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Wohnstätte der Vogelsberger Behindertenhilfe in Altenburg feierte 20-jähriges Bestehen„Zuhause ist da, wo man dich versteht“

ALSFELD-ALTENBURG (ol). „Morning has broken“ – Die Moment-mal-Band eröffnete musikalisch einen außergewöhnlichen Tag in der Wohnstätte für Menschen mit Behinderung in Altenburg. Dort wurde am Sonntag das 20-jährige Jubiläum gefeiert, das mit einem sehr musikalischen Gottesdienst im Festzelt begann. „Zuhause ist da, wo man dich versteht“ – mit diesem Zitat brachte Pfarrer Henner Eurich auf den Punkt, worum es ganz besonders vielleicht in einer Wohnstätte für Menschen mit Behinderung geht: Zuhause sein, willkommen sein, verstanden werden, wie man ist.

Dieses Motto griff auch Walter Fricke auf, als er zunächst alle Gäste, Bewohner und Vertreter verschiedenster Gremien im Festzelt begrüßte. Auch zahlreiche Weggefährten der letzten zwanzig Jahre hieß Fricke in Altenburg willkommen. Walter Fricke ist im Vorstand der bhvb verantwortlich für den Bereich Wohnen. „Wir gehören zusammen, wir leben zusammen“, so das Fazit des Redners, der in seiner kurzen Ansprache auf die Entstehungsgeschichte des Wohnheims einging.

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Hilmar Horn vom Heimbeirat begrüßte die Gäste zum Fest.

Der Gründung dieser Wohnstätte waren einige Einrichtungen der Lebenshilfe und des 1976 gegründeten Vereins Behindertenhilfe Vogelsbergkreis e.V. vorausgegangen: Werkstätten in Lauterbach, Herbstein und Alsfeld-Altenburg, eine Wohnstätte in Herbstein. Vom Bau der Werkstatt in Alsfeld-Altenburg war es nur noch ein kurzer Schritt zur Planung einer Wohnstätte: „Die Menschen wollten in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen“, resümierte Fricke, und bald nahm man dazu Gespräche mit der Stadt Alsfeld auf. Von zwei Möglichkeiten entschied man sich für Altenburg – ein Beschluss, so erinnerte sich Fricke, der sowohl vom Ortsbeirat als auch von der Bevölkerung sehr wohlwollend begleitet wurde.

Die Maßnahme ging seinerzeit unter Federführung der Behindertenhilfe, der Stadt Alsfeld, des Hessischen Sozialministeriums und des Landeswohlfahrtsverbandes vonstatten. „Sie alle haben heute Grund zu feiern. Es war ein guter Beschluss“, freute sich der Redner. Er berichtete von den verschiedenen Bauphasen, bis schließlich im September 1995 alle Häuser fertig waren. „Die Wohnstätte wurde immer voller und lebendiger“, so Fricke im Rückblick, bald wurden neue Erweiterungen nötig. Heute steht in Altenburg Wohnraum für 60 Menschen zur Verfügung. Mit Blick auf bhvb selbst, führte das Vorstandsmitglied aus, dass mit der Zeit im gesamten Kreisgebiet ambulante Wohnformen entstanden seien und die bhvb inzwischen Arbeitgeber für mehr als 260 Menschen sei.

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Die Moment-mal-Band sorgte für einen musikalischen Gottesdienst im Festzelt.

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Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt.

Fricke hob auch die außerordentliche Leistung der in der Betreuung, Pflege und Versorgung der Bewohner beschäftigen Mitarbeiter hervor. Sie leisteten einen großen Beitrag zur guten Atmosphäre in der Wohnstätte und böten den Menschen hier viele zusätzliche Angebote, wie beispielsweise eine Theatergruppe, Sportgruppen oder Töpferkurse an. Und da in der Wohnstätte auch untereinander eine tiefe Verbundenheit herrscht, war es nur richtig, dass der Redner auch an die inzwischen verstorbenen Bewohner erinnerte.

Die Zukunft stelle neue Herausforderungen an die Wohnstätte, führte Fricke abschließend aus. Die Bewohner seien mit dem Haus älter geworden, würden nun pflegebedürftig – ein Umstand, dem man auch in Altenburg Rechnung tragen müsse. Außerdem sollten die Doppelzimmer im Haus zu Einzelzimmern umgerüstet werden, um den Menschen mehr Komfort und mehr Privatsphäre zu bieten. Auch dies eine große Aufgabe, besonders mit Blick auf die Platzverhältnisse. Fricke zeigte sich zuversichtlich, dass alles gelingen werde. „Morgen beginnt der erste Tag im 21. Jahr. Er wird genauso spannend und abwechslungsreich sein wie der erste Tag vor 20 Jahren!“

Auch Björn Angres, seit Mitte August Wohnstättenleiter in Altenburg, ließ es sich nicht nehmen, die Gäste in seiner neuen Wirkungsstätte zu begrüßen. Schon jetzt zeigte er sich beeindruckt von den Menschen, denen er dort begegne, so Angres, ebenso wie vom außerordentlichen Engagement des Betreuungs- und Pflegepersonals.

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Einen schönen Spätsommertag verlebten Gäste und Bewohner der Altenburger Wohnstätte.

Danach ergriff Ortsvorsteher Heinz Heilbronn das Wort. Er beglückwünschte sowohl die Bewohner der Wohnstätte als auch alle anderen Altenburger zu diesem Jubiläum. „Altenburg hat die Menschen mit Behinderung gerne aufgenommen und integriert, ihnen nicht nur Wohnraum, sondern Heimat gegeben“; so der Ortsvorsteher, der ergänzte: „Sie sind eine echte Bereicherung für unseren Ort.“

Zu guter Letzt sprach Hilmar Horn vom Heimbeirat. Er freute sich augenscheinlich sehr über so viel Betrieb auf dem Gelände und wünschte allen Gästen einen schönen Tag.
Und genau den hatten die Besucher und Bewohner auch. Schließlich war vom Festkomitee an alles gedacht worden: es gab deftiges Mittagessen und einen gutbesuchten Cocktailstand, aus dem eigens eingerichteten Café roch es verführerisch nach frischen Waffeln, und zu tun und zu sehen gab es auch so allerhand: eine sehr ungewöhnliche Geisterbahn, zum Beispiel, eine Action-Painting-Station, Fotos aus zwanzig Jahren Wohnstätte, eine Hüpfburg, Bewegungsspiele, eine Märchenerzählerin und Musik: die Band der Brüder-Grimm-Schule „Komet“ spielte auf, im Zelt sorgte das Duo „Die Zwo“ für Stimmung.

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Ein Publikumsmagnet auf dem Festgelände: die Band „Komet“.

Und da auch die Sonne ganz lang zu Gast blieb in Altenburg, verlebten die zahlreichen Gäste mit den Bewohnern ganz sicher einen unvergesslichen Festtag.

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