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Der Geist der alten Rocklegenden – Coverband Purple Rain live in der Clubbar Plan BRockmusiker mit ganz viel Herz

ALSFELD (ls). Nein, es waren nicht Deep Purple oder Pink Floyd, deren Gitarrenklänge am Freitagabend aus der Alsfelder Clubbar Plan B drangen – aber fast. Purple Rain, die Rockband um Frontmann Philip Bölter, der bereits aus der Fernsehshow „The Voice of Germany“ bekannt ist, begeisterten ihr Publikum mit virtuosen Gitarrenklängen und dem Geist der alten Rocklegenden.

Schwarzer Lockenkopf, dynamisches, aber doch fast müheloses Gitarrenspiel, natürliches, charmantes Auftreten und leidenschaftliche Musik – das ist Philip Bölter, der Gitarrist der Band Purple Rain, mit der er seit über 16 Jahren regelmäßig auf der Bühne steht und an diesem Wochenende das Alsfelder Publikum in seinen Bann ziehen konnte.

Philip Bölter, der Wuschelkopf mit den schwarzen Locken, wurde durch einen Exkurs zu The Voice of Germany, wo er für das Team The Boss Hoss an den Start ging, bekannt. Viele werden sich noch an die Show erinnern. Bölter hat bisher acht Alben veröffentlicht – darunter ein Live-Album sowie eine Vinyl und über 1.000 Konzerte gespielt.

Philip Bölter, Frontmann Purple Rain

Philip Bölter, der Frontmann und Gitarrist der Band Purple Rain, ist unter anderem durch die Castingshow „The Voice of Germany“ bekannt. Foto: ls

16 Jahre in einer Band

Die Band Purple Rain wurde von ihm und seinem Bruder Florian bereits im Jahr 2000 gegründet. Während sich die Besetzung des Schlagzeugs mehrmals änderte, blieben die Bandgründer konstant – und dass, ohne Streitereien. Unvorstellbar, aber nach einer so langen Zeit in einer gemeinsamen Band mit vielen Auftritten in Kneipen, auf Festivals oder Wettbewerben, ist man ein eingearbeitetes Team.

Bassist Florian Bölter

Der Bassist Florian Bölter, Philips Bruder, sorgte für die tiefen Töne an diesem Abend. Foto: ls

Mit Songs von Deep Purple, Ten Years After, Black Sabbath, UFO, Jimi Hendrix und Neil Young, wagt die Band sich an den Geist alter Rocklegenden ran, belebt sie mit jungen, frischen Interpretationen neu zu Leben und beweist einmal mehr, dass wahre Musik aus dem Herzen kommt und mit echter Leidenschaft zu Instrumenten entsteht.

Es macht einfach Spaß der Band zuzuschauen, da fast physisch zu greifen ist, dass hier noch ganz viel Herzblut mit im Spiel ist und die Musik sprichwörtlich gelebt wird. – Rocktimes

Während in der Clubbar bereits die letzten Vorbereitungen für das abendliche Konzert liefen und sich der Raum mit Menschen füllte, haben wir mit der Band noch ein entspanntes und zugleich sehr witziges Interview geführt und dabei viel über die Menschen hinter der außergewöhnlichen Musik erfahren oder wussten Sie schon, dass man von Milch abhängig sein kann?

Absolut beneidenswert und unbeschreiblich an diesem Abend: Der Schlagzeuger Marc. Foto: ls

Absolut beneidenswert und unbeschreiblich an diesem Abend: Der Schlagzeuger Marc. Foto: ls

Interview mit Purple Rain

Oberhessen-Live: Hamburg, Gießen, Darmstadt, Fulda und jetzt Alsfeld. Ihr – oder besser du, Philip – kommt ja ganz schön rum. Wie kam es dazu, dass ihr hier in Alsfeld spielt und vor allem was bringt ihr uns mit?

Philip: Es liegt halt nah, weil es nicht fern von der Heimat ist und dann konnte man das mal schön verbinden. Wir kommen ja aus der Fuldaer Ecke und das liegt nahe zusammen. Und die Locations sammeln sich dann über die Jahre an und man schaut im Internet und legt sich fest.

Oberhessen-Live: Philip du spielt auch öfter mit dem gebürtigen Alsfelder Daniel Schild zusammen. Hatte das Einfluss auf die Entscheidung hier zu spielen?

Philip: Ja, in den letzten Jahren haben wir sehr viel in dieser Besetzung zusammen gespielt – öfter als mit Purple Rain. Das hat sich in letzter Zeit allerdings auch etwas gelegt. Wir kommen aus verschiedenen Gegenden und da ist das schwieriger. Ich wohne jetzt in Ulm, der Daniel kommt aus Marburg und der Bassist der Besetzung aus Stuttgart. Da ist es etwas schwieriger geworden zu planen. Wir gucken dann immer, dass wir es etappenweise dann wechseln. Mal 2 Monate mehr mit Purple Rain und dann wieder in der anderen Besetzung.

