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Der Traum vom Tanzen: Der 16-jährige Aaron Anderson über das Breakdance tanzen, dessen Vorteile und dessen NachteileBreakdance – eine qualvolle Liebe

ALSFELD. Wer am Wochenende auf der Zauberhaften Nacht in Alsfeld unterwegs war, wird sie wahrscheinlich gesehen haben: Junge Männer, die in schnellen, beeindruckenden Bewegungen über eine der beiden Bühnen tanzten. Die Jungs aus der Breakdance-Gruppe des Tanzstudios SoulDance. Was es mit diesem Tanzstil auf sich hat, wie oft und wie hart man dazu trainieren muss und wann man endlich ein Profi ist, das verrät der 16-jährige Tänzer Aaron Anderson in einem Beitrag über seine Leidenschaft.

Wenn ich über Breakdance nachdenke, dann fällt mir sofort auf, dass ich Muskelkater habe. Vom Breakdance – wie soll es auch anders sein. Das gehört eben dazu, wenn man Sport treibt und da ist es egal welchen. Aber beim Tanzen gehört noch mehr dazu, denn Muskelkater ist bei Weitem nicht das Einzige: „No pain, no gain“. Das bedeutet so viel, wie „Kein Schmerz, kein Fortschritt“ und genau das ist, es, worauf es ankommt. Nach diesem Motto leben wir im Breakdancekurs, denn ohne zu leiden, wird man nicht besser.

Sieht nicht nur schmerzhaft aus, sondern kann auch oft mal schmerzhaft sein: Breakdance muss man fühlen.

Sieht nicht nur schmerzhaft aus, sondern kann auch oft mal schmerzhaft sein: Breakdance muss man fühlen.

Im Schnelldurchlauf zum Breakdance-Profi?

Breakdance ist kein Sport, den man mal eben in ein paar Wochen oder Monaten lernen kann. Im Gegenteil: Breakdance braucht viele Jahre Training, und selbst wenn man dann schon 20 Jahre tanzt, wird man nie perfekt sein. Ich trainiere schon seit sechs Jahren und das mittlerweile dreimal die Woche und bin bei Weitem noch kein Profi – auch wenn ich schon viele Schritte und Moves kann.

Breakdance ist eine sich stetig weiter entwickelnde Tanzrichtung, bei der sozusagen jeder Tänzer seinen Senf dazugeben kann, wenn er denn gut ist. Wenn ich das so formuliere, klingt es, als wären Breakdancer eine eingeschworene Bruderschaft, die sich nachts in dunklen Räumen trifft, um dort Moves und Tanzschritte auszutauschen.

Zusammen mit seinen Freunden trainiert er mittlerweile dreimal die Woche in den Räumen des Tanzstudios SoulDance in Alsfeld.

Zusammen mit seinen Freunden trainiert er mittlerweile dreimal die Woche in den Räumen des Tanzstudios SoulDance in Alsfeld.

Worauf es wirklich ankommt

Nicht ganz. Räume ja, dunkel aber auf keinen Fall – eher das genaue Gegenteil. Meist trainiert man in Studios, aber das Wichtigste sind die Battles. Als Breakdancer fährt man nämlich auf genau diese. Das macht den Tanzstil erst so wirklich aus. Bei den Battles tanzen Tänzer gegeneinander, messen sich und provozieren sich gegenseitig. Am Ende gibt man sich allerdings doch immer gegenseitig die Hand. Aus Respekt.

Wer bei solchen Battles gewinnt, hängt in den meisten Fällen von vier Faktoren ab. Erstens: wie gut man auf die Musik hört, also wie genau man den Beat trifft und ob man mögliche Effekte hört und diese dann auch mit einem abrupten Stopp, einem Freeze oder einer unerwarteten Bewegung umsetzt. Zweitens: wie anspruchsvoll deine Schritte wirklich waren. Ein Tänzer, der einfach nur schwere Schritte auswendig gelernt hat und die quasi einfach nur abtanzt, ist aber in dem Fall sogar unterlegen wegen drittens: dem Stil.

Der Sinn von Breakdance ist die anspruchsvollen Schritte cool zu verpacken und dem Ganzen einen Flow oder einen Rhythmus zu geben. Der deine Schritte abgehackt und hart aussehen lässt oder sie sanft und flüssig ineinander übergehen. Viertens: Die Jury – oder wie wir sagen, die Judges. Die besteht meist aus drei erfahrenen Tänzern, die schon seit Jahren in der Szene aktiv sind und schon fast als Tanz-Veteranen bezeichnet werden können.

Übung macht den Meister: einfach tanzen ist bei Breakdance nicht drin - dafür bedarf es viel harter Arbeit, viel Zeit und einen guten Trainer.

Übung macht den Meister: einfach tanzen ist bei Breakdance nicht drin – dafür bedarf es viel harter Arbeit, viel Zeit und einen guten Trainer.

Manchmal gibt es auch fünf Judges – je nachdem wie groß das Battle ist. Bei den Red-Bull BC One Finals ist es jedenfalls so. Das ist das größte Event in der Breakdance-Szene und damit sozusagen die Weltmeisterschaft. Sie findet jedes Jahr statt und immer in wechselnden Ländern.

Trainiere für dich – nicht für andere

Das sind allerdings Ligen, von denen ein Kleinstadt-Breakdancer wie ich nur träumen kann. Aber das tun wir alle. Für die Anfänger und die Jüngeren unter uns Breakdancern ist das natürlich schwer zu erreichen, da man das Wissen und das Können über mehrere Jahre erlernen muss, um das zu erreichen und zu den ganz Großen zu gehören.

Zum Training gehört nicht nur das ganze Team, sondern auch Einzeltraining und harte Kritik - da müssen einzelne Schritte schon mal ganz langsam ausgeführt werden obwohl sie in Wirklichkeit sehr schnell sind.

Zum Training gehört nicht nur das ganze Team, sondern auch Einzeltraining und harte Kritik – da müssen einzelne Schritte schon mal ganz langsam ausgeführt werden, obwohl sie in Wirklichkeit sehr schnell sind.

Trotz allem kommt man Woche für Woche wieder ins Studio und kämpft sich durch den anstrengenden Unterricht. Leider hat man hier wenige Auftritte und dadurch erhält man weniger Würdigung. Aber um einen aufstrebenden Tänzer aus einem der fortgeschrittenen Kurse zu zitieren: „Trainiere nicht für die anderen, denn dann wirst du sie zwar beeindrucken, aber sie werden nie verstehen warum und weshalb du einmal im Monat im Krankenhaus landest. Du musst für dich selbst trainieren, denn hier geht es um dich und darum, dass du Breakdance lieben musst.“

Trainiere für dich, nicht für andere – das ist das Wichtigste am Tanzen, egal welche Richtung es ist. Aber man darf auch den Spaß nicht vergessen. Man darf nicht vergessen, dass wenn man tanzt, man alles um sich herum vergisst und nur für sich alleine ist.

von Aaron Anderson

Weitere Eindrücke aus dem Breakdance-Training von Aaron und seinen Freunden vor den Auftritten auf der Zauberhaften Nacht

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