin Meffert meinte, „Verkauf und Vertrieb sind bisher zu kurz gekommen“. Er will auch mehr Kommunikation mit Multiplikatoren wie Reise- und Busunternehmen und Reiseleitern. Mit der daraus folgenden Mund-zu-Mund-Propaganda soll ein Prozess ausgelöst werden, „um neues Publikum in die Stadt zu holen“.

Der Strolch – Lauterbachs Symbolbild soll wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Foto: lrn

Stöhr kritisierte das fehlende Leitsystem als Katastrophe. Die Folge: „Die Leute irren umher“ – Das sei eine Kernaufgabe der Stadt. Gernot Schobert schlug als Logo für Einkaufstaschen und ähnliches vor: „Mein Herz schlägt für Lauterbach“. MdL Kurt Wiegel von der CDU, der auch in Rimlos „Urlaub auf dem Bauernhof“ anbietet, meinte, die Ortsteile sollten nicht vergessen werden. Einige Höhepunkte gebe es auch in den Stadtteilen. Die Innenstadtentwicklung will er wieder mehr in den Fokus stellen, „da viel nach außen gelegt wurde“. „Der Marktplatz muss attraktiver gemacht werden“, unterstrich Wiegel eine alte Forderung.

Lothar Pietsch will vor allem die Aufenthaltsdauer in der Kernstadt erhöhen, aber: “Wir haben auch attraktive Gaststätten in Maar“. Schwerpunkt müsse der Einzelhandel in der Kernstadt sein. „Strolchexperte“ Jürgen Hanitsch präsentierte ein aus der Molkerei gerettetes Strolchbild, das Ende der 50er Jahre vom Fuldaer Rhönmaler als Kopie in Öl angefertigt worden sei. Es sei als Werbung auf der Käseschachtel des nicht mehr hergestellten Camemberts verwendet worden. Ein zweites Ausstellungsstück stehe im Keller des Touristcenters und sei 1983 ursprünglich auf dem Festwagen zum Hessentag mitgeführt worden, es sei ein richtiges Highlight. „Der Strolch würde die Anziehungskraft Lauterbachs erhöhen und ist lange überfällig“.

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