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"Koalition und Landrat haben die Geburtenstation aufgegeben"Grüne wollen Geburtshilfe nicht aufgeben

VOGELSBERGKREIS (ol). Das Verhalten der Koalitionsvertreter aus SPD und CDU sowie des Landrates in der Sitzung des Haupt-Ausschusses zeigt nach Auflassung der Grünen deutlich, dass man das Ziel des Erhaltes einer Geburtenstation längst aufgegeben hat.

Die Veranstaltung folgte somit auch einer vorbereiteten Dramaturgie, teilen die Kreisgrünen in einer Pressemeldung mit. Es seien ein paar Nachfragen zum Vortrag einer Beratungsfirma zugelassen worden, die schon in einem Gutachten in 2012 von einer Geburtenstation abgeraten habe. Noch während der Debatte verabschiedete der Ausschussvorsitzende Ruhl (CDU) den Vertreter der Beratungsfirma und daher seien entscheidende Fragen offen geblieben. So habe am Ende nicht geklärt werden können, ob die Behauptung des Beraters, dass acht Ärzte für eine Hauptabteilung notwendig seien, stimme, oder ob vielleicht auch fünf Ärzte ausreichen würden. Auch die Frage, welche Erlöse zu erwarten wären, wenn reale Fallzahlen (unter anderem Kaiserschnitte) im Krankenhaus betrachtet würden, sei nicht mehr zu klären gewesen. Dagegen sei klar geworden, dass die Schließung der Station sogar weitere Kosten verursachen wird, da das Personal und die Infrastruktur noch vorhanden sind, nun aber keine Erlöse mehr erzielt werden.

Die Grünen haben nun nachgerechnet. Bei fünf Ärzten würde nur ein Defizit von 300.000 Euro anfallen. Dazu kämen höhere Erlöse wegen gestiegener Geburtenzahlen und der Berücksichtigung von realen Fallzahlen. Es wäre ein Defizit kleiner als 150.000 Euro zu erwarten. Die Koalition aus CDU und SPD und der Landrat hatten noch Anfang des Jahres mindestens 500.000 Euro für den Erhalt der Geburtenstation zugesagt. Diese Zusage werde jetzt nicht mehr eingehalten.

Der Infrastruktur des Vogelsbergkreises füge man einen schweren Schaden zu, wenn die noch einzige Geburtsstation im Kreis schließt. Werdende Mütter müssten nun bis zu einer Stunde Fahrzeit in Kauf nehmen. Das sei unzumutbar und außerdem nicht ganz ungefährlich. Diese Tatsache müsse auch die Hessische Landesregierung berücksichtigen. Ihre Verwaltung habe in einem Schreiben die Aufrechterhaltung der Station als „ideologisch“ motiviert bezeichnet. Das sei aus Sicht der Grünen eine Beleidigung all derer, die versuchen, die ländlichen Strukturen, trotz aller Widrigkeiten, aufrecht zu erhalten.

Die Grünen fordern die Landesregierung auf, einen Antrag des Kreises auf einen Sicherstellungszuschuss für eine Geburtshilfe zu befürworten. Im Falle einer Ablehnung durch die Krankenkassen muss das Land, nach Auffassung der Grünen, den Kreis bei der Klage gegen die Ablehnung unterstützen. Der Kreis müsse allerdings auch seine Hausaufgaben machen und einen Antrag erst einmal stellen. Nach Auskunft der Landesverwaltung liege noch kein Antrag vor, beziehungsweise sei dieser vom Landrat zurückgezogen worden. Außerdem müsse das Land weitere Hindernisse beseitigen. So müsste auf eine Mindestzahl von 25 Betten verzichtet und eine Zulassung für circa zwölf Betten erteilt werden.

Die Koalition aus SPD und CDU habe frühzeitig aufgegeben, hier noch etwas zu erreichen. Auffällig sei hier vor allem, dass insbesondere der Landrat und die SPD starken Druck für eine Beendigung der Geburtenstation gemacht hätten und mit ihrer Mehrheit die Diskussion in der Ausschusssitzung für beendet erklärten. Auch der Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule habe sich bereits vor der Sitzung mit der Schließung der Geburtenstation arrangiert, indem er geäußert habe das eingesparte Geld für Bauplätze zu verwenden.

Die Grünen sehen dagegen noch weitere Möglichkeiten, dazu gehöre der Versuch einer einvernehmlichen Lösung mit den bisherigen Ärzten, denen bis heute keine planbare Zukunft vermittelt worden sei, einer Ausschreibung der Leistung, ein Zweckverband mit den Kommunen, ein Geburtshaus und natürlich eine eigene Abteilung. „Wir werden diese auch offensiv vertreten“, so Dr. Ornik, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Doch ohne Unterstützung von Landrat oder Koalition gehe es mit der Region weiter bergab.

2 Gedanken zu “Grüne wollen Geburtshilfe nicht aufgeben

  1. 2016 war Kreis Wahl. Jetzt noch schnell alles über die Bühne bringen. Damit 2021 jeder seine Hände in Unschuld baden kann. Soweit ich zurück denken kann wurden Kinder in Alsfeld geboren. Die ganze Welt gerät aus den Fugen durch die Globalisierung und Ausbeutung. Zurück zu den 70zigern.
    Jeder hatte Geld in Deutschland. Es gab Zölle der Ausgleich war da.Auch die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern hatten ihr Auskommen.
    Die Ursache dass die Welt brennt ist der Dummheit alles Mitzumachen was andere wollen.

  2. „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
    Berthold Brecht

    Wenigstens eine Partei setzt sich noch weiter für den Erhalt der Station ein. Es missfällt mir, wie schnell der Landrat sowie unser alsfelder Bürgermeister die Flinte ins Korn werfen. Normalerweise verlässt der Kapitän als letztes das sinkende Schiff.

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