Oberhessen-Live: Also war es eher keine Anregung von Daniel mal hier zu spielen?

Philip: Wir haben vor ein paar Jahren schon mal im Filou gespielt, da hatte er uns mal rein gebracht. Das hat ja jetzt leider zu gemacht und das Plan B ist ja der Nachfolger. Ich dachte erst, es wäre auch in den alten Räumlichkeiten, das war es nicht, sondern in neuen Räumlichkeiten. Aber sie haben die Rolle übernommen.

Marc: Aber wir haben auch schon mal in der Hessenhalle gespielt.

Philip: Stimmt, da waren wir wirklich ein Geheimtipp.

Marc: Ja, da waren wir in der Halle und die Techniker – ohne uns also ganze drei Leute.

Oberhessen-Live: Wie ist es mit dem eigenen Bruder schon 16 Jahre zusammen in einer Band zu spielen? Gibt es da manchmal Streitereien?

Philip: Die Frage richtet sich wohl eher an Marc (lacht).

Florian: Ich glaube die Zeiten sind rum. Früher hat man sich auch mal gestritten, als wir jung waren. Klar, das passiert mal zwischen Brüdern, aber heute nicht mehr. Oder streiten wir uns manchmal?

Philip: Nein das hat sich tatsächlich gelegt. Das war anfangs dann schon mal so, besonders als ich da an der Popakademie war. Jeder hat so seine Ticks und meint, die dann durchsetzen zu müssen. In manchen Bands braucht man einen Band-Diktator, der praktisch den Ton angibt. Diese Phase hatten wir auch, aber mittlerweile ist jeder daran gewöhnt, dass es ein gemeinsames Ding ist. Jeder ist zum gleichen Teil beteiligt. Aber was meinst du dazu Marc?

Marc: Nein, ich habe da nicht wirklich was mitbekommen. Keine richtigen Streitereien.

Philip: Also es sind nie irgendwelche scharfe, stumpfe oder spitze Gegenstande geflogen.

Oberhessen-Live: Da sind wir alle beruhigt. Kommt ihr denn alle aus einer musikalischen Familie?

Florian: Nein, eigentlich nicht. Wir durften uns musikalisch völlig frei entfalten. Aber einen guten Input gab es einfach. Die Eltern hatten einen guten Musikgeschmack und ihn an die Kinder weiter gegeben.

Oberhessen-Live: Heute Abend werdet ihr ja überwiegend eure eigenen Songs vorstellen. Von was handeln die denn?

Marc: Also zu ruhig und romantisch darf es nicht sein.

Florian: Es geht nicht nur um Liebe.

Philip: Naja, es ist einfach inspiriert durch das Leben. Wir haben die letzte Zeit viele Wandel durchgemacht. Wir singen nicht von Sex, Drugs und Rock’n Roll – das haben schon genügend andere gemacht und das ist vorbei.

Oberhessen-Live: Was ist euer Lieblingssong? Also welcher von euren Songs bedeutet euch am meisten?

Marc: Das kann man oft erst nach einem Konzert sagen. Da denkt man dann „Die Nummer war geil“.

Philip: Ja es ist oft so, dass man manche Songs erst danach bewertet, weil die einem so viel Freiraum geben, dass man sie immer anders spielen kann. Das ist dann oft davon abhängig, was einem dazu gerade durch den Kopf geht. Ich finde besonders den Opener gut: „Feel the earth and breeth“. Das ist auch grade so meine Message. Ich möchte einfach Bewusstsein schaffen für die Erde, für den Menschen und allgemein bewusst sein.

Florian: Ich finde „Let your love shine“ gut, das spiele ich gerne.

Marc: Ich kann keinen Favoriten fest machen. Es kommt einfach auf die Stimmung drauf an.

Florian: Ja es kommt wirklich auf die Stimmung an. Wenn du gut drauf bist und Lust hast zu spielen, dann sind die schnellen und lauten Nummern immer besser. Wenn du eher ein bisschen müde bist, dann spielt man eher die ruhigeren Sachen.

Philip: Das sind auch die neuen Herausforderungen – ganz leise zu spielen. Das ist interessant und wir versuchen uns das gerade beizubringen.

Oberhessen-Live: Was inspiriert euch zum Songs schreiben und was ist der beste Ort?

Philip: Definitiv nicht das Auto. Da schreibe ich zwar am meisten auf, aber dabei entsteht auch der meiste Ausschuss. Da räumt man einfach nur den Kopf auf. Beim Spazieren durch den Wald kommen bei mir die meisten Ideen.

Florian: Mich inspiriert oft Radio hören. Da hört man manchmal richtigen Bullshit und das feiern die Leute dann ab. Und dann denke ich mir oft, dass es darauf eine Antwort geben muss. Ich will es dann besser machen.

Philip: Manchmal kommen einem die Sachen auch einfach zugeflogen. In den verschiedensten Situationen.

Oberhessen-Live: Welcher Musiker hat euch denn am meisten beeinflusst?

Philip: Elvis, denn der hat alle beeinflusst, die wir mögen. Nein quatsch. Für mich definitiv Neil Young.

Florian: Geezer Butler von Black Sabbath, der ist mein Lieblingsbassist.

Marc: Ach da lege ich mich auch nicht fest. Alles was mir gefallen hat.

Oberhessen-Live: Was könnt ihr, was man nicht direkt von euch erwarten würde?

Philip: Ich fahre gut Auto. Der Marc fährt auch gut Auto und der Flo ist ein super Beifahrer.

Florian: Ich rappe – aber nicht gut.

Oberhessen-Live: Was bereitet euch schlaflose Nächte? Oder wer?

Philip: Definitiv heute. Wenn wir erst um halb 11 anfangen. Nein Vollmond und Mücken. Das ist wirklich fürchterlich. Und die Kombination ist noch schlimmer.

Florian: Laute Nachbarn. Ich hab das neulich gehabt. Da saß eine besoffen im Nachbarhaus, also in diesem Hof und das schallt extrem. Das war echt sehr laut und ich hab mich gewundert warum niemand von den Nachbarn da mal was tut, also habe ich die Polizei gerufen.

Oberhessen-Live: Nach was seid ihr süchtig?

Marc: Bei mir ist es Kaffee oder Espresso, definitiv.

Florian: Kaffee und Zigaretten. Philip, du warst mal von Milch abhängig, weißt du das noch? Als Kind.

Philip: Ja stimmt, als Kind. Da gab es jeden Tag 3 Becher Kakao.

Florian: Das waren pro Tag bestimmt 1,5 Liter. So mit 15 bis 16. hat er sich aber auf jeden Fall gebessert.

Philip: Ja, das hat sich gelegt. Smoothies trinke ich momentan gerne.

Oberhessen-Live: Was ist euch lieber: Die großen Bühnen mit vielen Zuschauern oder die kleinen Bühnen, aber dafür die Nähe zu den Zuschauern?

Philip: Ich glaube die großen Bühnen sind cooler. Da kannst du halt mehr machen. Bei kleinen Locations hat man oft das Problem, dass die Veranstalter sagen, dass es zu laut ist. Das Problem hast du auf den großen Bühnen nie.

Florian: Ich finde beides cool. Große Bühnen, da hast du viel mehr Technik, das ist cool und es ist laut. Dich sehen auch viele Leute. Aber wenn du in einem kleinen Club spielst, der voll ist, dann hast du eine ganz andere Stimmung.

Marc: Ich finde für uns die kleineren Bühnen besser. Da hört man das Zusammenspiel besser als auf größeren Bühnen. Und die Improvisationsparts sind dadurch besser.

Oberhessen-Live: Wie wird es in der Zukunft weiter gehen?

Philip: Erst mal Grünberg und Wetzlar. Und dann haben wir geplant eigentlich mal wieder ein neues Album zu machen, aber wir haben momentan nicht viel Zeit zu proben, weil viele andere Dinge anfallen.

Florian: Ein paar Songs haben wir schon vorbereitet und auch die Ideen sind da. Eigentlich wollten wir dieses Jahr noch ein bisschen im Studio arbeiten.

Philip: Ja, eigentlich hätten wir gewollt. Dann machen wir das noch. Es geht auf jeden Fall weiter – in gewohnt schleppenden Schritten.

Oberhessen-Live: Dan darf man sich ja noch auf etwas freuen. Letzte Frage und eine Entscheidungsfrage: Sekt oder Selters, Currywurst oder Mettbrötchen und Bier oder Wein?

Philip: Sekt, Currywurst, Wein.

Florian: Selters, Currywurst, Bier.

Marc: Selters, Mettbrötchen, bei Musik machen Bier, beim Essen Wein.

Eine tolle und vor allem witzige Band, mit vielen Geheimnissen und ganz, ganz großen Gefühlen. Direkt nach dem Interview ging es auf die Bühne. Der erste Ton aus der Gitarre hüllte den Raum in Staunen. Nicht nur die neu interpretierten Coversongs, sondern auch die eigenen Songs der Band bestachen durch Temperament, Freiheit und Herz – Musik, die wahrhaftig gelebt wird. Wer die Band einmal live erlebt hat, kommt garantiert immer wieder.

Weitere Impressionen des Abend mit Purple Rain

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